Zum zweiten Mal in Island für zwei Wochen mit zwei Kindern
Zum zweiten Mal in Island für zwei Wochen mit zwei Kindern
Nach einem 1wöchigen Schnupperurlaub, den ich alleine unternommen hatte, kamen diesmal meine beiden Söhne (9 und 11) mit.
Ein paar allgemeine Bemerkungen vorab:
Falls jemand Zweifel hat, ob sich Island für einen Urlaub mit Kindern eignet, kann ich die gerne ausräumen. Die Landschaft und die Tierwelt kommen sowieso sehr gut an und spätestens ab 8 sind auch kleinere Wanderungen zumutbar. Besonders hervorzuheben ist auch die kinderfreundliche Preisgestaltung - bis 12 zahlen die Kinder oft gar nichts, oder maximal die Hälfte.
Wo wir gerade bei den Preisen sind: Natürlich sind einige Dinge in Island unfassbar teuer. Zu nennen sind insbesondere Mietwagen (inkl. Benzin), Hotels, geführte Touren und Alkohol. Daneben gibt es aber auch günstiges und vieles ist sogar kostenlos:
- Höchst erstaunlich ist beispielsweise, dass praktisch alle Naturschönheiten umsonst besichtigt werden können. Einzige mir bekannte Ausnahme ist Hverir ... aber 800 ISK machen niemanden arm, und wer selbst das vermeiden will, parkt (von Myvatn kommend) einfach einen Parkplatz früher und läuft um den Namafjall herum (das ist ausdrücklich kein Tipp!).
- Auch das Parken ist fast überall kostenlos - selbst an den überlaufendsten Sehenswürdigkeiten wie Geysir, Gulfoss, Þingvellir, Skaftafell, Skogafoss etc.
- Von dem Tunnel unter dem Hvalfjörður abgesehen ist die Straßenbenutzung ebenfalls kostenlos ... Das ist umso bemerkenswerter, als der Ausbau und die Instandhaltung der Infrastruktur - ohne jetzt genaue Zahlen zu kennen - extrem kostenintensiv sein muss. Ein besonders krasses Beispiel: Um Siglufjörður besser zugänglich zu machen, hat man 4 Tunnel mit insgesamt über 10km Länge gegraben ... die Benutzung keines Einzigen kostet Geld. Nebenbei: Sowohl der erwähnte Tunnel unter dem Hvalfjörður als auch diese 1Spur-Tunnel mit Ausweichbuchten kamen bei den beiden Jungs extrem gut an...
Sehr billig sind
- Campingplätze (wir haben selten mehr als 10€/Nacht bezahlt),
-"normale" Schwimmbäder, die es eigentlich in jeden Ort mit mindestens 3stelliger Einwohnerzahl gibt. Falls man - was öfter vorkommt - für warme Duschen auf dem Campingplatz extra zahlen muss, ist es normalerweise günstiger, stattdessen ins Schwimmbad zu gehen.
- Bonus; ich kann natürlich niemanden empfehlen, sich zwei Wochen lang von lapprigem Toast mit "Skinka" zu ernähren, aber man hat zumindest die Möglichkeit - je nach persönlicher Schmerzgrenze - an dieser Stelle viel Geld zu sparen.
- Bus (wir hatten einen Mietwagen, so dass ich dazu nichts Näheres sagen kann)
Also zusammengefasst: Wer campt, Bus fährt und immer bei Bonus einkauft, kann sogar einen richtig günstigen Urlaub machen. Außerdem kann ein Verzicht aufs Auto auch viele Nerven sparen (s. Bericht http://www.islandreise.info/viewtopic.p ... 11&p=27157 und weiter unten). Ok: Selbst organisierte Busreise mit Familie ist wohl eher eine theoretische Möglichkeit, da sie sehr leidensfähige Familien-Mitglieder voraussetzt und beim Gepäck Mut zur Lücke... aber gerade einen Geländewagen mieten ist extrem teuer – und im Hochland kann man mit 20l Verbrauch/100km rechnen, so dass noch eine saftige Benzin-Rechnung dazukommt - weshalb ich diese Option zumindest erwähnt haben möchte.
Zu den Einzelthemen:
Flug: Icelandair-Direktflüge gibt es leider von Berlin aus nicht mehr. Den Berichten in http://www.islandreise.info/viewtopic.php?f=39&t=5317 nach zu urteilen, scheint wowiceland eher für Leute geeignet zu sein, die das Abenteuer schon bei der Anreise suchen. Germanwings und Airberlin bieten ein paar Direktflüge in der Woche an, wenn auch zu ungeschickten Uhrzeiten: man kommt gegen Mitternacht an. Ich habe mich letztlich für Germanwings entscheiden - das war nur geringfügig teurer als wowiceland und gerade wenn man die ganze Zeltausrüstung mitschleppen muss, sind die 3kg mehr erlaubtes Gepäck (23kg bei Germanwings, 20kg bei wowiceland) ein Argument. Bis auf eine geringfügige Verspätung beim Hinflug hat alles perfekt geklappt. Wie immer, wenn nichts wirklich schief läuft, fallen dann auch Kleinigkeiten negativ auf: Das beim Smart-Tarif eingeschlossene "Lunch-Paket" (=Sandwich unterhalb "Toast mit Skinka"-Niveau, 0,15l Wasser ohne Gas, Snack in Pröbchengröße) ist den Aufpreis gegenüber dem Basis-Tarif wahrlich nicht wert.
Auto: Wir hatten einen "Jeep Grand Cherokee" bei http://www.iceland4x4carrental.com/ (nachfolgend „4x4“) gebucht. Mein Fazit ist insgesamt leider nur zwiespältig.
Fangen wir mit dem positiven an: Vergleichsweise günstig - mit dem Basis-Versicherungs-Paket liegt man knapp unter 1000€/Woche; mit SCDW (=niedrigere Selbstbeteiligung) und Gravel Protection liegt man bei rund 1100€/Woche. Für einen Suzuki Jimny muss man - je nach Portal - mit etwa 800€/Woche rechnen ... da lohnt es sich meines Erachtens, ~ 200€ für einen "richtigen" Geländewagen draufzulegen. Die Autos sind auch extra für das Hochland ausgelegt: Das Furten, vor dem ich echten Bammel hatte, war bspw. völlig problemlos.
Zwiespältig: Bei der Übergabe ausführliche Sicherheitshinweise zum Fahren in Island, Tipps fürs Furten und zu den Versicherungen (was ist versichert/was nicht). Das ist zwar einerseits sicherlich hilfreich, andererseits ging es natürlich darum, noch die eine oder andere Zusatzversicherung loszuschlagen. Zudem wurde am Ende der Ausführungen ein lapidares, d.h. begründungsloses Verbot für die F249 ausgesprochen und auf den Unterlagen vermerkt. Meine Nachfrage, ob denn die F261 befahrbar wäre, wurde genervt vom Tisch gewischt ("Þórsmörk - No!"). Dass man auf Islands Straßen sehr vorsichtig sein sollte, will ich gar nicht kritisieren, aber ich denke gerade einem Autovermieter, der Autos speziell für Hochlandtouren vermietet, hätte es gut zu Gesicht gestanden, sich an dieser Stelle mit der Begründung etwas mehr Mühe zu geben.
Ebenfalls zwiespältig ist die Eigenprüfung, die man vor der endgültigen Übernahme vornehmen darf (bzw. muss). Man steht dann vor einem nassen Auto - es hatte vorher geregnet - unter Neon-Licht in der Garage und sucht nach Vorschäden ... das kann man überhaupt nicht sinnvoll durchführen, d.h. die ganze Aktion dient letztlich nur dazu, dass die Beweislast für Schäden beim Kunden liegt. Mir sind bspw. zwei kleinere Sprünge an der Windschutzscheibe erst nach 2 Tagen aufgefallen, ohne dass ich einen Steinschlag in Erinnerung gehabt hätte. Das wurde bei der Rückgabe zwar nicht angemeckert, aber man ist hier grundsätzlich auf die Kulanz des Vermieters angewiesen...
Negativ: Das Büro liegt ein paar Kilometer vom Flughafen entfernt, man wird zwar abgeholt, aber bis dann alle Kunden aufgesammelt sind und jeder mit seinem Wagen versorgt wird (inkl. der erwähnten ausführlichen Hinweise und dem Eigencheck) führt das zu erheblichen Zeitverzögerungen. Bei uns hat das fast 2h gedauert.
Dass nicht das neueste Jeep-Modell vermietet wird, ist aufgrund des vergleichsweise niedrigen Preises klar und war ja auch auf den Fotos im Internet erkennbar ... mit einem Meilen(!)-Stand von 150.000 - also fast 250.000 km - hätte ich aber dann doch nicht gerechnet. Hier werden offensichtlich uralte amerikanische Modelle einer Zweit- oder Dritt-Verwertung zugeführt.
