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von Peturvilhjalmur » Di 2. Okt 2012, 22:11
Hej HP,
da ich größtenteils alleine unterwegs bin, habe ich keine Störfaktoren, die meine Eindrücke von Ísland beeinträchtigen könnten. Ich sauge alles wie ein Schwamm auf! Was Eisländ hinsichtlich des Radfahrers beschrieb, ist durchaus bittere Realität. Ich habe es vor etlichen Jahren bei einer Gruppe von Radfahrern im Skeidararsandur beobachten können. Eine kräftige Sturmbö hat die ganze Gruppe mit einem "Schlag" etliche Meter neben die Straße befördert, wo sie dann in der Lava lagen. Wichtig ist, vorher sich über die aktuelle Wettersituation und Windvorhersage zu informieren - Turistinformationen, Polizei, Rettungsdienste, Tankstellenpersonal, Campingplatzwart usw. - Wenn es unterwegs "haarig" werden sollte, nicht zu vornehm sein und erst im allerletzten Moment, wenn die Kräfte schon sozusagen am Ende sind, um Hilfe bitten. In diesem September hat ein Bekannter von mir mit seinem Wohnmobil einen deutschen Radfahrer, der alleine unterwegs war in einer Situation mitgenommen, in der Radfahrer effektiv am Ende seiner psychischen und physischen Kräfte war. Er hat ihn mitsamt Fahrrad und Gepäck in seinem Wohnmobil eine erhebliche Strecke zu einem sicheren Ort mit Campingplatz mitgenommen. In Ísland wird man Dir in Notsituationen häufig auch ungebeten unbedingte Hilfe zuteil werden lassen! Wichtige Informationen liefern auch die an der Ringstraße Nr. 1 befindlichen Informationstafeln, die von zumeist automatischen Meßstationen ständig aktualisiert werden. Dort wird zunächst die Windrichtung (V=West;A=Ost;S=Süd=klar;N=klar), danach kommt die Temperatur und Windgeschwindigkeit in m/s. Wenn ganz rechts in rot die Windgeschwindigkeit angezeigt wird, sind damit die Spitzengeschwindigkeit der Böen gemeint. Also ab 17m/s ist für Radfahrer dann schon Gefahr im Verzug (Gegenwind heisst evtl. Laufen, Seitenwind möglicherweise akute Sturzgefahr s.o.) Was über 20m/s liegt ist dann nur noch mit Pkw oder schwerem Gerät eträglich. Lkw´s dürfen z.B. ab 28m/s nicht mehr fahren. Wenn sie es trotzdem machen, können sie - wie ich 2007 zwischen Jökulsárlon und Höfn beobachten konnte - einfach von der Straße fliegen. So geschehen mit einem Mercedes-Actros Sattelauflieger von ca. 30 Tonnen. Der war noch ziemlich neu, aber danach nur noch Schrott.
Ich hoffe, ich habe Deine Sinne etwas geschärft.
In diesem Sinne: Goda ferd!
Gruß Peturvilhjalmur