Wiedersehen in Klaustur
Angst vorm Vulkan
Ich bin die letzten Tage schon dabei, unser Buchungssystem und die ganzen E-Mails zu durchforsten und habe erstaunt feststellen müssen, wie viele Deutsche tatsächlich ihren Island-Urlaub (für den Sommer) storniert haben, als der Vulkan tobte. Momentan ist die Buchungssituation sehr verhalten. Letztes Jahr um diese Zeit haben wir das Telefon schon verflucht, ebenso die Massen an E-Mail-Anfragen. Aber dieses Jahr ist alles noch recht entspannt. Wir spüren die Zurückhaltung hauptsächlich im Juni. Im Juli und August sind zwar auch noch vereinzelt Zimemr frei, aber das wird sich fügen. Vielmehr kann ich im Moment viele Leute glücklich machen, die auf der Warteliste standen und nun durch Stornierungen (v.a. Gruppen reduzieren die Größe) doch noch etwas bekommen. Und der Herbst ist noch weit weg.
Hey kommt Leute, lasst euch inspirieren, habt keine Ansgt vor dem Vulkan.
Die aktuelle Erdbebenkarte sieht sogar richtig trübe aus:
Und was die Katla angeht: Ich traue mich schon gar nicht mehr, irgendeinen Isländer darauf anzusprechen. Jedes Mal kommt die gleiche Antwort: "Wenn sie ausbricht, bricht sie aus. Dann ist das eben so. Das geht auch wieder vorbei. Wir leben seit Jahrhunderten mit den Vulkanen."
Sie schauen nicht danach, sie warten nicht darauf. Wenn der Vulkan meint, er ist soweit, dann wird er sich melden. Und bis dahin läuft das Leben ganz normal weiter.
Weitere Kommentare, die ich dazu gehört habe, waren:
"Ich denke, wir haben einen Fehler gemacht und nicht ausreichend über die Situation in Island informiert haben, als der Vulkan ausbrach."
"Statistiken sind nicht immer etwas Gutes. Nun (er)warten alle, dass auch die Katla ausbricht und bleiben Island so lange fern."
"Ich habe keine Angst vor der Katla."
Kürzlich haben deutsche Gäste eingecheckt, deren ursprünglicher Urlaub Ende April wegen der Luftraumsperrung verschoben wurde. Jetzt sind sie aber in Island und sind froh darüber. Sie können nicht nachvollziehen, warum andere komplett storniert haben: "Es ist so toll hier, wir hatten einen wunderbaren Urlaub."
Also, wer noch zögert: Gebt euch einen Ruck!
Hey kommt Leute, lasst euch inspirieren, habt keine Ansgt vor dem Vulkan.
Die aktuelle Erdbebenkarte sieht sogar richtig trübe aus:
Und was die Katla angeht: Ich traue mich schon gar nicht mehr, irgendeinen Isländer darauf anzusprechen. Jedes Mal kommt die gleiche Antwort: "Wenn sie ausbricht, bricht sie aus. Dann ist das eben so. Das geht auch wieder vorbei. Wir leben seit Jahrhunderten mit den Vulkanen."
Sie schauen nicht danach, sie warten nicht darauf. Wenn der Vulkan meint, er ist soweit, dann wird er sich melden. Und bis dahin läuft das Leben ganz normal weiter.
Weitere Kommentare, die ich dazu gehört habe, waren:
"Ich denke, wir haben einen Fehler gemacht und nicht ausreichend über die Situation in Island informiert haben, als der Vulkan ausbrach."
"Statistiken sind nicht immer etwas Gutes. Nun (er)warten alle, dass auch die Katla ausbricht und bleiben Island so lange fern."
"Ich habe keine Angst vor der Katla."
Kürzlich haben deutsche Gäste eingecheckt, deren ursprünglicher Urlaub Ende April wegen der Luftraumsperrung verschoben wurde. Jetzt sind sie aber in Island und sind froh darüber. Sie können nicht nachvollziehen, warum andere komplett storniert haben: "Es ist so toll hier, wir hatten einen wunderbaren Urlaub."
Also, wer noch zögert: Gebt euch einen Ruck!
Abseits des Tourismus
Nach meiner persönlichen Eröffnung der Freibadsaison habe ich heute mal meinen Polizisten besucht, der mir im Januar so enorm geholfen hatte. Eigentlich wollte ich ihm nur ein Dankeschön vorbeibringen und kurz auf ein Käffchen reinschauen. Aber aus dem Zehn-Minuten-Kaffee wurde über eine Stunde interessantester Unterhaltung.
