Iceland 2014 - Odyssey to the North
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Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
Teil 6 - Und so fängt alles an...
03.08.2014 – 6.00Uhr, der Wecker holt uns ungemütlich aus dem Schlummerland, aber wir wissen: Snooze is' heut nich'! Wir packen zügig unsere Sachen zusammen und machen Frühstück. Zu unserer Überraschung sind Joyce, Natalie, Ralph und Martyn auch schon wach, so können wir uns noch verabschieden. Kommen nebenbei noch ins Gespräch mit einem 82 jährigen Isländer, der allein mit dem Fahrrad unterwegs ist. Wir sind stark beeindruckt. Weniger Eindruck schinden konnte der nächste, holländische Kandidat, der uns mehr oder weniger stolz erzählt, dass er gerade sein Mietauto zu Schrott gefahren, sich schon ein neues gemietet hat und morgen Abend das Land verlassen möchte.
An der Busstation angekommen, packen wir unsere Rucksäcke in den Anhänger und haben noch ein paar Minuten für uns, bevor der Bus gegen 8.00Uhr losrollt. Wieder sitze ich gebannt hinter der Fensterscheibe und versuche vergeblich, dank der Fensterspiegelung, die tolle Landschaft außerhalb des Busses einzufangen. Erstes Highlight des Tages ist der atemberaubende Goðafoss, dessen Wasser sich in schönstem Türkis-Blau präsentiert. Fast die ganze Pause sitzen wir nur da und beobachten das Schauspiel und blenden die doch zahlreichen Touristen um uns herum aus. Leider geht es nach viel zu kurzen 10 Minuten schon weiter Richtung Húsavík, einem kleinen Fischerstädtchen im Norden der Insel, sehr bekannt für seine Whale watching-Touren. Auf den ersten Blick findet man auch keinen Fleck ohne ein kleines Zettelchen, was auf diese Ausflüge hinweist. Trotz der Werbung kommt der Ort recht sympathisch daher. Auch hier bleiben wir nur wenige Minuten. Einige Zeit später rumpeln wir über eine Schotterpiste vorbei an der Ásbyrgi-Schlucht Hütte zum Dettifoss.
Wir steigen aus. Wir wissen, es ist soweit. Das große Abenteuer steht unmittelbar bevor. Wir verdrängen den Gedanken aber noch und spazieren vom Parkplatz hinüber zum mächtigsten Wasserfall Europas. Und was für ein Wasserfall das ist!! Wahnsinn, wie kraftvoll das Wasser wirkt. Emil ist noch nicht 100% fit und legt sich in die Sonne, während ich meine Kletterfähigkeiten teste. Zugegebenermaßen vielleicht nicht die beste Idee, die ich jemals hatte, angesichts der monströsen Gewalt der grau-milchigen Wassermassen, die sich hinter mir 45m in die Tiefe stürzen.
Etwas später begeben wir uns auf den Rückweg. Endlich bringe ich es fertig, mich von meiner Kaufland-Tüte zu trennen. Mach's gut, liebe Tüte. Wieder am Parkplatz angekommen, weist uns eine attraktive Rangerin darauf hin, dass wir unsere Wasservorräte am nahegelegenen Zeltplatz auffüllen können, wenn wir denn möchten. Wo zum Teufel soll denn hier ein Zeltplatz sein?! Doch tatsächlich findet sich der Endpunkt des 2-Tage-Wanderweges von der Ásbyrgi hinter einem Hügelchen am Ende des Parkplatzes. Wir füllen unsere Flaschen und machen fix ein "Start-Foto". Auf dem Weg über den Parkplatz fragen wir die Rangerin noch nach Wasser auf dem Weg zur Krafla."Oh, there's plenty of water. Don't worry. Have fun and be safe!" Klasse, es gibt also nichts, was wir zu befürchten haben. Nichts, außer die dunklen Wolken, die von Westen heranziehen.
