Umweltsünden und Gefahren beim Flussfurten

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Kerstin
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Umweltsünden und Gefahren beim Flussfurten

Beitrag von Kerstin » Fr 23. Nov 2007, 15:41

Dieses Thema bezieht sich auf einen anonymen Beitrag im Aus dem Tagebuch eines Hüttenwartes

Wuerden Sie mit einer Jugendlichen (man koennte auch sagen einem Kind) einen lebensgefaehrlichen Fluss durchfahren, einfach so, ohne hoechste Not? Wuerden Sie mit einem Traktor, dem fast der Diesel ausgeht, der beim Furten mit Vollgas vermutlich 40 Liter pro 100 km frisst, wuerden Sie mit diesem Traktor durch einen breiten lebensgefaehrlichen Fluss fahren? Nein? Wir schon. Welcome to Iceland ;-)
Dass auch hier kritische Stimmen laut werden, freut mich!
Schön wäre es nur, wenn sich auch Gäste wenigstens mit ihrem Vornamen outen würden, das würde es etwas persönlicher machen!

Im Nachhinein betrachtet sage auch ich, dass die Aktion des 27.09.07 der reine Wahnsinn war. Hätte ich vorher gewusst, wie gefährlich die Steinholtsá sein würde, hätte ich das ganze Unternehmen abgesagt. Ich bin mir allerdings sicher, dass die meisten isländischen Jeepfahrer die Aktion im Traktor auch gemacht hätten, dieses Gefährt ist nun einmal unglaublich für solche Sachen geeignet. Dennoch: ich empfand die Situation als grenzwertig. Aber selbst vor der ersten Durchquerung war mir nicht klar, wie tief dieser Fluss sein würde - wie immer lernt man am besten durch Fehler. Und dem Traktor sei Dank kann ich dies immer noch tun.

Auch die angesprochene Umweltbelastung war vorhanden, da stimme ich voll zu. Benzin wird im Falle von Flussdurchquerungen nun sicherlich nicht in den Mengen verbraucht wie Gerneklein es vermutet, aber auf jeden Fall mehr, als wenn man die Aktion gelassen hätte. Viel drastischer finde ich allerdings die Tatsache, dass man mit Autos durch Flüsse fährt. Ein einzelnes Auto fällt vielleicht nicht ins Gewicht, aber im Falle der Þórsmörk und Island insgesamt reden wir von Tausenden von Flussdurchquerungen im Jahr - da läppern sich die kleinen Verschmutzungen zu einer riesigen, wenn auch unsichtbaren Umweltsünde. Wie viel Öl vom Motor und dem Unterboden abgewaschen wird, wenn diese vom Wasser umspült werden, will ich ehrlich gesagt gar nicht wissen. Der Traktor ist da vermutlich noch schlimmer mit seiner großen Ölpfanne und dem riesigen Motorraum. Aber interessiert das die Isländer? Die traurige Antwort ist: nein. Was Umweltschutz angeht, ist man in Island noch im tiefsten Mittelalter: man ist rücksichtslos, gedankenlos und verschwenderisch. Dazu kommt die Not: man kommt nun einmal nur so über die Flüsse hinweg. Andere Alternativen (außer den Helikopter zu nehmen oder es ganz bleiben zu lassen) gibt es nicht.

Nun ja, und was soll ich in dem Falle machen? Ich bin Hüttenwart geworden, weil ich der Meinung bin, dass ich auch als Einzelperson etwas zur Verbesserung der Welt beitragen kann. Als Hüttenwart kann ich vor Ort aktiven Naturschutz betreiben, Menschen aufklären und durch Diskussionen vielleicht zum Denken anregen. Und im Falle von Langidalur heißt das, dass ich auch über den Traktor verfüge und den Menschen über den Fluss helfen muss. Ein aufregender Job, einer, der einem Abenteuerlustigen wie mir Spaß macht - aber die negativen Seiten sehe ich sehr wohl. Ich habe den Traktor und die Hütte energiesparender geführt, als ein isländischer Hüttenwart, da bin ich mir sicher. Der Ausflug mit Nanna war eine Ausnahme, begründet durch die Notwendigkeit, dass das Mädchen am folgenden Morgen ihren Flug nach Peking erreichen musste - sie begleitete ihre Schwester zu den Special Olympics nach China.