Als wir zu Beginn noch beim Thema Autos und Polizei waren, habe ich ja mal ein bisschen in Sachen Raserei nachgehakt. Die Messgeräte an den Fahrzeugen können vorne sowohl entgegenkommende Fahrzeuge als auch vorweg fahrende Autos messen, hinten messen sie nachfolgende Fahrzeuge, nicht aber davonfahrende. Die Autos sind mit teurer Technik vollgestopft, alles mögliche und Gesagte wird aufgezeichnet, so dass die Messung vor einem Richter hieb- und stichfest ist. Hier in der Region gibt es zwar keine stationären Messgeräte, aber Zivilfahrzeuge der Polizei sind unterwegs und messen. Man kann sich also nicht sicher fühlen . Geschwindigkeitsmessungen waren eine enorme aber auch notwendige Einnahmequelle der Polizei und sie sind auch dieses Jahr eine wichtige, dringend benötigte Einnahmequelle. Wenn ihr die Arbeit der Polizei also unterstützen möchtet, fahrt einfach zu schnell und lasst euch blitzen . Und achtet bei eurer Mietwagenbuchung mal auf den Passus, dass ihr damit einverstanden seid, dass Bußgelder für Geschwindigkeitsübertretungen von eurer Kreditkarte "abgebucht" werden können (dass die KK damit belastet werden kann).
Recht bald waren wir dann aber auch beim Thema Kommunalwahlen - allerdings die hiesigen, nicht die in Reykjavík. Auch hier hat eine Liste gewonnen, die zuvor nicht an der Macht war mit zum Teil Leuten, die völlig neu in die Politik eingestiegen sind. Mein Polizist gehört auch zu dieser Liste und er weiß, dass meine aktuellen Arbeitgeber der anderen Liste angehören/dafür stehen . Es war sehr interessant, seinen Ausführungen zu folgen, mit denen er mir erklärte und begründete, welche Ziele sie verfolgen, was sie als erstes tun wollen, wo die Schwierigkeiten liegen, wo der Unterschied zu den Vorstellungen der anderen Liste liegt. Beide Listen haben sicher Übereinstimmungen. Der größte Unterschied liegt jedoch darin, worauf der Hauptfokus liegt: Nationalpark und Tourismus (die andere Liste) bzw. Stärkung der Farmer (die "Sieger").
Als Polizist war er die letzten Wochen am Eyjafjallajökull im Dienst. An anderer Stelle wurde ja schon mal erwähnt, dass die Polizei eigentlich gar nicht so recht über die erforderlichen Autos verfügte. Tatsächlich bekam auch er einen Geländewagen für seinen Einsatz an und auf dem Gletscher gemietet und steht nun vor dem gleichen Problem wie so mancher Tourist: Die Asche hat dem Lack des Autos mächtig zugesetzt und nun wartet man ab, was der Vermieter wohl dazu sagen wird .
An anderer Stelle hatte ich gelesen, dass die Ascheschicht auf dem Gletscher an einigen Stellen 40 m beträgt. Er bestägte das und meinte: Man zieht eventuell in Erwägung Schneekanonen einzusetzen, um die Asche zumindest etwas mit Schnee zu bedecken und auf dem Gletscher zu halten. Angesichts seines langandauernden Einsatzes vor Ort und bei der Betreuung der Freiwilligen ist er froh, dass zumindest der Ausbruch an sich nun zu Ende zu sein scheint.
So und dann vermute ich mal, dass ich Ende der Saison die Insel mit einem Auto verlasse: "Die sind soo billig jetzt, wir finden schon ein neues für dich."
Als wir zu Beginn noch beim Thema Autos und Polizei waren, habe ich ja mal ein bisschen in Sachen Raserei nachgehakt. Die Messgeräte an den Fahrzeugen können vorne sowohl entgegenkommende Fahrzeuge als auch vorweg fahrende Autos messen, hinten messen sie nachfolgende Fahrzeuge, nicht aber davonfahrende. Die Autos sind mit teurer Technik vollgestopft, alles mögliche und Gesagte wird aufgezeichnet, so dass die Messung vor einem Richter hieb- und stichfest ist. Hier in der Region gibt es zwar keine stationären Messgeräte, aber Zivilfahrzeuge der Polizei sind unterwegs und messen. Man kann sich also nicht sicher fühlen . Geschwindigkeitsmessungen waren eine enorme aber auch notwendige Einnahmequelle der Polizei und sie sind auch dieses Jahr eine wichtige, dringend benötigte Einnahmequelle. Wenn ihr die Arbeit der Polizei also unterstützen möchtet, fahrt einfach zu schnell und lasst euch blitzen . Und achtet bei eurer Mietwagenbuchung mal auf den Passus, dass ihr damit einverstanden seid, dass Bußgelder für Geschwindigkeitsübertretungen von eurer Kreditkarte "abgebucht" werden können (dass die KK damit belastet werden kann).