Wir laufen neben der 886 durch den Sand und schon jetzt plagen mich die „Worauf hast du dich hier nur eingelassen“-Gedanken. Es ist kalt, windig und der Himmel wird immer finsterer. Wir biegen auf die 862 und bleiben ein paar hundert Meter auf selbiger, bevor wir nach Westen abdrehen. Ziel ist der Eilífsvötn. Davor liegen aber nun mehrere Kilometer wegloses Gelände vor uns. Es beginnt zu regnen. Wir ziehen schnell die Regenklamotte drüber. 15 Minuten später hört es auf und die Sonne bricht durch die Wolkendecke. Viel zu warm. Wir streifen die Regensachen nach einem kurzen Päuschen wieder ab und gehen weiter. Ständiges auf und ab, nach jedem Hügel kommt ein weiterer in Sicht. Es tröpfelt wieder leicht. Einzig die fantastische Weite der Landschaft verhindert, dass die Moral in den keller rutscht.
Den Eilífur als Anhaltspunkt im Auge, kämpfen wir uns durch die moosige Graslandschaft, was anstrengender ist, als erwartet. Das Tröpfeln wandelt sich in Regen. Regenjacke und Beinlinge wieder an. Immer noch kein See in Sicht. Die nächste Regenpause nutzen wir und verdrücken einen Müsliriegel. Nach ein paar Steigungen sehen wir zum ersten Mal den See und freuen uns wie kleine Jungs. Dazu sieht es noch phänomenal aus. Die Zielkoordinaten, welche wir aus unserer Karte abgelesen und ins GPS eingetragen haben, sind jetzt noch einen Kilometer entfernt (kein Karten-GPS, nur Koordinaten und Luftlinienanzeige, aber wenigstens hat man eine Vorstellung). Diesen bringen wir mit dem, durch den tollen Ausblick zurückgewonnenen Enthusiasmus auch schnell hinter uns. Wir suchen uns ein nettes Fleckchen am See und bauen das Zelt auf. Laut GPS sind wir nur 7km Luftlinie gegangen. Ich bin fix und fertig. Zeit für unser 2-Gänge-Abendessen. Als erster Gang wird ein quaderförmiger Block feinster Instandnudeln mit zartem Hühnchenaroma serviert. Als Hauptgang erwartet uns bestes mexikanisches Chili. Als Pulver. Aus der Tüte.
Ich verschlinge mein Essen geradezu. Noch nie hatte ich besseres Chili!! Nach der Mahlzeit bereite ich mir noch eine Limo aus Vitamintabletten, welche ich in Akureyri erstanden habe. Lecker. Ich setze mich mit meiner Tasse und einer Zigarette ans Ufer des Eilífsvötn und lasse mich von den Eindrücken davontragen. Am anderen Ufer kann ich ein rotes Zelt ausmachen. Trotz des Windes herrscht eine eigenartige Stille. Ein unglaubliches Gefühl überkommt mich und die Strapazen des Tages sind wie weggeblasen. Völlig entspannt ziehe ich mich ins Zelt zurück und lese noch etwas, bevor ich einen herrlichen Schlaf falle.
03.08.2014 – 6.00Uhr, der Wecker holt uns ungemütlich aus dem Schlummerland, aber wir wissen: Snooze is' heut nich'! Wir packen zügig unsere Sachen zusammen und machen Frühstück. Zu unserer Überraschung sind Joyce, Natalie, Ralph und Martyn auch schon wach, so können wir uns noch verabschieden. Kommen nebenbei noch ins Gespräch mit einem 82 jährigen Isländer, der allein mit dem Fahrrad unterwegs ist. Wir sind stark beeindruckt. Weniger Eindruck schinden konnte der nächste, holländische Kandidat, der uns mehr oder weniger stolz erzählt, dass er gerade sein Mietauto zu Schrott gefahren, sich schon ein neues gemietet hat und morgen Abend das Land verlassen möchte.
