Der Strang für blutige Anfänger ;)

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lena
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Der Strang für blutige Anfänger ;)

Beitrag von lena » Di 28. Mär 2006, 19:47

In welcher Richtung würdet ihr den Laugavegur laufen und weshalb so und nicht andersrum?

Wie sieht es mit dem alten Kjalvegur aus? Wurde mir ja auch schon von euch nahegelegt und dann lese ich auch noch "Margir halda því fram að Kjalarganga sé góður undirbúningur fyrir Laugavegsgöngu" (Viele halten die Kjalvegurwanderung für eine gute Vorbereitung für die Laugavegurwanderung) auf den Seiten des Ferðafélag Íslands. Die Zeit hätte ich ja, nur hatte ich mir den Laugavegur u.a. deshalb ausgekuckt, weil ich mir dachte, auf dieser beliebten Strecke werde ich Unerfahrene am wenigsten abhanden kommen. Wie sieht das mit dem Kjalvegur aus? Ich überleg ja schon, den Laugavegur mit dem Ferðafélag Íslands zu machen, dann wäre ich in einer Gruppe und könnte auch mein Isländisch mal wieder ausprobieren. Allerdings wäre ich dann nicht so flexibel. Also doch lieber allein?

Egal, ob Lauga- oder Kjalvegur, mal ganz blöd gefragt (trau mich ja fast gar nicht), wie funktioniert das mit dem An- und Abmelden bei Hüttenwarten? Man schreibt ins Hüttenbuch, richtig? Wie ist das am Ende der Tour? Was macht man, wenn man von Skógar losläuft? Mal abgesehen davon, daß ich eh einen Bekannten in Reykjavík über meine Pläne informieren würde.
Gibt es hier vielleicht jemanden, der sich erbarmt, eine step-by-step-Anleitung, das solltest du für deine Sicherheit tun schreiben würde?

Mach ich mir zuviele Gedanken?
Irgendwelche sonstigen Vorschläge?
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Dieter
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Beitrag von Dieter » Di 28. Mär 2006, 21:19

Hallo Lena,

meiner Beobachtung nach gehen die meisten den Laugavegur von Nord nach Süd, also von Landmannalaugar in die Þórsmörk. Als Begründung hört man oft, daß es mehr bergab geht, da die Þorsmörk (240m) tiefer liegt als Landmannalaugar (580m). Da sich aber dieser Höhenunterschied auf 3 bis 4 Tage verteilt und es dazwischen gehörig rauf und runter geht, fällt er meiner Meinung nach kaum ins Gewicht.

Kommt man von Süden hat man den gemein steilen Hang des Jökultungur im Anstieg zu bewältigen. Geht man mit einem schweren Trekkingrucksack dann, kommt man ganz schön ins schwitzen. Aber der erfahrene Wanderer :wink: fürchtet die Belastung des Gehapparates beim Abstieg mehr als die gesteigerte Durchlüftung der Lungen. Übernachtet man dan auf der Hrafntinnusker Hütte kann man dann am letzten Tag den herrlichen meist sanften Abstieg nach Landmannalaugar genießen und sich spätestens am Frühen nachmittag mit einem Bad im bekannten warmen Bach belohnen.

Wer seine Tour in der Þorsmörk beendet, darf sich dagegen für eine (zahlungpflichtige) Dusche in der Warteschlange anstellen.

Viele Nord-Süd-Gänger rennen, kaum aus dem Bus gepurzelt, gleich voller Tatendrang den Laugvegur hoch. Die Gamaschen haben sicher schon in der JuHe von Reykjavík übergezogen. Der an sich mäßige Aufstieg gleich zu Beginn und ohne sich vorher eingelaufen zu haben, haut dann entsprechend rein.

Zum An- und Abmelden im Hüttenbuch:
Es ist empfehlenwert, daß man sich unter dem Datum der Abreise (!) mit Namen, Wohnort und seinem nächsten Übernachtungsziel (nächste Hütte und eventuell Aufbruchszeit) einträgt.

z.B. :
07. July 06
Franz Huber, München
On my way from Landmannalaugar to Þórsmörk
Thank you for the wonderful night at Hrafntinnusker
leaving to Álftavatn at 10:00



Ganz wichtig: wer sich so einträgt, muß an seinem Ziel auch unbedingt dokumentieren, daß er dort angekommen ist!
Das dient der Sicherheit um nachverfolgenzu können wo jemand abgeblieben ist.

Sind die Wetterverhältnisse schwierig (und vor allem, wenn man alleine unterwegs sein sollte), dann meldet man sich zusätzlich persönlich beim Hüttenwart ab und vereinbart, daß man, sobald man an der nächsten Hütte angekommen ist dort zurückrufen läß, daß man gut angekommen ist. Anderenfalls wird eine Suchaktion in die Wege geleitet.

