Schlafsack - wie warm für Juli???

Alles Rund um Zelt, Stiefel, Schlafsack und was man sonst noch braucht.
Benutzeravatar
Larla
Foss-Anfänger
Beiträge: 6
Registriert: Mo 23. Mär 2009, 10:20

Schlafsack - wie warm für Juli???

Beitrag von Larla » Mo 23. Mär 2009, 10:56

Hallo,

Ich würde gern wissen, was für einen Schlafsack man für Island im Sommer braucht. Wir werden Ende Juni bis Mitte Juli für drei Wochen mit dem Zelt unterwegs sein und möchten gern entspannt schlafen ohne zu frieren. Nun besitzen wir bereits Schlafsäcke, die allerdings schon ein paar Jährchen alt sind. Ich habe keine Ahnung, um welche Marke und welches Modell es sich handelt, sprich: für welche Temperaturen sie ausgelegt sind. Tatsache ist, dass es Mumienschlafsäcke sind und wir am Wochenende bei -4 Grad gut gefroren haben :roll:

Wie kalt kann es denn im Juli nachts werden (erfahrungsgemäß)? Wir werden uns auf Snaefellsnes, auf dem Laugavegur und entlang der Südküste bis Skaftafell aufhalten. Ist es wirklich nötig, einen dieser tollen aber teuren Marken-Schlafsäcke zu kaufen? Bis jetzt sind wir mit unseren gut übr die Runden gekommen; ich möchte halt ungern nur für einen Urlaub hunderte Euros in einen neuen Schlafsack investieren, den ich danach nie mehr brauch. Möchte aber auch nicht frieren 8) und ein klein verpackbarer, leichter Schlafsack ist natürlich auch was Schönes. Ich will wirklich nicht an der falschen Stelle sparen, aber eben auch nicht das Geld rauswerfen...

Hat jemand zu den Temperaturangaben auf den Schlafsäcken Erfahrung? Stimmt es wirklich, dass ich zum Beispiel bei einer angegebenen Komforttemperatur von -5°C bequem und ohne zu frieren schlafen kann wenn es draußen 5°C sind? Gilt diese Angabe eigentlich für die Außentemperatur (außerhalb des Zelts) oder wirklich für die Temperatur an der Schlafsackoberfläche?

Fragen über Fragen :oops:
Wäre für Antworten echt dankbar.

LG
Larla
Benutzeravatar
Olaf
Weiser von Thule
Beiträge: 1212
Registriert: Sa 23. Apr 2005, 10:05
Wohnort: Graz

Re: Schlafsack - wie warm für Juli???

Beitrag von Olaf » Mo 23. Mär 2009, 11:58

Ich hatte Mitte August in Island schon ein paar Nächte mit Frost. Der Wassersack war danach richtig gefroren und am Außenzelt war eine ordentliche Schicht mit Reif. Sowas ist aber eher die Ausnahme, und unter normalen Umständen sollte ein Schlafsack mit Komfortbereich -5 - 0 Grad ganz gut ausreichen.

Wie man einen Schlafsack findet, wo nicht nur "-5 - 0 Grad" draufsteht, sondern wo das auch drin ist, das ist wiederum ein ganz anderes Problem. Eigentlich gibt es eine EU-Norm, wie solche Temperaturangaben zustande kommen sollen. Damit soll eine bessere Vergleichbarkeit verschiedener Hersteller ermöglicht werden. Aber wenn ihr einen Outdoor-Laden in der Nähe habt, schadet es sicher nicht, die Verkäufer einfach mal zu fragen, was sie denn so von diesen Temperaturangaben halten. Am Ende hilft eigentlich nur ausprobieren, wie ihr das ja am Wochenende scheinbar schon gemacht habt, denn was man als "frisch", "kalt" und "frieren" empfindet, lässt sich nie so richtig in Zahlen ausdrücken.

Als Alternative zu einem neuen Schlafsack kann man sich übrigens auch Fleece-Inlets besorgen, die einen Schlafsack nochmal so etwa 5 Grad wärmer machen. Außerdem kann man noch eine Jacke außen über den Schlafsack packen, (trockene) Klamotten mit nach innen nehmen, usw. so dass ich auch schon -15 Grad oder sowas mit einem etwas älteren Schlafsack für eigentlich nur -5 Grad ganz gut überstanden hab.

Achja, die Angaben beziehen sich eigentlich immer auf "Umgebungstemperatur", also Zeltinnentemperatur oder Hütteninnentemperatur oder bei einer Nacht unter dem freien Sternenhimmel eben Lufttemperatur. Alle anderen Angaben wären ja auch äußerst zweifelhaft...
Nadine
Svartifoss-Fischer
Beiträge: 49
Registriert: Di 10. Jun 2008, 18:56
Wohnort: Baden-Baden

Re: Schlafsack - wie warm für Juli???