Recht bald waren wir dann aber auch beim Thema Kommunalwahlen - allerdings die hiesigen, nicht die in Reykjavík. Auch hier hat eine Liste gewonnen, die zuvor nicht an der Macht war mit zum Teil Leuten, die völlig neu in die Politik eingestiegen sind. Mein Polizist gehört auch zu dieser Liste und er weiß, dass meine aktuellen Arbeitgeber der anderen Liste angehören/dafür stehen . Es war sehr interessant, seinen Ausführungen zu folgen, mit denen er mir erklärte und begründete, welche Ziele sie verfolgen, was sie als erstes tun wollen, wo die Schwierigkeiten liegen, wo der Unterschied zu den Vorstellungen der anderen Liste liegt. Beide Listen haben sicher Übereinstimmungen. Der größte Unterschied liegt jedoch darin, worauf der Hauptfokus liegt: Nationalpark und Tourismus (die andere Liste) bzw. Stärkung der Farmer (die "Sieger").
Als Polizist war er die letzten Wochen am Eyjafjallajökull im Dienst. An anderer Stelle wurde ja schon mal erwähnt, dass die Polizei eigentlich gar nicht so recht über die erforderlichen Autos verfügte. Tatsächlich bekam auch er einen Geländewagen für seinen Einsatz an und auf dem Gletscher gemietet und steht nun vor dem gleichen Problem wie so mancher Tourist: Die Asche hat dem Lack des Autos mächtig zugesetzt und nun wartet man ab, was der Vermieter wohl dazu sagen wird .
An anderer Stelle hatte ich gelesen, dass die Ascheschicht auf dem Gletscher an einigen Stellen 40 m beträgt. Er bestägte das und meinte: Man zieht eventuell in Erwägung Schneekanonen einzusetzen, um die Asche zumindest etwas mit Schnee zu bedecken und auf dem Gletscher zu halten. Angesichts seines langandauernden Einsatzes vor Ort und bei der Betreuung der Freiwilligen ist er froh, dass zumindest der Ausbruch an sich nun zu Ende zu sein scheint.
So und dann vermute ich mal, dass ich Ende der Saison die Insel mit einem Auto verlasse: "Die sind soo billig jetzt, wir finden schon ein neues für dich."
Höhlenforscher
Als wir gestern die Jungfernfahrt der Geirland´schen Höhlentour unternahmen, wurden die spontan zusammengetrommelten Familienmitglieder, Nachbarn und Bekannten ratzfatz zu Höhlenforschern. Wir waren 5 1/2 Männer und 3 Frauen und nur am Anfang gab es ein wenig Gerangel darum, wer Fahrer, wer Reiseleiter und wer Tourist sein durfte. Als wir dann in den Höhlen waren, hatte sich jede Rolle in Luft aufgelöst. Wie Forscher, die eine neue Höhle entdecken, haben wir uns auf unbekanntes Terrain vorgewagt, mutig und hochgradig interessiert. Wir haben uns Blessuren, Kratzer und Kopfnüsse eingesackt, sind auf allen vieren gekrochen und auf Eis ausgerutscht, haben uns durch enge Schächte geschoben, die Hände aufgeschlitzt und uns die Sachen eingesaut. Wir hatten jede Menge Spaß . Keine Angst, die tatsächliche Tour wird nicht ganz so krass - aber mit den Leuten hat das einfach unglaublich viel Spaß gemacht.
Was habe ich auf der Tour gelernt:
Richte dich bei deiner Kleiderwahl für einen Ausflug nicht nach den Isländern, mit denen du unterwegs bist .
Picknick muss sein.
Es gibt viele namenlose Wasserfälle in Island, darunter sogar mächtig imposante:
Ich mache es ganz kurz: Es war ein wuuunderschöner Tag und die Kratzer (auch die tiefen) heilen wieder .