Keinenfalls sollte man solche Rückmeldetermine ohne Not verstreichen lassen! Das ist kein Spaß! Der Rettungdienst rekrutiert sich aus Freiwilligen und eine Suche auf dem Laugavegur ist ziemlich aufwändig und Im übrigen gab es in den letzten Jahren auf dem Laugavegur zwei Tote durch Erschöpfung/Unterkühlung. Es macht also durchaus Sinn Rat bei den Hüttenwarten einzuholen und auch auf diese n zu hören.

Kerstin, als Warden weiß da sicher ein Lied von zu singen.

Dieter
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Dieter
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Beitrag von Dieter » Di 28. Mär 2006, 21:30

Zum Kjalvegur,

er ist kürzer, hat weniger Steigungen (und geht damit nicht so hoch hinauf) - ist also alles in allem etwas gemütlicher. Aber halt auch nicht so spektakulär. Da rümpfen die Hartgesottenen natürlich schnell die Nase. Zu Unrecht!
Der Kjalvegur hat nämlich die schöneren Hütten - jede anders und mit eigenem Charakter (eine sogar mit Hausgespenst in Hvítárnes :roll: ). Und Hveravellir ist sowieso der Traum-HotPot. Natürlich legt man das Bad an das Ende der Tour und geht den alten Kjalvegur von Süd nach Nord.

Verlaufen kann man sich da eigentlich auch nicht. Der Weg ist gut ausgelatscht. Alle 1-200 m eine bis zu 2m hohe Varða (Steinwarte).

Ich habe ein ganz besonderes Faible für den alten Kjalvegur 8)

Dieter
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Olaf
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Beitrag von Olaf » Di 28. Mär 2006, 22:02

Ich würde den Laugarvegur lieber von Süd nach Nord gehen. Hab letztes Jahr zwei getroffen die das folgendermaßen gemacht haben: Mit Gepäck im Bus morgens von Rvk nach Hvollsvöllur, dort Gepäck umladen in den Hochlandbus, aber im selben alten Bus an der Südküste weiterfahren bis nach Skógar. Dann kann man mit nur ein paar Müsliriegeln im Gepäck über die "Verlängerung" des Laugarvegur und kommt (hoffentlich) am Abend zu seinem Zelt und Schlafsack im þórsmörk. Nagut... da ist wohl noch ne ziemliche Steigung dazwischen, also für "blutige Anfänger" vielleicht doch lieber zweimal zu überlegen...

Ansonsten kann man zu Dieters Anmerkungen kaum noch was ergänzen. Auf dem Laugarvegur würd ich die Gästebucheintragungen eher kurz fassen und auch das mit dem Abmelden nicht ganz so eng sehen...Man muss zwar schon ein bißchen auf sich aufpassen, aber als ich mal die erste Etappe gelaufen bin, sind mir alle 10 Minuten irgendwelche anderen Wanderer begegnet. Man kann fast nicht verloren gehen, außer bei schlechtem Wetter vielleicht.

Auf einsamen, abgelegenen Hütten blätter ich immer recht gern in den Gästebüchern (habs aber leider noch nicht zum legendären Bræðrafell geschafft) und hab abends auch noch genug Zeit, meine gesamte Route und ein paar Reiseeindrücke zu hinterlassen...
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Ute
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Beitrag von Ute » Mi 29. Mär 2006, 07:40

Hallo Lena,
wenn du noch keine Trekkingerfahrung hast, dann macht sich der Kjalvegur recht gut, um mal zu testen, wie es sich mit etwas mehr Gepäck so läuft. Und zum "Einlaufen" ist er genau richtig. Durch die kürzere Strecke und weniger Steigungen reicht es gerade, wenn du mit Trekking nicht klar kommen solltest, wenn du merkst, das ist nicht "dein Ding". Und du kannst dich dann in Hveravellir im heißen Pool erholen :wink: .
Und wenn du merkst, daß es dir Spaß macht, dann ist der Laugarvegur genau richtig. Aber ich würde die Strecke nur von Landmannalaugar zur Thorsmörk laufen, denn in der Gegenrichtung ist ein tierischer Aufstieg zu bewältigen, den du so halt bergab gehst. Nimm am besten zwei Stöcke mit, so daß du dich beim Abstieg gut abstützen kannst und so die Knie entlastest - ist wirklich wichtig!
Unter http://www.nat.is findest du auch Streckenhinweise zum Kjalvegur oder Laugarvegur - oder bei Dieter Graser oder bei mir (e-mail schreiben).
Gruß
Ute
Sven
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Beitrag von Sven » Mi 29. Mär 2006, 09:09

Hallo zusammen,
also im Prinzip habt ihr schon alles relevante gesagt. Wollte nur noch anmerken das meine Trekking Erfahrung (wie auch die meines Vaters) letztes Jahr bei genau null lag. Allerdings habe ich ziemlich viel Zeit mit der Vorbereitung der Tour verbracht was sich durchaus ausgezahlt halt. Ok gelitten habe ich genug aber wirklich schief gelaufen ist eigentlich nichts.

