Einen Winter lang mitten im Nirgendwo
Einen Winter lang mitten im Nirgendwo
Nun wo der Sommer und damit die Hochsaison vorbei und meine zweite Halbzeit angebochen ist, werde ich mal Annes Wunsch nachkommen und einen weiteren Arbeitsbericht liefern.
Seit Anfang Mai arbeite ich im Hótel Geirland, das auf der Farm Geirland gelegen ist, nahe dem einfach auszusprechenden Kirkjubæjarklaustur (in einigen Kreisen der Einfachheit halber auch Dingsbumskirchen genannt). Nach meinem Abstecher Ende September/Anfang Oktober nach Deutschland bin ich nun wieder vor Ort ... und ja, ich bleibe den ganzen Winter! Aber dass Geirland mitten im Nirgendwo liegt ist nur die Meinung einer Vielzahl unserer Gäste Ich finde, wir sind hier sehr zentral gelegen: Nahezu direkt an der Ringstraße, 10 km bis zum Abzweig nach Laki (insgesamt 59 km), 25 km bis zum Abzweig nach Landmannalaugar (insgesamt 100 km), 70 km bis Vík, 75 km bis Skaftafell, 125 km bis Jökulsárlón und rundherum unglaublich viele Kilometer wunderschöne Südküste sowie Hochland und damit Ruhe im Nacken. Was will man mehr?
In unzähligen Gesprächen mit Gästen in den vergangenen Monaten tauchten ganz oft immer wieder die selben Fragen auf:
Was verschlägt Sie nach Island?
Ach, Sie mögen keine Pferde? Was machen Sie dann auf Island?
Warum ausgerechnet Geirland, hier ist doch rundherum gar nichts?
Was, Sie wollen den ganzen Winter hier bleiben? Was macht man hier im Winter, hier ist doch nichts?
Die Antworten waren ebenfalls immer die selben:
Ich hatte zuletzt einen ganz stressigen Kopf-Job in Deutschland, war ausgebrannt, brauchte eine Auszeit. Und da ich durch meine bisherigen Islandreisen und einen längeren Aufenthalt in 2006 wusste, wie gut es mir hier geht, dass ich hier zu Ruhe und wieder zu mir selbst finden kann, kam kein anderes Land in Frage. Dass es der Job im Hotel wurde, lag an der Krise und der Tatsache, dass in dieser Branche nach wie vor Leute gesucht wurden.
Nein, die Pferde ziehen mich tatsächlich nicht nach Island. Wir haben hier auch ein paar Pferde, aber es genügt mir völlig, sie ab und an aus der Ferne zu beobachten. Vielleicht werde ich es diesen Winter schaffen, mich mal drauf zu setzen, aber das ist dann auch alles. Was mich hierherzieht, ist diese unglaubliche Landschaft, hier wo alles noch im Werden ist bzw. wo man das Werden der Erde sieht und spürt, wo nur selten ein Baum den Blick in die Ferne versperrt, wo diese unglaubliche Weite herrscht, wo man spürt, wie klein der Mensch ist, wo man plötzlich erfährt, was wirklich wichtig ist im Leben. Hier, wo man sich wunderbar erden kann.
Wenn ein Hoteljob, dann an der Südküste oder in der Myvatn-Region. Etwas anderes kam für mich nicht in Frage, denn schließlich will ich auch etwas unternehmen, wenn ich hier bin. Geirland entdeckte ich auf meiner Inselumrundung im November 2008 und es schien von der Lage und der Größe her perfekt. Dass ich auch noch unglaublich liebenswerte Chefs bekommen habe, kam als großes Plus im Nachhinein dazu.
Was den Winter angeht, bin ich genauso gespannt, wie alle anderen auch Seit heute ist die Zeit, in der wir jeden Tag Gäste hatten, vorbei und es beginnt der ruhige Teil. Tja und ab und an werde ich euch daran teilhaben lassen und auch den einen oder anderen Rückblick in den Sommer geben.
Monique
Seit Anfang Mai arbeite ich im Hótel Geirland, das auf der Farm Geirland gelegen ist, nahe dem einfach auszusprechenden Kirkjubæjarklaustur (in einigen Kreisen der Einfachheit halber auch Dingsbumskirchen genannt). Nach meinem Abstecher Ende September/Anfang Oktober nach Deutschland bin ich nun wieder vor Ort ... und ja, ich bleibe den ganzen Winter! Aber dass Geirland mitten im Nirgendwo liegt ist nur die Meinung einer Vielzahl unserer Gäste Ich finde, wir sind hier sehr zentral gelegen: Nahezu direkt an der Ringstraße, 10 km bis zum Abzweig nach Laki (insgesamt 59 km), 25 km bis zum Abzweig nach Landmannalaugar (insgesamt 100 km), 70 km bis Vík, 75 km bis Skaftafell, 125 km bis Jökulsárlón und rundherum unglaublich viele Kilometer wunderschöne Südküste sowie Hochland und damit Ruhe im Nacken. Was will man mehr?