Wenn mal was schiefläuft hat man den Nachteil einer "kleinen" Verleihfirma mit nur einer Niederlassung, dass alles etwas länger dauert ... unsere weiter unten beschriebenen, nicht ganz ungefährliche Panne hat uns fast einen ganzen Tag gekostet. Die Panne an sich habe ich unter "shit happens" verbucht, möchte der Firma also keine schlechte Wartung unterstellen. Aber: Auch hier wird wieder ein Vertrauensvorsprung verlangt.
Tanken: Ich habe nur noch Selbstbedienungs-Tankstellen gesehen, für die man eine Karte mit PIN braucht (auch bei Kreditkarten). Der Tankbetrag muss vorher ausgewählt werden ... wenn man zu viel angibt, wird aber nur der tatsächlich getankte Betrag abgerechnet (ist wichtig fürs Volltanken vor der Rückgabe des Autos). Für die Quittung gibt es keine Auswahl, sondern man muss die Karte nach dem Tankvorgang nochmal reinschieben.
Campen: Wie schon gesagt ist das Campen erstaunlich günstig, zumal die Kinder meist kostenlos waren. Der durchschnittliche Preis (außerhalb des Hochlands) lag bei 1200 ISK, also rund 8 €/Nacht. Hochlandplätze sind nachvollziehbarerweise etwas teurer - am „teuersten“ war Kerlingarfjöll mit 25 €/Nacht. Reservieren war nicht erforderlich - selbst auf dem überfülltesten Platz in Landmannalaugar kamen wir noch problemlos unter. Die Plätze hatten auch durchweg eine gute Qualität - es war kein einziger dabei, vor dem ich warnen müsste. Vier Plätze möchte ich besonders hervorheben:
Kerlingarfjöll: Dramatisch jenseits eines Wildbaches nahe einer Felswand gelegen. Das hat nicht nur optische sondern auch praktische Vorteile, da sie zumindest ein bisschen Windschutz bietet - also Windstärke 9 statt 11 ... das ist nicht sehr übertrieben: Beim Aufbauen wurde uns geraten, viele Steine zu verwenden, da am Vortag einige Zelte die Nacht nicht überlebten ... wir kamen dann mit nur leicht verbogenem Alu-Gestänge davon ... ich kann nur jedem raten, die Infos hier im Forum zum Thema Zelten ernst zu nehmen!
Achtung: Der Startpunkt der auf der Homepage des Camping-Platzes beschriebenen Wanderung "Hverdalir Adventure - The lower Geothermal Area - a must see" (http://www.kerlingarfjoll.is/routes/ned ... ringur/36/) liegt 5km vom Campingplatz entfernt! Das „must see“ stimmt allerdings.
Bjarg: Optimale Lage - auf der einen Seite ein schöner Blick (direkt am Myvatn) - auf der anderen Seite jenseits der Straße Supermarkt, Tankstelle und Touri-Info. Was bei den Kindern sehr gut ankam: Auf dem Rasen tummeln sich sehr viele Entenfamilien, die sich von den Campern nicht stören lassen sondern geruhsam ihren normalen Ententätigkeiten nachgehen ... inkl. Kacken, aber wozu hat man denn einen Unterbodenschutz am Zelt
Herðubreiðarlindir: Inmitten der Oase gelegen mit vielen Wandermöglichkeiten direkt am Campingplatz beginnend - Herðubreið scheint zum Greifen nahe zu sein. Gut ausgerüstete Hütte, allerdings mehr Mücken als am Myvatn.
Hellisandur: Zelten mitten im Lavafeld ... bei gutem Wetter wahrscheinlich schöner Blick auf den Snæfellsjökull (hatten wir leider nicht).
Im Vorfeld hatte ich mit dem Kauf einer Campingcard geliebäugelt (www.campingcard.is) ... 28 Nächte und 43 Campingplätze für 99 € hört sich erst mal verlockend an. Allerdings relativiert sich der Preis natürlich angesichts der niedrigen Camping-Kosten. Zudem gibt es im Süden wenig Auswahl und im Hochland gar keine. Es dürften sich auch überwiegend "B-Plätze" beteiligen. Beispielhaft die meines Erachtens sehr treffende Beschreibung des Campingplatzes in Siglufjörður aus dem lonely planet: "Nicht jeder findet die Lage des städtischen Campingplatzes mitten im Zentrum, nicht weit vom Hafen ideal". Insgesamt ist meines Erachtens die geringe Ersparnis den Verzicht auf die Flexibilität nicht wert.
Essen: Drei mal haben wir uns etwas Besseres geleistet als die Standard-Burger-Brater an den N1-Tankstellen:
Lonkot (Halbinsel Tröllaskagi): Sehr feines Essen - mein Fisch wurde mit Blümchen aus der Umgebung verziert, was nicht nur schön aussah, sondern auch vorzüglich schmeckte. Eigentlich gibt es mittags nur Fisch - für die beiden Jungs wurde aber eine Ausnahme gemacht und ein köstliches Lammsteak mit frittierten Süßkartoffelstreifen serviert. Der Preis von rund 20€/Gericht war mehr als gerechtfertigt.
Narfeyrarstofa (Stykkisholmur): Sehr gute Hausmannskost (u.a. Lamm-Eintopf) in einem hübsch altmodisch eingerichteten Restaurant. Unbedingt zu empfehlen.
Kjöt og Kunst (Hveragerði): Ich suchte mir ein gut klingendes isländisches Gericht aus (die auf der Karte mit Island-Fahne markiert sind) ... es kamen dann in Öl ertränkte schnöde Schnitzel mit viel zu viel Panade ... auch die Bedienungen kamen ein bisschen schnöselig rüber, daher keine Empfehlung.
Thermalbäder/Schwimmbäder:
Fontana: Wir hatten bei unserer Goldener Kreis-Tour sehr schlechtes Wetter und waren daher schneller fertig als geplant ... dieses schicke Bad war ein sinnvolles Alternativprogramm: Jeweils drei Becken und drei Dampfbäder mit unterschiedlichen Temperaturen, so dass man sich langsam an die Spitzentemperaturen heranarbeiten kann. Allerdings relativ teuer.
Schwimmbad in Hofsos: Die Designpreise, die das Bad gewonnen haben soll, kann nicht ganz nachvollziehen - die Lage direkt am Fjord ist aber spektakulär; noch dazu gab es an diesem Tag tolle Wolkenformationen, so dass der Fjord wie mit Zuckerwatte überzogen aussah ... das soll nach Aussage der Einheimischen sogar relativ häufig vorkommen.
Thermalbad Myvatn: Ein kleines Becken mit trübem, türkisfarbenen Wasser ... sehr starker "Geruch" ... die Dampfbäder waren außer Betrieb ... Kaffee gab´s aus der Thermoskanne ... absurd hoher Preis (3.500 ISK!!!). Ich kann nur abraten...
Ein Tipp aus einem anderem Thread kann ich dagegen jedem ans Herz legen: Gerade wenn man campt, immer eine Tasche mit Schwimmsachen bereithalten. Wir haben wesentlich häufiger im Schwimmbad geduscht als auf dem Campingplatz.
Sehenswürdigkeiten (Subjektive Auswahl ohne die "must sees" wie Goldener Kreis, Skaftafell, Jökulsarlon etc.):
Myvatn und Umgebung: Für einen Familienurlaub die optimale Umgebung - um den See herum reiht sich eine Sehenswürdigkeit an die andere ... bis auf die Besteigung des Hverfell hat alles "Spaziergang"-Niveau ... je nach Lust und Laune kann man alles in einer längeren Wanderung verbinden oder man schaut sich die Dinge einzeln an. In unmittelbarer Nähe befinden sich mit Hverir und Krafla weitere Sehenswürdigkeiten. Mit dem Auto sind Dettifoss und Goðafoss ebenfalls schnell erreicht.
Besonders empfehlen kann ich die Eishöhle Lofthellir: Die kann zwar nur mit einer geführten Tour besichtigt werden und ist entsprechend teuer, aber es lohnt sich. Wir hatten zusätzlich das Glück, dass uns der Tour-Leiter während der langen und sehr holprigen Anfahrt ausgezeichnet mit lokalen Anekdoten unterhielt, z.B. mit welchen Guerilla-Aktionen die Anwohner den Bau eines Staudamms am Myvatn verhinderten wurde, oder dass ein Gerichtsprozess darum geführt wurde, ob es "Hverfell" oder "Hverfjall" heißt. Anders als bei Hverir lassen sich die Kosten hier nicht umgehen: Selbst wenn man den Eingang zur Höhle findet, was schon schwer genug sein dürfte, kommt man nur in den Vorraum ... der eigentliche, sehr enge Zugang ist verschlossen.
Weniger spektakulär fanden wir dagegen Grjotagja ... nachdem man dort nicht mehr Baden darf bleibt eine kleine, mit Wasser gefüllte Erdspalte übrig.