Was habe ich auf der Tour gelernt:
Richte dich bei deiner Kleiderwahl für einen Ausflug nicht nach den Isländern, mit denen du unterwegs bist .
Picknick muss sein.
Es gibt viele namenlose Wasserfälle in Island, darunter sogar mächtig imposante:
Ich mache es ganz kurz: Es war ein wuuunderschöner Tag und die Kratzer (auch die tiefen) heilen wieder .
Werden und Vergehen
Nachwuchs auf Geirland! Vor zwei Tagen erblickte hier ein Fohlen das Licht der Welt und heute fand ich Zeit für einen Antrittsbesuch. Uiuiuiui - ich und die Pferde. Wir beide auf einer Koppel und das ohne trennenden Zaun. Na ob das gut geht? Jeder überschreitet Grenzen und überwindet Ängste und so war die Neugier auf das Fohlen größer als die Angst vor Pferden.
Als ich in Tele-Schlagdistanz zu den beiden war, trat Mama Pferd natürlich sofort den Rückzug an. Die wird sich auch gedacht haben: Meine Güte, kaum hat man die Strapazen der Geburt überstehen, schon steht der Besuch auf der Matte! Nix wie weg hier! Also zog ich meine Geheimwaffe – das Brot. Gísli hatte es mir mitgegeben und ich meinte noch: Ich werde mich hüten, mich dem Pferd so weit zu nähern, dass es mir das Brot aus der Hand frisst! Und so lief ich dann in der linken, weit ausgestreckten Hand das Brot wie eine weiße Flagge haltend und in der rechten die Kamera griffbereit über die Koppel und näherte mich langsam Mutter und Kind. Auf der Nachbarkoppel wieherten derweil die Tanten um die Wette „Gefahr!“. Gísli hatte sie noch am Tag der Geburt separiert, denn wie das so ist mit den Tanten: Alle wollen sie den Nachwuchs knuddeln.
Es brauchte ne ganze Weile, bis die beiden Zutrauen fassten und zumindest mal stehen blieben und mich vorsichtig ein Stück näher kommen ließen. Ich glaube aber kaum, dass es am Brot lag, denn die einzige, die daran ernsthaftes Interesse zeigte, war Hündin Tíra, die – sobald sie das Brot witterte – von ihren Versuchen, die Schafe vom Berg zu treiben, abließ und mir Gesellschaft leistete.
Wetter und Licht sind zur Zeit leider nicht sehr fotofreundlich, aber ein Schnappschuss war dann doch möglich:
Nicht lange und ich ließ die beiden in Ruhe und gab Tíra das Brot, denn die Brottüte brauchte ich für meine nächste Aktion: Mission „Monique überwindet ihren Ekel“. Schon auf dem Weg zu den Pferden erinnerte mich an das letzte Jahr, als ich bei einem meiner Ausflüge über die Koppel (damals ohne Pferde) über drei tote Lämmer stolperte. Und noch während ich dachte: „Bitte nicht heute!“, war es schon geschehen:
Klein und unschuldig lag es da, hatte sein junges Leben ausgehaucht, bevor es die große isländische Welt entdecken konnte. Ich hatte noch zu gut in Erinnerung, wie schwer es ist, auf der großen, hügeligen Koppel die kleinen toten Lämmer zu finden. Als ich mich letztes Jahr mit Gísli auf die Suche nach meinen Fundstücken gemacht hatte, hatte es ne ganze Weile gedauert, bis wir die Stelle wiedergefunden hatten und in der Zwischenzeit waren wir über zwei weitere gestolpert. Also war klar, dass ich es dieses Mal eigenhändig zurück zum Hof bringen würde.
Doch zunächst hieß es: Such die Leiche! Schließlich hatte ich keinen Markierpfosten dabei und war nicht gradlinig über die Koppel gelaufen. Tíra war nicht wirklich hilfreich, denn sie hatte kein Interesse an dem toten Lamm. Als Leichenspürhund nicht geeignet . Naja, ich fand es irgendwann, nahm allen Mut zusammen und packte es mit der Tüte an den Hinterläufen. So trug sich das Lamm zwar recht komfortabel, es hatte aber den Nachteil, dass ich nicht übersehen konnte, dass das Lämmchen in seinen letzten Minuten anscheinend um sein Leben geschietert hatte.
Ach ja, welch eine Aufregung . Werden und Vergehen liegen in der Natur aber nun mal nah beieinander.
