Hallo Liebe Forumsteilnehmer,
auch mit Eurer großen Unterstützung habe ich mich Ende Mai nach Island aufgemacht. Das hier ist mein Reisebericht. Vielleicht hilft er ja auch dem Ein oder Anderen bei seiner Planung.
Von Trollen und Elfen
Eine Reise mit Feuer und Eis
Philipp Reugels - 15. Juni 2014
Einführung
Es ist nun beinahe 2 Jahre her, als mir eine dieser Hochglanz-Zeitschriften in die Hände fiel in denen jene Art von Landschaftsbildern abgedruckt waren, die einen umgehend dazu veranlassen sich akutem Fernweh hinzugeben. Diese sensationellen Bilder zeigten ein Reiseziel, dass, so muss ich gestehen, in meinem Bewusstsein bisher nur mit Vulkanen und den damit verbundenen Flugausfällen verankert war - Island. Seit meiner letzten großen Reise bin ich zudem einem neuen Hobby verfallen - dem Aufnehmen eben dieser sehnsuchtserweckenden Bilder. Schon meine ersten, noch völlig unbedarften, Recherchen ergaben, dass Island wohl so etwas wie das Mekka der europanahen Landschafts-Fotografen-Hot-Spots ist, was mein Interesse natürlich nur noch mehr anfeuerte.
2010 war ich noch gemeinsam mit Freunden zu einer Rundreise nach Neuseeland aufgebrochen. Natürlich samt Zelt und Gaskocher. Danach waren meine Urlaube deutlich familientauglicher geworden - immerhin bin ich zwischenzeitlich zweifacher Vater. Zudem verfällt meine Frau nicht gerade ins Schwärmen, wenn eine Übernachtung im Schlafsack in Aussicht steht. Mit diesem Wissen und der Freigabe des Familienrates wurde es wieder einmal Zeit für ein Abenteuer - nur, so ergaben es die Umstände, dieses mal eben alleine!
Die Recherche
Der berühmt-berüchtigte Baedeker, ein Marco Polo oder doch lieber der von Dorling Kindersley. Wenn es um Reiseführer geht ist die Auswahl vielfältig - dachte ich. Das Island kein Massen-Reiseziel ist, sieht, wer die Ecke mit Reiseführern beim Buchhändler besucht. Lediglich 2 standen mir zur Auswahl, doch wenigstens auf einen war Verlass. Voluminös wie immer lächelt mich der Lonely Planet Island an. Da mich diese Leswerke bis heute noch immer solide beraten haben, wenn ich als Individual-Reisender unterwegs war, sollte er meine erste Informationsquelle werden - und meine Erwartungen auch auf der Tour voll erfüllen. Prima beriet er mich über Routen, Ziele, Übernachtung und Verpflegung - nicht jedoch zum Thema Fotographie. Interessierten möchte ich hier 2 Dinge ans Herz legen: den Reisebericht von Thomas Straubinger und die Karte „International Photographer Iceland“ von Michael Levy. Beide Werke sind mir beinahe unersetzliche Hilfsmittel und Inspiration gewesen. Sämtlich weitere Planung übernahm mir die schier unendliche Fülle an unfassbaren Bildern, die sich von Island in Bildbänden, Foren oder Blogs tummeln - an Ihnen richtete ich meine Ziele aus. Geschlafen wurde, wann immer möglich, im Hostel. Meine favorisierten waren die des isländischen Hostel-Verbandes. Gegessen wurde, so der Plan, in den Herbergen, die alle Selbstversorgerküchen bieten und reisen würde ich mit einem Mietwagen. Die häufigste Frage an dieser Stelle ist 4x4 Ja oder Nein. Bei mir wurde es am Ende ein Nein. Ich hatte mir zum Motto gemacht „keep Iceland cheap“ und der Offroader passte in dieses Konzept einfach nicht herein, zumal für mich außer Frage stand das Hochland als unerfahrener Island-Besucher alleine zu besuchen. Vermisst habe ich den Allradantrieb an einem Tag, gebraucht hätte ich Ihn auf meiner Tour aber nie. So wurde es schlussendlich ein VW Polo der mir treue Dienste erwiesen hat. Einzig ein Hinweis sei an dieser Stelle jedem Fahrer eines normalen PKW gestattet. Selbst bei vorschriftsmäßiger Fahrweise gelingt es nicht, den Wagen über Islands teilweise abenteuerliche Straßen zu lenken, ohne wenigstens 3 mal täglich mit dem Spritzschutz des Reifens aufzusetzen - gewöhnen Sie sich also frühzeitig an das Geräusch von kratzendem Kunststoff auf Asphalt.