Gljufrafoss: Beim Seljalandsfoss einfach ein paar Meter weiter gehen und man kommt zu einem Wasserfall mit Eingang und Diele, d.h. zum Wasserfall geht es durch eine schmale Felsspalte. Da praktisch keine Werbung für den Wasserfall gemacht wird ist dort fast nichts los, selbst wenn sich die Leute am Seljalandsfoss stapeln. Der Gljufrafoss kam bei den Jungs übrigens besser an als der Seljalandsfoss ...
Fjarðrargjjufur: Auf der 206 Richtung Laki-Spalte kann man hier einen Zwischenstopp einlegen. Ein kleiner und für Island-Verhältnisse untypisch lieblicher Canyon, d.h. das Gestein ist nicht schroff sondern rund geschliffen und mit Gras bewachsen. Bei schönem Wetter hat die Wahl, ob man oben an der Kante entlang, oder unten im Fluss läuft.
Snæfellsnes: Darauf hatte ich mich mit am meisten gefreut ... leider hatten wir 2 Tage sehr mieses Wetter ... am 2. Tag hatten wir teilweise Sichtweiten unter 50m. Ich versuche dennoch, die (Alternativ-)Programmpunkte so objektiv wie möglich darzustellen:
Library of waters: Mehrere mit Wasser gefüllte Plastiksäulen in einem kargen, verglasten Raum. Die sicherlich intendierte Magie des Ortes hat sich mir leider nicht erschlossen, was nicht daran liegt, dass ich dafür generell keinen Draht hätte (s. Eintrag "Nupsstaður" weiter unten).
Hakarl/Bjarnarhöfn: Ein Schuppen mit ein paar ausgestopften Tieren und gruselige getrocknete Fische – in der Dauerschleife ein Film zur Hakarl-Herstellung. Für die Mutigen stehen kleine Hakarl-Würfelchen mit Roggenbrot bereit. Der Geschmack erinnert im ersten Moment an "normalen" Räucherfisch, dann wird´s käsig und im Abgang kommt dann ein sehr unangenehmes Ammoniak-Aroma durch. Das Ganze allerdings erstaunlich wenig intensiv - wenn man gleichzeitig das Roggenbrot dazu isst, schmeckt man kaum etwas. Für den eben beschriebenen Geschmackseindruck habe ich die Würfelchen pur probiert, dann aber sehr schnell mehrere Brotstückchen zum Überdecken des üblen Nachgeschmacks verwenden müssen. Im Freien steht eine Scheune zum Trocknen der Haie ... hier war das kühle, neblige Wetter ausnahmsweise ein Segen - bei Hitze und Sonne schafft man es geruchsbedingt wahrscheinlich nicht mal in die Nähe der Scheune.
Museum Hellisandur: Ein Raum mit allerlei Fischerei-Utensilien, auf der kleinen Wiese zwei Grassodenhäuser und vor sich hin rostender Krimskrams. Was bei den Jungs gut ankam waren die verschiedenen großen Steine, mit der die Seetauglichkeit von angehenden Fischern getestet wurde... die beiden schafften natürlich gerademal den 25kg-Brocken.
Küstenwanderung Arnastapi: Schön zerzauste Küste, da aber vom Hinterland aufgrund des erwähnten Nebels nichts zu sehen war, bei weitem nicht so großartig, wie ich gelesen und erhofft hatte.
Ytri-Garðar: Ein versöhnlicher Ausklang kurz vor Verlassen der Halbinsel ... am Strand haben wir eine Robbenfamilie gesehen – damit war zumindest für die Jungs der Tag gerettet.
Nupsstaður: Ein verlassener Hof mit mystischer Aura. Nicht nur wegen des morbiden Charmes verfallender Grassodenhäuser und des kleinen Kirchleins sondern vor allem wegen der umgebenden Felsenkulisse - der gehörnte Felsen sieht bspw. wie eine verfallene Götzenstatue aus. Das ganze Ensemble erinnert in seiner Ausstrahlung an die mysteriösen Felsen von "Picknick am Valentinstag".
Askja: Um die beiden wassergefüllten Krater zu sehen muss man einige Mühen in Kauf nehmen. Von der nördlichen N1 sind es mehr als 100km Hochlandpiste (also Schlaglöcher, Spurrillen, viele Steilstücke ohne Sicht, noch mehr Kurven, zwei größere Furten und natürlich Schotter, Schotter und noch mehr Schotter). Ist man endlich am Parkplatz angelangt, muss man noch über ein 3km langes Schneefeld stapfen. Da auch der Abstieg in den Viti-Krater noch sehr verschneit war, war er gesperrt, d.h. aus dem Baden wurde nichts. Auf dem Rückweg über das Schneefeld fing dann noch mein Jüngster an zu rebellieren...
Wir haben das Ganze zum einen auf uns genommen, da sehr schönes Wetter angekündigt war, was sich glücklicherweise auch bewahrheitete. Und zum anderen gibt es nicht nur die beiden Krater zu sehen: Während der ganzen Fahrt schöne bis spektakuläre Sicht über die Ódáðahraun hinweg auf Herðubreið und bei Herðubreiðarlindir ist ein Zwischenstopp unbedingt anzuraten. Kurz vor Askja ist ein Besuch der Dregakil-Schlucht möglich – das haben wir zeitbedingt leider nicht mehr geschafft.
Landmannalaugar: Dazu braucht man nicht viel zu sagen – einfach hinfahren und genießen. Wenn man die 26 (von Südwesten kommend) bis Hrauneyjalon fährt und dann weiter auf der 208 ist die Anfahrt übrigens wirklich vglw. einfach. Erst die letzten 20km werden zur Schotterpiste und die einzige Furt ist schon so nahe am Campingplatz, dass man den Rest laufen kann. Es stehen daher auch viele normale PKW auf diesem Parkplatz – das sollte man natürlich nicht machen; schon gar nicht mit einem Mietwagen! An der Rezeption des Campingplatzes gibt´s eine kleine Wanderkarte zu kaufen – am besten man nimmt die Kinder mit und lässt sich dann eine geeignete Wanderung empfehlen, damit man sich nicht aus Versehen auf den Laugavegurinn verirrt
Die Weiterfahrt auf der F208 bis Eldgja war die landschaftlich schönste Strecke unserer Reise. Die Wanderung in der Schlucht bis zum Wasserfall Ófærufoss ist auch mit Kindern einfach zu schaffen. In der Schlucht allerdings akute Steinschlaggefahr - die größten Brocken auf dem Weg haben ein Datumsschild ... übrigens gehört der Ófærufoss meinem Geschmack nach selbst ohne die Basaltbrücke zu den schönsten Wasserfällen Islands.
Dyrholaey: Ich habe irgendwo gelesen, dass die Zahl der Papageientaucher in den letzten Jahren rapide abgenommen hätte ... für diesen Felsen gilt das offensichtlich nicht. Hier tummeln sich immer noch Tausende dieser putzig aussehenden und noch putziger fliegenden Vögelchen – durch die sehr kurzen Flügel brauchen sie enorme Schlagfrequenzen und hohe Geschwindigkeiten, um überhaupt in der Luft zu bleiben, und irgendwie vermitteln sie während des Fluges auch den Eindruck, als wüssten sie, dass sie immer kurz vor dem Absturz stehen.
Bauten: Neben den landschaftlichen Höhepunkten haben es menschengemachte Sehenswürdigkeiten naturgemäß sehr schwer zu bestehen. Ich habe aber den Eindruck, man nimmt in Island den Kampf erst gar nicht auf, sondern beschränkt sich von vorneherein auf Zweckgebäude oder bewusst schräge/skurrile Entwürfe, die gar nicht erst versuchen, „schön“ auszusehen. Besonders bei Kirchen ist diese Herangehensweise zu beobachten: War die Kirche in Stykkisholmur ursprünglich als Atomkraftwerk angelegt? Wollte man mit der Kirche in ... Kegelschnitte demonstrieren? Oder dient sie als Benzinlager für die Tankstelle nebenan? Hat sich in Olafsvik ein japanischer Origami-Experte als Architekt versucht? Warum hat man in Kirkjubæjarklaustur mit dem Dach angefangen ... und danach aufgehört?
Löbliche Ausnahme dieser Regel ist Harpa, die spektakuläre Konzerthalle Reykjaviks – bis auf die Veranstaltungs-Säle und eventuelle Sonderausstellungen ist ein Besuch kostenlos. Reingehen lohnt sich auf jeden Fall – auch die Innenraumgestaltung hat architektonisches Weltniveau. Ein weiteres positives Beispiel ist der botanische Garten in Akureyri, wobei es hier ja „nur“ um gestaltete Natur geht – aber auch das muss man erst mal hinkriegen.