Als ich in Tele-Schlagdistanz zu den beiden war, trat Mama Pferd natürlich sofort den Rückzug an. Die wird sich auch gedacht haben: Meine Güte, kaum hat man die Strapazen der Geburt überstehen, schon steht der Besuch auf der Matte! Nix wie weg hier! Also zog ich meine Geheimwaffe – das Brot. Gísli hatte es mir mitgegeben und ich meinte noch: Ich werde mich hüten, mich dem Pferd so weit zu nähern, dass es mir das Brot aus der Hand frisst! Und so lief ich dann in der linken, weit ausgestreckten Hand das Brot wie eine weiße Flagge haltend und in der rechten die Kamera griffbereit über die Koppel und näherte mich langsam Mutter und Kind. Auf der Nachbarkoppel wieherten derweil die Tanten um die Wette „Gefahr!“. Gísli hatte sie noch am Tag der Geburt separiert, denn wie das so ist mit den Tanten: Alle wollen sie den Nachwuchs knuddeln.
Es brauchte ne ganze Weile, bis die beiden Zutrauen fassten und zumindest mal stehen blieben und mich vorsichtig ein Stück näher kommen ließen. Ich glaube aber kaum, dass es am Brot lag, denn die einzige, die daran ernsthaftes Interesse zeigte, war Hündin Tíra, die – sobald sie das Brot witterte – von ihren Versuchen, die Schafe vom Berg zu treiben, abließ und mir Gesellschaft leistete.
Wetter und Licht sind zur Zeit leider nicht sehr fotofreundlich, aber ein Schnappschuss war dann doch möglich:
Nicht lange und ich ließ die beiden in Ruhe und gab Tíra das Brot, denn die Brottüte brauchte ich für meine nächste Aktion: Mission „Monique überwindet ihren Ekel“. Schon auf dem Weg zu den Pferden erinnerte mich an das letzte Jahr, als ich bei einem meiner Ausflüge über die Koppel (damals ohne Pferde) über drei tote Lämmer stolperte. Und noch während ich dachte: „Bitte nicht heute!“, war es schon geschehen:
Klein und unschuldig lag es da, hatte sein junges Leben ausgehaucht, bevor es die große isländische Welt entdecken konnte. Ich hatte noch zu gut in Erinnerung, wie schwer es ist, auf der großen, hügeligen Koppel die kleinen toten Lämmer zu finden. Als ich mich letztes Jahr mit Gísli auf die Suche nach meinen Fundstücken gemacht hatte, hatte es ne ganze Weile gedauert, bis wir die Stelle wiedergefunden hatten und in der Zwischenzeit waren wir über zwei weitere gestolpert. Also war klar, dass ich es dieses Mal eigenhändig zurück zum Hof bringen würde.
Doch zunächst hieß es: Such die Leiche! Schließlich hatte ich keinen Markierpfosten dabei und war nicht gradlinig über die Koppel gelaufen. Tíra war nicht wirklich hilfreich, denn sie hatte kein Interesse an dem toten Lamm. Als Leichenspürhund nicht geeignet . Naja, ich fand es irgendwann, nahm allen Mut zusammen und packte es mit der Tüte an den Hinterläufen. So trug sich das Lamm zwar recht komfortabel, es hatte aber den Nachteil, dass ich nicht übersehen konnte, dass das Lämmchen in seinen letzten Minuten anscheinend um sein Leben geschietert hatte.
Ach ja, welch eine Aufregung . Werden und Vergehen liegen in der Natur aber nun mal nah beieinander.
Re: Wiedersehen in Klaustur
Hi Monique,
interessante Berichterstattung! Dein letzter Bericht klingt ja schon etwas krass, da gehört sicher 'ne ganz schöne Überwindung zu, ein totes Lamm von der Wiese zu "zerren".
Mir gefallen die ausführlichen Berichte sehr, ich werde deine Reiseberichte sicher weiter verfolgen.
Vielleicht hilft mir das ein oder andere auch schon für meine Radreise nach Irland
Lieben Gruß
interessante Berichterstattung! Dein letzter Bericht klingt ja schon etwas krass, da gehört sicher 'ne ganz schöne Überwindung zu, ein totes Lamm von der Wiese zu "zerren".
Mir gefallen die ausführlichen Berichte sehr, ich werde deine Reiseberichte sicher weiter verfolgen.
