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von FiSt » Sa 25. Feb 2017, 04:56
Um es kurz zu fassen: das ist um diese Jahreszeit so gut wie unmöglich!
Wobei ich anmerken muss, dass der diesjährige Winter bisher quasi ausgeblieben ist, der Schnee immer meist nur kurz liegen blieb und durch Regen (auch im Hochland) wieder weggeschmolzen wurde. Ich war (sehr zu meiner eigenen Überraschung) erst vor wenigen Tagen mit meinem 4x4 Volvo beim Staudamm, die Straße war bis auf einige Schneewehen sehr einfach passierbar. Aber der Winter kommt noch, wahrscheinlich im März oder April oder Mai...
Im März ist hier auf Island der Sommer noch in weiter Ferne, da hat im Hochland die Schneeschmelze noch nicht einmal richtig begonnen.
Die Angaben auf der Vegagerðin Webseite (road.is) sind gute Anhaltswerte, aber "rot" bedeutet gesperrt und ob eine "Sperrscheibe" (Zeichen 250 in DE, Fahrverbots-Tafel in AT) angegeben wird oder nicht ist eher belanglos und benutzerabhängig (also welche Person den lokalen Straßenbericht gerade verfasst).
Verbotstafeln vor Ort - oder gar Schranken bzw. über die Straße gespannte Ketten und dergleichen - sollten auf alle Fälle unbedingt befolgt werden - die Versicherung kann im Fall des Falles aussteigen, und dann wird eine Rettungsmission so richtig unangenehm.
Die Straße 910 zum Staudamm ist asphaltiert, und mit Glück zu jeder Jahreszeit befahrbar (kann ich aus eigener Erfahrung stolz behaupten). Trotzdem ist sie im Winter gesperrt, und das hat seinen Grund: die Wahrscheinlichkeit irgendwo im Schnee stecken zu bleiben liegt auch mit viel Übung und gutem Allradauto bei über 80% (auch hier spreche ich aus eigener Erfahrung). Und dann ist man irgendwo im Nirgendwo, und Hilfe weit weg und schwierig erreichbar.
Ab dem Staudamm wechselt die Straße dann zu einer F-Piste (also F910), und ab da ist sie mit "normalen" Autos nur in den Sommer- und mit Glück Herbst- Monaten befahrbar (wenn ich mal von den Super-Jeeps mit extragroßen Reifen absehe):
* vor der Schneeschmelze ist zu viel Schnee (vor allem Verwehungen), die meisten Markierungs-Pflöcke sind verschwunden, und die Piste somit weder erkennbar noch befahrbar.
* und während der Schneeschmelze (Mai bis Ende Juni) versinkt man auf F-Pisten im Dreck, sowohl im Auto als auch zu Fuß.
Ich bin Anfang Juni 2013 zu Fuß vom Staudamm Richtung Laugarvalladalur/Hafrahvammagljúfur gewandert, und das war ein Erlebnis. Nicht nur, dass ich die Entfernung total falsch eingeschätzt habe (ich war den ganzen Tag unterwegs, und um diese Jahreszeit ist es schon sehr lange hell). Auch hatte ich keine Vorstellung davon, wie schwierig und anstrengend es ist in dieser steinigen Sand/Aschewüste bei Schneeschmelze zu marschieren. Wo es ging habe ich für meine Route Schneefelder gesucht, denn im (nassen) Schnee bin ich nicht so sehr eingesunkten als im Dreck, der sich stellenweise in puren Treibsand verwandelt. Nicht nur ein Mal habe ich meine hohen und festgschnürten Stiefel samt Socken beinahe verloren - auch die Hose war bis weit über die Knie herauf total vom Asche-Schlamm bedeckt bzw. durchtränkt (und das schmirgeld die Haut besser als jedes Sandpapier).
Diese Gegend ist am schönsten im August, wenn der Staudamm noch nicht überläuft und man bei entspechender Kenntnis sogar etwas im Canyon wandern kann. Doch Vorsicht - hier herrscht immer Steinschlag, und manchmal brechen auch größere Brocken ab!