Kompass oder GPS?
Kompass oder GPS?
Hallo zusammen
Wir planen im Sommer einen Islandurlaub und werden wahrscheinlich mindestens eine mehrtägige Wanderung unternehmen. Geplant ist eine Tour von Gulfoss nach Norden bis Kerlingarfjöll, die Hekla oder etwas im Bereich Landmannalaugar. Habe sehr viel über schlecht oder gar nicht markierte Wege und Nebel gelesen und bin ein wenig verunsichert. Hat jemand Erfahrung mit solchen Touren in Island? Wie sieht es mit den Wegen aus? Braucht man sie unbedingt? Reichen Kompass und Karte? Wie sieht es mit GPS aus?
Freue mich auf Infos
Carsten
Wir planen im Sommer einen Islandurlaub und werden wahrscheinlich mindestens eine mehrtägige Wanderung unternehmen. Geplant ist eine Tour von Gulfoss nach Norden bis Kerlingarfjöll, die Hekla oder etwas im Bereich Landmannalaugar. Habe sehr viel über schlecht oder gar nicht markierte Wege und Nebel gelesen und bin ein wenig verunsichert. Hat jemand Erfahrung mit solchen Touren in Island? Wie sieht es mit den Wegen aus? Braucht man sie unbedingt? Reichen Kompass und Karte? Wie sieht es mit GPS aus?
Freue mich auf Infos
Carsten
Re: Kompass oder GPS?
So ganz pauschal kann ich nur die Frage beantworten, wie das mit den Wegen aussieht: es gibt einige wenige, sehr schöne und markierte Routen, die auf http://www.isafold.de/ unter "Trekkingrouten" zusammengefasst sind. Ansonsten braucht man als Fußgänger die Wege aber eigentlich nicht unbedingt.
Wie man sich ohne Weg zurechtfindet, das kommt immer auf die Bedingungen und die persönliche Orientierungsgabe an. Bei halbwegs guten Bedingungen kann man in Island problemlos auf Sicht navigieren. Es gibt praktisch keine relevanten Sicht-Hindernisse, so dass man oft kilometerweit das gesamte Umland überblicken kann. Da genügt dann eine Karte und ein aufmerksames Mitzählen von Bächen, Hügeln und Tälern. Mir zumindest genügt das. Man fühlt sich dann vielleicht manchmal etwas unsicher, weil die Berge in echt ja nicht so gut sichtbare Namensschildchen tragen, wie auf der Karte, aber so ein bisschen Rätseln und sich-vorher-überlegen-wie-das-wohl-aussehen-mag macht ja auch zu einem großen Teil den Reiz so einer Tour aus. Sowas geht dann im Sommer an etwa 3 von 4 Tagen gut.
Und dann gibts eben noch die richtig ungemütlichen Tage, und zwar oft gleich mehrere davon am Stück. Wenn man in der Suppe steht, dann ists eigentlich das beste, im Zelt oder einer Hütte "abzuwettern" und erst am nächsten Tag weiterzumarschieren. Ein Kompass ist bei solchem Wetter meist auch keine große Hilfe, außer man kennt so ungefähr die Richtung und zielt darauf ab, dort auf eine Straße, einen Fluss, oder irgendwas anderes zu stoßen, was man eben nicht so leicht verfehelen kann. Noch einfacher ist es natürlich, wenn die Route einem Fluß oder Tal folgt, dann kann man ganz auf Sicht und Kompass verzichten.
Ein GPS hilft bei Nebel oder auch bei noch extremeren Bedingungen, wie einem white-out im Winter (grauer Schnee, graue Wolken, Sichtweite irgendwo zwischen 5m und 5km, man sieht einfach nichts als grau). Wenn man es bei schlechten Bedingungen darauf anlegt, zielgenau z.B. eine Hütte oder einen sonstigen Punkt anzulaufen, dann geht das praktisch nur mit GPS oder längerem Suchen. Insbesondere finde ich es aber auch bei gute Bedingungen oft sehr praktisch, zu wissen, wie weit ich eigentlich schon wieder gekommen bin, und wie weit es noch ungefähr bis zum nächsten, markanten Punkt ist, und da ist das GPS-Gerät dann Freund und Helfer. Dieser psychologische Aspekt ist je nach Gegend und insbesondere auf Solo-Touren nicht zu verachten.
Wenn du noch nicht so genau weißt, was da überhaupt auf dich wartet, dann such dir erstmal eine gut markierte Route aus. Steigern kann man sich ja dann immer noch. Und bei einer weglosen Route muss man sich halt vorher überlegen, ob man irgendwo an Flüssen oder anderen Landmarken entlangmarschiert, und bei ner halbwegs vernünftigen Route kommt man mit solchen Landmarken auch vollständig durch. Insbesondere in den genannten Gegenden Fjallabak und Kjölur gibt es jede Menge natürlicher Orientierungspunkte, die man sich halt nur suchen muss. Und die nötige Erfahrung, wie man sowas macht, sammelt man am besten vor Ort indem man sich langsam steigert.