Vielleicht hilft mir das ein oder andere auch schon für meine Radreise nach Irland
Lieben Gruß
Zuletzt geändert von Ansgar am Di 6. Jul 2010, 13:54, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Wiedersehen in Klaustur
Danke.
Viel schlimmer als das tote kleine Lamm sind aber halbtote dicke Lämmer und Schafe. Ich berichtete hier kurz darüber. Wenn sie über Sommer zu fett werden, kann es passieren, dass sie umkippen und nicht mehr alleine aufstehen können. Wenn dann keine Hilfe kommt, gehen sie elendig zu Grunde. Und wenn sie ganz viel Pech haben, kommen - noch bevor sie tot sind - die Raben und picken ihnen bei lebendigem Leib die Augen aus (muss lecker für die Raben sein) und picken den Bauch auf.
Das hier war mein Schaf, als ich es fand und nach einer Weile der Beobachtung feststellen musste, dass es noch lebt. Ja, "musste", denn das hieß, dass ich gaaaanz viel Mut zusammen nehmen und ihm helfen musste. Fass mal so ein Schaf an, weißt du wie es reagiert? Ich auch nicht. Mein Puls sprang mir vor Angst fast aus den Ohren. Mein Herz hat man durch die Jacke pochen sehen.
Wir hatten uns beide gut zugeredet und nachdem es nach ein paar hoffnungslosen Anläufen endlich wieder auf allen vieren Stand, kippte es doch prompt zu anderen Seite um! Also alles noch mal. Und dann stand es. Viele Minuten. Und ich stand viele Minuten in gebührendem Abstand daneben und schaute zu. Und dann bewegte es sich, aber die Hinterläufe funktionierten nicht. So ein Schitt! hatte ich gedacht, jetzt warst du selber kurz vorm (Angst-) Herzinfarkt bei dieser AKtion und nun stirbt es trotzdem, weil die Beine gelähmt oder gebrochen sind. Aber nein: Ende gut, alles gut. Es hatte wohl nur zu lange gelegen, trabte nach einer Weile tatsächlich auf allen Vieren von dannen und hat hoffentlich überlebt.
Ich hingegen war der Held des Tages . Jaja, so etwas erlebt man, wenn man eine Weile auf Island lebt, auch wenn man keinen direkten Bezug zu den Tieren hat. Wie gesagt: Man wächst mit seinen Aufgaben .
Noch für über einem Jahr hätte ich nicht im Ansatz daran gedacht. Letztes Jahr konnte ich sie immerhin schon aus nächster Nähe in diesem Zustand ansehen. Und dieses Jahr war ich tapfer! Wie heißt es so schön: Man wächst mit seinen Aufgaben. Aber ich könnte z. B. (noch) nicht im Stall bei den Lämmergeburten helfen. Ich habe dieses Jahr zufällig ein paar Schafsdamen gesehen, die die Geburt noch nicht all zu lange hinter sich hatten - also das Geschmatter in Verbindung mit dem Geruch im Stall, da wäre ich diejenige, die Hilfe bräuchte . Jaja, andere Leute lachen darüber. Ich darf niemandem verraten, dass ich vom Dorf stamme. Aber ich habe freilaufende / -fliegende Tiere schon immer gemieden, wenn es ging.Ansgar hat geschrieben:... da gehört sicher 'ne ganz schöne Überwindung zu, ein totes Lamm von der Wiese zu "zerren".
Viel schlimmer als das tote kleine Lamm sind aber halbtote dicke Lämmer und Schafe. Ich berichtete hier kurz darüber. Wenn sie über Sommer zu fett werden, kann es passieren, dass sie umkippen und nicht mehr alleine aufstehen können. Wenn dann keine Hilfe kommt, gehen sie elendig zu Grunde. Und wenn sie ganz viel Pech haben, kommen - noch bevor sie tot sind - die Raben und picken ihnen bei lebendigem Leib die Augen aus (muss lecker für die Raben sein) und picken den Bauch auf.
Das hier war mein Schaf, als ich es fand und nach einer Weile der Beobachtung feststellen musste, dass es noch lebt. Ja, "musste", denn das hieß, dass ich gaaaanz viel Mut zusammen nehmen und ihm helfen musste. Fass mal so ein Schaf an, weißt du wie es reagiert? Ich auch nicht. Mein Puls sprang mir vor Angst fast aus den Ohren. Mein Herz hat man durch die Jacke pochen sehen.
