HOCHLAND-Trekking: Navigation mit 1:200.000 ausreichend ?

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Peter
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Beitrag von Peter » Mi 4. Jun 2008, 19:49

... der auch im Stand funktioniert?
Es gibt GPS Geräte die einen auch im Stand funktionierenden Kompass haben und erst bei Bewegung auf Richtuingsanzeigte durch Bewegungsvektoren umstellen. Ist insbesondere bei der Richtungsüberprüfung anhand einer Karte sehr sinnvoll.
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Dieter
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Beitrag von Dieter » Mi 4. Jun 2008, 22:06

... der auch im Stand funktioniert?

... funktioniert auch im Stand und ist kartenfähig.
Bild
"reine" GPS Navigation auf dem alten Kjalvegur :-)

Dieter
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Andi Schönberger
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Beitrag von Andi Schönberger » Do 5. Jun 2008, 00:16

Dieter hat geschrieben: Obwohl mein GPS einen eingebauten, elektronischen Kompass besitzt, würde ich nie meinen alten Bézard zuhause lassen.
Dieter
Ich war im letzten April in Norwegen 7 Tage in der Vidda im Schnee unterwegs und kann das nur bestätigen. Dort ist die Navigation nicht einfach!!! Flach bis zum Horizont, alles weiß ein paar wenige weiße Kuppen

Den Kompass brauchst Du sicher auch für den Dauereinsatz um in eine Richtung zu gehen sonst werden Dir irgendwann einmal die Batterien im GPS leer.

Ich habe Selbsttests im absolut geraden Gelände auf Ski durchgeführt und bin nach 120 Schritten (Augen zu :)) ca 20 Grad aus der Richtung gegangen. Da kannst Du Dir sehr einfach ausrechnen wie lange Du brauchst um im Kreis zu gehen.

Und eine Peilung nur mit Kompass und Karte, probiers ein Mal wenn's drauf ankommt

Irgendwie sagt Dir

das GPS halt sicher wo Du bist
die Karte gibt Dir den Überblick
der Kompass gibt Dir die Richtung zum Gehen

Also ich bin auf alle 3 Hilfsmittel wirklich angewiesen

LG Andi
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Dieter
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Beitrag von Dieter » Do 5. Jun 2008, 07:26

Ich kann Andis Erfahrung nur unterstreichen. Auf langen Touren schalte ich das GPS nur von Zeit zu Zeit ein, So reicht ein Batteriensatz für eine komplette Hochlanddurchquerung. Lese dann Entfernung und Kurs zum nächsten Wegpunkt ab. Stelle den Kurs auf dem Kompass ein und suche mir eine auffällige Peilmarke im Gelände auf die ich dann zuhalte.

Bei meiner Überquerung des Vatnajökull habe ich notiert:

"Schon nach einer halben Stunde schluckt mich der Nebel. Etwa alle 5 Minuten muß ich nun mit dem Kompass meinen Kurs überprüfen. Duch meine feste Verbindung mit der Pulka hat das System Ski-Pulka eine recht gute Spurtreue und Kursstabilität und so schleichen sich nur Abweichungen von 10 bis maximal 20° ein. Alle halbe Stunde kontrolliere ich auch meine Position mit dem GPS. Zum Glück ist viel Sand und Staub auf der Schneeoberfläche, so ist diese deutlich zu erkennen und ich kann auch über einige Entfernung dunklere oder hellere Flecken auf Kursrichtung als Orientierungspunkte ansteuern. Hätte ich nun Neuschnee, wäre ich blind."

Dieter
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WERner

Beitrag von WERner » Do 5. Jun 2008, 19:58

ich MUSS da mal was zu schreiben zu "Peilung mit dem Kompass"
:wink:

Von meinem ersten "bürgerlichen" Beruf bin ich Vermessungstechniker und kartographischer Zeichner. Ausserdem war ich als Junge vom 7. bis 16. Lebensjahr mal Pfadfinder. Und bevor ich nach Island (im Jahr 2000) umgezogen bin, war ich ab 1981 Segler mit viel Küstenerfahrung und etwas Hochseeerfahrung. Ich "durfte" auch 15 Monate bei der aufklärenden Artillerie in Idar-Oberstein verbringen, Zielortung und Beobachtung.

