Mit dem Liegerad durch Island

Mit 2 Rädern und ganz unmotorisiert.
Blacky
Weiser von Thule
Beiträge: 1158
Registriert: Fr 23. Mai 2008, 14:30

Re: Mit dem Liegerad durch Island

Beitrag von Blacky » Di 1. Mär 2016, 22:02

Na, dann zitiere ich mich mal selber:
Ich hatte schon oft gehört, dass das Radfahren besonders auf den Hauptstraßen der Insel nicht ohne sei, da die Autofahrer, die meistens Monsterkarren fahren, nicht an Radfahrer gewöhnt sind und diese sehr oft zu knapp überholen. Das kann ich jetzt so nicht bestätigen. Das mag daran liegen, dass inzwischen nicht mehr wenige Radfahrer unterwegs sind. Es kann aber auch am Trike liegen. Oft werde ich hier in D gefragt, ob das nicht gefährlich ist, man übersehen wird, weil man so tief sitzt. Ich habe bisher eigentlich nur positive Erfahrungen gemacht. Zum einen ist das Rad auffällig, weil es einfach seltener ist als ein Upright. Dadurch wird man eher wahrgenommen. Mir ist es zwar nicht unbedingt recht, oft wie ein Alien angeguckt zu werden, aber es ist eindeutig ein Sicherheitsplus. Die große, hohe, reflektierende Fahne (die mir leider heute geklaut wurde!!!) sorgt noch zusätzlich für Sicherheit.
Das Rad wirkt durch seine Spurbreite auch irgendwie massiver. Ich werde im Alltag meist mit respektvollem Abstand überholt, oft werde ich sogar von Autofahrern reingewunken, interessanterweise noch eher, wenn ich die Hunde dabei habe. Obwohl ich dann langsam unterwegs bin und durchaus ein Hindernis bin, scheint der Anblick viele Leute zu entschleunigen, es wird dann viel gegrinst, selig gelächelt und gewunken. Inzwischen werde ich wegen Rad und Hunden im Ort auch mal von Wildfremden angesprochen, wenn ich zu Fuß unterwegs bin, immer nur positiv.
Auf Island wurde ich sehr oft angehupt, aber nie als "Platz da, hier komm ich"-Signal, sondern das Hupen war immer mit hochgereckten Daumen, runtergekurbelten Fenstern und fröhlichen Grüßen, Winken und (viel zu oft) mit Fotos verbunden. Selbst die immer unter Druck stehenden und eiligen LKW-Fahrer waren gut drauf. Entgegenkommende Motorradfahrer haben mich lustigerweise immer! mit dem universellen Moppedfahrer-Gruß gegrüßt.
Die Reaktionen haben mich sehr überrascht. Ich selber habe in den letzten Jahren immer mal wieder Liegeradfahrer auf Island gesehen. Ich dachte also nicht, dass das Verkehrsmittel sooo eine Wirkung haben würde. Der eigentlich viel ungewöhnlichere Tretroller vom letzten Jahr zog auf jeden Fall (zum Glück) weniger Reaktionen auf sich, vermutlich weil er im Fahrbetrieb auf den ersten Blick wie ein gewöhnliches Fahrrad wirkt und weil ich ihn bei Pausen meist hingelegt habe.
Den ganzen Bericht zur Liegetrike-Reise vom Sommer 2014 findet sich hier: https://www.outdoorseiten.net/forum/sho ... -dem-Trike
(Wen es interessiert: Dort findet sich auch ein link zu meiner Tretroller-Island-Reise aus dem Jahr vorher.)
Benutzeravatar
Uwe_R
Herrscher des Nordmeeres
Beiträge: 698
Registriert: Do 9. Nov 2006, 08:44
Wohnort: Leonberg