An der Busstation angekommen, packen wir unsere Rucksäcke in den Anhänger und haben noch ein paar Minuten für uns, bevor der Bus gegen 8.00Uhr losrollt. Wieder sitze ich gebannt hinter der Fensterscheibe und versuche vergeblich, dank der Fensterspiegelung, die tolle Landschaft außerhalb des Busses einzufangen. Erstes Highlight des Tages ist der atemberaubende Goðafoss, dessen Wasser sich in schönstem Türkis-Blau präsentiert. Fast die ganze Pause sitzen wir nur da und beobachten das Schauspiel und blenden die doch zahlreichen Touristen um uns herum aus. Leider geht es nach viel zu kurzen 10 Minuten schon weiter Richtung Húsavík, einem kleinen Fischerstädtchen im Norden der Insel, sehr bekannt für seine Whale watching-Touren. Auf den ersten Blick findet man auch keinen Fleck ohne ein kleines Zettelchen, was auf diese Ausflüge hinweist. Trotz der Werbung kommt der Ort recht sympathisch daher. Auch hier bleiben wir nur wenige Minuten. Einige Zeit später rumpeln wir über eine Schotterpiste vorbei an der Ásbyrgi-Schlucht Hütte zum Dettifoss.
Wir steigen aus. Wir wissen, es ist soweit. Das große Abenteuer steht unmittelbar bevor. Wir verdrängen den Gedanken aber noch und spazieren vom Parkplatz hinüber zum mächtigsten Wasserfall Europas. Und was für ein Wasserfall das ist!! Wahnsinn, wie kraftvoll das Wasser wirkt. Emil ist noch nicht 100% fit und legt sich in die Sonne, während ich meine Kletterfähigkeiten teste. Zugegebenermaßen vielleicht nicht die beste Idee, die ich jemals hatte, angesichts der monströsen Gewalt der grau-milchigen Wassermassen, die sich hinter mir 45m in die Tiefe stürzen.
Etwas später begeben wir uns auf den Rückweg. Endlich bringe ich es fertig, mich von meiner Kaufland-Tüte zu trennen. Mach's gut, liebe Tüte. Wieder am Parkplatz angekommen, weist uns eine attraktive Rangerin darauf hin, dass wir unsere Wasservorräte am nahegelegenen Zeltplatz auffüllen können, wenn wir denn möchten. Wo zum Teufel soll denn hier ein Zeltplatz sein?! Doch tatsächlich findet sich der Endpunkt des 2-Tage-Wanderweges von der Ásbyrgi hinter einem Hügelchen am Ende des Parkplatzes. Wir füllen unsere Flaschen und machen fix ein "Start-Foto". Auf dem Weg über den Parkplatz fragen wir die Rangerin noch nach Wasser auf dem Weg zur Krafla."Oh, there's plenty of water. Don't worry. Have fun and be safe!" Klasse, es gibt also nichts, was wir zu befürchten haben. Nichts, außer die dunklen Wolken, die von Westen heranziehen.
Wir laufen neben der 886 durch den Sand und schon jetzt plagen mich die „Worauf hast du dich hier nur eingelassen“-Gedanken. Es ist kalt, windig und der Himmel wird immer finsterer. Wir biegen auf die 862 und bleiben ein paar hundert Meter auf selbiger, bevor wir nach Westen abdrehen. Ziel ist der Eilífsvötn. Davor liegen aber nun mehrere Kilometer wegloses Gelände vor uns. Es beginnt zu regnen. Wir ziehen schnell die Regenklamotte drüber. 15 Minuten später hört es auf und die Sonne bricht durch die Wolkendecke. Viel zu warm. Wir streifen die Regensachen nach einem kurzen Päuschen wieder ab und gehen weiter. Ständiges auf und ab, nach jedem Hügel kommt ein weiterer in Sicht. Es tröpfelt wieder leicht. Einzig die fantastische Weite der Landschaft verhindert, dass die Moral in den keller rutscht.