Also, diese Kompass-Peilung, ich nenns Kreuzpeilung, Dieter Rückwärtseinschnitt (ich versteh darunter was anderes, aber im Prinzip das selbe Verfahren) mit einem magnetischen "Marschkompass"....das erzeugt ein Fehlerdreieck von erheblicher Grösse, selbst unter "laborähnlichen" Umständen. Ich selbst besitze einen äusserst präzisen (halbe Grad-Einteilung) Marine-Peilkompass der Firma "Morin", den "baugleichen" benutzt die französische Marine auch. Mit diesem Kompass habe ich mal hier in Höfn Peilungen gemacht, da ein Freund meinte, sein Marsch-Kompass wäre eben so gut. Ich erzielte bei einer Kreuzpeilung mit drei Zielen auf der Karte 1:100.000 ein Fehlerdreieck von einer Kantenläge knapp über 1 km. Der Marschkompass erzielte ein Fehlerdreieck von 2 bis über 3 km Kantenlänge und lag auch deutlich neben dem bekannten Standort. Vorher hatten wir am PC die genaue Missweisung für unseren Standort rausgesucht. Die ist hier auf Island sehr gross und kann von Standort zu Standort sehr variieren, und verrechnen sollte man sich da auch nicht.
Ich zitiere nun mal den "Navigations-Papst" unter den deutschen Seglern: "Navigation dient zum Ankommen, wie und unter welchen Umständen erreiche ich mein Ziel".
Ein Marschkompass ist dazu da, dir die Richtung zu weisen in die du dich bewegst oder bewegen sollst, alles andere ist graue Theorie und praxisfremd.
Beispiel: auf einer 1.50.000 Karte (2cm-Karte) sind Kartenpunkte, die exakt definiert sind (Kirchen, trigonometrische Punkte etc.) mit einem Fehler von +/- 25m gedruckt, dazu dann Messfehler, ein Grad Abweichung entspricht "etwa" 17m auf einer Entfernung von 1km, das summiert sich zu erheblichen Fehlern.
Wenn man nun seinen Standort feststellen muss, dann frage ich nun erstmal WARUM?, hat man sich so verlaufen oder die Orientierung verloren, dann hilft die Peilung mit dem Marschkompass auch nicht mehr, dann ist nämlich "Skit-Wetter oder dunkelste Nacht oder sonst ein "unsichtiger" Zustand", wenn eine Peilung möglich ist, dann kann man sich sowieso an Hand der Karte orientieren, an Landmarken etc.
Heutzutage gibts die GPS-Handys, die benutzt man um den Standort zu überprüfen, Wegepunkte anzulegen (Vorsicht -GPS navigiert auch über Wasser :wink:), den Kompass um die Richtung zu halten...wurde aber schon erwähnt... :wink:
ABER, ich selbst würde NIE nur mit einem GPS in ein unwegsames Gelände marschieren, IMMER ein Magnet-Kompass und ne Karte dabei. Der GPS brauch Strom und ist ein elektronisches Gerät, das kann durchaus mal ausfallen, und dann?

Kopie von: http://de.wikipedia.org/wiki/Global_Positioning_System

<<2006 entdeckte Alessandro Cerruti von der amerikanischen Cornell University, dass GPS durch Sonneneruptionen gestört werden kann. In den vergangenen Jahren waren diese &#8211; und die damit verbundenen geomagnetischen Stürme &#8211; wenig ausgeprägt, sie sollen jedoch bis 2011 wieder zunehmen.>>

So weit mal mit etwas "Klugscheiss..." :wink:

Werner

kleiner Nachtrag:
die Bemerkung in () Vorsicht... ist nicht so ganz ernst gemeint, ABER am GPS in einer Charterjacht in Holland stand auf einem Aufkleber "Vorsicht! Dieses Gerät navigiert auch über Land". Da haben tatsächlich Segler Wegepunkte eingetippt ohne die Seekarte gründlich zu studieren und hatten das Schiff auflaufen lassen, war ein teurer Segelurlaub, Abschleppkosten in Holland damals 20% des Versicherungswertes....
barleybreeder

Beitrag von barleybreeder » Di 10. Jun 2008, 15:24

Mal noch ne Frage zu der Arbeit GPS, Karte, Kompass.

Wir waren diesen Winten auf der Vidda. 2 Tage völliges White Out. Da hat sich das System wie es Dieter beschreibt (mit GPS Kurs ablesen, mit Kompass laufen, nach gewisser Zeit wieder mit GPS Kurs ablesen) wirklich gut bewährt. Anders wären wir dort verloren gewesen, da wir nicht die Winterwege gelaufen sind.

Meine Frage jetzt, wie läuft das in Island mit der Missweisung? Ich war schon mal dort, hatte die Missweisung (15°W) am Kompass eingestellt. Ging auch sehr gut mit der Kreuzpeilung.
Wenn jetzt aber das GPS ins Spiel kommt, muss ich dann am GPS ebenfalls die Missweisung einstellen wenn ich einen Kurs entnehmen will?
Ich glaube die Option gabs bei meinem Map60Cx.