In unzähligen Gesprächen mit Gästen in den vergangenen Monaten tauchten ganz oft immer wieder die selben Fragen auf:
Was verschlägt Sie nach Island?
Ach, Sie mögen keine Pferde? Was machen Sie dann auf Island?
Warum ausgerechnet Geirland, hier ist doch rundherum gar nichts?
Was, Sie wollen den ganzen Winter hier bleiben? Was macht man hier im Winter, hier ist doch nichts?
Die Antworten waren ebenfalls immer die selben:
Ich hatte zuletzt einen ganz stressigen Kopf-Job in Deutschland, war ausgebrannt, brauchte eine Auszeit. Und da ich durch meine bisherigen Islandreisen und einen längeren Aufenthalt in 2006 wusste, wie gut es mir hier geht, dass ich hier zu Ruhe und wieder zu mir selbst finden kann, kam kein anderes Land in Frage. Dass es der Job im Hotel wurde, lag an der Krise und der Tatsache, dass in dieser Branche nach wie vor Leute gesucht wurden.
Nein, die Pferde ziehen mich tatsächlich nicht nach Island. Wir haben hier auch ein paar Pferde, aber es genügt mir völlig, sie ab und an aus der Ferne zu beobachten. Vielleicht werde ich es diesen Winter schaffen, mich mal drauf zu setzen, aber das ist dann auch alles. Was mich hierherzieht, ist diese unglaubliche Landschaft, hier wo alles noch im Werden ist bzw. wo man das Werden der Erde sieht und spürt, wo nur selten ein Baum den Blick in die Ferne versperrt, wo diese unglaubliche Weite herrscht, wo man spürt, wie klein der Mensch ist, wo man plötzlich erfährt, was wirklich wichtig ist im Leben. Hier, wo man sich wunderbar erden kann.
Wenn ein Hoteljob, dann an der Südküste oder in der Myvatn-Region. Etwas anderes kam für mich nicht in Frage, denn schließlich will ich auch etwas unternehmen, wenn ich hier bin. Geirland entdeckte ich auf meiner Inselumrundung im November 2008 und es schien von der Lage und der Größe her perfekt. Dass ich auch noch unglaublich liebenswerte Chefs bekommen habe, kam als großes Plus im Nachhinein dazu.
Was den Winter angeht, bin ich genauso gespannt, wie alle anderen auch Seit heute ist die Zeit, in der wir jeden Tag Gäste hatten, vorbei und es beginnt der ruhige Teil. Tja und ab und an werde ich euch daran teilhaben lassen und auch den einen oder anderen Rückblick in den Sommer geben.
Monique
- didi
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Re: Einen Winter lang mitten im Nirgendwo
na Du hast noch vergessen, zu erwähnen daß Dingsbumskirchen auch einen High-Tech-Airport hat. Und einen Linienbus, der gleichzeitig Paketdienst ist. Was will man mehr?
Monique on the rocks
lg
didi
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Re: Einen Winter lang mitten im Nirgendwo
und schon wieder wird das Bad mit der Drachen-Rutsche in Dingsbumskirchen unterschlagen ... ts ts ts. Das wäre meiner Tochter (6) nicht passiert ..
Gruß aus dem auch nicht mehr so warmen Thüringen
Martin
Gruß aus dem auch nicht mehr so warmen Thüringen
Martin
Re: Einen Winter lang mitten im Nirgendwo
Jaja, kommt ein Didi geflogen ...didi hat geschrieben:na Du hast noch vergessen, zu erwähnen daß Dingsbumskirchen auch einen High-Tech-Airport hat.
Leider klappts mit der Einhaltung des Flugplans nicht immer so ganz Aber seit ich im Flieger meine Speicherkarten vergessen und drei Tage später mit einem anderen kleinen Flieger geliefert bekommen hatte, hat das Wort Luftpost eine intensivere, persönlichere Bedeutung für mich
@Martin: Wie konnte ich die Rutsche vergessen? Vielleicht, weil ich mich wegen der Gefahr, drinnen stecken zu bleiben, nicht rauf traue Aber wir haben zwei richtig schön große Hot Pots ... ach, da werde ich mich wohl im Winter des Öfteren aufhalten.