Den Eilífur als Anhaltspunkt im Auge, kämpfen wir uns durch die moosige Graslandschaft, was anstrengender ist, als erwartet. Das Tröpfeln wandelt sich in Regen. Regenjacke und Beinlinge wieder an. Immer noch kein See in Sicht. Die nächste Regenpause nutzen wir und verdrücken einen Müsliriegel. Nach ein paar Steigungen sehen wir zum ersten Mal den See und freuen uns wie kleine Jungs. Dazu sieht es noch phänomenal aus. Die Zielkoordinaten, welche wir aus unserer Karte abgelesen und ins GPS eingetragen haben, sind jetzt noch einen Kilometer entfernt (kein Karten-GPS, nur Koordinaten und Luftlinienanzeige, aber wenigstens hat man eine Vorstellung). Diesen bringen wir mit dem, durch den tollen Ausblick zurückgewonnenen Enthusiasmus auch schnell hinter uns. Wir suchen uns ein nettes Fleckchen am See und bauen das Zelt auf. Laut GPS sind wir nur 7km Luftlinie gegangen. Ich bin fix und fertig. Zeit für unser 2-Gänge-Abendessen. Als erster Gang wird ein quaderförmiger Block feinster Instandnudeln mit zartem Hühnchenaroma serviert. Als Hauptgang erwartet uns bestes mexikanisches Chili. Als Pulver. Aus der Tüte.
Ich verschlinge mein Essen geradezu. Noch nie hatte ich besseres Chili!! Nach der Mahlzeit bereite ich mir noch eine Limo aus Vitamintabletten, welche ich in Akureyri erstanden habe. Lecker. Ich setze mich mit meiner Tasse und einer Zigarette ans Ufer des Eilífsvötn und lasse mich von den Eindrücken davontragen. Am anderen Ufer kann ich ein rotes Zelt ausmachen. Trotz des Windes herrscht eine eigenartige Stille. Ein unglaubliches Gefühl überkommt mich und die Strapazen des Tages sind wie weggeblasen. Völlig entspannt ziehe ich mich ins Zelt zurück und lese noch etwas, bevor ich einen herrlichen Schlaf falle.
"The greatness of a man is not in how much wealth he acquires, but in his integrity and his ability to affect those around him positively." - Bob Marley
Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
Spannender Bericht - freue mich auf die Fortsetzung, jetzt wo es richtig los geht
gabaglio.com / Island 2011, 2013, 2014, 2015, 2017; 4x Hochland
Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
bin schon ganz kribbelig
wann kommt die fortsetzung
vielen, vielen danks fürs einstellen
gefällt mir diese art der reiseberichterstattung
wann kommt die fortsetzung
vielen, vielen danks fürs einstellen
gefällt mir diese art der reiseberichterstattung
- Supertramp
- Svartifoss-Fischer
- Beiträge: 30
- Registriert: Mi 12. Mär 2014, 21:14
Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
Hey Leute!
Danke für das tolle Feedback!
Morgen und Mittwoch hab ich 'ne Prüfung, dann kann ich wieder bisschen schreibseln! Also spätestens Mittwoch Abend gehts weiter!
Viele Grüße und schönen Abend noch!
Danke für das tolle Feedback!
Morgen und Mittwoch hab ich 'ne Prüfung, dann kann ich wieder bisschen schreibseln! Also spätestens Mittwoch Abend gehts weiter!
Viele Grüße und schönen Abend noch!
"The greatness of a man is not in how much wealth he acquires, but in his integrity and his ability to affect those around him positively." - Bob Marley
Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
moin,
ja... ein super schöner bericht...
er fällt angenehm aus dem üblichen rahmen .
DANKE .
gruss
thorsten
ja... ein super schöner bericht...
er fällt angenehm aus dem üblichen rahmen .