Die Reisetasche
Packlisten finden sich im Internet zu Hauf - eine die auf meine Bedürfnisse passte habe ich allerdings noch nie gefunden. Jeder legt seinen eigenen Schwerpunkt und was dem einen das dritte Paar warme Socken, ist dem anderen seine elektrische Zahnbürste. Für Island gibt es aber ein paar Dinge die ich nicht hätte missen wollen und die ich jedem Reisendem empfehle. Zum Einen und am wichtigsten war da meine neu erworbene Wind- und Regenkombo. Island ist offenkundig mit seiner Nähe zum Polarkreis kein Schön-Wetter-Ziel und der wichtigste Leitsatz zu Islands Wetter ist, dass es sich alle 5 Minuten ändert. Wer dann noch plant auch mal 1 Stunde auf das richtige Licht für eine Aufnahme zu warten, der wird jeden Cent in diese Investition lieben. In jede Tasche gehört dazu eine Badehose und ein paar Bade-Latschen (Ich hatte meine natürlich vergessen). Sie werden Islands Hot-Pools und Thermalbäder sicherlich mögen und diese sind stets einen Besuch wert um nach vierstündigen Autotouren einmal entspannt zu relaxen. Wichtig: jedes Schwimmbad informiert seine Gäste über das gründliche Waschen aller relevanten Stellen. Sicherlich eins des amüsantesten Hinweisschilder in Island. Nicht mitnehmen brauchen Sie übrigens Tassen, Teller, Töpfe etc. Jedes Hostel ist überladen damit. Unfraglich wichtig ist noch eine andere Tasche, der Fotorucksack. Ich habe aus Island die Erfahrung mitgebracht: „weniger ist mehr“. Ich brauchte am Ende 3 Dinge jeden Tag: Mein Stativ, mein Weitwinkel und ein leichtes Tele (in diesem Fall ist das Gewicht gemeint!). Wenn Island eines hat, ist es unendliche Weite. Sie brauchen Sie nicht suchen - nur aufnehmen. Hier ist jede Ecke ein Motiv und nahezu jeder Ort ist anders.
Die Reise
Keflavik, Island - 7.00 h a.m. - 3 Stunden Flug und eine unruhige Nacht liegen hinter mir. Island hat mich mit seiner Gesamtheit an schlechtem Wetter begrüßt und meine Unterbringung im B&B Keflavik Airport ist zumindest ein leichter Kulturschock. In der ausgemusterten Kaserne der U.S. Navy wird schnell die Hoffnung wach, hier flott weg zu kommen. Ja es war sauber, ja es war angemessen gepflegt, aber es war das Gegenteil von dem was ich von Island wollte. Statt Natur Beton, statt Freiheit Kaserne. Also schnell Frühstücken, den Mietwagen entgegen nehmen und die Flucht nach vorne antreten. Ich versorgte mich auf dem Weg nach Vík, meinem heutigen Etappenziel, in einer großen Shopping-Mal bei Reykjavík mit allem nötigen: Essen, Getränke, einer isländischen SIM-Karte (unschlagbar günstig - vergessen Sie Roaming) und dem Ersatz für die vergessene Badehose. Reykjavík wollte ich am letzten Tag erkunden und lies es schnell hinter mir. Heute erwarteten mich bereits 2 absolute Highlights der Reise. Die Panoramen des Seljalandfoss und des Skogafoss waren zwei der zentralen Motive die sich für meinen Islandtrip quasi ins Gedächtnis eingebrannt haben. Ich hatte es mir schon ausgemalt: tief stehende Sonne, gefärbter Himmel mit Schleierwolken und vielleicht ein kleiner Regenbogen im Sprühnebel des rauschenden Wassers. Ich hatte meinen fantastischen Plan ohne die Wetter-Elfen Islands gemacht. Sie hatten mir kurz vor den Spitzen der Berge Islands ein durchgehendes, undurchdringliches Wolkenband beschert und wollten es mir auch noch 2 Tage genau dort lassen. Aber getreu dem Motto „schönes Wetter kann jeder“ gelangen mir mit Feuereifer trotzdem brauchbare Aufnahmen, nur eben Andere als geplant. Nass aber glücklich erreichte mich mein abendliches Domizil in Vík. Der angrenzende Strand zwischen Kap Dyrhólaey und den Reynisdrangar war dann noch mein abendliches Foto-Ziel. Tatsächlich war das Licht an diesem frühen Abend so ungewöhnlich, dass den Fotos wie bei einer S/W-Aufnahme beinahe jede Farbe fehlt.