Re: Mit dem Liegerad durch Island

Beitrag von Uwe_R » Mi 2. Mär 2016, 08:43

Eine Bekannte von mir war schon Ende der 90er Jahre mit einem (normalen) Rad unterwegs in Island. Schon am 2. Tag wurde ihr Freund im Gegenlicht wegen tiefstehender Sonne krankenhausreif angefahren mit langer Folgebehandlung. Und da gab es wirklich wenig Verkehr...
Juni 2018 - Mit dem Elektromotorrad nach Island: http://www.uw4e.de
Benutzeravatar
Raigro
Prophet des Dettifoss
Beiträge: 272
Registriert: So 4. Dez 2011, 21:48

Re: Mit dem Liegerad durch Island

Beitrag von Raigro » Mi 2. Mär 2016, 09:14

Ich fahre (in D) gerne und viel mit dem Fahrrad, aber in Island auf der Ringstraße würde ich nicht freiwillig längere Strecken fahren wollen :( Und dort bei einem Liegerad auf die hoffentlich gut sichtbare Fahne zu verzichten, halte ich schon fast für selbstmörderisch. :shock:
Blacky
Weiser von Thule
Beiträge: 1158
Registriert: Fr 23. Mai 2008, 14:30

Re: Mit dem Liegerad durch Island

Beitrag von Blacky » Mi 2. Mär 2016, 09:45

Uwe_R hat geschrieben:Eine Bekannte von mir war schon Ende der 90er Jahre mit einem (normalen) Rad unterwegs in Island. Schon am 2. Tag wurde ihr Freund im Gegenlicht wegen tiefstehender Sonne krankenhausreif angefahren mit langer Folgebehandlung. Und da gab es wirklich wenig Verkehr...
Nix für ungut, aber solche episodischen Geschichten haben doch keinen Aussagewert.
Ich bin mal in Deutschland angefahren worden, als ich auf einem Rennrad und auf dem Radweg unterwegs war. Deswegen rate ich jetzt weder von Rennrädern, noch von der Radwegbenutzung ab.

Die meisten Liegeräder mit Fahrer sind übrigens höher als die Dachhöhe vieler Sportwagen... Aber klar: Liegeradfahrer sind selbstmörderisch und selber schuld, während die Autofahrer nichts dafür können, wenn sie nicht sorgfältig genug gucken. (Ja, bewusst überspitzt ausgedrückt.)
Benutzeravatar
Monique
Plauder-Elfe
Beiträge: 3565
Registriert: So 7. Mai 2006, 16:36

Re: Mit dem Liegerad durch Island

Beitrag von Monique » Mi 2. Mär 2016, 16:26

Ganz unabhängig davon, warum LindaH den Thread wieder ausgebuddelt hat, zumal ihr Beitrag keine Frage oder weiterführende Aussage enthält: Blacky, du weißt, dass ich viel im Bus unterwegs war und zwar vorne, wo man alles sieht. Und aus der Erfahrung heraus und dem Wissen, dass immer mehr Busse unter immer mehr Zeitdruck unterwegs sind, kann ich jedem Radler nur empfehlen, sich - zumindest entlang der Ringstraße - ganz deutlich sichtbar zu machen. Die Verkehrssituation ist heute definitiv eine andere als noch vor ein paar Jahren. Und wir hatten oft Wetterbedingungen, bei denen Radfahrer nur schwer und nur spät zu sehen waren. Am Ende geht es meistens gut. Irgendwann ist immer das erste Mal. Aber die Aussage, dass ein Unfall unwahrscheinlich oder eine Fahne kindisch ist, die finde ich doch etwas an der Realität vorbei.

Monique
Blacky
Weiser von Thule
Beiträge: 1158
Registriert: Fr 23. Mai 2008, 14:30

Re: Mit dem Liegerad durch Island

Beitrag von Blacky » Mi 2. Mär 2016, 18:36

Monique hat geschrieben:Aber die Aussage, dass ein Unfall unwahrscheinlich oder eine Fahne kindisch ist, die finde ich doch etwas an der Realität vorbei.
Diese Aussagen habe nicht ich getroffen. (Ich habe eine Fahne am Rad, wie Du damals selber sehen konntest und fahre darüber hinaus in der Regel mit Tagfahrlicht. Es lebe der Nabendynamo!) Dass man für gute Sichtbarkeit sorgt (egal ob als Wanderer, Radfahrer oder am Kraftverkehr Teilnehmender) halte ich für eine Selbstverständlichkeit.
Ich habe mich nur gegen nachfolgende Beiträge verwehrt, die in die Richtung gingen, dass allgemein Radfahrer, insbesondere Liegeradler auf der Ringstraße Todessehnsucht hätten (ja, ich weiss, sehr überspitzt) :mrgreen: .