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Re: Einen Winter lang mitten im Nirgendwo
Stimmt die sind nett - habe ich mich auch schon dran erfreut. Im Moment könnte ich so etwas auch gerade gut gebrauchen. Mal schauen, vielleicht findet sich in Italien ja einer 8)
Re: Einen Winter lang mitten im Nirgendwo
Hallo Monique,
Du ahnst nicht, wie gut ich nachvollziehen kann, was Du geschrieben hast. Ich bewundere Deine Entschlußkraft und bin gleichzeitig ganz schön neidisch. Die anschließenden Kommentare haben das auch nicht besser gemacht *grummel*
Ich wünsche Dir einen tollen Winter und uns Zurückgebliebenen ... ach, auch hier eine gute Zeit.
Libe Grüße,
Juschka
Du ahnst nicht, wie gut ich nachvollziehen kann, was Du geschrieben hast. Ich bewundere Deine Entschlußkraft und bin gleichzeitig ganz schön neidisch. Die anschließenden Kommentare haben das auch nicht besser gemacht *grummel*
Ich wünsche Dir einen tollen Winter und uns Zurückgebliebenen ... ach, auch hier eine gute Zeit.
Libe Grüße,
Juschka
Arbeitszeiten und anderer Irrglaube
Zehn Mitarbeiter sollten wir im Sommer sein, von einem Zweischichtsystem war die Rede (7-15 Uhr und 15-23 Uhr), zehn Tage arbeiten, zwei Tage frei. Das hörte sich für mich überschaubar und in Ordnung an. Bei so klaren Schichtverhältnissen würde ich genügend Zeit haben, die Sprache zu lernen, meinen Reiseleiter(fern)lehrgang zu machen, Unmengen an Büchern zu lesen, die isländische Landschaft zu genießen und sicher würde es sich auch einrichten lassen, mal ein paar Tage länger zu arbeiten und dafür mehr als zwei Tage frei zu bekommen.
Warum kommt eigentlich immer alles anders als man denkt?
Während des Sommers waren wir tatsächlich zehn Leute, aber wer hätte denn ahnen können, dass diese Phase erst Ende Juni beginnt und am 10. August schon wieder vorbei ist? Im Mai jedenfalls war ich alleine hier und somit Mädchen für alles. Mein Tag begann morgens um 7 Uhr mit dem Frühstücksdienst und je nachdem wie lange die Gäste sich Zeit ließen, konnte ich nach der Reinigung des Restaurants zwischen 10 Uhr und 11:30 Uhr mit der Reinigung der Zimmer beginnen. Auch hier richtete sich die Zeitdauer nach dem Gästeaufkommen und war bis Anfang Juni zusätzlich durch den Umstand geprägt, dass wir die ganze Wäsche noch selber zu waschen hatten. Es gab Tage, da war ich um 12 Uhr fertig, oftmals irgendwas zwischen 14 und 15 Uhr. Um 19 Uhr ging es dann mit dem Restaurantbetrieb weiter, der Kellnern und Spülen umfasste sowie nebenbei die Rezeption bedienen. Feierabend 23 Uhr. Die freie Zeit zwischendrin brauchte ich an manchen Tagen, um Schlaf nachzuholen, doch wann immer gutes Wetter war, war ich unterwegs. Ein Umstand, der mir irgendwann im Laufe der Saison das Genick brach
Gegen Ende Mai, als die Gästezahlen zunahmen, hatte ich teils 15 Stunden täglich auf der Uhr und erst als sich für den 30. und 31. Mai Besuch ankündigte, war von freien Tage die Rede - juhuuu! Naja, den Frühstücksdienst musste ich noch abwickeln, zumindest bis 10 Uhr, aber dann war FREI.
Anfang Juni kam dann endlich Personalzuwachs. Unser Koch nahm seine Arbeit auf und in Klaustur hatten die Ferien begonnen, so dass drei Mädels zwischen 14 und 16 mich von meinem Zimmermädchenjob befreiten. Zusätzlich bekam ich an einigen Tagen abends Verstärkung im Restaurant, wenn es mehr Gäste waren, als ich alleine bedienen konnte, und ab 24. Juni war das Team dann endlich komplett. Und ich von den letzten acht Wochen k.o.
