Hey Andi und auch alle anderen
also ich "versuch" mal zu beschreiben, wie das alles so mit diesem zweiten Bären abgelaufen ist, wobei ich auch nicht alles nachlesen konnte/kann, aber die Sache beschäftigt mich eben auch sehr und so langsam werde ich hier noch per internet zum Eisbären-Experten...
Am Montagnachmittag war ein 12-jähriges Mädchen mit seinem Hund unterwegs, aus Hraun bei Skagatá, ganz oben im Norden am westlichen Ufer des Skagafjordes. Der Hund lief in das Eiderentengebiet und das Mädchen rannte hinterher um den Hund einzuholen, der soll das ja nicht. Der Hund blieb stehen und das Mädchen sah in etwa 100m Entfernung etwas weisses, dachte zuerst es wären Enten. Dann erkannte sie den Bären und lief sofort nach Hause..die Behörden wurden informiert. Das Gebiet wurde weitläufig abgesperrt und der Bär, der sich ja anscheinend friedlich verhielt wurde beobachtet. Der Cheftierarzt des Kopenhagener Zoos, der seine Hilfe nach dem Drama um den ersten Bären schon angeboten hatte, wurde informiert und der unternahm dann alles weitere. Ursprünglich sollte oder konnte aus Zeitgründen die "Fangaktion" erst am Mittwoch stattfinden. War nicht so, am Dienstag wurde eine Transportkiste und der Tierarzt nach Akureyri geflogen und am Nachmittag war dann alles vor Ort. Ausserdem war ein Hubschrauber des isl. Küstenschutzes vor Ort und ein Schiff des Küstenschutzes wartete draussen, um den Bären evtl. nach Grönland zurückzubringen. Im Kopenhagener Zoo wäre Platz für ein Weibchen gewesen, ein männliches Tier hätte zurücktransportiert werden müssen.
Der Arzt beobachtet das Tier aus sicherer Entfernung und stellte fest, das es anscheinend verletzt ist....eine Gruppe, Tierarzt mit Narkosegewehr und zwei Schützen versuchten sich an den Bären ranzupirschen aber die Entfernung war zu gross, um einen sicheren Schuss abzugeben, da sich der Bär in eine Mulde/Kuhle verkroch und sie sich nicht trauten, dem "erschreckten und nervösen" Bären zu nahe zu kommen. Es wurde beraten und man versuchte Köder mit einem Schlafmittel auszulegen, damit hatte aber keiner der Beteiligten Erfahrung, aber sie versuchten es.
Der Bär sprang plötzlich auf und stürmte auf eine Gruppe Journalisten zu, die sich "eigentlich" in sicherer Entfernung befanden, tja und deshalb wurde das Tier getötet. Es wollte keiner, aber von vorneherein gabs auch "Plan B", keine Menschenleben in Gefahr bringen. Die Journalisten kamen zusammen mit dem Tierarzt und waren, schriebs ja schon, in sicherer Entfernung.
Der Bär war 190cm lang, 1m hoch und wog nur 147kg, zum Vergleich -der erste Bär war 200cm lang und einen Meter hoch und wog 227kg.
Sein Magen und Darm waren leer, ausserdem war er stark mit Trichinen befallen. Beide Vorderpfoten waren verletzt, eine weniger die andere war sehr stark aufgescheuert, vermutlich hat der Bär eine Riesenentfernung schwimmend zurückgelegt, vermutlich...Das erklärt auch, warum sich der Bär "anscheinend" friedlich verhielt. Im Eiderenten-Gebiet hat er ziemlich gehaust, zermatschte Eier und hat Nester zerstört und auch einige Haushühner hat er zerfleddert, gefressen hat er anscheinend nichts.
Ein isländischer Fabrikant, einer der reichsten Männer Islands, versprach, wenn der Bär lebend gefangen wird, dann übernimmt er die Kosten, wäre eine gute Werbung gewesen für seine Unternehmen.
Es wird auch laut nachgedacht, ob im Haustiergarten ein "Polar-Haus" errichtet werden soll/könnte, geschätzte Kosten 100 bis 200 Millionen Kronen.
Der gesamte Nordwesten Islands wurde per Hubschrauber abgesucht und ein Suchflugzeug patroulliert nun regelmässig zwischen der Eiskante des grönländischen Eises und Island. Die Eiskante ist zur Zeit bis zu ca. 70 Seemeilen= ca. 125km vom grönländischen Festland entfernt.
Man geht nun davon aus das sich die Bären da aufhalten, eine Scholle abbricht und der Bär aufs offene Meer getrieben wird, die Scholle schmilzt dann weg und der Eisbär muss schwimmen, er schwimmt aber instintiv in die Richtung, in die das Eis trieb und das ist fatal für die Eisbären.
Die geschätzte Anzahl der Eisbären in diesem Gebiet Grönlands ist 4.000 bis 5.500.
Geschätzt, da es auch hier keine genauen Zahlen gibt. Eisbären sind schwierig zu zählen, sind Einzelgänger und haben einen Aktionsradius von 150km. Ausserdem geben sie kaum Wärme ab, sodass ein Infrarot-Messgerät auch nicht benutzt werden kann.
Das ganze Dilemma hier ist, das da überall auf Island einfach nur Menschen wohnen, Bauern, Farmer, es spielen Kinder draussen, Angler waren an den Seen ringsum und mussten wegeschickt werden, zwei Jagdhütten ganz in der Nähe waren besetzt und mussten auch geräumt werden....
Zum ersten Bären, der ja ganz in der Nähe von Sauðárkrókur sich aufhielt schrieb ein Kommunalpolitiker in einem Blog in etwa:
Was frisst so ein Eisbär auf Island? Hier wohnen 3.600 Menschen, überall sind Pferde mit neugeborenen Fohlen und noch mehr Schafe mit neugeborenen Lämmern, in Sauðárkrókur ist ein Kindergarten, ist doch ein Paradies für einen Eisbären, wenn er sich von Robben auf andere Nahrung umstellt.
Klingt vielleicht etwas zynisch in manchen Ohren, ich selbst sehe das aber auch so.
Es bleibt nun erstmal abzuwarten, was sich in der Zukunft ereignet,
Jedenfalls gehen nun alle hier davon aus, das sich so ein Fall jederzeit wiederholen kann und sind noch besser drauf vorbereitet. Allerdings bleibt "Plan B" bestehen.
Erfahrungen wie in Churchill/Kanada hat nunmal leider niemand hier, dort ist es schon Routine geworden die Polarbären einzufangen und gefesselt in einer Kiste weit weg zu transportieren. Bei google unter Bildersuche findet man einiges an Fotos, auch was so ein Eisbär anrichten kann, wenn man ihn lässt (diese Bilder sind nix für Leute mit schwachen Nerven)
Soweit mal die "Bleiwüste"...