Wie man sich ohne Weg zurechtfindet, das kommt immer auf die Bedingungen und die persönliche Orientierungsgabe an. Bei halbwegs guten Bedingungen kann man in Island problemlos auf Sicht navigieren. Es gibt praktisch keine relevanten Sicht-Hindernisse, so dass man oft kilometerweit das gesamte Umland überblicken kann. Da genügt dann eine Karte und ein aufmerksames Mitzählen von Bächen, Hügeln und Tälern. Mir zumindest genügt das. Man fühlt sich dann vielleicht manchmal etwas unsicher, weil die Berge in echt ja nicht so gut sichtbare Namensschildchen tragen, wie auf der Karte, aber so ein bisschen Rätseln und sich-vorher-überlegen-wie-das-wohl-aussehen-mag macht ja auch zu einem großen Teil den Reiz so einer Tour aus. Sowas geht dann im Sommer an etwa 3 von 4 Tagen gut.
Und dann gibts eben noch die richtig ungemütlichen Tage, und zwar oft gleich mehrere davon am Stück. Wenn man in der Suppe steht, dann ists eigentlich das beste, im Zelt oder einer Hütte "abzuwettern" und erst am nächsten Tag weiterzumarschieren. Ein Kompass ist bei solchem Wetter meist auch keine große Hilfe, außer man kennt so ungefähr die Richtung und zielt darauf ab, dort auf eine Straße, einen Fluss, oder irgendwas anderes zu stoßen, was man eben nicht so leicht verfehelen kann. Noch einfacher ist es natürlich, wenn die Route einem Fluß oder Tal folgt, dann kann man ganz auf Sicht und Kompass verzichten.
Ein GPS hilft bei Nebel oder auch bei noch extremeren Bedingungen, wie einem white-out im Winter (grauer Schnee, graue Wolken, Sichtweite irgendwo zwischen 5m und 5km, man sieht einfach nichts als grau). Wenn man es bei schlechten Bedingungen darauf anlegt, zielgenau z.B. eine Hütte oder einen sonstigen Punkt anzulaufen, dann geht das praktisch nur mit GPS oder längerem Suchen. Insbesondere finde ich es aber auch bei gute Bedingungen oft sehr praktisch, zu wissen, wie weit ich eigentlich schon wieder gekommen bin, und wie weit es noch ungefähr bis zum nächsten, markanten Punkt ist, und da ist das GPS-Gerät dann Freund und Helfer. Dieser psychologische Aspekt ist je nach Gegend und insbesondere auf Solo-Touren nicht zu verachten.
Wenn du noch nicht so genau weißt, was da überhaupt auf dich wartet, dann such dir erstmal eine gut markierte Route aus. Steigern kann man sich ja dann immer noch. Und bei einer weglosen Route muss man sich halt vorher überlegen, ob man irgendwo an Flüssen oder anderen Landmarken entlangmarschiert, und bei ner halbwegs vernünftigen Route kommt man mit solchen Landmarken auch vollständig durch. Insbesondere in den genannten Gegenden Fjallabak und Kjölur gibt es jede Menge natürlicher Orientierungspunkte, die man sich halt nur suchen muss. Und die nötige Erfahrung, wie man sowas macht, sammelt man am besten vor Ort indem man sich langsam steigert.
Re: Kompass oder GPS?
Hallo Carsten,
wenn Du vom Gullfoss zu Fuß zu den Kerlingarfjöll willst gibt es 2 Möglichkeiten.
a) westlich der Hvítá über den Kjalvegur. das bedeutet meist auf der "relativ" viel befahrenen Piste bis zum Bláfell, dort entweder weiter über die Piste westl. über den Pass oder auf dem alten Reitweg östlich nahe der Hvítá um den Berg herum. An der Brücke am Ausfluß des Hvítárvatn treffen sich beide Routen wieder. Dann wieder über die Piste zu den Kerlingarfjöll oder erst weiter westlich über den alten Kjalvegur bis zur Hütte Þverbrekkamúli und von dort weglos nach Osten zum Abzweig zu den Kerlingarfjöll (ist zwar länger aber hübscher). Sonstige Hütten am Wege: Sandá, Fremstaver, Hvítárnes und Árbúðir.
b) östlich der Hvítá: erst ein paar Kilometer zurück nach Süden zur Bücke über die Hvítá und dann über eine wenig befahrene Piste über die Hütten Svinárnes und Leppistungur zu den Kerlingarfjöll. Diese Route ist kürzer und und vielleicht landschaftlich nicht ganz so schön wie auf dem Kjalvegur dafür aber einsamer und ursprünglicher.