Irgendwan schwebt mir mal ne Nord Süd Querung vor.(Asbyrgi, Myvatn, Askja, Vonarskard, Nyidalur, Jökulheimar, Langisjor, Landmannalaugar, Fjallabak)

Dankeschön
Sebastian
WERner

Beitrag von WERner » Di 10. Jun 2008, 18:58

Hey Sebastian

<<muss ich dann am GPS ebenfalls die Missweisung einstellen wenn ich einen Kurs entnehmen will? >>
NEIN, dein GPS, auch ohne eingebauten Kompass, zeigt dir den Magnet-Kompass-Kurs in _° an, und den stellst du am Magnet-Kompass ein. Das GPS errechnet aus Richtung von Wegepunkt A nach B den magnetischen Kurs bzw. die Richtung zu deinem Wegepunkt B. Das GPS empfängt die aktuellen Missweisungs-Daten deines Standortes über die Satelliten.

Anders ist es, wenn du ein GPS mit elektronischem Kompass hast, einem Fluxgate-Kompass. Wenn du mit diesem Kompass eine Richtung bestimmst oder eine Peilung machst, dann musst du vorher die Missweisung entweder durch das GPS errechnen lassen oder manuell eingeben. Ich habe mit elektronischen Kompass im GPS keine Erfahrungen, denke aber, das irgendwo in der Menueführung des GPS ein Punkt "Missweisung" zu finden ist.
Ein Fluxgate-Kompass ist auch nichts anderes als ein Magnet-Kompass, nur das er die Magnetfeld-Strahlen elektronisch "einfängt" und nicht über einen Permanentmagneten. Solch ein Kompass im GPS schlürft viel Strom weg im Dauerbetrieb, also Vorsicht beim benutzen wenn nur im Batterie- oder Akkubetrieb.

Ich hoffe, ich konnts einigermassen verständlich rüberbringen.

Gruss

Werner
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Dieter
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Beitrag von Dieter » Di 10. Jun 2008, 19:25

Hallo Sebastian,
Wenn jetzt aber das GPS ins Spiel kommt, muss ich dann am GPS ebenfalls die Missweisung einstellen wenn ich einen Kurs entnehmen will?
Ich glaube die Option gabs bei meinem Map60Cx.


Im Hauptmenue meines GPS (etrex Vista Cx) finde ich unter: Einstellungen -> Steuerkurs
die folgenden Optionen für den Nordbezug:
- wahr
- magnetisch
- Gitter
- Benutzer

wobei:
"wahr" = Bezug auf den geographischen Nordpol
"magnetisch" = Bezug auf den magnetischen Nordpol (wie Kompass!)
"Gitter" - in Bezug auf das aktuell im Gerät eingestellte Gitte (z.B. UTM); allenfalls wichtig für die direkte Arbeit mit Karten.
"Benutzer" = benutzerdefiniert, für alle die es besser wissen :-)

Unter den Optionen wird dann noch die Missweisung für den aktuellen Standort angezeigt - sehr proktisch zu Kontrolle!

Es empfiehlt sich den Nordbezug auf "magnetisch" einzustellen, so kann man den abgelesenen Wert direkt auf den Kompass übernehmen und spart sich die Umrechnerei. Das ist ein nicht zu unterschätzender Sicherheitsaspekt, denn wenn es wiklich darum geht zu wissen wo man ist und hinmuß, dann ist die Situation schnell mal hektisch und schon weiß man nicht mehr mit welchem Vorzeichen man rechnen muß.

Viel Spaß,
Dieter
Zuletzt geändert von Dieter am Di 10. Jun 2008, 22:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Andi Schönberger
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Beitrag von Andi Schönberger » Di 10. Jun 2008, 19:44

@Dieter: dann musst aber die Umrechnung starten wenn Du durch Peilung mit dem GPS wissen willst wo auf der Karte Du bist :)

jetzt sagst Du natürlich, sagt mir das GPS sowiso genau, aber wenn ich keine Gitter auf der Karte habe? sagst Du natürlich hab ich sowiso :)

lieg ich da falsch?

noch zu oben:
Der elektronische Kompass funktioniert ja wie ein Magnetkompass und muss deshalb auch alle 150 km neu Kalibriert werden damit die Missweisung eingerechnet werden kann

LG
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WERner

Beitrag von WERner » Di 10. Jun 2008, 19:53

<<"Benutzer" = benutzerdefiniert, für alle die es besser wissen >>

Ich weiss es besser :lol:

Die benutzerdefinierte Einstellung ist z.B. relevant, wenn man mit Theodolit-Kreiseln arbeitet in der terrestrischen Vermessung in einem "exotischen" Kartendatum.
Zwischen dem Karten-Nord (Gitternord) und dem wahren Nord-Pol(geographisch Nord) ist eben auch noch eine kleine Differenz.
Ein Kreisel richtet sich immer nach der Drehachse der Erde, also muss da diese Differenz berücksichtigt werden.

is zwar irrelevant für "Wanderer".....

:wink:
Werner

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