Wir hatten uns beide gut zugeredet und nachdem es nach ein paar hoffnungslosen Anläufen endlich wieder auf allen vieren Stand, kippte es doch prompt zu anderen Seite um! Also alles noch mal. Und dann stand es. Viele Minuten. Und ich stand viele Minuten in gebührendem Abstand daneben und schaute zu. Und dann bewegte es sich, aber die Hinterläufe funktionierten nicht. So ein Schitt! hatte ich gedacht, jetzt warst du selber kurz vorm (Angst-) Herzinfarkt bei dieser AKtion und nun stirbt es trotzdem, weil die Beine gelähmt oder gebrochen sind. Aber nein: Ende gut, alles gut. Es hatte wohl nur zu lange gelegen, trabte nach einer Weile tatsächlich auf allen Vieren von dannen und hat hoffentlich überlebt.
Ich hingegen war der Held des Tages . Jaja, so etwas erlebt man, wenn man eine Weile auf Island lebt, auch wenn man keinen direkten Bezug zu den Tieren hat. Wie gesagt: Man wächst mit seinen Aufgaben .
Re: Wiedersehen in Klaustur
Soso, die Abreise steht an. Noch eine halbe Schicht morgen und dann geht es nach Reykjavík und auf lange Tour. Die drei Wochen sind wie im Fluge vergangen. Und obwohl ich viel gearbeitet habe, fanden sich irgendwie doch drei freie Tage für Ausflüge und genügend freie Zeit, um alle Bekannten wiederzutreffen. Nun überlasse ich der Jugend mal komplett das Feld und bin gespannt, wie es aussieht, wenn ich dann im September wieder hier bin .
Also: Tschüß und auf ein Wiedersehen in Geirland!
Monique
Also: Tschüß und auf ein Wiedersehen in Geirland!
Monique
- Twoflower
- Prophet des Dettifoss
- Beiträge: 351
- Registriert: So 14. Feb 2010, 23:31
- Wohnort: Hamburg / Ludwigslust (Praxis)
Re: Wiedersehen in Klaustur
Hallo Monique!
viel spaß auf deinen touren! wir warn letztes wochenende am brocken. haben dort probegezeltet, bei ca 10°C und sprühregen, nahezu islandfeeling. zum brocken hoch die anstrengende route 600m höhnunterschied und 6km distanz ohne übung in 2std, über stock und stein, heißt wohl daß wir noch brauchbar fit sind. oben plötzlich sonne und schäfchenwolken mit weitsicht. werden noch ein bißchen mehr wandern um die müden knochen zu entrosten und dann endlich los!!!
siebenschläfer naht und füllt wohl den bauern scheun' und faß.
lg twoflower
viel spaß auf deinen touren! wir warn letztes wochenende am brocken. haben dort probegezeltet, bei ca 10°C und sprühregen, nahezu islandfeeling. zum brocken hoch die anstrengende route 600m höhnunterschied und 6km distanz ohne übung in 2std, über stock und stein, heißt wohl daß wir noch brauchbar fit sind. oben plötzlich sonne und schäfchenwolken mit weitsicht. werden noch ein bißchen mehr wandern um die müden knochen zu entrosten und dann endlich los!!!
siebenschläfer naht und füllt wohl den bauern scheun' und faß.
lg twoflower
wer bremst ist feige
Re: Wiedersehen in Klaustur
Back at Geirland! Und das schon seit 7 Tagen. Und seit 7 Tagen meint es das Wetter ganz bös mit uns . Regen, Regen, Regen, Wind und noch mehr Wind und wenn wir Glueck haben, haengen die Wolken so hoch, dass wir den Regen ueberhaupt sehen und nicht nur fuehlen können.
Den Schafabtrieb der Region Skaftártunga haben sie um eine Woche verschoben, da in den Bergen nichts zu sehen war. Auch unsere Schafe wurden bislang nur zum Teil und ebenfalls mit Verspaetung eingesammelt. Die Geirlandsheiði ist dicht, dicht von Wolken. Null Sicht wuerde es den Schafen ein Leichtes machen, jede Mal frech davonzulaufen und dem irgendwie und letztendlich doch unvermeidlichen Schicksal zu entgehen.
Dennoch soll am Samstag das erste Schafesortieren stattfinden. Und ich bin wieder mit dabei . Auf in den Kampf! Hoffentlich wird es nicht wieder so eine Schlammschlacht wie im letzten Jahr, aber die Aussicht ist bescheiden, wenn nicht gar komplett illusorisch.