Kinderprogramm: Ehrlich gesagt haben wir überhaupt kein spezielles Kinderprogramm gemacht … ich denke die landschaftlichen Höhepunkte kommen bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen gut an. Beim Suchen nach Anregungen bin ich auf folgende Seite gestoßen, die ich generell empfehlen kann: http://familyadventureproject.org z.b. http://familyadventureproject.org/2012/ ... in-iceland
hübsch geschriebener Artikel mit Beweisbildern (vom „watching“ nicht vom „eating“) … die gesammelten Island-Abenteuer: http://familyadventureproject.org/categ ... pe/iceland. off-topic: sympathisch auch die Begeisterung über eine Fahrt in den Glasaufzügen im Berliner HBF: http://familyadventureproject.org/2013/ ... attraction. Ich denke das „everyday-attraction“ trifft die Stimmung bei einer Reise mit Kindern sehr gut. Oft sind es "kleine" Sachen, die Kinder begeistern: Durch die riesige Tribüne hat das Schwimmen im 50m-Becken des Laugardalslaug gleich doppelt so viel Spaß gemacht. Die Eisberge im Jökulsarlon waren ja ganz nett, aber zwei Skuas, die eine Uferschwalbe zerlegen, war die eigentliche Attraktion (als Erwachsener hat man natürlich seine Emotionen im Griff und freut sich nicht diebisch darüber, dass sich eines von diesen aggressiven Viechern die falschen Gegner ausgesucht hat ...). Während ich über das „quadratisch – praktisch – gut“-Design der Kirche in Akureyri den Kopf schüttele, ist mein Sohn begeistert und will sie in Minecraft nachbauen. Die erste Nacht verbrachten wir im Auto, was mir einen steifen Nacken, den Kindern dagegen viel Freude bescherte. Und wie schon oben erwähnt: Die windige Nacht in Kerlingarfjöll, Tunnel-Durchquerungen, Robben in Snæfellsnes, Enten am Myvatn ...
Gemäß einem leicht abgewandelten, berühmten Romananfang "Alle gelungenen Urlaube ähneln sich, jeder verunglückte Urlaub ist einzigartig", hier die schon mehrfach erwähnte Panne mit dem Mietwagen etwas ausführlicher beschrieben:
Bei ruhiger Fahrt auf der südlichen N1 tritt plötzlich ein Klopfen auf, das noch während ich vom Gas gehe in ein unangenehmes Hämmern übergeht, dessen Lautstärke so schnell zunimmt, das mir schon während ich den Bremsvorgang einleite klar wird, dass ein tiefgreifendes Problem vorliegen muss. Plötzlich ein harter Schlag - die Fahreigenschaften und Fahrgeräusche ändern sich ruckartig. Glücklicherweise ist die Strecke kerzengerade und keine hundert Meter entfernt eine Parkbucht, bis zu der ich den Wagen noch ausrollen lassen kann. Die Kinder begleiten die ganze Aktion mit teils aufgeregtem, teils ängstlichem Schreien. Von außen scheint der Vorfall noch spektakulärer gewirkt zu haben, da in der Parkbucht eine ganze Reisegruppe mit aufgerissenen Augen auf uns zugerannt kommt und sich nach unserem Wohlergehen erkundigt.
Nach dem Aussteigen stelle ich fest, dass der linke hintere Reifen fehlt. Einer der Augenzeugen macht sich gleich auf die Suche, findet ihn – einige Hundert Meter entfernt - erstaunlich schnell und rollt ihn zum Auto zurück. Natürlich ist der Reifen platt und das eigentliche Problem sind die gebrochenen Radschrauben, so dass auch der Ersatzreifen alleine nichts nutzt. Bei der Hotline von 4x4 das übliche Nummern-Spielchen ... obwohl ich die „Breakdown“-Nummer drücke behauptet der Angestellte, dass er nicht zuständig sei. Ich versuche es nochmal und lande wieder bei ihm. Dieses Mal heißt es, er sei alleine, könne nichts machen, werde aber einen Zuständigen herausfinden, der sich bei mir melden würde ... das hört sich zwar nach „famous last words“ an, aber mir bleibt erst mal nichts weiter übrig als ihm zu glauben und zu hoffen. Um mir einen parallelen Rettungsweg zu eröffnen, aber auch um überhaupt irgendetwas zu machen, wähle ich zusätzlich die überall beworbene 112-Nummer ... nach meiner Schilderung des Vorgangs erfolgt eine kommentarlose Weiterleitung an die Polizei. Hier starte ich nochmal mit dem gleichen Text, werde aber schnell mit der Frage unterbrochen, ob es sich um einen "rental car" handele, als ich bejahe wird der Anruf mit dem Hinweis abgebrochen, für „rental cars“ sei die „rental car company“ zuständig. Jetzt bin ich in der richtigen Stimmung für einen weiteren Anruf bei 4x4, da der versprochene Rückruf natürlich ausblieb. Der Angestellt spürt meine wachsende Begeisterung und meint beschwichtigend, ein „repair guy“ sei bereits unterwegs.
Ein wesentlicher Teil der Telefonate bestand in der Beschreibung meines Standortes. Gemeinerweise passierte die Panne ausgerechnet in der Nähe von Kirkjubæjarklaustur und meine Hoffnung, dass unabhängig von meiner missglückten Aussprache der Ort alleine an seiner Länge erkannt werden würde, erfüllte sich leider nicht. Meine Rettung war das deutlich einfacher auszusprechende und glücklicherweise sehr bekannte Nupsstaður, das ebenfalls nicht weit entfernt lag. Tatsächlich kam bald darauf ein "repair guy", aber nur, um mir mitzuteilen, dass er zunächst noch eine andere Panne versorgen müsse. Mit nordisch trockenem Humor und Hinweis auf das gute Wetter empfahl er uns ein „nice little walk" in der schönen Landschaft. In der Zwischenzeit ein weiterer Anruf von 4x4, die sich bestätigen ließen, dass der „repair guy“ da gewesen war und meinten, er wäre jetzt bis auf weiteres für mich zuständig – zudem wären die notwendigen „spare parts“ aus Reykjavik bereits unterwegs, so dass weitere Anrufe bei 4x4 unterbleiben könnten.
Bis sich der „repair guy“ wieder blicken ließ, hätte es sogar für ein „nice big walk" gereicht. Er entschuldigte sich damit, dass leider seine Anhängerkupplung abgebrochen sei, und er dies zunächst hätte reparieren müssen. Die Notreparatur mit einem Seil sah alles andere als vertrauenerweckend aus – zudem war unser Jeep im Vergleich zu dem Abschleppauto ein Neuwagen ... aber durch die Wartezeit waren wir alle schon so weichgekocht, dass wir für alles dankbar waren. Er verteilte dann die verbliebenen Radschrauben so auf die drei verbliebenen Räder inkl. Ersatzrad, dass er zumindest die paar Meter bis zum Abschleppanhänger fahren konnte. Erstaunlicherweise hielt die Anhängerkupplung, dafür verabschiedete sich beim Auffahren des Jeeps die Heckklappe des Anhängers, was ihm aber nur ein trockenes „heavy car“ entlockte. Da die Heckklappe kein fahrnotwendiges Teil war, wurde sie nicht notdürftig wieder angebracht, sondern zum restlichen Alteisen im Kofferraum seines Autos geschmissen. Dann ging es auch schon los zu seiner Reparaturwerkstatt...
Der Rest ist schnell erzählt: Die Ankunft der spare parts wurde zunächst für 16.00 Uhr, dann für 18.00 Uhr und schließlich für 20.00 Uhr versprochen ... da hatte der „repair guy“ natürlich auch keine Lust mehr, so dass wir einen außerplanmäßigen Aufenthalt in Kirkjubæjarklaustur einlegen durften. Freundlicherweise fuhr er uns noch zum Campingplatz, so dass uns ein längerer Fußmarsch mit sehr viel Gepäck erspart blieb. Das ist überhaupt das positive, dass von diesem insgesamt hochgradig ärgerlichen Vorfall bleibt: Die Hilfsbereitschaft der Leute. Die bereits erwähnte Reisegruppe sammelte nicht nur den weggeflogenen Reifen ein sondern gab uns auch eine Handy-Nr., falls es Probleme mit der Reparatur und 4x4 gegeben hätte. Während unserer langen Wartezeit in der Parkbucht fragten fast alle Leute die anhielten, ob sie irgendetwas für uns tun könnten. Da ja alles schon veranlasst war und wir genügend zu Essen und Trinken dabei hatten, gab es eigentlich keine Wünsche - eine Australierin schenkte den Jungs dennoch eine Tafel Schokolade
Theo
Ein paar allgemeine Bemerkungen vorab:
Falls jemand Zweifel hat, ob sich Island für einen Urlaub mit Kindern eignet, kann ich die gerne ausräumen. Die Landschaft und die Tierwelt kommen sowieso sehr gut an und spätestens ab 8 sind auch kleinere Wanderungen zumutbar. Besonders hervorzuheben ist auch die kinderfreundliche Preisgestaltung - bis 12 zahlen die Kinder oft gar nichts, oder maximal die Hälfte.