DANKE .
gruss
thorsten
- Supertramp
- Svartifoss-Fischer
- Beiträge: 30
- Registriert: Mi 12. Mär 2014, 21:14
Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
Teil 7 - Die Krafla
Wir wachen um 8 auf. Die Nacht war recht nass, aber im Moment regnet es nicht. Wir kriechen langsam aus den Schlafsäcken, schlüpfen in die Schuhe und prüfen erst einmal die Lage. Erste Erkenntnis des Tages: Zelt bei Regenwahrscheinlichkeit möglichst nicht auf lehmigem Boden aufbauen.
Zum Frühstück gibt es Früchtemüsli mit Milchpulverwasser. Es schmeckt verdammt gut. Wir beginnen, unsere Sachen, welche wir am Vorabend nahezu vollständig ausgepackt haben, wieder einzupacken. Ein sinnvolles System hat sich hier noch nicht entwickelt und auf fundiertes Wissen basierend auf Erfahrungen haben wir keinen Zugriff, da nicht existent. Aus diesem Grund gehen auch gute zwei Stunden ins Land, bis wir alles wieder in den Rucksäcken verstaut und ungefähr so angeordnet haben, wie es diverse Outdoorseiten für Langzeit-Wanderungen empfehlen. Stellen außerdem fest, dass einer von Emils Wanderstöcken den Dienst verweigert: beim Einstecken in den Boden wurde wohl zu viel Kraft aufgewendet, weshalb sich nun das Mittelsegment nicht mehr herausdrehen lässt. Wollen uns in Reykjahlíð um Ersatz kümmen, bis dahin muss es mit 1½ Stöcken gehen. Zweite Erkenntnis des Tages: Stöcke für zweimonatige Wanderung nicht für 15€ im Discounter kaufen.
Wir füllen unsere Flaschen mit Wasser aus dem See und machen uns auf Richtung Westen und laufen eine Weile entlang der Bergkette, bis wir an einen Zaun gelangen, hinter dem sich ein Weg befindet, der in unsere Richtung führt. Wir überlegen nicht lange und einige Momente später befinden wir uns auf dem Pfad, welcher sich ausgesprochen angenehm unter den Füßen anfühlt. Wir folgen der Spur und müssen einige kleinere Steigungen überwinden, bis wir an einer Kreuzung eine kurze Rast einlegen. Wir nehmen den Abzweig, der nach Süden führt. Die Landschaft ändert sich merklich, die Farben nehmen ab und einige Zeit später finden wir uns in einer, auf den ersten (zweiten und dritten) Blick, alles andere als lebensfreundlichen Wüste wieder. Als wir jedoch genauer hinsehen, bemerken wir hier und da recht hübsche, wenn auch kleine Wüstengewächse, die es erstaunlicherweise zustande bekommen, in dieser Einöde zu gedeihen.
Mit der Zeit gewöhnen wir uns an die neue Umgebung entwickeln einen Blick für das Schöne an ihr. Die Weite, die Einsamkeit, das Lavafeld in der Ferne vermitteln den Eindruck, endlich in Island angekommen zu sein. Dieser wird auch nicht von dem einen Geländewagen gestört, der an uns vorbeirauscht- Dessen Insassen signalisieren uns mit "Daumen hoch", dass sie gut finden, was wir machen. Vielleicht sind es aber auch nur Franzosen, die uns armen Spinnern aus Mitleid sagen wollen, dass wir es mal mit "itch-eik" versuchen sollten.
Am Ende des Wüstenabschnitts wartet der erste größere Anstieg auf uns, welcher sich auf Grund des Rückenwindes gut meistern lässt. Oben erwartet uns ein schöner Blick über das von uns durchquerte Wüstenfeld, sowie auf eine spektakuläre, mit Felsformationen aller Art gespickte Schlucht zu unserer Rechten. Wir versuchen immer wieder Pausen einzulegen, allerdings stellt es sich als schwieriges Unterfangen dar, ein windstilles Fleckchen zu finden. Findet man keins, kühlt man durch den Wind und das Schwitzen schnell aus und friert, was die Pause dann unangenehmer macht, als der Grund, aus welchem man sie ursprünglich einlegen wollte.