Wie gesagt - ich balanciere wie so viele von uns auf einer zweischneidigen Klinge. Ich liebe die Natur und arbeite in ihr und für sie und die sie suchenden Menschen - und bin doch immer wieder gezwungen, Umweltsünden zu begehen. Das weiß ich. Darauf bin ich nicht stolz. Nur ändern kann ich es leider nicht - denn jede Verpflichtung birgt ihre negativen Seiten. Man kann versuchen, sie so gering wie möglich zu halten. Aber ganz umgehen kann man sie leider nicht.
Gruß - Kerstin

Gedankenaustausch willkommen!
gerneklein

An die Umweltschaeden hatte ich gar nicht gedacht

Beitrag von gerneklein » Fr 23. Nov 2007, 17:28

Hallo Kerstin!

Das ist ein Missverstaendnis.

Du hattest in Deiner Geschichte erwaehnt dass Du vermutest hast dass der Tank vom Traktor fast leer sei. Das waere doch ein sehr schoenes Bild gewesen, Du mit dem Traktor in dem reissenden Fluss, der wegen Spritmangel einfach ausgeht. Ich weiss natuerlich auch nicht genau wieviel so ein Riesentraktor im eiskalten mannshohen Wasser schluckt. Vermutlich genug um einen Tank der noch ein bisschen Diesel hatte ganz leer zu trinken. Prost.

Aber offensichtlich war ja genug Diesel drin, also von meiner Seite Ende der Diskussion an dieser Stelle.
Und zu den Umweltschaeden? Recht hast Du aber ich hatte darauf gar nicht angespielt.

Hier ist eine sehr einfache lahme Warnung die weder neu noch
den meisten Lesern unbekannt sein duerfte:
Bitte nicht mit nur wenig gefuellten Tank (z.B. nur noch ein Fuenftel voll) Fluesse durchqueren oder Berge rauf oder runter. Allein durch die grosse Schraeglage des Fahrzeugs (Hinein- oder Auftauchen am Ufer) kann es sein dass die Ansaugstelle im Tank den Rest Sprit nicht mehr zu fassen kriegt (das funktioniert nur wenn das Fahrzeug waagerecht steht). Das ist um so wahrscheinlicher je groesser der Tankbehaelter ist. Und der Verbrauch steigt - wie erwaehnt - kurzzeitig enorm an. Mit einem ploetzlich stotternden Motor an einen steilen Hang stehenzubleiben ist nicht so schlimm wie in einem Fluss - aber auch nicht lustig.

Nochmal, Kerstin, keinerlei Vorwuerfe wegen Umweltzerstoerung meinerseits.

Und bitte weiteren Unsinn...aeh, nein Geschichten! :wink:

Leon
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Kerstin
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Beitrag von Kerstin » Fr 23. Nov 2007, 19:36

Ah, Leon heißt du also!

Nein, im Gegenteil, ich fand deinen Beitrag gut und war auch ganz wild darauf, mich zu diesem Thema mal zu äußern, von daher habe ich das auch gar nicht als Vorwurf aufgefasst. Lebend aus diesem Fluss rauszukommen war wirklich nicht schlecht ...:? Im Nachhinein gibt es natürlich eine tolle Story her! Manche Schattenseiten aber sieht kaum jemand: sprich mal einen begeisterten Super-Jeep-Besitzer in Island auf die Wasserverschmutzung beim Flussfurten an und sie zeigen dir alle einen Vogel. In Deutschland würde das Wasserschutzgesetz gelten, da ist ja das Waschen von Autos ja teilweise schon verboten. In Island allerdings zählt allein der Abenteuergedanke. Sonst nichts.