Die erste Nacht im Hostel war ungewohnt - ich hatte mir zur Eingewöhnung ein Einzelzimmer gebucht - und brauchte etwas bis ich in den Schlaf fand. Die mit mir anwesende französische Reisegruppe hatte aber eindeutig weniger Schlaf als ich. Und deutlich mehr Pernot und Rotwein.
Erkennen Sie eigentlich die Trolle, die dort versteinert in der Bucht stehen? Ich auch nicht, aber die Geschichte ist typisch isländisch und wird sich so ähnlich noch an vielen Felsformationen finden. Offensichtlich ist die allgemeine Einschätzung über die Dummheit von Trollen nicht allzu stark übertrieben…
Vík, Südküste Island, 8.30 Uhr - Beeilung war angesagt, denn die sanitären Anlagen im Hostel sind spärlich und wer als letzter duscht hat das dreckige Badezimmer. Außerdem blieb so noch etwas Zeit den wirklich schönen Ort anzuschauen. Vík selber hat wohl nicht mehr als ca. 300 Einwohner, ist aber typisch isländisch und wirklich gemütlich. Einen Besuch wert ist besonders die kleine Kirche oben im Dorf. Von hier aus lässt sich bei gutem Wetter auch eine fantastische Rundumsicht genießen.
Der weitere Weg führte mich wieder auf die Ringstraße, eben jene Nr. 1, die die Lebensader um Island bildet. Wichtigste Versorgungsstraße und gleichzeitig Hautproute der meisten Touristen. Gerade im Süden ist Sie dies völlig zurecht. Es fällt schwer während der Fahrt die Augen immer auf der Straße zu haben, so anmutig gleiten an einem Gletscher, Seen und Wasserfälle vorbei. Überhaupt mangelt es Island nicht an diesen wunderschönen Wasserstürzen. Und was macht der Isländer wenn er so eine Naturschönheit findet? Genau - er baut sein Haus in die Nähe und genießt die Aussicht.
Meinem Etappe führte mich heute entlang der Südküste und vorbei am Skatafell Nationalpark. Geneigte Wanderer und Gletscher-Fans werden hier absolut auf Ihre Kosten kommen. Leider passte eine Super-Jeep Tour in die Berge nicht in meinen Zeitplan, ist, so versicherte man mir, aber eine Reise wert.