Wir sind nun schon gute 5 Stunden unterwegs und können am Horizont etwas ausmachen, was wir als Qualm deuten. Das Gelände hat sich verändert und hat nun alles von scharfkantigen Felszügen, über Schneefelder bis hin zu grünen Ebenen zu bieten. Der Qualm kommt näher und mit ihm unser Tagesziel, die Krafla und die Möglichkeit, unsere Wasservorräte am Víti aufzufüllen, welche allmählich zur Neige gehen, da die von der Rangerin prophezeiten "springs" auf dem Weg hierher ausgeblieben sind.
Haben herausgefunden, was Víti ist – somit kein Wasser für uns. Wir fragen einen Busfahrer auf dem Parkplatz nach Trinkwasser auf dem Weg nach Reykjahlíð. Dieser meint, es gäbe -gar kein- Wasser auf dem Weg. Sorgen machen sich breit. Wir beschließen, auf dem Krafla-Parkplatz nach Wasser zu fragen. Das bleibt uns jedoch erspart, da sich auf dem Platz glücklicherweise Toilettenhäuschen inklusive Wasser befinden, welches zumindest den Geschmackstest umgehend besteht. Wir füllen sämtliche Wasserbehältnisse und sehen uns ein wenig auf dem Gelände um. Wir sind hin und weg von dem vulkanischen Terrain und wissen einmal mehr, warum wir uns für Island entschieden haben.
Ein Schild mit der Aufschrift "Reykjahlíð" weist uns den weiteren Weg. Die zusätzlichen 6l Wasser auf den Schultern machen sich jedoch schnell bemerkbar, die Füße schmerzen sowieso schon seit einer Weile. Kurze Zeit später entdecken wir ein schönes Plätzchen, welches etwas abseits vom Weg liegt und einigen uns deshalb darauf, hier unser Camp aufzuschlagen.
Nach dem Abendessen fängt es an, leicht zu regnen und wir verziehen uns ins Zelt, da es draußen ohnehin auf Grund der anziehenden Kälte recht unangenehm wird. Während wir dem gemütlich-leisen Tröpfeln lauschen, lassen wir den Tag mit all seinen Eindrücken noch einmal Revue passieren.
Wir wachen um 8 auf. Die Nacht war recht nass, aber im Moment regnet es nicht. Wir kriechen langsam aus den Schlafsäcken, schlüpfen in die Schuhe und prüfen erst einmal die Lage. Erste Erkenntnis des Tages: Zelt bei Regenwahrscheinlichkeit möglichst nicht auf lehmigem Boden aufbauen.
Zum Frühstück gibt es Früchtemüsli mit Milchpulverwasser. Es schmeckt verdammt gut. Wir beginnen, unsere Sachen, welche wir am Vorabend nahezu vollständig ausgepackt haben, wieder einzupacken. Ein sinnvolles System hat sich hier noch nicht entwickelt und auf fundiertes Wissen basierend auf Erfahrungen haben wir keinen Zugriff, da nicht existent. Aus diesem Grund gehen auch gute zwei Stunden ins Land, bis wir alles wieder in den Rucksäcken verstaut und ungefähr so angeordnet haben, wie es diverse Outdoorseiten für Langzeit-Wanderungen empfehlen. Stellen außerdem fest, dass einer von Emils Wanderstöcken den Dienst verweigert: beim Einstecken in den Boden wurde wohl zu viel Kraft aufgewendet, weshalb sich nun das Mittelsegment nicht mehr herausdrehen lässt. Wollen uns in Reykjahlíð um Ersatz kümmen, bis dahin muss es mit 1½ Stöcken gehen. Zweite Erkenntnis des Tages: Stöcke für zweimonatige Wanderung nicht für 15€ im Discounter kaufen.