Die Gefahren des Flussfurtens werden einem meistens noch bewusst sein; die meisten jeepfahrenden Isländer wissen ziemlich genau, worauf sie sich einlassen und haben gerade bei längeren Touren noch 20-40L Ersatzbenzin dabei und sind auch meistens in Gruppen unterwegs, um sich gegenseitig Hilfe leisten zu können.
In Gefahr bringen sich eigentlich nur ungeübte, einzeln reisende Autofahrer, oder aber Leute, die das Risiko suchen. In dem Falle ich.
Öhm, ja... :oops:

By the way, wenn mir mitten im Fluss das Benzin ausgegangen wäre, wärs das mit mir gewesen. SO dumm war ich nun nicht, SO leer war der Tank dann auch wieder nicht. Meine erste Tat am folgenden Morgen war es dann auch erstmal, den Tank manuell zu überprüfen: er war noch halbvoll. Danach habe ich mir nie wieder Sorgen gemacht! ;)

Und was ist die Moral von der Geschicht?
Furte große Flüsse nicht!
(Wie sagte Pumuckl? ... und was sich reimt, ist gut!)

Und vor allem: denkt vorher an die Folgen, die euch hinterher einholen können! Und damit ist auch euer Verhalten der Natur gegenüber gemeint!
Amen... :wink:
LG - Kerstin
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Dieter
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Beitrag von Dieter » Fr 23. Nov 2007, 21:12

Hallo Kerstin,

danke, daß Du das Problem ansprichst.

Ich zelte häufig in der Nähe von Furten und habe mir angewöhnt mein Trinkwasser grundsätzlich oberhalb der Furt zu entnehmen. Gerade die Ölwanne ist der tiefste Teil des Motors und wenn mal die Bodenfreiheit bei einem Fels nicht ausgereicht hat, dann leckt die schön vor sich hin. Aber dafür gibt es ja an jeder Furt eine kostenlose Unterbodenwäsche. :(

Da stellt sich für den Wanderer vor knackigen Furten natürlich die Frage: wann wechselt er die Unterhosen? Vorher oder nacher? :wink:

Dieter
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Beitrag von sgm » Fr 23. Nov 2007, 23:12

Dieter hat geschrieben:Gerade die Ölwanne ist der tiefste Teil des Motors und wenn mal die Bodenfreiheit bei einem Fels nicht ausgereicht hat, dann leckt die schön vor sich hin.
... deswegen sollte jeder Geländewagen unterhalb seiner Weichteile einen stabilen Unterfahrschutz montiert haben, damit die Ölwanne eben keine Grundberührung bekommt. Außerdem ein Loch in der Ölwanne bemerkt man i.d.R. recht schnell.
Wo viele Autos eher Öl verlieren, sind Stellen, an denen es der Fahrer nicht sofort bemerkt, weil der Verlust relativ gering ist. Also z.b. Simmerringe an Antriebswellen. Wer jetzt denkt, dass kommt nicht so häufig vor, der kann ja mal spaßeshalber auf einem Parkplatz nachschauen (ja, ich weiß macht keiner :wink: ).

... um es kurz zu machen, Autos verlieren immer mal geringe Mengen Öl, dafür muss man nicht durch einen isländischen Fluß fahren.
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Beitrag von Chevyartictruck » So 25. Nov 2007, 19:05

:D :D

ich würde auch den Bikern verbieten ihre Kette zu ölen, ich finde das muss auch mal gesagt werden :twisted:


Gruß Chevy
wer immer nur brav ist, wird nie erwachsen!
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Beitrag von Verðandi » So 25. Nov 2007, 20:42