Ach ja, das liebe Wetter. Es sorgt dafuer, dass viele unserer Gaeste sich mit dem Schlecht-Wetter-Blues quaelen. Was macht man in einer Gegend, in der es so gut wie keine indoor-Aktivitaeten gibt, wenn man ein paar Tage im Regen festhaengt? Nicht alle schaffen es, die erforderliche "Wir lassen uns nicht unterkriegen"-Mentalitaet aufzubringen. Jedoch nichts anderes hilft hier zur Zeit. Und es ist tatsaechlich noch keine Wetterbesserung in Sicht. Und so harren wir der Dinge und warten, was uns passiert .
Den Schafabtrieb der Region Skaftártunga haben sie um eine Woche verschoben, da in den Bergen nichts zu sehen war. Auch unsere Schafe wurden bislang nur zum Teil und ebenfalls mit Verspaetung eingesammelt. Die Geirlandsheiði ist dicht, dicht von Wolken. Null Sicht wuerde es den Schafen ein Leichtes machen, jede Mal frech davonzulaufen und dem irgendwie und letztendlich doch unvermeidlichen Schicksal zu entgehen.
Dennoch soll am Samstag das erste Schafesortieren stattfinden. Und ich bin wieder mit dabei . Auf in den Kampf! Hoffentlich wird es nicht wieder so eine Schlammschlacht wie im letzten Jahr, aber die Aussicht ist bescheiden, wenn nicht gar komplett illusorisch.
Ach ja, das liebe Wetter. Es sorgt dafuer, dass viele unserer Gaeste sich mit dem Schlecht-Wetter-Blues quaelen. Was macht man in einer Gegend, in der es so gut wie keine indoor-Aktivitaeten gibt, wenn man ein paar Tage im Regen festhaengt? Nicht alle schaffen es, die erforderliche "Wir lassen uns nicht unterkriegen"-Mentalitaet aufzubringen. Jedoch nichts anderes hilft hier zur Zeit. Und es ist tatsaechlich noch keine Wetterbesserung in Sicht. Und so harren wir der Dinge und warten, was uns passiert .
Réttir - Schafesortieren
Ganz drei Stunden hatte es heute gedauert, bis wir alle Schafe verarztet hatten und sie heim auf die Weide durften. Drei Stunden Kampf mit störrischen Schafen, verängstigten Lämmchen. Hörner hier, Schafskörper da, schwankende Menschen dort - beim Schafesortieren geht es alles andere als zimperlich zu . Noch schmerzen meine Hände etwas von den vielen Hörnern, noch bekomme ich den "betörenden" Schafsgeruch trotz intensivem Waschens nicht von den Händen. Und ich fühle mich noch immer wie einer wogende und bockenden Schafsmasse. Mäh!
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Schafe dieses Jahr stärker sind. Ich musste manches Mal echt aufpassen, dass sie mich nicht umschubbsen. Und gehorchen wollten sie auch nicht. Bring doch mal so einem Schäfchen bei, dass es dir brav folgen soll, damit es kurze Zeit später schon wieder auf die saftige Weide darf, nur eben nicht mehr ins Hochland. Es glaubt dir kein Wort!
All zu störrische Schafe wurden getragen, hier von einer meiner Kolleginnen, Herdis: Gefunden, identifiziert und gefangen - das ist nur die halbe Miete. Jetzt muss das Schaf ins richtige Gatter und ganz viele andere Schafe stehen im Weg:
Ach ja, es hat wieder Spaß gemacht und dieses Jahr konnte ich schon viel mehr Schafe fangen. Das Öhrchengucken fiel tatsächlich leichter .
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Schafe dieses Jahr stärker sind. Ich musste manches Mal echt aufpassen, dass sie mich nicht umschubbsen. Und gehorchen wollten sie auch nicht. Bring doch mal so einem Schäfchen bei, dass es dir brav folgen soll, damit es kurze Zeit später schon wieder auf die saftige Weide darf, nur eben nicht mehr ins Hochland. Es glaubt dir kein Wort!
All zu störrische Schafe wurden getragen, hier von einer meiner Kolleginnen, Herdis: Gefunden, identifiziert und gefangen - das ist nur die halbe Miete. Jetzt muss das Schaf ins richtige Gatter und ganz viele andere Schafe stehen im Weg:
Ach ja, es hat wieder Spaß gemacht und dieses Jahr konnte ich schon viel mehr Schafe fangen. Das Öhrchengucken fiel tatsächlich leichter .
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