Die Geschichte von Hringur ist mir aus der mittelalterlichen Literatur nicht bekannt. Gefunden habe ich sie aber in einem alten Jahrbuch der Isländischen Archäologischen Gesellschaft (Björn Magnússon Ólsen: Rannsóknir á Vestfjörðum 1884. In: Árbók hins íslenzka fornleifafélags 1884-1885. Reykjavík: Ísafoldarprentsmiðja 1885. S.
20,
21,
22).
Die Geschichte erscheint mir schon deshalb interessant, weil sie einige Orts- und Flurnamen in der Umgebung von Bíldudalur erklärt. Hier meine Übersetzung:
Auf meiner Reise durch den Arnarfjörður profitierte ich in archäologischer Hinsicht wenig. Dennoch muss ich hervorheben, dass mir im Hringsdalur zwei Grabhügel gezeigt wurden, von denen gesagt wurde, sie seien aus heidnischer Zeit. Einer von ihnen wird Hringshaugur genannt, und er ist nach einem gewissen Hringur benannt, von dem man sagt, er sei ein Landnehmer gewesen, aber er wird im Landnahmebuch nicht erwähnt. Von diesem Hringur handelt eine Vielzahl von Sagen im Hringsdalur, und weil sie bisher nirgends in Druck gegangen sind - soweit mir bekannt ist, weder in den Þjóðsögur noch anderswo -, lege ich hier die Geschichte von Hringur dar, wie sie mir der Goldschmied Einar Gíslason im Hringsdalur erzählte.
Hringur hat ein Mann in Norwegen geheißen. Er war der größte Held, ein großer Gewalttäter und Krieger. Er musste wegen eines Massakers aus Norwegen fliehen und kam hierher mit dem Landnehmer Örn, der den Arnarfjörður so weit besiedelte, wie er wollte. Hringur ließ sich im Hringsdalur nieder. Um einiges später kam der Landnehmer Ketill ilbreiður, der Sohn von Þorbjörn tálkni, und besiedelte die Ketildalir. Mit Ketill kam ein Ostmann, ein Verwandter derer, die Hringur in Norwegen erschlagen hatte, und es war sein Anliegen, hier für die Tötung seiner Verwandten Rache zu nehmen. Der Ostmann wohnte im Austmannsdalur, und nach ihm ist das Tal benannt, aber einen anderen Hof besaß er in Steinanes, das im Süden von Langanes liegt. Der Ostmann setzte viele gedungene Mörder auf Hringur an, aber Hringur besiegte sie alle und brach ihnen das Rückgrat auf einem Stein, der auf der Hauswiese im Hringsdalur noch immer zur Schau steht.
Einmal sandte Hringur alle seine Leute in den Trostansfjörður zu einem Wald und war allein zu Hause. Der Ostmann war damals auf seinem Hof. Er konnte die Fahrt der Leute aus dem Hringsdalur sehen, als sie vorbei fuhren, und als sie landeinwärts gekommen sind, lässt er ein Schiff in Gang setzen und steigt mit 14 Mann auf. Sie ruderten den Fjord entlang hinaus zum Hringsdalur. Vor ihnen waren keine Neuigkeiten zu erkunden, und als sie zum Hringsdalur kamen, gingen sie dann eine Talsenke hinauf, die seither Austmannalág genannt wird und vom Meer hinauf ein wenig innerhalb des Gehöfts liegt und vom Gehöft aus nicht zu sehen ist. Entlang dieser Talsenke kamen sie hinauf zur Hütte von Hringur und umringten sie, ehe Hringur der Fahrt der Leute gewahr wurde. Hringur sprang dann aus der Hütte heraus, und der Wettkampf fand zuerst auf dieser Ebene dort in der Hauswiese statt, die seither Bardagagrund hin efri (obere Kampfebene) genannt wird; dort steht dieser Stein, von dem gesagt wurde, dass Hringur ihn gehabt habe, um den gedungenen Mördern das Rückgrat zu brechen. Die Ostmänner griffen Hringur heftig an, aber er verteidigte sich mit großer Tapferkeit und wurde ihnen gefährlich. Aber als er sah, dass er sich an dieser Stelle nicht würde verteidigen können, lief er hinunter auf die Bardagagrund hin neðri (untere Kampfebene). Dort ist ein großer Stein; Hringur ließ sich hinten vom Stein schützen und verteidigte sich so lange Zeit. Er wurde für sieben (andere sagen zwölf) Leute zum Tod, bevor er fallen würde, aber letztendlich zeigte sich, dass niemand gegen eine Übermacht ankämpfen kann. Unter den Ostmännern waren die, die ihr Leben retten konnten, alle verwundet, und einige starben später an den Wunden.
Hringshaugur heißt es nun, um es richtig zu sagen, am Meer unterhalb von Bardagagrund hin neðri, aber die Ostmänner, die fielen, sind etwa drei Faden unterhalb am Meeresufer begraben, und ihr Grabhügel wird nun zum größten Teil weggeblasen, und dort sind Menschenknochen zu finden gewesen. Ich fand dort zwei gebrochene Knochen, und zumindest einer davon schien von einem Menschen zu sein. Auf dem Hringshaugur scheint Menschenwerk zu sein, aber ich hatte damals keine Zeit dafür, ihn besser zu untersuchen.