Hallo
Da hat Christian voellig recht - die Islaender machen sich Gedanken darueber. Erst neulich war sogar eine Konferenz zu diesem Thema in Selfoss wenn ich mich recht aus den Nachrichten erinnere.
Was jedoch mir auffaellt scheint die Inkompetenz und mangelende Professionalitaet zu sein, die selbst Laien wie mir in diesen Fragen auffaellt.
Einige Beispiele:
+ Góðafoss, Gullfoss, Hveravellir und Geysir sind von den Islaendern als stark gefaehrdete Gebiete erkannt worden. Das ist sehr gut.
Als ad hoc Massnahmen passiert jedoch wenig: Geysir ruft foermlich nach Praesenz von Rangern die Touristen den richtigen Rat geben wie man die Quellen gefahrlos anschauen kann - um es mal in dieser Form zu sagen
Stattdessen kann man bei jedem Besuch Zeuge von falschen Verhalten werden.
++ Die groesste Inkompetenz zeigt sich derzeit in mehreren Faellen in Thingvellir:
+ Da wird die von Thingvellir nach Laugarvatn fuehrende Strasse zur wahren Autobahn ausgebaut. Damit ist eine perfekte West-Ost Verbindung geschaffen worden, die der Ringstrasse ueber die Hellisheiði Konkurrenz macht. Das klitzekleine Problem: Man muss durch den Flaschenhals Thingvellir fahren. Der Durchgangsverkehr in Thingvellir hat sich seit dem Ausbau der Strasse
verdreifacht - das war natuerlich absolut nicht vorhersehbar geschweige denn durch Simuation berechenbar.
Hilflos wurden nun "50 km/h" Schilder im Nationalpark aufgestellt - an die sich gefuehlterweise keiner haelt. Um Fussgaenger zu schuetzen gibt es nun einen Zebrastreifen vor der Gaststaette - obwohl laengst bekannt ist, dass Zebrastreifen Fussgaenger kanalisieren und den Autofahrern das Gefuehl geben, dass woanders keine Fussgaenger auf der Strasse sind (oder sein sollten). Die Pflanzenwelt leidet inzwischen nachweislich an der erhoehten Verschmutzung.
Nun ist in diesem Falle die Situation fast hoffnungslos - die Strasse nach Laugarvatn haette niemals in dieser Form ausgebaut werden duerfen.
Was man aber mindestens machen kann ist den Flaschenhals Thingvellir komplett unattraktiv fuer den Durchgangsverkehr zu gestalten: Kein Mittelstreifen mehr, Verengung der Strasse, moeglichst grosse Verunsicherung wo ueberall Fussgaenger sein koennten.
+ Die offene Spalte in der Almannagjá. Sie ist mit Zaeunen derartig verrammelt, dass kein Blick vom Weg auf die Spalte moeglich ist. Das scheint eine gute Idee zu sein und die Baufirma hat einen guten Job gemacht. Leider ist die Neugierde der Besucher so gross, dass sie rechts und links auf den Lavawaenden herumklettern um einen Blick zu erhaschen. Die "Wege" sind deutlich zu sehen und es wird Jahre dauern bis sie wieder verschwinden. Die einfache Erkenntnis dass die Touristen ein
massives Interesse an der Spalte haben und diese Neugierde in vernuenftige Bahnen gelenkt werden
muss wurde voellig ignoriert.
Nun werden viele in diesem Forum sagen: Oh welche Besserwisserei, welche Klugscheisserei. Die Sache ist aber die: Sowas wird auch in Island von vielen diskutiert, in Leserbriefen und in Artikeln - ja selbst von Leuten in den verantwortlichen Positionen. Das sind wahrlich keine sensationellen Erkenntnisse oder Ideen.
Die unheimliche Frage ist: wenn solche Punkte auch anderen Menschen bewusst sind, warum funktioniert es nicht? Warum klappt die Koordination von Vegagerðin und Thingvellir Nationalpark nicht? Es scheint irgendwie, das jeder weiss das alles schief laeuft aber keiner kann, will oder mag etwas aendern.
viele Gruesse
Leon