Streckenwarnung Westfjorde: Thingeyri - Lokinhamrar

[Perlenfischer]

Liebe Islandfreunde,

an dieser Stelle möchte ich auf eine Gefahrenstelle auf einer für 4x4-Touristen sehr beliebten Strecke hinweisen, die uns leider zum Verhängnis geworden ist. Westlich von Thingeyri geht eine Schotterpiste um die Halbinsel Slettanes bis Lokinhamrar (und weiter unterhalb der berüchtigten Felsüberhänge direkt am Meer, aber dieses Stück ist z.Z. gesperrt, denn "the road is totally ruined", wie uns gesagt wurde). Hinter dem Gehöft Hraun steht ein Warnschild, dass die Weiterfahrt nur für 4x4 geeignet ist. So weit so gut, wir hatten einen 4x4 Camper (s. erste Bilder) und keine Veranlassung zur Sorge, zumal auf der Road Conditions Website (http://www.road.is/travel-info/road-con ... stfj1.html) diese Strecke zwar mit "4x4", ansonsten aber als "Easily passable" gekennzeichnet war (grüne Linie). Auch Nachfragen im "i" vor Ort ergaben keine Gegenanzeige (wir haben denen unser Gefährt auch gezeigt).

Unser Camper mit Ford Dodge RAM1500 Unterbau. Noch alles gut

Nochmal unser Camper im Größenvergleich zur Schotterstrecke (hier eine Ausweichstelle, zum Wenden aber vll. doch zu knapp, besonders bei dem ruppigen Rückwärtsgang)

Das nächste Bild zeigt den dramatischsten Abschnitt der Strecke, der leider auch der kritischste ist. Ziemlich am Anfang war die engste Stelle (vll. 30 cm breiter als unser Gefährt, wenns hoch kommt), durch die wir auf dem Hinweg noch schadlos durchgekommen waren.

Der schmalste Abschnitt der Strecke (da ist es passiert)

Auf dem Rückweg sind wir leider aufgrund der Unebenheiten im Fahrbahnboden mit dem Camperaufsatz gegen die Felswand geprallt. Ergebnis:

Der Schaden an der Camper-Kabine nach dem Crash in die Felswand

Zusammenfassend kann man sagen, dass neben der 4x4 Warnung für diesen Streckenabschnitt auch eine Höhenbegrenzung hingehört hätte. Mit einem "normalen" 4x4 PKW wäre das alles nicht passiert, aber unser Camper hatte nun mal 2,90 m Höhe, 2,04 m Breite und 5,80 Länge. (Mit max. 2 m Höhe sollte man keine Probleme haben).

Abgesehen davon lohnt sich der Weg zum Leuchtturm auf der Spitze der Halbinsel trotzdem (nur vll. dann eher zu Fuß oder mit Bike):

Küste in der Nähe des Leuchtturms von Slettanes

Übrigens: die Schadensregulierung bei Camper Iceland 1933 war vollkommen unkompliziert. Abgesehen von 10 verlorenen Urlaubstagen und der CDW Selbstbeteiligung hatten wir keine Zusatzkosten.

[Argish]

Man könnte auch, wenn man merkt es wird knapp, kurz aussteigen und schauen ob es reicht oder nicht. Gilt nicht nur für die Höhe. Auch für die Breite auf gewissen Tracks ist das so.

[Perlenfischer]

Es ist auch ein Bild dabei von der Stelle, wo wir zum ersten Mal gesehen haben, was genau da vor uns liegt. Wenn ich an der Stelle zu wenden versucht hätte, läge ich jetzt wahrscheinlich hundert Meter tiefer im Fjord. Aber trotzdem vielen Dank für den wohlgemeinten Ratschlag.

[suki]

ui, sieht übel aus. tut mir leid für euch. bin die strecke 2013 mit dem grand vitara gefahren. schon damals fand ich sie eng und nicht ohne. habe teilweise steine umgestapelt um nicht aufzusetzen.
auch sollte man die gezeiten im auge halten.
bin da bei flut durch. halbe fahrbahn unten am strand teilweise überspühlt. mann was hab ich da blut geschwitzt
aber mit normalem fahrzeug sehr empfehlenswerte abendteuer strecke. tolle ausblicke

[beorc]

Wenn das Foto nicht täuscht sollte man an der Stelle in mehreren Zügen wenden können. So viel fahrerisches Können muß man in Island schon verlangen können vor allem wenn man sich auf eine solche Strecke wagt. Falls man das aber nicht hinbekommt käme man mit entsprechender Geduld und Zeitaufwand auch rückwärts fahrend bestimmt wieder zu einer Stelle an der man wenden kann.
Ich will natürlich jetzt nicht auf dem Fahrer rumhacken. Denn Unfälle, welcher Grund auch immer, passieren halt. Aber ich denke nicht dass hier unbedingt die Strecke das Ausschlaggebende war.
Daher finde ich die Warnung schon ganz gut so daß sich möglichst nur Fahrer auf diese Strecke wagen die auch eine gewisse Erfahrung in der Bewältigung solch anspruchsvoller Strecken haben.