Schon das Bild, wenn sich Europas größter Gletscher aus den Bergen in die Ebene erstreckt, ist beeindruckend. Man möchte sich nicht vorstellen, welche Urgewalten herrschen, wenn sich große Mengen dieses gefrorenen Wassers bei einem Vulkanausbruch Richtung Meer bewegen. Einzig ein paar Stahlträger am Wegesrand lassen erahnen, dass selbst eine massive Stahlbetonbrücke dem nichts entgegen zu stellen hatte. Wer die 1 noch einige Kilometer weiter fährt erreicht bald einen weiteren Sehnsuchtsort: Jökulsárlón. Im tiefsten See Islands treiben gewaltige Eisbrocken langsam aufs Meer. Dieses Naturschauspiel diente schon als Schauplatz für mehrere Filme und wurde für die Dreharbeiten gar einmal 24 h vollständig versperrt um eine geschlossene Eisdecke zu erhalten. Das Zusammenspiel aus Eis und Wasser bietet einen idealen Schauplatz für tolle Bilder. Wer Glück hat begegnet sogar einigen Robben. Noch ein wenig spannender fand ich den angrenzenden schwarzen Strand. An Ihn werden regelmäßig große Eisblöcke gespült, die sich als Motiv geradezu anbiedern und wie riesige, ungeschliffene Diamanten glitzern. Besonders bietet sich hier der Einsatz eines ND-Filters für längere Belichtungszeiten an. Ich hätte Stunden damit zubringen können hier das Ideale Bild aufzunehmen. Ausklingen lies ich den Abend, nicht ganz geplant, in Höfn, der "Hauptstadt" des Süd-Ostens. Ich hatte meinen Kulturbeutel in Vík vergessen und musste zwangsläufig für Ersatz sorgen. Der Ort (er ist wirklich klein) hat ein sehr schönes Schwimmbad und mehrere gute Restaurants. Direkt neben dem Schwimmbad lies ich mir deshalb eine fantastische Lobster-Pizza schmecken. So war der Zwischenstopp ungewollt aber nicht unangenehm.
Seydisfjödur, Ostfjorde, 22.00 Uhr. Es ist schon spät als ich mir im Hostel eine Pasta koche und den Tag ausklingen lasse. Auf dem Weg von Vagnastadir hatte sich langsam das Wetter gebessert und mir eine tolle Panorama-Fahrt beschert. Vorher jedoch hatte mich ein Foto von Dennis Polkläser nach Klifatindur gelockt. Dieser Landzipfel neben Höfn und seine Berge waren eins meiner Wunschmotive auf der Tour. Leider begleiteten mich morgens noch die schon erwähnten Gipfel- Wolken und so waren die Berge noch verhangen als ich ankam. Direkt nach dieser Landzunge fährt man in einen Tunnel. Hinter Ihm, so könnte man meinen, endet die Zivilisation und Island wird hier noch viel leerer als ohnehin schon. Tatsächlich habe ich hier das erste und einzige Mal die Distanz unterschätzt und mein noch halb voller Tank war in Egilstadir nahezu leer. Abenteuerlich wurde es dann, als die 1 irgendwann auch noch zu einer der berühmten Gravelroads wurde und ich mich zeitweise ohne Treibstoff mitten im nirgendwo stehen sah. Glücklicherweise ist aber alles gut gegangen und das letzte Stück von Egilstadir nach Seydisfjödur konnte ich mit vollen Tank antreten. Ich hatte am Vorabend den Tip erhalten am rechten Rand des Fjordes wandern zu gehen, denn an der Spitze gibt es eine ganze Kolonie von Zugvögeln und so war Nachmittags eine kleine Tour angesagt. Einen der lustigen Puffin wollte ich noch gerne auf SD- Karte bannen. Den ersten Teil der Strecke kann man noch mit dem PKW absolvieren und hier war er gekommen - jener Moment in dem ich mir einen Offroader mit viel Bodenfreiheit wünschte. Die Straße war in einem erbärmlichen Zustand und es hat mich ordentlich durchgeschaukelt. Gelohnt hat es sich aber allemal. Der von unzähligen Lupinen gesäumte Weg ist ein echtes Kleinod und nur den wenigsten Touristen bekannt. Am Ende der Halbinsel hat der Landeigner ein verträumtes Guesthouse gebaut und auch wenn das Hostel im Ort ohne jede Frage eines der besten war in dem ich übernachtet habe, ich rate jedem sich hier einzumieten. Wer sich anmeldet wird auf Wunsch sogar am Parkplatz abgeholt und muss nicht laufen. Einen wichtigen Tip muss ich hier allen Vogelbeobachtern geben. Island ist das Brutgebiet der Küstenseeschwalbe. Dieser kleine Vogel fliegt dazu jedes Jahr bis zu 30.000 KM aus der Antarktis hoch. Und wer sich soviel Mühe macht, verteidigt seine Brutkolonie erbittert. So stürzen sich die Vögel nach lauten Geschrei aggressiv auf jeden potentiellen Feind. Wie mir die Isländer - natürlich später - erzählten greifen die Vögel dabei immer das höchste Ziel an. Wer also einen Stock oder Ähnliches hochhält entgeht einem Vogel-Kamikaze-Angriff. Bei geschätzt 1000 Tieren begann ich zu ahnen woher Hitchcock seine Inspiration für "Vögel" herhaben könnte. (Anmerkung: selbstredend bin ich brav auf dem ausgewiesenen Wanderweg geblieben. Das wussten die Vögel nur nicht...). Dieses Intermezzo kostete mich dann sogar letztlich meine Sonnenbrille, die ich auf der Flucht verloren haben muss. Ganz nebenbei verschwanden an diesen Nachmittag die letzten Wolken. Island bescherte mir nach sehr viel Regen so einen sonnigen Tag mit 20 Grad und ein paar klasse Bilder.