Wo wir gerade bei den Preisen sind: Natürlich sind einige Dinge in Island unfassbar teuer. Zu nennen sind insbesondere Mietwagen (inkl. Benzin), Hotels, geführte Touren und Alkohol. Daneben gibt es aber auch günstiges und vieles ist sogar kostenlos:
- Höchst erstaunlich ist beispielsweise, dass praktisch alle Naturschönheiten umsonst besichtigt werden können. Einzige mir bekannte Ausnahme ist Hverir ... aber 800 ISK machen niemanden arm, und wer selbst das vermeiden will, parkt (von Myvatn kommend) einfach einen Parkplatz früher und läuft um den Namafjall herum (das ist ausdrücklich kein Tipp!).
- Auch das Parken ist fast überall kostenlos - selbst an den überlaufendsten Sehenswürdigkeiten wie Geysir, Gulfoss, Þingvellir, Skaftafell, Skogafoss etc.
- Von dem Tunnel unter dem Hvalfjörður abgesehen ist die Straßenbenutzung ebenfalls kostenlos ... Das ist umso bemerkenswerter, als der Ausbau und die Instandhaltung der Infrastruktur - ohne jetzt genaue Zahlen zu kennen - extrem kostenintensiv sein muss. Ein besonders krasses Beispiel: Um Siglufjörður besser zugänglich zu machen, hat man 4 Tunnel mit insgesamt über 10km Länge gegraben ... die Benutzung keines Einzigen kostet Geld. Nebenbei: Sowohl der erwähnte Tunnel unter dem Hvalfjörður als auch diese 1Spur-Tunnel mit Ausweichbuchten kamen bei den beiden Jungs extrem gut an...
Sehr billig sind
- Campingplätze (wir haben selten mehr als 10€/Nacht bezahlt),
-"normale" Schwimmbäder, die es eigentlich in jeden Ort mit mindestens 3stelliger Einwohnerzahl gibt. Falls man - was öfter vorkommt - für warme Duschen auf dem Campingplatz extra zahlen muss, ist es normalerweise günstiger, stattdessen ins Schwimmbad zu gehen.
- Bonus; ich kann natürlich niemanden empfehlen, sich zwei Wochen lang von lapprigem Toast mit "Skinka" zu ernähren, aber man hat zumindest die Möglichkeit - je nach persönlicher Schmerzgrenze - an dieser Stelle viel Geld zu sparen.
- Bus (wir hatten einen Mietwagen, so dass ich dazu nichts Näheres sagen kann)
Also zusammengefasst: Wer campt, Bus fährt und immer bei Bonus einkauft, kann sogar einen richtig günstigen Urlaub machen. Außerdem kann ein Verzicht aufs Auto auch viele Nerven sparen (s. Bericht http://www.islandreise.info/viewtopic.p ... 11&p=27157 und weiter unten). Ok: Selbst organisierte Busreise mit Familie ist wohl eher eine theoretische Möglichkeit, da sie sehr leidensfähige Familien-Mitglieder voraussetzt und beim Gepäck Mut zur Lücke... aber gerade einen Geländewagen mieten ist extrem teuer – und im Hochland kann man mit 20l Verbrauch/100km rechnen, so dass noch eine saftige Benzin-Rechnung dazukommt - weshalb ich diese Option zumindest erwähnt haben möchte.
Zu den Einzelthemen:
Flug: Icelandair-Direktflüge gibt es leider von Berlin aus nicht mehr. Den Berichten in http://www.islandreise.info/viewtopic.php?f=39&t=5317 nach zu urteilen, scheint wowiceland eher für Leute geeignet zu sein, die das Abenteuer schon bei der Anreise suchen. Germanwings und Airberlin bieten ein paar Direktflüge in der Woche an, wenn auch zu ungeschickten Uhrzeiten: man kommt gegen Mitternacht an. Ich habe mich letztlich für Germanwings entscheiden - das war nur geringfügig teurer als wowiceland und gerade wenn man die ganze Zeltausrüstung mitschleppen muss, sind die 3kg mehr erlaubtes Gepäck (23kg bei Germanwings, 20kg bei wowiceland) ein Argument. Bis auf eine geringfügige Verspätung beim Hinflug hat alles perfekt geklappt. Wie immer, wenn nichts wirklich schief läuft, fallen dann auch Kleinigkeiten negativ auf: Das beim Smart-Tarif eingeschlossene "Lunch-Paket" (=Sandwich unterhalb "Toast mit Skinka"-Niveau, 0,15l Wasser ohne Gas, Snack in Pröbchengröße) ist den Aufpreis gegenüber dem Basis-Tarif wahrlich nicht wert.
Auto: Wir hatten einen "Jeep Grand Cherokee" bei http://www.iceland4x4carrental.com/ (nachfolgend „4x4“) gebucht. Mein Fazit ist insgesamt leider nur zwiespältig.
Fangen wir mit dem positiven an: Vergleichsweise günstig - mit dem Basis-Versicherungs-Paket liegt man knapp unter 1000€/Woche; mit SCDW (=niedrigere Selbstbeteiligung) und Gravel Protection liegt man bei rund 1100€/Woche. Für einen Suzuki Jimny muss man - je nach Portal - mit etwa 800€/Woche rechnen ... da lohnt es sich meines Erachtens, ~ 200€ für einen "richtigen" Geländewagen draufzulegen. Die Autos sind auch extra für das Hochland ausgelegt: Das Furten, vor dem ich echten Bammel hatte, war bspw. völlig problemlos.
Zwiespältig: Bei der Übergabe ausführliche Sicherheitshinweise zum Fahren in Island, Tipps fürs Furten und zu den Versicherungen (was ist versichert/was nicht). Das ist zwar einerseits sicherlich hilfreich, andererseits ging es natürlich darum, noch die eine oder andere Zusatzversicherung loszuschlagen. Zudem wurde am Ende der Ausführungen ein lapidares, d.h. begründungsloses Verbot für die F249 ausgesprochen und auf den Unterlagen vermerkt. Meine Nachfrage, ob denn die F261 befahrbar wäre, wurde genervt vom Tisch gewischt ("Þórsmörk - No!"). Dass man auf Islands Straßen sehr vorsichtig sein sollte, will ich gar nicht kritisieren, aber ich denke gerade einem Autovermieter, der Autos speziell für Hochlandtouren vermietet, hätte es gut zu Gesicht gestanden, sich an dieser Stelle mit der Begründung etwas mehr Mühe zu geben.
Ebenfalls zwiespältig ist die Eigenprüfung, die man vor der endgültigen Übernahme vornehmen darf (bzw. muss). Man steht dann vor einem nassen Auto - es hatte vorher geregnet - unter Neon-Licht in der Garage und sucht nach Vorschäden ... das kann man überhaupt nicht sinnvoll durchführen, d.h. die ganze Aktion dient letztlich nur dazu, dass die Beweislast für Schäden beim Kunden liegt. Mir sind bspw. zwei kleinere Sprünge an der Windschutzscheibe erst nach 2 Tagen aufgefallen, ohne dass ich einen Steinschlag in Erinnerung gehabt hätte. Das wurde bei der Rückgabe zwar nicht angemeckert, aber man ist hier grundsätzlich auf die Kulanz des Vermieters angewiesen...
Negativ: Das Büro liegt ein paar Kilometer vom Flughafen entfernt, man wird zwar abgeholt, aber bis dann alle Kunden aufgesammelt sind und jeder mit seinem Wagen versorgt wird (inkl. der erwähnten ausführlichen Hinweise und dem Eigencheck) führt das zu erheblichen Zeitverzögerungen. Bei uns hat das fast 2h gedauert.
Dass nicht das neueste Jeep-Modell vermietet wird, ist aufgrund des vergleichsweise niedrigen Preises klar und war ja auch auf den Fotos im Internet erkennbar ... mit einem Meilen(!)-Stand von 150.000 - also fast 250.000 km - hätte ich aber dann doch nicht gerechnet. Hier werden offensichtlich uralte amerikanische Modelle einer Zweit- oder Dritt-Verwertung zugeführt.
Wenn mal was schiefläuft hat man den Nachteil einer "kleinen" Verleihfirma mit nur einer Niederlassung, dass alles etwas länger dauert ... unsere weiter unten beschriebenen, nicht ganz ungefährliche Panne hat uns fast einen ganzen Tag gekostet. Die Panne an sich habe ich unter "shit happens" verbucht, möchte der Firma also keine schlechte Wartung unterstellen. Aber: Auch hier wird wieder ein Vertrauensvorsprung verlangt.
Tanken: Ich habe nur noch Selbstbedienungs-Tankstellen gesehen, für die man eine Karte mit PIN braucht (auch bei Kreditkarten). Der Tankbetrag muss vorher ausgewählt werden ... wenn man zu viel angibt, wird aber nur der tatsächlich getankte Betrag abgerechnet (ist wichtig fürs Volltanken vor der Rückgabe des Autos). Für die Quittung gibt es keine Auswahl, sondern man muss die Karte nach dem Tankvorgang nochmal reinschieben.
