ich werf mich mal mutig mit in die Diskussion.
Mich beschäftigt die Frage nach "nachhaltigem, verantwortungsvollem" Tourismus schon einige Zeit.
Das ist für mich nicht nur auf Island beschränkt, sondern durchaus ein globales Thema. Da brauche ich nur vor der Haustür schauen, wie sich meine Mitmenschen um mich rum benehmen.
Ich hege - wie ihr - für Island eine besondere Zuneigung und mir kocht die Galle über, wenn ich zertrampelte Flächen oder Müll mitten in der Pampa sehe.
Fakt ist, dass die Besucherzahlen für Island jedes Jahr steigen. Fakt ist, dass diese Devisen für das Land bitter nötig sind.
Fakt ist leider auch, dass wo viele Menschen sind, auch immer einige "schwarze Schafe" darunter sind, die mit der sie umgebenden Lanschaft nicht verantwortungsvoll umgehen. Nach dem Motto: "ich wohn hier ja nicht, was geht es mich an, da räumt schon einer auf, hauptsache, ich hab einen geilen Urlaub".
Dieses Phänomen haben sicherlich schon mal alle weiblichen Wesen unter uns erlebt, die öffentliche Damentoiletten besuchen mussten. Ich nenn das immer das "nach mir die Sintflut"-Verhalten. (eigentlich hab ich einen anderen Namen dafür, aber das ist nicht jugendfrei
)
Leider habe ich dafür keine Patent-Lösung. Meiner Meinung nach spielt die Erziehung schon eine Rolle, wie sich später ein Mensch gegenüber seiner Umwelt verhält. Ich kenne Familien, wo es die Eltern schaffen, eine Vorbildfunktion zu übernehmen und den Respekt vor der Natur und den Mitmenschen vorzuleben. Kinder ahmen nach. Auch Schulen könnten viel ausrichten, um die Neugierde und die Begeisterung für den Erhalt der Natur zu wecken.
Eintrittsgelder allein werden das Problem nicht lösen können. Die Leute werden die Gebühren murrend zahlen und sich totzdem daneben benehmen - "ich hab ja schließlich bezahlt, dann will ich auch die Sau rauslassen können". Vielleicht gibt es auch einige, denen ihr Handeln gar nicht bewusst ist - "das mache ich daheim doch auch immer so!"
Ich bin der Meinung, dass die Isländer ihre eigenen passenden Konzepte für nachhaltigen Tourismus erabeiten müssen/sollten.
Ich glaube - und ihr könnt mir gerne widersprechen - dass nur ein gesunder Mix aus Aufklärungsarbeit, sinnvoll platzierten Gebühren und geführtem, teilweise begrenztem und kontrolliertem Zugang zu den Sehenswürdigkeiten auf Dauer für alle Beteiligte was bringt.
Bei den Besuchern muss das Bewusstsein geschaffen werden für den respektvollen Umgang mit der Natur: "was hab ich davon?" "warum sollte ich das oder jenes nicht machen". Nur Verbote auszusprechen bringt nix.
Die Leute müssen kappieren, was die Konsequenzen für ihr Handeln sind ("wenn'de noch mal 20 mal über die Blaubeere latscht, kannste dir die Fotos mit den niedlichen Schneehühnern abschminken. Außerdem wirste Zwangspate von "Schneehuhn-in-Not.is") Manche Gebiete sind so strapaziert, dass der Zugang nur kontrolliert mit Guides sinnvoll ist - um die Regeneration zu ermöglichen. Dann geht das eben nur mit Guides!
Und um die finanziellen Mittel für den Erhalt der Gebiete zu beschaffen, sind Gebühren durchaus legitim - sofern die Gelder auch wirklich in den Topf fließen! Guides kosten Geld, das "Aufräumen" kostet Geld und der Erhalt der Gebäude/Anlagen ist auch nicht für lau.
Und warum nicht eine Vignette? Aber bitte für alle Straßen und von allen Leuten. Die Norweger erheben ja auch erfolgreich Wege(-lagerer-)geld! Die Vignette hält keinen vom Fahren ab, aber mir geht es darum, die Kohle für die Erhaltungsmaßnahmen zu beschaffen.
Denkbar wäre auch eine Art "Kurtaxe": einen Obulus, wie ihn die Hotels und Unterkünfte in den hiesigen Kurstädten erheben. Oder eine "Island-Card", die den Zugang zu den Orten ermöglicht (mit obligatorischem Einführungskurs für den Verhaltens-Codex).
Bei den Maßnahmen nehme ich die Isländer nicht aus: ich kann nicht beurteilen, ob die Auswärtigen allein das Problem darstellen. In Deutschland gibt's auch genug Hirnis, die ihren Schrott im eigenen Wald abladen.
Ich spinne hier nur rum. Jeder von euch mag andere Ansätze und Ideen bevorzugen. Wichtig ist, dass die Isländer auf Dauer ein Konzept für sich finden, mit dem sie zurecht kommen und das unterm Strich auch erfolgreich ist.
Das Bewusstsein, dass die Landschaft das größte Kapital* für Island ist, ist ja noch am Wachsen ... (*nach den Energievorkommen)