Sven hat geschrieben:Ich weiss ja nicht was ihr alle fuer Touren macht aber ich habe mich bisher auch ohne sowas ziemlich sicher gefuehlt. Gut meine Touren waren jetzt nicht so extrem aber wer plant auch schon Urlaub mit akutem Risiko fuer sein Leben?
Wenn der Unfall schwer genug ist stellt sich ja eh immer noch die Frage ob man ueberhaupt noch in der Lage ist so ein Ding an zu werfen.
Nun, wenn du den Laugavegur läufst, wo noch zig andere laufen und du dich an den Hütten einträgst, dann kann ich deine Frage verstehen. Bei einer einfachen mehrtägigen Strecke abseits der bekannten und beliebten Wanderwege sieht es unter Umständen schon anders aus.
So ein Unfall muß gar nicht gleich so schwer sein, daß du vom Berg in die Tiefe fällst und mit gebrochenen Rippen und Gehirnquetschung liegen bleibst. Es reicht theoretisch schon völlig, sich unglücklich das Bein zu Brechen in einsamer Gegend bei schlechtem Wetter. Du stolperst über einen dieser allgegenwärtigen Grasbuckel und du knallst ungebremst auf dein verdrehtes Knie, vielleicht gar auf einen Stein. Erst als die Schmerzen einsetzen realisierst du langsam, was dieses Knacken unterhalb des Kniegelenkes war. Es regnet bei 4°C. Erst sitzt du da und denkst Scheiße, hier findet mich niemand. Du kommst zu dem Schluß, daß du irgendwie weiter mußt und nachdem noch ein bißchen mehr Zeit vergangen ist stellst du fest, daß du mit Hilfe deiner Wanderstöcke zwar vorwärts kommst, dann aber deinen Rucksack nicht mehr mitkriegst. Bis du dich durchringst und deine Sachen liegenläßt vergeht noch mehr Zeit. Mittlerweile ist dir verdammt kalt weil du dich nicht ausreichend bewegst. Du rappelst dich also auf und schaffst es, dich voranzuschleppen, mehr schlecht als recht, denn die Wanderstöcke sind nun einmal keine Krücken und dein Bein tut auch Hölle weh, an Belasten ist nicht einmal zu denken. Dir laufen die Tränen, dir geht's beschissen, aber du machst weiter. Nach 2 Kilometern (oder 3 oder 5) bist du völlig alle. Du bist müde, dir ist kalt, dir fehlt die Kraft und die Schmerzen sind sowieso nicht auszuhalten. Hilfe ist noch immer nicht in Sicht, aber vielleicht hast du ja mittlerweile eine Piste erreicht, wo in der Regel ein-, zweimal am Tag ein Geländewagen vorbeikommt. Du setzt dich also hin und machst erst einmal Pause. Während du dasitzt, dich selbst bemitleidest und überlegst, was du jetzt bloß am besten tun solltest, kommt Wind auf. Der Regen kommt und geht und trotz Regenbekleidung bist du irgendwie mittlerweile doch naß. Dein Zelt und wohlmöglich auch noch dein Schlafsack liegen ein paar Kilometer hinter dir. Wenn du da nur mit einer leichten Erkältung rausgehst hattest du einen Schutzengel, wenn du eine Lungenentzündung bekommst nachdem man dich zufällig gefunden hat, kommst du noch einigermaßen davon und wenn du an Unterkühlung eingehst dann hast du verdammtes Pech gehabt.
Natürlich nur so ein Gedankenspiel. Im Normalfall wird nichts passieren auf einer einfachen Strecke und im Ernstfall wärest du vielleicht so klug, es nicht zur Unterkühlung kommen zu lassen, bliebest bei Schlafsack und Zelt und hättest jemandem gesagt, wann du wiederkommst und wo du langgehst, so daß du dich darauf einstellen könntest irgendwann dort, wo du bist, gesucht zu werden.