Campen: Wie schon gesagt ist das Campen erstaunlich günstig, zumal die Kinder meist kostenlos waren. Der durchschnittliche Preis (außerhalb des Hochlands) lag bei 1200 ISK, also rund 8 €/Nacht. Hochlandplätze sind nachvollziehbarerweise etwas teurer - am „teuersten“ war Kerlingarfjöll mit 25 €/Nacht. Reservieren war nicht erforderlich - selbst auf dem überfülltesten Platz in Landmannalaugar kamen wir noch problemlos unter. Die Plätze hatten auch durchweg eine gute Qualität - es war kein einziger dabei, vor dem ich warnen müsste. Vier Plätze möchte ich besonders hervorheben:
Kerlingarfjöll: Dramatisch jenseits eines Wildbaches nahe einer Felswand gelegen. Das hat nicht nur optische sondern auch praktische Vorteile, da sie zumindest ein bisschen Windschutz bietet - also Windstärke 9 statt 11 ... das ist nicht sehr übertrieben: Beim Aufbauen wurde uns geraten, viele Steine zu verwenden, da am Vortag einige Zelte die Nacht nicht überlebten ... wir kamen dann mit nur leicht verbogenem Alu-Gestänge davon ... ich kann nur jedem raten, die Infos hier im Forum zum Thema Zelten ernst zu nehmen!
Achtung: Der Startpunkt der auf der Homepage des Camping-Platzes beschriebenen Wanderung "Hverdalir Adventure - The lower Geothermal Area - a must see" (http://www.kerlingarfjoll.is/routes/ned ... ringur/36/) liegt 5km vom Campingplatz entfernt! Das „must see“ stimmt allerdings.
Bjarg: Optimale Lage - auf der einen Seite ein schöner Blick (direkt am Myvatn) - auf der anderen Seite jenseits der Straße Supermarkt, Tankstelle und Touri-Info. Was bei den Kindern sehr gut ankam: Auf dem Rasen tummeln sich sehr viele Entenfamilien, die sich von den Campern nicht stören lassen sondern geruhsam ihren normalen Ententätigkeiten nachgehen ... inkl. Kacken, aber wozu hat man denn einen Unterbodenschutz am Zelt
Herðubreiðarlindir: Inmitten der Oase gelegen mit vielen Wandermöglichkeiten direkt am Campingplatz beginnend - Herðubreið scheint zum Greifen nahe zu sein. Gut ausgerüstete Hütte, allerdings mehr Mücken als am Myvatn.
Hellisandur: Zelten mitten im Lavafeld ... bei gutem Wetter wahrscheinlich schöner Blick auf den Snæfellsjökull (hatten wir leider nicht).
Im Vorfeld hatte ich mit dem Kauf einer Campingcard geliebäugelt (www.campingcard.is) ... 28 Nächte und 43 Campingplätze für 99 € hört sich erst mal verlockend an. Allerdings relativiert sich der Preis natürlich angesichts der niedrigen Camping-Kosten. Zudem gibt es im Süden wenig Auswahl und im Hochland gar keine. Es dürften sich auch überwiegend "B-Plätze" beteiligen. Beispielhaft die meines Erachtens sehr treffende Beschreibung des Campingplatzes in Siglufjörður aus dem lonely planet: "Nicht jeder findet die Lage des städtischen Campingplatzes mitten im Zentrum, nicht weit vom Hafen ideal". Insgesamt ist meines Erachtens die geringe Ersparnis den Verzicht auf die Flexibilität nicht wert.
Essen: Drei mal haben wir uns etwas Besseres geleistet als die Standard-Burger-Brater an den N1-Tankstellen:
Lonkot (Halbinsel Tröllaskagi): Sehr feines Essen - mein Fisch wurde mit Blümchen aus der Umgebung verziert, was nicht nur schön aussah, sondern auch vorzüglich schmeckte. Eigentlich gibt es mittags nur Fisch - für die beiden Jungs wurde aber eine Ausnahme gemacht und ein köstliches Lammsteak mit frittierten Süßkartoffelstreifen serviert. Der Preis von rund 20€/Gericht war mehr als gerechtfertigt.
Narfeyrarstofa (Stykkisholmur): Sehr gute Hausmannskost (u.a. Lamm-Eintopf) in einem hübsch altmodisch eingerichteten Restaurant. Unbedingt zu empfehlen.
Kjöt og Kunst (Hveragerði): Ich suchte mir ein gut klingendes isländisches Gericht aus (die auf der Karte mit Island-Fahne markiert sind) ... es kamen dann in Öl ertränkte schnöde Schnitzel mit viel zu viel Panade ... auch die Bedienungen kamen ein bisschen schnöselig rüber, daher keine Empfehlung.
Thermalbäder/Schwimmbäder:
Fontana: Wir hatten bei unserer Goldener Kreis-Tour sehr schlechtes Wetter und waren daher schneller fertig als geplant ... dieses schicke Bad war ein sinnvolles Alternativprogramm: Jeweils drei Becken und drei Dampfbäder mit unterschiedlichen Temperaturen, so dass man sich langsam an die Spitzentemperaturen heranarbeiten kann. Allerdings relativ teuer.
Schwimmbad in Hofsos: Die Designpreise, die das Bad gewonnen haben soll, kann nicht ganz nachvollziehen - die Lage direkt am Fjord ist aber spektakulär; noch dazu gab es an diesem Tag tolle Wolkenformationen, so dass der Fjord wie mit Zuckerwatte überzogen aussah ... das soll nach Aussage der Einheimischen sogar relativ häufig vorkommen.
Thermalbad Myvatn: Ein kleines Becken mit trübem, türkisfarbenen Wasser ... sehr starker "Geruch" ... die Dampfbäder waren außer Betrieb ... Kaffee gab´s aus der Thermoskanne ... absurd hoher Preis (3.500 ISK!!!). Ich kann nur abraten...
Ein Tipp aus einem anderem Thread kann ich dagegen jedem ans Herz legen: Gerade wenn man campt, immer eine Tasche mit Schwimmsachen bereithalten. Wir haben wesentlich häufiger im Schwimmbad geduscht als auf dem Campingplatz.
Sehenswürdigkeiten (Subjektive Auswahl ohne die "must sees" wie Goldener Kreis, Skaftafell, Jökulsarlon etc.):
Myvatn und Umgebung: Für einen Familienurlaub die optimale Umgebung - um den See herum reiht sich eine Sehenswürdigkeit an die andere ... bis auf die Besteigung des Hverfell hat alles "Spaziergang"-Niveau ... je nach Lust und Laune kann man alles in einer längeren Wanderung verbinden oder man schaut sich die Dinge einzeln an. In unmittelbarer Nähe befinden sich mit Hverir und Krafla weitere Sehenswürdigkeiten. Mit dem Auto sind Dettifoss und Goðafoss ebenfalls schnell erreicht.
Besonders empfehlen kann ich die Eishöhle Lofthellir: Die kann zwar nur mit einer geführten Tour besichtigt werden und ist entsprechend teuer, aber es lohnt sich. Wir hatten zusätzlich das Glück, dass uns der Tour-Leiter während der langen und sehr holprigen Anfahrt ausgezeichnet mit lokalen Anekdoten unterhielt, z.B. mit welchen Guerilla-Aktionen die Anwohner den Bau eines Staudamms am Myvatn verhinderten wurde, oder dass ein Gerichtsprozess darum geführt wurde, ob es "Hverfell" oder "Hverfjall" heißt. Anders als bei Hverir lassen sich die Kosten hier nicht umgehen: Selbst wenn man den Eingang zur Höhle findet, was schon schwer genug sein dürfte, kommt man nur in den Vorraum ... der eigentliche, sehr enge Zugang ist verschlossen.
Weniger spektakulär fanden wir dagegen Grjotagja ... nachdem man dort nicht mehr Baden darf bleibt eine kleine, mit Wasser gefüllte Erdspalte übrig.
Gljufrafoss: Beim Seljalandsfoss einfach ein paar Meter weiter gehen und man kommt zu einem Wasserfall mit Eingang und Diele, d.h. zum Wasserfall geht es durch eine schmale Felsspalte. Da praktisch keine Werbung für den Wasserfall gemacht wird ist dort fast nichts los, selbst wenn sich die Leute am Seljalandsfoss stapeln. Der Gljufrafoss kam bei den Jungs übrigens besser an als der Seljalandsfoss ...
Fjarðrargjjufur: Auf der 206 Richtung Laki-Spalte kann man hier einen Zwischenstopp einlegen. Ein kleiner und für Island-Verhältnisse untypisch lieblicher Canyon, d.h. das Gestein ist nicht schroff sondern rund geschliffen und mit Gras bewachsen. Bei schönem Wetter hat die Wahl, ob man oben an der Kante entlang, oder unten im Fluss läuft.