Jetzt endlich begann das richtige Schichtsystem und damit die Zeit, in der ich das deutsche Arbeitszeitgesetz lieben lernte. Wie oft hatten wir als Arbeitgeber den Betriebsrat und seine Schichtplanforderungen verflucht. Jetzt wäre ich froh gewesen, wenn meine eine isländische Kollegin, die für den Schichtplan verantwortlich sein wollte, auch nur im Ansatz etwas von gesunden Arbeitszeiten gehört hätte Sie hatte einen besonderen Faible für die Kombination: Spätschicht an dem einen Tag und Frühschicht am nächsten Tag, Spätschicht am dritten (damit man mal 24 Stunden frei hat) und ab und an geteilte Schichten (9-14 Uhr nund 19-23 Uhr) mit nachfolgender Frühschicht. Immerhin wurden nun auch verlässliche freie Tage geplant und berücksichtigt, dass man vor dem Frei die Frü- und nach dem Frei die Spätschicht hatte, damit man auf 72 freie Stunden kam.
Das wäre sicher alles noch okay gewesen, wenn ICH nicht jede freie Minute genutzt hätte, um mit meinem Auto loszudüsen und etwas zu unternehmen. Meine Spezialität waren folgende Abläufe: Tag 1 Spätschicht, Tag 2 Frühschicht und dann direkt um 15 Uhr losgedüst in den Urlaub, dann wandern, wandern, wandern (stundenlang auf Achse), zwei Tage später um 14:30 Uhr wieder auf Geirland, geduscht und um 15 Uhr in die Spätschicht und am nächsten Tag in die Frühschicht. Ja, es wundert nicht wirklich, dass ich am Ende des Sommers körperlich k.o. und von Schlafentzug geprägt war. Aber ich konnte doch nicht einfach wie die anderen während meiner freien Zeit dumm im Zimmer rumsitzen und abwarten, bis ich wieder arbeiten muss (und möglicherweise ausschlafen) Nee, so geht das nicht, der Sommer musste vollkommen ausgenutzt werden . Unter allen Umständen.
Ab Mitte August war dann wieder Schluss mit lustig. Unser Koch war (glücklicherweise) längst gegangen, die Schule begann wieder, ebenso das Studium einer Kollegin und so waren wir schlagartig zu wenig Leute, aber weiterhin komplett ausgebucht. Übers Forum fand ich noch jemanden, der uns im August aushalf, sonst hätten wir uns (ohne Frei) dumm und dusselig gearbeitet.
Nun ist der Sommer vorbei und ich bin wieder ganz alleine hier, wasche auch die Wäsche wieder selbst und freue mich, wenn wir nicht ganz sooo viele Gäste haben, denn die bestimmen meine Arbeitszeit . So wie heute ... die Sonne schein, kein Gast ist da ... ab in die Natur und Tschüß!
Warum kommt eigentlich immer alles anders als man denkt?
Während des Sommers waren wir tatsächlich zehn Leute, aber wer hätte denn ahnen können, dass diese Phase erst Ende Juni beginnt und am 10. August schon wieder vorbei ist? Im Mai jedenfalls war ich alleine hier und somit Mädchen für alles. Mein Tag begann morgens um 7 Uhr mit dem Frühstücksdienst und je nachdem wie lange die Gäste sich Zeit ließen, konnte ich nach der Reinigung des Restaurants zwischen 10 Uhr und 11:30 Uhr mit der Reinigung der Zimmer beginnen. Auch hier richtete sich die Zeitdauer nach dem Gästeaufkommen und war bis Anfang Juni zusätzlich durch den Umstand geprägt, dass wir die ganze Wäsche noch selber zu waschen hatten. Es gab Tage, da war ich um 12 Uhr fertig, oftmals irgendwas zwischen 14 und 15 Uhr. Um 19 Uhr ging es dann mit dem Restaurantbetrieb weiter, der Kellnern und Spülen umfasste sowie nebenbei die Rezeption bedienen. Feierabend 23 Uhr. Die freie Zeit zwischendrin brauchte ich an manchen Tagen, um Schlaf nachzuholen, doch wann immer gutes Wetter war, war ich unterwegs. Ein Umstand, der mir irgendwann im Laufe der Saison das Genick brach
Gegen Ende Mai, als die Gästezahlen zunahmen, hatte ich teils 15 Stunden täglich auf der Uhr und erst als sich für den 30. und 31. Mai Besuch ankündigte, war von freien Tage die Rede - juhuuu! Naja, den Frühstücksdienst musste ich noch abwickeln, zumindest bis 10 Uhr, aber dann war FREI.
Anfang Juni kam dann endlich Personalzuwachs. Unser Koch nahm seine Arbeit auf und in Klaustur hatten die Ferien begonnen, so dass drei Mädels zwischen 14 und 16 mich von meinem Zimmermädchenjob befreiten. Zusätzlich bekam ich an einigen Tagen abends Verstärkung im Restaurant, wenn es mehr Gäste waren, als ich alleine bedienen konnte, und ab 24. Juni war das Team dann endlich komplett. Und ich von den letzten acht Wochen k.o.