[Perlenfischer]

Es mag auf dem Foto tatsächlich so aussehen. Direkt vor Ort kommt einem alles ganz anders vor. Leider hattem ich mit dem Rückwärtsgang des Fahrzeugs schon ehr unangenehme Erfahrung, denn bei wenig Druck bewegte sich gar nichts, bei etwas mehr dann dafür ziemlich ruckweise. Nicht die idealen Voraussetzungen fürs Wenden mit 100 m Steilhagn hinter einem.

Abgesehen davon ist der Unfall auf dem Rückweg passiert. Hinzu sind wir an der Stelle glimpflich vorbeigekommen. Wahrscheinlich ein etwas anderer Winkel, etwas dichter an der Bergwand gefahren (wenn man als Fahrer außen sitzt, hat man wohl noch etwas mehr Respekt vor dem Abgrund).

Insofern hatten wir keine Wahl als da vorbeizufahren, denn die Strecke auf der anderen Seite war ab Lokinhamrar gesperrt.

Wie dem auch sei, es ist jedenfalls für Camper mit hohen Aufsatz, der nicht eingefahren werden kann, zu riskant.

[NeitherErnie]

Leider hattem ich mit dem Rückwärtsgang des Fahrzeugs schon ehr unangenehme Erfahrung, denn bei wenig Druck bewegte sich gar nichts, bei etwas mehr dann dafür ziemlich ruckweise. Nicht die idealen Voraussetzungen fürs Wenden mit 100 m Steilhagn hinter einem.

Du wußtest bereits im Vorfeld, daß Du Dich nicht (mehr) auf den Wagen verlassen kannst und wagst Dich dann damit auf so eine Strecke?

[Sigrid]

Hallo Perlenfischer,

danke für den Bericht. Euch scheint noch der Schrecken in den Knochen zu sitzen. Ihr hattet euch vor Ort erkundigt, ob die Straße für euch ok sei und habt nichts gegenteiliges erfahren. Wie man sich denn nun verhält wenn man dann doch an heikle Stellen kommt mit dem Wissen um einen anscheinend schwierigen Rückwärtsgang ist von Person zu Person verschieden. Zum Glück ist nichts schlimmeres passiert.

In einem Thread aus 2008 gibt´s noch ein paar andere Berichte und Bilder zu dem Thema: http://www.islandreise.info/viewtopic.php?f=20&t=1798

Allen einen schönen Restsonntag.
Sigrid

[beorc]

Na ja, die Strecke war ja wohl auch zu bewältigen. Denn den Hinweg hat er ja geschafft. Somit war die Auskunft dass man dort fahren kann ja nicht falsch. Ich denke mal auf dem Rückweg war er einfach etwas unachtsam was jedem mal passieren kann. Die Warnung dass man besonders bei höheren Fahrzeugen etwas mehr aufpassen muß finde ich auch Ok.

[NeitherErnie]

Klar, sowas passiert halt mal und ein freundlicher Hinweis an die Nachfahren ist auch sinnvoll und dankenswert. Ich hab mir auch schon durch schlampiges Betrachten einer Furt und falsches Abschätzen meiner Bodenfreiheit in tiefen Fahrspuren ein paar Kratzer zugezogen. Aber ich nehme das auf meine eigene Kappe anstatt dem vegagerðin die Schuld für meine Fahrfehler zu geben.

Zusammenfassend kann man sagen, dass neben der 4x4 Warnung für diesen Streckenabschnitt auch eine Höhenbegrenzung hingehört hätte.

Weshalb fährt man denn auf isländischen Nebenstraßen anstatt auf der DIN-konformen Autobahn durch den Schilderwald? Der Reiz besteht doch u.A. auch darin, sich in anspruchsvollen Situationen auf seinen eigenen, gesunden Menschenverstand verlassen zu müssen. Ist genau dasselbe bei Absperrungen an heißen Quellen, nicht-Qualitätwanderwegprädikat-ausgezeichneten-Pfadmarkierungen, auf-Eisberge-im-Jökulsárlón-klettern, auf-eigene-Faust-außerhalb-der-Saison-in-Eishöhlen-gehen, ...