Beitrag von Nadine » Mo 23. Mär 2009, 18:06

Hallo,

bei manchen Schlafsäcken gibt es unterschiedliche Temperaturangaben für Frauen und Männer.
Aber nicht bei allen. Wir Frauen frieren ja immer schneller, deswegen würde ich lieber ein paar Grad höher nehmen, als ich draußen tatsächlich erwarte.
Ich hatte im Juni auch schon mal ein angefrorenes Zelt und mein Schlafsack hatte Comfort bis -15. Manchmal hab ich auch da etwas gefroren, aber war auszuhalten. Allerdings glaube ich, dass die Hauptsache der Kopf ist. Angeblich verliert man über den die meiste Körpertemperatur. Also den auf jedenfall gut einpacken oder Mütze auf.
Ich bin außerdem ein Fan von Daunen-Schlafsäcken. Sind halt etwas sperrig, aber ich schleppe lieber etwas mehr, wie dass ich jede Nacht friere.

Ich denke das hängt alles von einem persönlich ab. Wenn du generell nicht so oft friest und das mit der Durchblutung aller Körperzeile klappt, dann is -5 sicher okay. Ansonsten einfach eben solche Inlets holen oder die Thermohose nachts anziehen.
Nachts auf die Toilette spurten, macht auch immer wieder etwas warm zwischendurch :)

Grüsse
Nadine
fantomas
Svartifoss-Fischer
Beiträge: 37
Registriert: Di 1. Jul 2008, 12:21

Re: Schlafsack - wie warm für Juli???

Beitrag von fantomas » Mo 23. Mär 2009, 18:37

Nadine hat geschrieben: Ich bin außerdem ein Fan von Daunen-Schlafsäcken. Sind halt etwas sperrig, aber ich schleppe lieber etwas mehr, wie dass ich jede Nacht friere.
Daunenschlafsäcke sind bei gleichem Temperaturbereich meist leichter und besser komprimierbar als Kunstfasersäcke. Man muss halt bei Daune ein Auge auf die Feuchtigkeit werfen und immer ordentlich lüften. Ich bin seit zwei Jahren auf Daune umgestiegen und bin auch Fan :)

Wenn es kein neuer Schlafsack sein soll, kann ich dir auch ein Inlet empfehlen - dies bringt auf jeden Fall noch ein paar Grad.

Grüße,
Falko
Benutzeravatar
Larla
Foss-Anfänger
Beiträge: 6
Registriert: Mo 23. Mär 2009, 10:20

Re: Schlafsack - wie warm für Juli???

Beitrag von Larla » Mo 23. Mär 2009, 19:30

Hallo,

Schonmal vielen Dank für die netten Antworten.
Ja, von Fleece-Inlets habe ich schon gelesen. Gute Idee, aber mehr als 5°C werde ich damit wohl nicht gut machen können, oder? Hab mir überlegt, ich werde mal einen Test mit Sommer-/Biwak-Schlafsack im normalen Schlafsack starten.
Also, wie gesagt, bei -4°C haben wir schön gefroren. Die Temperatur war allerdings draußen, im Zelt wird es wohl etwas wärmer gewesen sein. Außerdem waren wir beide klamottentechnisch total eingepackt, sprich ich hatte 5 Schichten übereinander an. Daher tippe ich mal drauf, dass mein Schlafsack eher für +5 oder sogar +10°C gedacht ist. Ich vermute mal, etwas wärmer sollte der Schlafsack für Island schon sein, oder?

@Nadine: -15°C Komforttemperatur??? Hm, klingt kuschelig. Ist aber glaube ich nicht ganz mein Budget :cry: Aber wenn ich Dich richtig verstehe, sollten es definitiv nicht weniger als -5°C Komforttemperatur sein?! Schal, Mütze, Pulswärmer, warme Socken und wenn es kalt ist ne lange Unterhose sind ja schonmal selbstverständlich :) Ich bin übrigens ein Fan von Kunstfaserschlafsäcken wegen der Nässe :mrgreen:

Viele Grüße
Larla
Benutzeravatar
mánaljós
Prophet des Dettifoss
Beiträge: 481
Registriert: Do 26. Jan 2006, 12:19
Wohnort: Berlin/Ísafjörður

Re: Schlafsack - wie warm für Juli???