Ich denke man sollte den Laugavegur nicht unterschaetzen aber auch nicht ueberbewerten. Wobei koerperliche Fitness da natuerlich auch ein Faktor ist ;) Ich habe knapp ein Jahr vorher angefangen zu laufen (die 4 Jahre davor Sport voellig boykotiert und nur im Buero gearbeitet) und bin kurz vor der Abreise meine 8km Haustrecke in 30:32min gelaufen - gestern war ich 7min langsamer. Der Winterspeck. *seufz*

Ansonsten wuerde ich die ganze Tour wieder verlaengern und am Skogarfoss loslaufen. Diesmal aber mit weniger Gepaeck. Das Vorschicken von Zelt und restlichem Futter in die Thorsmoerk macht durchaus Sinn. Wobei das natuerlich nicht jeder machen muss. Die Kletterpartien beim Abstieg in die Thorsmoerk sind stellenweise schon spannend.

[ OFFTOPIC Einschub ]
Was die Vorsicht als Anfaenger betrifft: Ich bin vor 2 1/2 Wochen Sponntan in den Harz gefahren - hies da sind die Winterwege gerauemt was Winterwandern ohne Schneeschuhe oder Ski ermoeglicht. Das ging am ersten Tag auch spitzenmaessig - dummerweise hat es dann ueber Nacht 50cm Neuschnee gegeben und ich stand am naechsten morgen bis ueber die Knie im Schnee. Dazu war es dann Nachts noch kaelter als ich das erwartet hatte und ich habe mich dann fuer den geordneten Rueckzug entschieden. So sieht das dann aus wenn man als Anfaenger etwas nicht vorbereitet.
Um die Kurve zu Island zu bekommen: Angeblich herscht im Harz, vorallem rund um den Brocken, ein Klima das dem auf Island sehr aehnlich sein soll. Wenn man den Wind als Kriterium nimmt kann ich dem voll und ganz zustimmen.
[ OT ]

Sven
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Beitrag von mánaljós » Mi 29. Mär 2006, 10:15

Stichwort "Stöcke": Kann jemand mehr dazu sagen? Wozu sind sie eigentlich gut? Braucht man sie wirklich? Eigentlich will man so wenig wie möglich tragen, oder? Braucht man sie unbedingt? Wenn ja, nach welchen Kriterien schaut man beim Kauf? Länge im Vergleich zur Körpergroße? Usw...
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Beitrag von Sven » Mi 29. Mär 2006, 10:26

Braucht man! Immer. Ueberall. :)
Naja nicht ganz aber wenn Du einen halbwegs schweren Rucksack auf dem Ruecken hast helfen die Stoecke ungemein die Koeperhaltung aufrecht zu halten, dich abzustuetzen und bei Abstiegen das Gewicht, welches sonst komplett auf den Knie lasten wuerde, abzufangen. Ausserdem sind so Stoecke beim Furten sehr sinnvoll um die Gegend vor dir zu sondieren damit Du nicht direkt in's naechst beste Loch lauefst. Bei leichtem oder keinem Gepaeck sind sie je nach Gelaende eine nette Hilfe bis ueberfluessig.

Treffender Kommentar von den wetterfest.ch Jungs:
Beim ersten Aufstieg merkten wir schon mal wie wichtig die Wanderstöcke waren, die wir früher noch belächelt hatten und die wir alle nur ausgeliehen hatten, da keiner solche Stöcke kaufen wollte.
Man kann sich mit so Stoecken wirklich gut die Berge hoch schieben.

Vorgabe bei der Laenge war Arm im 90 Gradwinkel bei ebenem Boden und aufrechter Koerperhaltung. Beim Anstieg stellst Du sie etwas kuerzer ein. Bei Abstiegen etwas laenger.

Sven
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Beitrag von Chevyartictruck » Mi 29. Mär 2006, 10:42

Hallo
da hat Sven Recht beim Furten nehme ich die auch, ich behaupte mal zu sagen das man mit 2 Stöcken durch viel tiefere Flüsse kommt.


Gruß Chevy
wer immer nur brav ist, wird nie erwachsen!
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Beitrag von Olaf » Mi 29. Mär 2006, 12:16

Ob man wirklich was falsch machen kann beim Kauf eines Trekkingstockes weiß ich nicht. Die meisten sind ja sowieso Teleskopstöcke, die man auf die richtige Länge einstellen kann. Meiner Erfahrung nach sind sie (egal wie hochwertig) spätestens nach ein paar Tagen auf Tour wieder zu kurz. "Beliebig höhenverstellbar" und "feste Länge" schließen sich nunmal gegenseitig aus. :)

Außerdem kanns nett sein, wenn man oben auf dem Stock ein Kameragewinde hat, bzw. den Griff abmachen kann und statt dessen ne Kamera dran. Dann hat man auch gleich ein Einbeinstativ dabei.

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