Rahmenplan um Schutz und Nutzung von Naturgebieten

[gerneklein]

Hallo

es gibt eine bemerkenswerte Webseite ueber den "Rahmenplan um Schutz und Nutzung von Naturgebieten mit Betonung auf Wasserkraft und Geothermalenergie" der derzeit in Island diskutiert wird.

English: http://www.rammaaaetlun.is/english
Islaendisch: http://www.rammaaaetlun.is/
Die islaendische Version ist bei weitem umfangreicher und aufschlussreicher als die englische.

Wer weniger Zeit hat alles zu lesen - am schnellsten geht ein Blick auf die Karte die man in diesem Dokument findet
(page 3, Figure 1)
http://www.rammaaaetlun.is/media/virkja ... -25feb.pdf

Fast mehr beeindruckend sind die Gedankenmodelle auf dieser Karte:
http://www.rammaaaetlun.is/media/kort/Yfirlitskort.pdf

Selbstverstaendlich werden kaum alle Wasserkraftwerke und Geothermalkraftwerke jemals umgesetzt. Es ist jedoch erstaunlich zu sehen ueber was nachgedacht und evaluiert wird. Und letztendlich wird ein Teil umgesetzt werden, das steht fest.
Nicht auf der Karte eingezeichnet ist die notwendige Infrastruktur, d.h. in erster Linie Hochspannungsleitungen zur Kueste.

Es kann ja mal jeder fuer sich selber beantworten welche der genannten Gebiete er als nicht schuetzenwert fuer die Energiegewinnung betrachtet.

Als Energiekonsument ist uebrigens hauptsaechlich energieintensive Schwerindustrie angedacht, in erster Linie daher die Aluminiumindustrie.

Um die Zahlen zuordnen zu koennen: Ein Aluminiumwerk wie in Reydarfjörður benoetigt ungefaehr 4-5 Terawattstunden im Jahr, also 4000 bis 5000 GWh/a.

Betrachtet man nicht die Schwerindustrie so verbraucht ganz Island ungefaehr 3 Terawattstunden. Die gesamte Bevoelkerung Islands ohne Industrie verbraucht so 1 - 2 Terrawattstunden im Jahr.

viele Gruesse
Leon

[gerneklein]

Hallo

ergaenzend zum Thema habe ich endlich eine eingescannte Kopie der oft zitierten und beruehmt-beruechtigten Broschuere aus dem Jahre 1995/1996
"Lowest Energy Prices In Iceland!!"
gefunden.

Sie gilt als Meilenstein in der juengeren islaendischen Geschichte und wurde weltweit an Unternehmen der Schwerindustrie verteilt.

viele Gruesse
Leon

[snaefell]

Hallo,
vielen Dank für den Beitrag. Das ist interessantes Material.

Gruss

Christian

[snaefell]

Hallo,
es gibt auch noch gute Nachrichten: Der Aluminiumproduzent Alcoa hat heute bekanntgegeben, seine Planungen für ein weiteres Schmelzwerk in Bakki nördlich von Husavik engültig zu beenden. Ich finde dazu im Moment leider nur isländische Medienquellen, ich reiche andere gerne nach, sobald sie verfügbar sind.

Gruss

Christian

[Sigrid]

Gernelklein, danke für die Links. Werde ich mir bei Gelegenheit zu Gemüte ziehen.

Christian, so ganz mag ich´s ja nicht glauben... aber das wäre ja schon ein kleiner Fortschritt... oder geht es nur um den Ort?
(die werden jetzt natürlich einen anderen Ort suchen, China, Venezuela, Brasilien (da soll wohl demnächst ein riesen Staudammprojekt starten), Russland, etc... aber wir sind hier ja auf eine Region spezialisiert)

[snaefell]

Hallo Sigrid,

Christian, so ganz mag ich´s ja nicht glauben... aber das wäre ja schon ein kleiner Fortschritt... oder geht es nur um den Ort?
(die werden jetzt natürlich einen anderen Ort suchen, China, Venezuela, Brasilien (da soll wohl demnächst ein riesen Staudammprojekt starten), Russland, etc... aber wir sind hier ja auf eine Region spezialisiert)

Warten wir ab, wie es weitergeht. Es gibt mit SIlizium (oder entsprechenden Legierungen) andere energieintensive Produktionszweige, die an der Ecke interessiert sind.
Es ist aber ein Schritt in die richtige Richtung.

Gruss

Christian

[gerneklein]

... oder geht es nur um den Ort?
(die werden jetzt natürlich einen anderen Ort suchen, China, Venezuela, Brasilien (da soll wohl demnächst ein riesen Staudammprojekt starten), Russland, etc... aber wir sind hier ja auf eine Region spezialisiert)

Hallo Sigrid

Ich bin kein "Not in my backyard" Anhaenger. Sollte aber deswegen Island Rio Tinto, den Betreiber des Aluminiumwerkes in Hafnarfjörður, willkommen heissen? Viele NGO Organisationen bezeichnen Rio Tinto als eines der "schlimmsten und skrupellosesten Weltunternehmen", so wird Rio Tinto die Ermordung mehrerer Gewerkschaftfuehrer in Suedamerika vorgeworfen.

Ich habe auch schon an anderer Stelle geschrieben, dass es am besten waere gar keine neuen Aluminiumwerke zu errichten. Jetzt hoere ich viele hoehnisch lachen. Recyling und Vermeidung von Verwendung von Alu in der Militaertechnik und Verpackungsindustrie (Dosen) koennten das aber moeglich machen. Ausserdem: Alu wird oft nur verwendet weil es zu bezahlbaren Kosten verfuegbar ist. Ist Alu nicht verfuegbar wird es nicht verwendet. Island rettet nicht die Welt wenn es Aluwerke zulaesst und laesst auch keine Behinderten ohne Rollstuehle dastehen wenn es keine Aluwerke zulaesst. Hier geht es nur um Profit.

Ein weiterer Punkt: Die Aluminiumwerke ziehen sowieso wieder weiter. Spaetesten nach 100 oder 50 Jahren, je nachdem wie man rechnet, sind die Staudaemme der Gletscherfluesse mit Sedimenten vollgelaufen und es gibt keine Energie mehr von diesen Kraftwerken. 50 ist nicht so eine gewaltige Zeitspanne. Die meisten von uns werden hoffentlich 50 Jahre alt.

Und schlussendlich: Island ist nicht ohne Grund bestens fuer Aluminiumwerke geeignet. Stabile politische Lage, relativ geringe Korruptionsgelder, extrem niedrige Energiepreise und von der Bevoelkerung sind hoechsten Eier- und Farbattacken zu befuerchten.

In anderen Laender sieht das anders aus: Mafiagelder wollen bezahlt werden, Korruptionsgelder sind hoeher, paramilitaerische Gruppen im Dschungel, Drogenkartelle, gewaltbereite Arbeiter, instabile Regierungen. Kein guter Platz fuer Investionen - die Laender loesen das Aluminiumproblem schon auf Ihre Art und Weise, da mache ich mir keine Sorgen. Den Arabischen Fruehling hat auch niemand fuer moeglich gehalten.

viele Gruesse
Leon