Snæfellsnes: Darauf hatte ich mich mit am meisten gefreut ... leider hatten wir 2 Tage sehr mieses Wetter ... am 2. Tag hatten wir teilweise Sichtweiten unter 50m. Ich versuche dennoch, die (Alternativ-)Programmpunkte so objektiv wie möglich darzustellen:
Library of waters: Mehrere mit Wasser gefüllte Plastiksäulen in einem kargen, verglasten Raum. Die sicherlich intendierte Magie des Ortes hat sich mir leider nicht erschlossen, was nicht daran liegt, dass ich dafür generell keinen Draht hätte (s. Eintrag "Nupsstaður" weiter unten).
Hakarl/Bjarnarhöfn: Ein Schuppen mit ein paar ausgestopften Tieren und gruselige getrocknete Fische – in der Dauerschleife ein Film zur Hakarl-Herstellung. Für die Mutigen stehen kleine Hakarl-Würfelchen mit Roggenbrot bereit. Der Geschmack erinnert im ersten Moment an "normalen" Räucherfisch, dann wird´s käsig und im Abgang kommt dann ein sehr unangenehmes Ammoniak-Aroma durch. Das Ganze allerdings erstaunlich wenig intensiv - wenn man gleichzeitig das Roggenbrot dazu isst, schmeckt man kaum etwas. Für den eben beschriebenen Geschmackseindruck habe ich die Würfelchen pur probiert, dann aber sehr schnell mehrere Brotstückchen zum Überdecken des üblen Nachgeschmacks verwenden müssen. Im Freien steht eine Scheune zum Trocknen der Haie ... hier war das kühle, neblige Wetter ausnahmsweise ein Segen - bei Hitze und Sonne schafft man es geruchsbedingt wahrscheinlich nicht mal in die Nähe der Scheune.
Museum Hellisandur: Ein Raum mit allerlei Fischerei-Utensilien, auf der kleinen Wiese zwei Grassodenhäuser und vor sich hin rostender Krimskrams. Was bei den Jungs gut ankam waren die verschiedenen großen Steine, mit der die Seetauglichkeit von angehenden Fischern getestet wurde... die beiden schafften natürlich gerademal den 25kg-Brocken.
Küstenwanderung Arnastapi: Schön zerzauste Küste, da aber vom Hinterland aufgrund des erwähnten Nebels nichts zu sehen war, bei weitem nicht so großartig, wie ich gelesen und erhofft hatte.
Ytri-Garðar: Ein versöhnlicher Ausklang kurz vor Verlassen der Halbinsel ... am Strand haben wir eine Robbenfamilie gesehen – damit war zumindest für die Jungs der Tag gerettet.
Nupsstaður: Ein verlassener Hof mit mystischer Aura. Nicht nur wegen des morbiden Charmes verfallender Grassodenhäuser und des kleinen Kirchleins sondern vor allem wegen der umgebenden Felsenkulisse - der gehörnte Felsen sieht bspw. wie eine verfallene Götzenstatue aus. Das ganze Ensemble erinnert in seiner Ausstrahlung an die mysteriösen Felsen von "Picknick am Valentinstag".
Askja: Um die beiden wassergefüllten Krater zu sehen muss man einige Mühen in Kauf nehmen. Von der nördlichen N1 sind es mehr als 100km Hochlandpiste (also Schlaglöcher, Spurrillen, viele Steilstücke ohne Sicht, noch mehr Kurven, zwei größere Furten und natürlich Schotter, Schotter und noch mehr Schotter). Ist man endlich am Parkplatz angelangt, muss man noch über ein 3km langes Schneefeld stapfen. Da auch der Abstieg in den Viti-Krater noch sehr verschneit war, war er gesperrt, d.h. aus dem Baden wurde nichts. Auf dem Rückweg über das Schneefeld fing dann noch mein Jüngster an zu rebellieren...
Wir haben das Ganze zum einen auf uns genommen, da sehr schönes Wetter angekündigt war, was sich glücklicherweise auch bewahrheitete. Und zum anderen gibt es nicht nur die beiden Krater zu sehen: Während der ganzen Fahrt schöne bis spektakuläre Sicht über die Ódáðahraun hinweg auf Herðubreið und bei Herðubreiðarlindir ist ein Zwischenstopp unbedingt anzuraten. Kurz vor Askja ist ein Besuch der Dregakil-Schlucht möglich – das haben wir zeitbedingt leider nicht mehr geschafft.
Landmannalaugar: Dazu braucht man nicht viel zu sagen – einfach hinfahren und genießen. Wenn man die 26 (von Südwesten kommend) bis Hrauneyjalon fährt und dann weiter auf der 208 ist die Anfahrt übrigens wirklich vglw. einfach. Erst die letzten 20km werden zur Schotterpiste und die einzige Furt ist schon so nahe am Campingplatz, dass man den Rest laufen kann. Es stehen daher auch viele normale PKW auf diesem Parkplatz – das sollte man natürlich nicht machen; schon gar nicht mit einem Mietwagen! An der Rezeption des Campingplatzes gibt´s eine kleine Wanderkarte zu kaufen – am besten man nimmt die Kinder mit und lässt sich dann eine geeignete Wanderung empfehlen, damit man sich nicht aus Versehen auf den Laugavegurinn verirrt
Die Weiterfahrt auf der F208 bis Eldgja war die landschaftlich schönste Strecke unserer Reise. Die Wanderung in der Schlucht bis zum Wasserfall Ófærufoss ist auch mit Kindern einfach zu schaffen. In der Schlucht allerdings akute Steinschlaggefahr - die größten Brocken auf dem Weg haben ein Datumsschild ... übrigens gehört der Ófærufoss meinem Geschmack nach selbst ohne die Basaltbrücke zu den schönsten Wasserfällen Islands.
Dyrholaey: Ich habe irgendwo gelesen, dass die Zahl der Papageientaucher in den letzten Jahren rapide abgenommen hätte ... für diesen Felsen gilt das offensichtlich nicht. Hier tummeln sich immer noch Tausende dieser putzig aussehenden und noch putziger fliegenden Vögelchen – durch die sehr kurzen Flügel brauchen sie enorme Schlagfrequenzen und hohe Geschwindigkeiten, um überhaupt in der Luft zu bleiben, und irgendwie vermitteln sie während des Fluges auch den Eindruck, als wüssten sie, dass sie immer kurz vor dem Absturz stehen.
Bauten: Neben den landschaftlichen Höhepunkten haben es menschengemachte Sehenswürdigkeiten naturgemäß sehr schwer zu bestehen. Ich habe aber den Eindruck, man nimmt in Island den Kampf erst gar nicht auf, sondern beschränkt sich von vorneherein auf Zweckgebäude oder bewusst schräge/skurrile Entwürfe, die gar nicht erst versuchen, „schön“ auszusehen. Besonders bei Kirchen ist diese Herangehensweise zu beobachten: War die Kirche in Stykkisholmur ursprünglich als Atomkraftwerk angelegt? Wollte man mit der Kirche in ... Kegelschnitte demonstrieren? Oder dient sie als Benzinlager für die Tankstelle nebenan? Hat sich in Olafsvik ein japanischer Origami-Experte als Architekt versucht? Warum hat man in Kirkjubæjarklaustur mit dem Dach angefangen ... und danach aufgehört?
Löbliche Ausnahme dieser Regel ist Harpa, die spektakuläre Konzerthalle Reykjaviks – bis auf die Veranstaltungs-Säle und eventuelle Sonderausstellungen ist ein Besuch kostenlos. Reingehen lohnt sich auf jeden Fall – auch die Innenraumgestaltung hat architektonisches Weltniveau. Ein weiteres positives Beispiel ist der botanische Garten in Akureyri, wobei es hier ja „nur“ um gestaltete Natur geht – aber auch das muss man erst mal hinkriegen.
Kinderprogramm: Ehrlich gesagt haben wir überhaupt kein spezielles Kinderprogramm gemacht … ich denke die landschaftlichen Höhepunkte kommen bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen gut an. Beim Suchen nach Anregungen bin ich auf folgende Seite gestoßen, die ich generell empfehlen kann: http://familyadventureproject.org z.b. http://familyadventureproject.org/2012/ ... in-iceland
hübsch geschriebener Artikel mit Beweisbildern (vom „watching“ nicht vom „eating“) … die gesammelten Island-Abenteuer: http://familyadventureproject.org/categ ... pe/iceland. off-topic: sympathisch auch die Begeisterung über eine Fahrt in den Glasaufzügen im Berliner HBF: http://familyadventureproject.org/2013/ ... attraction. Ich denke das „everyday-attraction“ trifft die Stimmung bei einer Reise mit Kindern sehr gut. Oft sind es "kleine" Sachen, die Kinder begeistern: Durch die riesige Tribüne hat das Schwimmen im 50m-Becken des Laugardalslaug gleich doppelt so viel Spaß gemacht. Die Eisberge im Jökulsarlon waren ja ganz nett, aber zwei Skuas, die eine Uferschwalbe zerlegen, war die eigentliche Attraktion (als Erwachsener hat man natürlich seine Emotionen im Griff und freut sich nicht diebisch darüber, dass sich eines von diesen aggressiven Viechern die falschen Gegner ausgesucht hat ...). Während ich über das „quadratisch – praktisch – gut“-Design der Kirche in Akureyri den Kopf schüttele, ist mein Sohn begeistert und will sie in Minecraft nachbauen. Die erste Nacht verbrachten wir im Auto, was mir einen steifen Nacken, den Kindern dagegen viel Freude bescherte. Und wie schon oben erwähnt: Die windige Nacht in Kerlingarfjöll, Tunnel-Durchquerungen, Robben in Snæfellsnes, Enten am Myvatn ...