Wir füllen unsere Flaschen mit Wasser aus dem See und machen uns auf Richtung Westen und laufen eine Weile entlang der Bergkette, bis wir an einen Zaun gelangen, hinter dem sich ein Weg befindet, der in unsere Richtung führt. Wir überlegen nicht lange und einige Momente später befinden wir uns auf dem Pfad, welcher sich ausgesprochen angenehm unter den Füßen anfühlt. Wir folgen der Spur und müssen einige kleinere Steigungen überwinden, bis wir an einer Kreuzung eine kurze Rast einlegen. Wir nehmen den Abzweig, der nach Süden führt. Die Landschaft ändert sich merklich, die Farben nehmen ab und einige Zeit später finden wir uns in einer, auf den ersten (zweiten und dritten) Blick, alles andere als lebensfreundlichen Wüste wieder. Als wir jedoch genauer hinsehen, bemerken wir hier und da recht hübsche, wenn auch kleine Wüstengewächse, die es erstaunlicherweise zustande bekommen, in dieser Einöde zu gedeihen.
Mit der Zeit gewöhnen wir uns an die neue Umgebung entwickeln einen Blick für das Schöne an ihr. Die Weite, die Einsamkeit, das Lavafeld in der Ferne vermitteln den Eindruck, endlich in Island angekommen zu sein. Dieser wird auch nicht von dem einen Geländewagen gestört, der an uns vorbeirauscht- Dessen Insassen signalisieren uns mit "Daumen hoch", dass sie gut finden, was wir machen. Vielleicht sind es aber auch nur Franzosen, die uns armen Spinnern aus Mitleid sagen wollen, dass wir es mal mit "itch-eik" versuchen sollten.
Am Ende des Wüstenabschnitts wartet der erste größere Anstieg auf uns, welcher sich auf Grund des Rückenwindes gut meistern lässt. Oben erwartet uns ein schöner Blick über das von uns durchquerte Wüstenfeld, sowie auf eine spektakuläre, mit Felsformationen aller Art gespickte Schlucht zu unserer Rechten. Wir versuchen immer wieder Pausen einzulegen, allerdings stellt es sich als schwieriges Unterfangen dar, ein windstilles Fleckchen zu finden. Findet man keins, kühlt man durch den Wind und das Schwitzen schnell aus und friert, was die Pause dann unangenehmer macht, als der Grund, aus welchem man sie ursprünglich einlegen wollte.
Wir sind nun schon gute 5 Stunden unterwegs und können am Horizont etwas ausmachen, was wir als Qualm deuten. Das Gelände hat sich verändert und hat nun alles von scharfkantigen Felszügen, über Schneefelder bis hin zu grünen Ebenen zu bieten. Der Qualm kommt näher und mit ihm unser Tagesziel, die Krafla und die Möglichkeit, unsere Wasservorräte am Víti aufzufüllen, welche allmählich zur Neige gehen, da die von der Rangerin prophezeiten "springs" auf dem Weg hierher ausgeblieben sind.
Haben herausgefunden, was Víti ist – somit kein Wasser für uns. Wir fragen einen Busfahrer auf dem Parkplatz nach Trinkwasser auf dem Weg nach Reykjahlíð. Dieser meint, es gäbe -gar kein- Wasser auf dem Weg. Sorgen machen sich breit. Wir beschließen, auf dem Krafla-Parkplatz nach Wasser zu fragen. Das bleibt uns jedoch erspart, da sich auf dem Platz glücklicherweise Toilettenhäuschen inklusive Wasser befinden, welches zumindest den Geschmackstest umgehend besteht. Wir füllen sämtliche Wasserbehältnisse und sehen uns ein wenig auf dem Gelände um. Wir sind hin und weg von dem vulkanischen Terrain und wissen einmal mehr, warum wir uns für Island entschieden haben.
Ein Schild mit der Aufschrift "Reykjahlíð" weist uns den weiteren Weg. Die zusätzlichen 6l Wasser auf den Schultern machen sich jedoch schnell bemerkbar, die Füße schmerzen sowieso schon seit einer Weile. Kurze Zeit später entdecken wir ein schönes Plätzchen, welches etwas abseits vom Weg liegt und einigen uns deshalb darauf, hier unser Camp aufzuschlagen.