Myvatn - Nord Island 23.30 Uhr. "Mi-Vaut" spricht sich dieser Flecken von Island und heißt wörtlich übersetzt: "Mücken-See". Eigentlich hätte ich es wissen müssen. Schon der Name hätte mir böses Omen sein müssen. Hätte mich dazu bringen müssen mit den maximalen 90 Km/h an diesem hochgelobten See einfach vorbeizufahren. Nun wundert sich sicherlich mancher Island-Kenner, denn mitunter gilt der Myvatn manchem als der schönste Ort in Island und ist in jedem Reisebericht ein eigenes Kapitel. Bei mir nicht, ich bleibe hart. Ganze 2 Tage hatte ich mir hier eingeplant und meine Tagesroute von Seydisfjödur hierher bewußt kurz gehalten - grade mal gut 180 KM. Auf der Route liegt der Detifoss und sein Nachbar-Wasserfall der Selfoss. Beide sind imposante Vertreter Ihrer Art und ich hätte Sie gerne auf Chip gebannt. Als ich nach gut 2 Stunden Fahrt durch wirklich gruseliges Wetter am Besucherparkplatz ankam griff ich beherzt zu meiner Kamera und meiner Regenjacke... die leider ziemlich genau 180 KM in die Gegenrichtung in der Bäckerei hängen geblieben war. An dieser Stelle möchte ich keine weiteren Aufzeichnungen mehr über diesen Tag verlieren. Einzig, ich habe Abends das Myvatn Naturebath besucht - es war der einzige Lichtblick reisetechnisch an diesem Tag.
Myvatn - Nord Island 09.00 Uhr. Ich hatte beschlossen dem Myvatn eine zweite Chance zu geben. Schließlich kann er nix für meine Schusseligkeit und er hat es auch verdient. Zuerst bin ich zum nahen Hverir Hochtemperaturgebiet gefahren, welches ich gestern einfach ignoriert hatte. Auch wenn es furchtbar stank, landschaftlich ist es beeindruckend anzusehen und ich verbrachte einige Zeit mit dem Aufnehmen von Bildmaterial. Glücklicherweise war ich bereits früh da, denn bereits eine gute Stunde später war das recht kleine Areal schon völlig überlaufen. Der Lonely Planet hatte für den weiteren Reiseverlauf eine Tour um den See ausgelobt und einen Besuch im Dimmurborgir empfohlen. Dabei handelt es sich um ein abstrakt anmutendes, erkaltetes Lavafeld in dem der Sage nach die isländische Version der Weihnachtswichtel wohnt. Garniert wurde das Gebiet mit gefühlt 1,5 Milliarden Mücken die es alle auf mich abgesehen hatten. Wenn Sie meinen ich übertreibe - klares Nein! Und wenn Sie nun weiter denken, ich hätte eine übertriebe Aversion gegen Mücken - klares Ja! So fällt mein Fazit für den Mückensee leider nicht gut, mein liebstes Reiseziel wird er nicht werden - das mag aber mancher anders sehen.