Zur Orientierung: Karte und Kompass sollte man immer dabei haben - auch wenn man nicht weglos geht. Ein GPS benutze ich selbst auf Pistenwanderungen weil es einfach gut ist zu wissen wie weit es bis zum nächsten wichtigen Wegpunkt (Brücke, Abzweig, Furt oder Hütte) ist. Und wenn die Verhältnisse wirklich so sind, daß man nicht mehr weiß wo man ist, dann ist man allein mit Karte und Kompass eh aufgeshcmissen, weil man keine Punkte sieht, die man anpeilen könnte. Also benutzt man das GPS auch schon auf einfachen Wegen, dann hat man schon Übung und Erfahrung falls man es wirklich mal braucht.
Viel Spaß,
Dieter
wenn Du vom Gullfoss zu Fuß zu den Kerlingarfjöll willst gibt es 2 Möglichkeiten.
a) westlich der Hvítá über den Kjalvegur. das bedeutet meist auf der "relativ" viel befahrenen Piste bis zum Bláfell, dort entweder weiter über die Piste westl. über den Pass oder auf dem alten Reitweg östlich nahe der Hvítá um den Berg herum. An der Brücke am Ausfluß des Hvítárvatn treffen sich beide Routen wieder. Dann wieder über die Piste zu den Kerlingarfjöll oder erst weiter westlich über den alten Kjalvegur bis zur Hütte Þverbrekkamúli und von dort weglos nach Osten zum Abzweig zu den Kerlingarfjöll (ist zwar länger aber hübscher). Sonstige Hütten am Wege: Sandá, Fremstaver, Hvítárnes und Árbúðir.
b) östlich der Hvítá: erst ein paar Kilometer zurück nach Süden zur Bücke über die Hvítá und dann über eine wenig befahrene Piste über die Hütten Svinárnes und Leppistungur zu den Kerlingarfjöll. Diese Route ist kürzer und und vielleicht landschaftlich nicht ganz so schön wie auf dem Kjalvegur dafür aber einsamer und ursprünglicher.
Zur Orientierung: Karte und Kompass sollte man immer dabei haben - auch wenn man nicht weglos geht. Ein GPS benutze ich selbst auf Pistenwanderungen weil es einfach gut ist zu wissen wie weit es bis zum nächsten wichtigen Wegpunkt (Brücke, Abzweig, Furt oder Hütte) ist. Und wenn die Verhältnisse wirklich so sind, daß man nicht mehr weiß wo man ist, dann ist man allein mit Karte und Kompass eh aufgeshcmissen, weil man keine Punkte sieht, die man anpeilen könnte. Also benutzt man das GPS auch schon auf einfachen Wegen, dann hat man schon Übung und Erfahrung falls man es wirklich mal braucht.
Viel Spaß,
Dieter
http://www.isafold.de
Wanderungen über das Hochland Islands
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- Herrscher des Nordmeeres
- Beiträge: 852
- Registriert: Mo 15. Jan 2007, 13:45
- Wohnort: 99326 Ilmtal
Re: Kompass oder GPS?
Hallo,
vor Befall mit dem Island-Virus hatte GPS für mich den Status einer netten Spielerei für Technik-Freaks oder als Werkzeug auf See oder bei Expeditionen. Für Island packe ich jedoch immer Karte, Kompaß und GPS ein. Karte und Kompaß gehören für mich immer dazu - und sei es auch nur, um nicht völlig "einzurosten". Und neben dem psychologischen Effekt (wie weit ist es noch?) ist es für mich hilfreich, mit dem GPS ein wenig zu üben - damit ich im Schlechtwetterfall auch vernünftig damit umgehen kann.
Gruß Martin
vor Befall mit dem Island-Virus hatte GPS für mich den Status einer netten Spielerei für Technik-Freaks oder als Werkzeug auf See oder bei Expeditionen. Für Island packe ich jedoch immer Karte, Kompaß und GPS ein. Karte und Kompaß gehören für mich immer dazu - und sei es auch nur, um nicht völlig "einzurosten". Und neben dem psychologischen Effekt (wie weit ist es noch?) ist es für mich hilfreich, mit dem GPS ein wenig zu üben - damit ich im Schlechtwetterfall auch vernünftig damit umgehen kann.
Gruß Martin
Re: Kompass oder GPS?
Hallo zusammen
Vielen Dank für die Infos. Das hat mir schon sehr geholfen.
Carsten
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Carsten
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