Gemäß einem leicht abgewandelten, berühmten Romananfang "Alle gelungenen Urlaube ähneln sich, jeder verunglückte Urlaub ist einzigartig", hier die schon mehrfach erwähnte Panne mit dem Mietwagen etwas ausführlicher beschrieben:
Bei ruhiger Fahrt auf der südlichen N1 tritt plötzlich ein Klopfen auf, das noch während ich vom Gas gehe in ein unangenehmes Hämmern übergeht, dessen Lautstärke so schnell zunimmt, das mir schon während ich den Bremsvorgang einleite klar wird, dass ein tiefgreifendes Problem vorliegen muss. Plötzlich ein harter Schlag - die Fahreigenschaften und Fahrgeräusche ändern sich ruckartig. Glücklicherweise ist die Strecke kerzengerade und keine hundert Meter entfernt eine Parkbucht, bis zu der ich den Wagen noch ausrollen lassen kann. Die Kinder begleiten die ganze Aktion mit teils aufgeregtem, teils ängstlichem Schreien. Von außen scheint der Vorfall noch spektakulärer gewirkt zu haben, da in der Parkbucht eine ganze Reisegruppe mit aufgerissenen Augen auf uns zugerannt kommt und sich nach unserem Wohlergehen erkundigt.
Nach dem Aussteigen stelle ich fest, dass der linke hintere Reifen fehlt. Einer der Augenzeugen macht sich gleich auf die Suche, findet ihn – einige Hundert Meter entfernt - erstaunlich schnell und rollt ihn zum Auto zurück. Natürlich ist der Reifen platt und das eigentliche Problem sind die gebrochenen Radschrauben, so dass auch der Ersatzreifen alleine nichts nutzt. Bei der Hotline von 4x4 das übliche Nummern-Spielchen ... obwohl ich die „Breakdown“-Nummer drücke behauptet der Angestellte, dass er nicht zuständig sei. Ich versuche es nochmal und lande wieder bei ihm. Dieses Mal heißt es, er sei alleine, könne nichts machen, werde aber einen Zuständigen herausfinden, der sich bei mir melden würde ... das hört sich zwar nach „famous last words“ an, aber mir bleibt erst mal nichts weiter übrig als ihm zu glauben und zu hoffen. Um mir einen parallelen Rettungsweg zu eröffnen, aber auch um überhaupt irgendetwas zu machen, wähle ich zusätzlich die überall beworbene 112-Nummer ... nach meiner Schilderung des Vorgangs erfolgt eine kommentarlose Weiterleitung an die Polizei. Hier starte ich nochmal mit dem gleichen Text, werde aber schnell mit der Frage unterbrochen, ob es sich um einen "rental car" handele, als ich bejahe wird der Anruf mit dem Hinweis abgebrochen, für „rental cars“ sei die „rental car company“ zuständig. Jetzt bin ich in der richtigen Stimmung für einen weiteren Anruf bei 4x4, da der versprochene Rückruf natürlich ausblieb. Der Angestellt spürt meine wachsende Begeisterung und meint beschwichtigend, ein „repair guy“ sei bereits unterwegs.
Ein wesentlicher Teil der Telefonate bestand in der Beschreibung meines Standortes. Gemeinerweise passierte die Panne ausgerechnet in der Nähe von Kirkjubæjarklaustur und meine Hoffnung, dass unabhängig von meiner missglückten Aussprache der Ort alleine an seiner Länge erkannt werden würde, erfüllte sich leider nicht. Meine Rettung war das deutlich einfacher auszusprechende und glücklicherweise sehr bekannte Nupsstaður, das ebenfalls nicht weit entfernt lag. Tatsächlich kam bald darauf ein "repair guy", aber nur, um mir mitzuteilen, dass er zunächst noch eine andere Panne versorgen müsse. Mit nordisch trockenem Humor und Hinweis auf das gute Wetter empfahl er uns ein „nice little walk" in der schönen Landschaft. In der Zwischenzeit ein weiterer Anruf von 4x4, die sich bestätigen ließen, dass der „repair guy“ da gewesen war und meinten, er wäre jetzt bis auf weiteres für mich zuständig – zudem wären die notwendigen „spare parts“ aus Reykjavik bereits unterwegs, so dass weitere Anrufe bei 4x4 unterbleiben könnten.
Bis sich der „repair guy“ wieder blicken ließ, hätte es sogar für ein „nice big walk" gereicht. Er entschuldigte sich damit, dass leider seine Anhängerkupplung abgebrochen sei, und er dies zunächst hätte reparieren müssen. Die Notreparatur mit einem Seil sah alles andere als vertrauenerweckend aus – zudem war unser Jeep im Vergleich zu dem Abschleppauto ein Neuwagen ... aber durch die Wartezeit waren wir alle schon so weichgekocht, dass wir für alles dankbar waren. Er verteilte dann die verbliebenen Radschrauben so auf die drei verbliebenen Räder inkl. Ersatzrad, dass er zumindest die paar Meter bis zum Abschleppanhänger fahren konnte. Erstaunlicherweise hielt die Anhängerkupplung, dafür verabschiedete sich beim Auffahren des Jeeps die Heckklappe des Anhängers, was ihm aber nur ein trockenes „heavy car“ entlockte. Da die Heckklappe kein fahrnotwendiges Teil war, wurde sie nicht notdürftig wieder angebracht, sondern zum restlichen Alteisen im Kofferraum seines Autos geschmissen. Dann ging es auch schon los zu seiner Reparaturwerkstatt...
Der Rest ist schnell erzählt: Die Ankunft der spare parts wurde zunächst für 16.00 Uhr, dann für 18.00 Uhr und schließlich für 20.00 Uhr versprochen ... da hatte der „repair guy“ natürlich auch keine Lust mehr, so dass wir einen außerplanmäßigen Aufenthalt in Kirkjubæjarklaustur einlegen durften. Freundlicherweise fuhr er uns noch zum Campingplatz, so dass uns ein längerer Fußmarsch mit sehr viel Gepäck erspart blieb. Das ist überhaupt das positive, dass von diesem insgesamt hochgradig ärgerlichen Vorfall bleibt: Die Hilfsbereitschaft der Leute. Die bereits erwähnte Reisegruppe sammelte nicht nur den weggeflogenen Reifen ein sondern gab uns auch eine Handy-Nr., falls es Probleme mit der Reparatur und 4x4 gegeben hätte. Während unserer langen Wartezeit in der Parkbucht fragten fast alle Leute die anhielten, ob sie irgendetwas für uns tun könnten. Da ja alles schon veranlasst war und wir genügend zu Essen und Trinken dabei hatten, gab es eigentlich keine Wünsche - eine Australierin schenkte den Jungs dennoch eine Tafel Schokolade
Theo
Re: Zum zweiten Mal in Island für zwei Wochen mit zwei Kinde
moin,
komisch...
man könnte fast meinen, dir gefällt es auf is nicht...
gruss
thorsten
komisch...
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gruss
thorsten
Re: Zum zweiten Mal in Island für zwei Wochen mit zwei Kinde
tosyncro hat geschrieben:moin,
komisch...
man könnte fast meinen, dir gefällt es auf is nicht...
gruss
thorsten
DU meinst das vielleicht, ICH habe z.B. überhauptnicht den Eindruck, und was "MAN" meint, ist offen.
Und selbst falls es so ist: Ist es seit neuestem Pflicht, überschwänglich und begeistert zu sein und drei Mal zu betonen, dass man wieder kommt?
@ Theo: Danke für den kurzen Bericht, das ist bestimmt eine gute Planungs- und Entscheidungsgrundlage für Leute mit Kindern.
Re: Zum zweiten Mal in Island für zwei Wochen mit zwei Kinde
genau so war der Bericht gemeintBlacky hat geschrieben:
das ist bestimmt eine gute Planungs- und Entscheidungsgrundlage für Leute mit Kindern.
Theo
Re: Zum zweiten Mal in Island für zwei Wochen mit zwei Kinde
Obwohl keine Kinder, habe ich Deinen Bericht gern gelesen. Ich sehe sicher manches anders, aber mir gefällt der Stil. Persönlich und trotzdem sachlich, damit kann man was anfangen.
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