Da meine eigentliche Reiseplanung ja einen längeren Aufenthalt am Mückensee vorgesehen hatte, war meine restliche Tagesroute auch entsprechend kurz. Ich hatte mich deshalb in Akureyri ins Hostel eingemietet. Die Stadt ist das Zentrum des Nordens und wirkte auf mich nach 4 Tagen Einsamkeit wie eine Metropole. Auf dem Weg dahin lag der Godafoss. Er gehört sicherlich zu meinen Top 3 Wasserfällen auf Island und wer bereit ist für ein tolles Foto ein wenig zu klettern, der kann es schaffen dieses beliebte Ziel beinahe ohne Touristen aufzunehmen.
Zur Kompensation meines Myvatn-Disasters stand mir an diesem Tag der Sinn nach Stadtmenschen-Vergnügen und so habe ich mir kurzerhand einen Kinofilm angesehen und den Abend bei Sonnenschein mit einem Bier ausklingen lassen.
Osár - Nord-West Island 10.00 Uhr. Mein nächstes Schlafdomizil nach Akureyri war das Hostel Osár auf der Halbinsel Vatnsnes. Der ehemalige Bauernhof liegt nahe von Islands größter Robbenkolonie und ich hatte mir für die Fahrt dorthin die Panoramaroute entlang der Küste gewählt, obwohl diese deutlich länger war. Rückblickend begann ab diesem Tag der für mich persönlich schönste Streckenabschnitt. Gewiss hat hier das erkennbar bessere Wetter seinen Teil dazu beigetragen, doch ich war schlicht überwältigt. Im Minuten-Takt kommen hinter jeder Kurve tolle Panoramen in den Blick. Island ist hier wieder deutlich menschenleerer. Die lang ausgestreckten Finger der Landzungen kommen meiner Idealvorstellung einer skandinavischen Bilderbuch-Idylle schon ziemlich nahe.
Am Strand von Osár konnte ich so beim Ablichten der Robben den wunderschönen Tag ausklingen lassen. Hier habe ich dann noch ein sehr sympathisches Berliner Quartett um Inca Cee kennen gelernt, die in Ihrem Reiseblog blickgewinkelt über Ihre Abenteuer berichtet. So ergab sich noch ein sehr unterhaltsamer Abend mit einigen Absackern in der benachbarten Hütte.
Grundarfjörður - ca. 23.00 Uhr. Wie herrlich ist Snaefellsnes und wie froh bin ich, diesen Umweg gefahren zu sein. Die Halbinsel liegt gute 3 Autostunden von Osár entfernt und ist ein wundervolles Stück Erde. Meine Tagesroute war nicht weniger imposant als am gestrigen Tage und solangsam setzte Tiefenentspannung bei mir ein. Morgens war ich flott noch zum Strand geklettert und habe im aufziehenden Nebel einen imposanten „Arch“ sprich Felsbogen am Meer aufgenommen und dann entlang der Küste zum Ziel gecruised. Und an diesem Sitze ich nun und genieße das, was einem Sonnenuntergang in Island um diese Jahreszeit am nächsten kommt. Es gab noch einen Ort den ich unbedingt aufnehmen sollte. Der Kirkjufell mit dem vorgelagerten Kirkjufellfoss der vermutlich zwar schon von jedem ambitionierten Island-Fotographen aufgenommen wurde, war für mich ein absolutes Traumbild. Vorerst habe ich das Bild als HDR entwickelt, eine „normale“ Version soll folgen. Einmalig war der Abend auf jeden Fall. Die Halbinsel ist im übrigen ein wirklich guter Ort für Whale-Watching-Interessierte. Besonders wem Husavik zu weit weg oder zu „kommerziell“ ist, der kann hier etwas privatere Ausfahrten unternehmen. Ich persönlich konnte mich nicht zu einer Tour entschließen, da ich mir bis heute nicht klar bin, ob ich Tourismus mit diesen Meeresgiganten gut finde. Letztlich muss diese Entscheidung aber wohl jeder selber treffen.