Dazu kommt die Not: man kommt nun einmal nur so über die Flüsse hinweg. Andere Alternativen (außer den Helikopter zu nehmen oder es ganz bleiben zu lassen) gibt es nicht.
Na, man könnte noch ein Pferdchen nehmen ;)
(und da kann man beim Fluss furten auch richtige Abenteuer erleben ;) :shock: 8) )
Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.
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Beitrag von tintop » Mo 10. Dez 2007, 09:36

Na, man könnte noch ein Pferdchen nehmen ;)
(und da kann man beim Fluss furten auch richtige Abenteuer erleben ;) :shock: 8) )
:roll: Du meinst so ein riesiges 4beiniges Methanklimakillergasemmitierendesmonster das mit seinen eisenbewehrten Plattfüßen die mühsam angelegten Spuren der Offroader kaputt trampelt :shock:

uijuijui.........

Ich hoffe mal ihr erliegt hier nicht auch dem allgemein angesagten Ökowahn... was immer der Mensch so anstellt erzeugt irgendwelchen Dreck

Am allerbesten schützt man die empfindliche Isländische Natur indem man zuhausebleibt :cry:

Gruß Klaus :wink:
MartinB
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Beitrag von MartinB » Mo 10. Dez 2007, 10:19

@tintop
Hallo Klaus,
wenn ich so um mich herumschaue, dann kann ich von einem "allgemein angesagtem Ökowahn" wenig entdecken, zumindestens wenn ich auf das Handeln schaue - da nehme ich mich selbst auch nicht aus.

Auf dogmatische Bekehrungsversuche und / oder Vorschriftenmacherei reagiere ich empfindlich bis genervt (oder auch heftiger). Allerdings habe ich die Beiträge hier nicht so verstanden. Ich halte es für wichtig, sich über seine "Umweltbelastungen" (nein, ich sage bewusst nicht "Sünden") klar zu sein. Das schafft die Voraussetzung vermeidbare Belastungen zu reduzieren. Ich habe mir beispielsweise um die Ölreste beim Auto bisher keine Gedanken gemacht. Meine Autos verlieren nicht so viel Öl, dass das ein Problem ist, mit dem ich mich beschäftige. Also bin ich mit den Ölresten vieler Kilometer durch's isländische Wasser gefahren. Was hindert mich, vor einer Islandtour den Motor / Unterboden auf einem Waschplatz mit Ölabscheider zu reinigen?

Letztlich muss es jede(r) für sich selbst entscheiden, ob sie/er den Flieger nimmt und sich dann in Island zu Fuß, Bus, Pferd, Mietwagen, ... bewegt, oder die Fähre nimmt, die halt stark schwefelhaltiges Heizöl verfeuert und wo die Bilgenwasser bleiben möchte ich auch nicht so genau wissen, oder lieber ganz zu Hause bleibt. Letztere sind in diesem Forum vermutlich eher nicht zu finden :) O.K. man könnte den Nordatlantik auch mit einem Segelboot überqueren.

Ich finde gerade die Einstellung sehr angenehm, die Kerstin verdeutlicht hat: Sich über die zweischneidige Klinge und sein eigenes Verhalten Gedanken machen.
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Verðandi
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Beitrag von Verðandi » Mi 12. Dez 2007, 11:51

tintop hat geschrieben:
Na, man könnte noch ein Pferdchen nehmen ;)
(und da kann man beim Fluss furten auch richtige Abenteuer erleben ;) :shock: 8) )
:roll: Du meinst so ein riesiges 4beiniges Methanklimakillergasemmitierendesmonster das mit seinen eisenbewehrten Plattfüßen die mühsam angelegten Spuren der Offroader kaputt trampelt :shock:
Riesig? :lol: Wir sprechen von einem Islandpferd, die, die da so allgemein auf Hochlandtouren gehen, haben meist zwischen 1,30 und 1,38 Stockmaß :lol:
Ich bin übrigens mitnichten dem Ökowahn anheimgefallen, ich reite nur furchtbar gerne und das besonders gerne auf Island. 8)
Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.

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