Beitrag von mánaljós » Mo 23. Mär 2009, 21:13

Mich frierts auch leicht und deshalb gebe ich gerne den Tipp weiter, den Wasserbeutel (zB Platypus) oder die PET-Flasche als Wärmflasche mit in den Schlafsack zu nehmen. Auf einigen Zeltplätzen fließt heisses Wasser aus dem Wasserhahn (Skaftafell, Hveravellir, usw), oder einfach mit dem Kocher warm machen (achtung, kein kochendes Wasser verwenden). Das ist ein kleiner Luxus, an den ich mich schnell gewöhnt habe.

Bei Inlets rate ich von Fleece ab, viel zu schwer und sperrig. Hatte ich schon mal dabei, und schnell habe ich mich wieder beim nächsten Hochlandmüllkontainer davon getrennt. Das beste Verhältnis zwischen Wärme und Gewicht gibt wohl Seide. Laut Verpackung gewinnt man mit einem Seideninlet zwischen 5°-10° Wärmeleistung bei knapp über 100g. Das probiere ich dieses Jahr auch aus.
Benutzeravatar
HDK
Prophet des Dettifoss
Beiträge: 363
Registriert: Mi 7. Mai 2008, 00:25
Wohnort: Frankenwald

Re: Schlafsack - wie warm für Juli???

Beitrag von HDK » Mo 23. Mär 2009, 21:46

Ich kann dem bereits Gesagten kaum wesentlich mehr Gesichtspunkte drauf packen. Gut finde ich, dass ihr vor wenigen Tagen probeweise gezeltet habt. Die Temperaturen - nachts um den Gefrierpunkt, tagsüber 6 bis 8 Grad - kommen den Sommertemperaturen im isl. Hochland recht nahe. Wenn es euch jetzt zeltend in deutschen Landen nicht zu frisch wird, dann seid ihr auf der sicheren Seite in Island. Ach ja, diese Woche soll es auch hierzulande ziemlich stürmisch werden ...

Vorige Woche hab ich mein neues Zelt getestet, d.h., ich habe drin übernachtet bei Nachtfrost und +1°C im Zeltinneren. Ausstattung:
Downmat 7
Schlafsack: Comfort +1°C, Limit -5°C, Extrem -22°C
Lange Unterhose, langärmeliges Unterhemd von Woolpower (Material: 60% Merinowolle, 25% Polyester, 15% Polyamid), Socken
billige Fleece-Sturmmütze (wo halt nur Augen und Nase unbedeckt sind): sehr zweckmäßig !!!

Ich hab nicht gefroren. Für den Aufenthalt im Zelt nach einer schweißtreibenden Tagesetappe ziehe ich sowieso trockene Sachen an. Im August 2008 hatte ich in Island dafür eine leichte Microfleece-Hose (<200g) und einen Microfleece-Pulli dabei. I.d.R. trage ich die zwei Stücke zusätzlich zur Woolpowerwäsche im Schlafsack. Da ist es dann richtig kuschelig warm, manchmal sogar zu warm gewesen. Ein inlet ist deswegen für mich persönlich überflüssig.

Im Grunde kann ich also nur berichten, wie es mir mit meinem Zeugs erging. Ich weiß nicht, was eure Schlafsäcke leisten und kenne euer Kälteempfinden nicht. "Hunderte Euros" müsst ihr nicht in einen Schlafsack investieren, aber "an der falschen Stelle" gespart zu haben, würdet ihr sicher bereuen. Nach meiner Auffassung ist eine passende Kombination von Schlafsack und Schlaf-ZeltIndoor-Kleidung zweckmäßig, sozusagen die Analogie zum "Zwiebel-Prinzip" bei der Bekleidung:
1. Schicht: Schlafanzug (warme lange Unterwäsche)
2. Schicht: Microfleece (bei Bedarf auch im Schlafsack zu tragen)
3. Schicht: Schlafsack (unentbehrlich :wink: )
.
Benutzeravatar
Monique
Plauder-Elfe
Beiträge: 3567
Registriert: So 7. Mai 2006, 16:36

Re: Schlafsack - wie warm für Juli???

Beitrag von Monique » Mo 23. Mär 2009, 23:04

Hallo Lara,

ich bin auch ne Frostbeule und mein Schlafsack hat Comfort (Frauenmesswert) -7 °C und unter dem würde ich nicht mehr nach Island fahren. Nicht zu frieren ist unheimlich entspannend :D (hab auch schon Friertouren hinter mir, aber mit nem anderen Schlafsack :? ). Bin 2007 auf Daunenschlafsack umgestiegen, da der in Bezug auf Gewicht (1,7 kg) und Größe (unglaublich, wie klein man ihn bekommt!) bei der Temperatur keine Konkurrenz in meiner Preisklasse (oder überhaupt?) hatte. Gebe aber zu, dass es nicht der billigste war. Je nach Außentemperatur schlafe ich in kurzer oder langer Unterwäsche, meist im T-Shirt darin. Sinnvoll ist es auch, auf den Kopfteil des Schlafsacks zu achten. Meiner hat ne geniale Kapuze und Wärmekragen, da brauche ich nicht mal mehr ne Mütze im Bett aufsetzen ... rundrum Wohlfühlklima ...