Jetzt endlich begann das richtige Schichtsystem und damit die Zeit, in der ich das deutsche Arbeitszeitgesetz lieben lernte. Wie oft hatten wir als Arbeitgeber den Betriebsrat und seine Schichtplanforderungen verflucht. Jetzt wäre ich froh gewesen, wenn meine eine isländische Kollegin, die für den Schichtplan verantwortlich sein wollte, auch nur im Ansatz etwas von gesunden Arbeitszeiten gehört hätte Sie hatte einen besonderen Faible für die Kombination: Spätschicht an dem einen Tag und Frühschicht am nächsten Tag, Spätschicht am dritten (damit man mal 24 Stunden frei hat) und ab und an geteilte Schichten (9-14 Uhr nund 19-23 Uhr) mit nachfolgender Frühschicht. Immerhin wurden nun auch verlässliche freie Tage geplant und berücksichtigt, dass man vor dem Frei die Frü- und nach dem Frei die Spätschicht hatte, damit man auf 72 freie Stunden kam.
Das wäre sicher alles noch okay gewesen, wenn ICH nicht jede freie Minute genutzt hätte, um mit meinem Auto loszudüsen und etwas zu unternehmen. Meine Spezialität waren folgende Abläufe: Tag 1 Spätschicht, Tag 2 Frühschicht und dann direkt um 15 Uhr losgedüst in den Urlaub, dann wandern, wandern, wandern (stundenlang auf Achse), zwei Tage später um 14:30 Uhr wieder auf Geirland, geduscht und um 15 Uhr in die Spätschicht und am nächsten Tag in die Frühschicht. Ja, es wundert nicht wirklich, dass ich am Ende des Sommers körperlich k.o. und von Schlafentzug geprägt war. Aber ich konnte doch nicht einfach wie die anderen während meiner freien Zeit dumm im Zimmer rumsitzen und abwarten, bis ich wieder arbeiten muss (und möglicherweise ausschlafen) Nee, so geht das nicht, der Sommer musste vollkommen ausgenutzt werden . Unter allen Umständen.
Ab Mitte August war dann wieder Schluss mit lustig. Unser Koch war (glücklicherweise) längst gegangen, die Schule begann wieder, ebenso das Studium einer Kollegin und so waren wir schlagartig zu wenig Leute, aber weiterhin komplett ausgebucht. Übers Forum fand ich noch jemanden, der uns im August aushalf, sonst hätten wir uns (ohne Frei) dumm und dusselig gearbeitet.
Nun ist der Sommer vorbei und ich bin wieder ganz alleine hier, wasche auch die Wäsche wieder selbst und freue mich, wenn wir nicht ganz sooo viele Gäste haben, denn die bestimmen meine Arbeitszeit . So wie heute ... die Sonne schein, kein Gast ist da ... ab in die Natur und Tschüß!
Re: Einen Winter lang mitten im Nirgendwo
Schöner Bericht ! Gut zu lesen
...auch wenn mich die Arbeitszeiten erschrecken
bin gespannt wie es weitergeht ! Schönen Winter noch !
...auch wenn mich die Arbeitszeiten erschrecken
bin gespannt wie es weitergeht ! Schönen Winter noch !
Re: Einen Winter lang mitten im Nirgendwo
Darum geht es doch ... zu zeigen, dass Arbeiten in Island kein Erholungsurlaub ist .herzog hat geschrieben:...auch wenn mich die Arbeitszeiten erschrecken
Ja, ich gebe zu, die Arbeitszeiten waren schon etwas krass. Die Schichteinteilung war völlig dem Personal überlassen und da gab es eine isländische Kollegin, die als letzte kam und dann das Ruder an sich riss. Meinen Einwand, dass ich gerade diese Spät-/Frühschichtfolge mehr als blöd und ungesund finde, begegnete sie mit: "Wir finden das gut und wir haben das schon immer so gemacht." Den letzten Teilsatz fand ich schon immer blöd, egal in welcher Firma ich war . Und was ich den Sommer über gemerkt habe ist, dass es ein Unterschied ist, ob jemand während seiner Schul-/Semesterferien hier arbeitet und einfach nur Stunden und damit Geld scheffeln will oder ob es für jemanden wie mich ein ganz normaler Job ist, der nicht nach 4 Wochen endet, und der nebenbei noch "leben" will. Was soll´s, ich hab den Sommer überstanden (wenn auch nicht ungeschoren ).
Monique
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