Ich glaube übrigens, dass das Risiko (prozentual, absolut wohl nicht) für Radfahrer auf der Ringstraße trotz des zweifellos zugenommenem Verkehrs eher kleiner geworden ist, einfach weil inzwischen viel mehr Radfahrer unterwegs sind und die Autofahrer darum eher mit ihnen rechnen. Ich habe ja nun auch den Vergleich aus 15 Jahren und fast 20 Islandreisen, kenne die Straßen inzwischen aus Auto-, Bus-, Motorrad-, Tretroller- und Liegeradperspektive.
Benutzeravatar
Monique
Plauder-Elfe
Beiträge: 3565
Registriert: So 7. Mai 2006, 16:36

Re: Mit dem Liegerad durch Island

Beitrag von Monique » Mi 2. Mär 2016, 22:30

@Blacky: Mein Nachtrag war auch nicht gegen dich gerichtet, ich weiß ja, wie du unterwegs bist :). Es war eher der nochmalige allgemeine Hinweis, dass bezüglich der Verkehrsdichte inzwischen große Unterschiede zwischen heute und einer Reise vor ein paar Jahren bestehen.

Und es ist aber auch interessant zu lesen, wie ein Radfahrer es wahrnimmt und zu wissen, wie oft ich im Bus saß und aus einem dringenden Sicherheitsbedürfnis heraus - versucht beiläufig - zu einem Fahrer sagte: "Guck mal, schon wieder ein Radfahrer!". Nur damit wir rechtzeitig bremsen.

Und letztes Jahr Mitte Mai (!) traf ich am Seljalandsfoss 2 Neuseeländer, die entnervt ihre Strecke im Süden abbrachen, weil die Straße zu voll war und sie ihr Leben bedroht sahen.

Monique
Benutzeravatar
icebike
Skogafoss-Surfer
Beiträge: 65
Registriert: So 7. Jun 2009, 11:13

Re: Mit dem Liegerad durch Island

Beitrag von icebike » Do 3. Mär 2016, 14:24

Für mich gibt es nichts ätzenderes als große Strecken auf der Ringstraße mit dem Rad zurückzulegen und das nicht nur wegen des Verkehrs. Dagegen ist das Hochland mit seinen Tracks (besonders außerhalb der großen F Pisten) ein absoluter Hochgenuss. Über den Verkehr braucht man sich dort keine Gedanken zu machen und die Aussicht wechelt ständig. Mit einem Liegerad dürfte das aber eine ungleich höhere Herausforderung sein als mit einem guten MTb.
Benutzeravatar
Uwe_R
Herrscher des Nordmeeres
Beiträge: 698
Registriert: Do 9. Nov 2006, 08:44
Wohnort: Leonberg

Re: Mit dem Liegerad durch Island

Beitrag von Uwe_R » Sa 12. Mär 2016, 23:16

Blacky hat geschrieben:solche episodischen Geschichten haben doch keinen Aussagewert.
Mir ging es um die Verkehrsdichte, die oben auch angesprochen wurde. Und die war in den 90er Jahren geringer als heute :ugeek:
Juni 2018 - Mit dem Elektromotorrad nach Island: http://www.uw4e.de
Duzzy
Foss-Anfänger
Beiträge: 3
Registriert: Mi 16. Nov 2016, 21:13

Re: Mit dem Liegerad durch Island

Beitrag von Duzzy » Mi 16. Nov 2016, 21:22

Gemütlich ist es ja :) haha

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: ClaudeBot [Bot] und 4 Gäste