Laugarvatn - 22.15 Uhr. Der achte Tag meiner Reise nähert sich dem Ende und hinterlässt einen gemischten Eindruck bei mir. Auf Snaefellsness habe ich mir noch die idyllische Budir-Kirka und den angrenzenden Strand erwandert und unwirklich schöne Panoramen gesehen, Nachmittags ging es dann für mich auf den „Golden Circle“, Islands Version von „Europa in 8 Tagen“. Sprunghaft steigt die Touristendichte pro Quadratmeter an und damit auch so Dinge wie Preise und Platzmangel in den Unterkünften. Kostete mich ein Einzelzimmer im Osten noch etwa 45 €, waren es hier 78 €. Umfraglich ist der Golden Circle „schön“ und gibt einen Eindruck von Island im kleinen Maßstab. Interessant ist auch der Umstand, dass hier das Aufeinandertreffen von eurasischer und amerikanischer Kontinentalplatte besonders gut sichtbar ist. Und doch bleibt bei mir der Eindruck präsent, dass ich Ihn wohl beim nächsten Besuch meiden würde. Meine Welt sind Ziele mit vielen Reisebussen aber auch einfach nicht. So war nach diesen vielen Eindrücken bei mir die Motivation wie ein wilder zu knipsen nicht mehr allzu groß und ich habe den Tag am See beendet. Morgen geht es nach Reykjavik.
Reykjavik International Airport - 00.30. Es ist soweit. Nach zehn Tagen warte ich auf meinen Abflug in die Heimat. Ich habe vorgestern noch die berühmten Sehenswürdigkeiten des Golden Circle besucht und dabei versucht den Touristenströmen vorneweg zu fahren. Dies ist mir auch ganz gut gelungen und ich mag mir nicht vorstellen was hier los ist, wenn die Hauptsaison beginnt. In Reykjavik traf ich dann einen alten Bekannten wieder - meinen Kulturbeutel. Tatsächlich hatte ein freundlicher Unbekannter das Ding in meinem Hostel hinterlegt und man gab es mir beim Check-In. Sie können erahnen wie erfreut ich war. Die Stadt selber ist herrlich überschaubar und hat ein berühmtes Nachtleben. Eigentlich ist sie einen eigenen Wochenend-Besuch wert und für Street-Photography ein Eldorado. Leider hatte mich am letzten Tag etwas die Sehnsucht nach Heimat und Familie gepackt und ich konnte den Tag nur noch begrenzt auskosten. Diese letzten Minuten auf Island will ich für ein kleines Fazit nutzen: Island ist unbedingt eines der schönsten Reiseziele die ich bis heute besucht habe - für Fotographen ein Traum und für Individualreisende sicherlich ein besonderes Juwel. Wer etwas darauf achtet wie er reist, ist auf Island nicht deutlich teurer unterwegs als im Rest Europas. Ich werde diese wundervollen Tage sicher nicht mehr vergessen und bin sicher, dass ich Island nicht zum letzten mal gesehen habe. Einzig über eins war ich etwas enttäuscht… Elfen habe ich keine gefunden.
Von Trollen und Elfen - Reisebericht 2014
Re: Von Trollen und Elfen - Reisebericht 2014
Hier einige Bilder der ersten Tage. Der Rest folgt später:
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Re: Von Trollen und Elfen - Reisebericht 2014
Hallo Preugels!
Ich habe soeben deinen Reisebericht gelesen und war sehr entzückt, wirklich schön geschrieben!!! Vor allem habe ich uns in deinen Gedankengängen doch öfters wiedergefunden!!!
Mein Bericht ist auch eingestellt, "Juni 2014", allerdings wirken unsere Bilder etwas spärlich, wen man deine tollen sieht!
LG Nici
Ich habe soeben deinen Reisebericht gelesen und war sehr entzückt, wirklich schön geschrieben!!! Vor allem habe ich uns in deinen Gedankengängen doch öfters wiedergefunden!!!
Mein Bericht ist auch eingestellt, "Juni 2014", allerdings wirken unsere Bilder etwas spärlich, wen man deine tollen sieht!
LG Nici
Re: Von Trollen und Elfen - Reisebericht 2014
Sehr unterhaltsam geschrieben, die Lektüre war mir ein Vergnügen! Erinnerungen an meine Reise 2013 decken sich recht gut mit deinen Erfahrungen und die Vorfreunde auf meine diesjährige Fahrt steigerte sich mit dem Lesen.
Grüße
Grüße
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