Videobericht "ICELAND ADVENTURES"

[Proximator]

Vielen Dank Monique (und auch die anderen Kommentare), dass du dir die Zeit genommen hast und so detailliert auf das Video eingehst. Ich habe aus dem Austausch in diesem Topic und auch aus deinem Post schon einige Erkenntnisse ziehen können, die ich für die nächste Produktion im Hinterkopf behalten werde.

Zur Reportage: Schon seit einigen Jahren schreibe ich, die Publikation im Schweizer Globetrotter-Magazin mit 40000 Ex Auflage stellt jedoch eine neue Grössenordnung für mich dar. Ich bin nicht mit der festen Absicht nach Island losgereist, um jeden Preis einen Artikel "herauspressen" zu können. Ich verfolge bei Reiseartikeln genau den umgekehrten Ansatz und beobachte, welche "Geschichte" die jeweilige Reise eröffnet. Wir haben unseren Trip daher gestartet und mit der Zeit wurde für mich immer klarer, dass das Spannungsverhältnis zwischen der Anziehungskraft, die die Insel auf mich ausübt und der Belastung, die mit dem krassen Tourismusanstieg der letzten Jahre einhergeht, die Geschichte ist, die ich zu Island wohl schreiben werde. Und dann geschrieben habe. Die Reportage hält meine (unsere) ganz persönliche Sicht, Erlebnisse und Reflexionen dazu fest.

Ich werde den Text, sobald er Anfangs April veröffentlicht ist, gerne hier teilen. Im Wissen darum, dass er kritisch gelesen werden wird.

[tosyncro]

moin,
nun ja....
der bericht in dem schweizer reisemagazin wird dadurch nicht besser, nicht tiefgründiger...
nach bzw. von einer erstmaligen 2 -wöchigen islandtour die großen schlüsse ziehen zu wollen... nun ja, wenn das magazin "DAS" dann kauft, selber schuld...
gruss
thorsten

[Monique]

@Proximator: Danke für die Rückmeldung zu der Reportage. Dann ist es tatsächlich so, wie ich es vermutet hatte und ich muss gestehen, dass ich, ganz persönlich, das recht kritisch sehe. Ich war 2002 das erste Mal als Tourist auf Island und habe ab 2009 7 Jahre am Stück im Tourismus auf Island gearbeitet - ich würde mir so eine Reportage nicht zutrauen, wenngleich wir alle die Auswirkungen natürlich Jahr für Jahr gespürt haben und unsere Meinung dazu haben. Da staune ich also tatsächlich, dass jemand mal eben 2 Wochen auf die Insel fährt und daraus dann eine solche Reportage entsteht. Ich werde sie auf jeden Fall lesen und bin gespannt, wie so etwas geht, ohne den Vergleich zu "früher" zu kennen.

Monique

[Proximator]

Guten Morgen Allerseits

Wie angekündigt hier der Link auf die Reportage: http://www.proximator.ch/portfolio/isla ... r-magazin/
Das Magazin erscheint Morgen. Bin gespannt auf eure Feedbacks.

Gruss,
Marco

[Monique]

Hallo Marco,

ich hatte ja Skepsis dem Projekt gegenüber angedeutet, deswegen möchte ich dir auch eine Rückmeldung geben. Zunächst: Ich finde den Artikel schön geschrieben. Es ist ein sehr angenehmer Stil mit mit Bedacht gewählten Formulierungen und eure "Entwicklung" auf der Reise lässt sich nachvollziehen. Damit hast du mir einen Teil meiner Skepsis nehmen können.

Es bleibt jedoch der Eindruck, den ich auch anderswo in meinem Umfeld mitbekomme, dass Island jetzt plötzlich einen Boom erlebt, dass jetzt plötzlich alle auf die Insel aufmerksam werden, dass jetzt plötzlich so viel passiert. Und dem ist ja nicht ganz so. Ich bin mit meinem Erstbesuch 2002 gegenüber manch anderen hier im Forum ja auch erst ein Island-Küken, aber in diesen 15 Jahren habe ich doch auch einiges mitbekommen. Für mich war 2016 nicht "jetzt plötzlich".

Schon 2002 hieß es auf unserer Reise: Island erlebe gerade einen Tourismusboom. Das ist rückblickend irgendwie witzig . 2009 bekam ich dann als im Tourismus arbeitend den nächsten, meinen ersten großen Schub mit, nachdem die Finanzkrise das Land in die Schlagzeilen gebracht hatte und jeder meinte, in Island sei plötzlich alles billig. 2010 kam der Ausbruch des Eyjafjallajökull. Damals sagten wir erneut: Jetzt weiß endlich die (fast) ganze Welt, dass es hier im Norden eine Insel gibt, die es lohnt, bereist zu werden. Wieder kam ein neuer Schub. Und schon damals waren die Toiletten viel zu wenige. Ab Januar 2013 bekam ich quasi am eigenen Leib zu spüren, wie die Werbemaßnahmen in Asien zu fruchten begannen - plötzlich waren da im Winter Massen an Touristen, mit denen irgendwie keiner gerechnet hatte. Und seit dem wird es immer mehr, wird Island immer weiter als Ganzjahres-Destination vermarktet. Während der Fußball-EM wurden dann vermutlich all die nochmal an das Land erinnert, die es vorher nie vorrangig auf der Reiseliste hatten.

Was ich sagen will: Die Entwicklung hält seit einigen Jahren stetig an, es ist keine neue Entwicklung. Es ist von dem Land so gewollt. Und alle, die im Tourismus tätig sind, profitieren davon. So lange, wie es eben anhält. Die Frage ist für mich eher: Warum ist Island nicht in der Lage, darauf zu reagieren? Warum wird jahrelang über eine Touristengebühr diskutiert, mit der man schon ganz viele Toiletten und Steganlagen hätte finanzieren können, die dann aber doch nicht umgesetzt wird? Warum wird ein Land so massiv beworben, aber vor Ort kaum ein Handschlag getan? Zeit genug hatten sie eigentlich.

Und ja klar, das Toilettenproblem ist ein massives. Und ja klar, die Parkplätze sind voll. Aber was erwarte ich von einem Ort, der wunderschön ist und massiv beworben wird? Dass ich ihn für mich alleine habe? Ich denke, manch ein Reisender sollte seine Einstellung überdenken - "mutterseelenallein in fantastischer Landschaft", das ist an den Zielen entlang der (im Groben) Ringstraße nicht die geschickteste Erwartung.

Und du hast es an einer Stelle wunderschön formuliert: "In einem Akt der Ignoranz hatten wir nie realisiert, dass auch wir ein Teil davon waren."

Also: Schön geschrieben, aber die Entwicklung, die zu dem führte, was ihr erlebt hat, außer Acht gelassen und daher etwas einseitig betrachtet.

Monique

[Proximator]

Danke Monique.
Thorsten, was hältst du von dem Bericht?