Einen Schlafsack, der ganz leicht und ganz klein ist, bekommst du eher in der Region +10 ° Comfortzone aufwärts ... von der Idee solltest du dich verabschieden. Ein bekannter Ausrüster, der u.a. hier in HH eine Filiale hat, hat zumindest im Katalog (und ich denke auch online) ne recht gute Erklärung zu den Temperaturzonen und weist auch alle Schlafsäche damit aus ... wobei das, wie schon gesagt wurde, nur zur Orientierung dienen kann. Je mehr Frostbeule du bist, um so "minussiger" sollte die Temperatur der Comfort-Zone sein :wink:

Du schreibst, dass ihr 5 Schichten übereinander anhattet und dabei trotzdem gefroren habt. Ich bin nicht sonderlich gut im Erklären solcher Dinge, aber ich meine es ist nicht unbedingt vorteilhaft, wenn man zu viel im Schlafsack anhat ... da muss irgendwo Platz für Luft sein. Vielleicht kann jemand den Grund gut erklären.

Monique
Nadine
Svartifoss-Fischer
Beiträge: 49
Registriert: Di 10. Jun 2008, 18:56
Wohnort: Baden-Baden

Re: Schlafsack - wie warm für Juli???

Beitrag von Nadine » Di 24. Mär 2009, 12:57

Monique hat geschrieben:
Du schreibst, dass ihr 5 Schichten übereinander anhattet und dabei trotzdem gefroren habt. Ich bin nicht sonderlich gut im Erklären solcher Dinge, aber ich meine es ist nicht unbedingt vorteilhaft, wenn man zu viel im Schlafsack anhat ... da muss irgendwo Platz für Luft sein. Vielleicht kann jemand den Grund gut erklären.

Monique
Also ich hab mal gehört, dass man am besten nackig im Schlafsack sein soll, weil dann angeblich am meisten Wärme entsteht.
Ich war mal so mutig und hab das getestet, und das funktioniert eindeutig NICHT.
Aber das mit der Luftschicht zur Isolierung stimmt schon irgendwie.

Gruß
Blacky
Weiser von Thule
Beiträge: 1158
Registriert: Fr 23. Mai 2008, 14:30

Re: Schlafsack - wie warm für Juli???

Beitrag von Blacky » Di 24. Mär 2009, 15:31

Zum Thema "mehrere Bekleidungsschichten übereinander": Zu viele sollten es in der Tat nicht sein. U.U. wird es dann nämlich zu eng im Sack, die Füllung wird komprimiert und der Schlafsack kann nicht mehr seine gesamte Wärmeleistung entfalten.

Von einem Fleeceinlett würde ich ebenfalls aus Gewichts- und Platzgründen abraten, z.T. sind richtige Sommerschlafsäcke leichter als ein so ein Inlett. (Z.Z. gibt es bei Globetrotter in den Hot Offers einen Schlafsack mit einem Konfi-Bereich von -8 Grad und einem Gewicht von 1.700gr zu 70€. Das ist zwar keiner der leichtesten Schlafsäcke, wäre aber leichter und nähme sicher weniger Platz weg als euer alter Sack plus einem Fleeceinlett. Ähnliche Angebote findet man immer mal wieder bei einschlägigen Händlern.)
Seide ist gut und angenehm, die von Herstellern und Händlern angegebenen Werte die sie angeblich einen Schlafsack nach oben "pimpen" sind aber sehr mit Vorsicht zu genießen. 10 Grad sind das nie im Leben, 3-5 sind eher realistisch, wenn überhaupt so viel. Sie fallen aber im wahrsten Sinn des Wortes nicht ins Gewicht, sind angenehm und schonen den Schlafsack; er muss seltener gewaschen werden.

Ein wichtiger Punkt noch: Ihr solltet gute, isolierende Unterlagen haben. Der beste Schlafsack bringt nichts, wenn die Unterlage nicht entsprechend isoliert. Da der Schlafsack platt gelegen wird, kann an der Körperinnenseite auch die beste Füllung nicht voll isolieren, da ist dann die Matte gefordert.

Ausserdem ist es hilfreich, gut gesättigt in den Schlafsack zu kriechen. Wacht man nachts fröstelnd auf, hilft es manchmal schon, einen Müsliriegel zu essen.

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: ClaudeBot [Bot] und 0 Gäste