Nach dem Abendessen fängt es an, leicht zu regnen und wir verziehen uns ins Zelt, da es draußen ohnehin auf Grund der anziehenden Kälte recht unangenehm wird. Während wir dem gemütlich-leisen Tröpfeln lauschen, lassen wir den Tag mit all seinen Eindrücken noch einmal Revue passieren.
"The greatness of a man is not in how much wealth he acquires, but in his integrity and his ability to affect those around him positively." - Bob Marley
Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
Liest sich gut! Bin wieder auf der Insel im Juli!
Gruß Ulla
Gruß Ulla
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- Registriert: Mi 12. Mär 2014, 21:14
Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
Teil 8 - Zurück in der Zivilisation
Zeitiger Start. Wir wollen Reykjahlíð möglichst zeitnah erreichen, da wir unsere Pakete noch abschicken möchten. Nach der üblichen Morgenzeremonie kehren wir der Krafla nach einem letzen Blick den Rücken und machen uns auf den Weg. Wir sind guter Dinge, der Weg ist gut, das Wetter freundlich. Ein wenig später stehen wir unserem ersten Lavafeld gegenüber. Der Weg ist nicht mehr gut. Steinig, holprig, sehr lockerer Untergrund – ziemlich anstrengend, voranzukommen. Wir treffen ein Pärchen, welchem es wohl ähnlich geht, mit dem Unterschied, dass die zwei nur kleine Rucksäcke mithaben. Nach einer guten Stunde machen wir eine Pause und ich gönne mir eine Zigarette. Einen kurzen, schreckhaften Moment später finde ich mich völlig verdreht in einem Loch wieder. Habe ich den verdammt lockeren Untergrund schon erwähnt?!
Mehr als ein paar Kratzer trage ich aber nicht davon. Wir legen uns genervt ins Zeug, in der Hoffnung, den brösligen Lavauntergrund bald hinter uns lassen zu können. Ohne eine Menschenseele zu treffen, kommen wir nach knappen zwei Stunden am Ende des Feldes an und sind erleichtert. Wir treffen zwei Mädels, die uns hoffnungsschürend mitteilen, es seien nur noch 2-3 Stunden bis Reykjahlíð. Erleichterung macht sich breit und lenkt uns ein wenig von den doch recht schweren Knochen ab. Es fängt an zu nieseln.
Auf dem Weg zum Hlíðarfjall müssen wir ein paar kleinere Anstiege und einen größeren Abstieg meistern. Abstiege fallen Emil schwer, sein linkes Knie macht Probleme. Liegt wahrscheinlich an dem halben Stock – welcher sein Laufen zumindest für mich recht amüsant aussehen lässt. Auf halbem Weg um den Berg beschließen wir, eine richtige Mittagspause einzulegen, was uns an den Tagen zuvor mehr schlecht als recht gelungen ist. Das Wasser beginnt zu kochen, während sich das Nieseln nahezu zeitgleich zu recht heftigen Tropfen entwickelt. Wir gießen das Wasser zurück in die Flasche, begnügen uns mit einem Müsliriegel und laufen weiter, denn der zusätzliche Wind verwandelt die stärkende Funktion einer Pause ins Gegenteil.
Plötzlich sehen wir uns einer Gefahr gegenüber, vor der uns vorher niemand gewarnt hat (auch keiner hier im Forum!) – Schafe! Die äußerst grimmig dreinblickenden Kollegen machen keine Anstalten, sich aus dem Weg zu bewegen und veranlassen unser Vorstellungsvermögen, ein klares Bild von deren Hörnern in unseren Hinterteilen zu zeichnen. Wir fassen allen Mut, ignorieren Paranoia und Angst und laufen schnurstracks an dem grau-weißen Mob vorbei. Puh, geschafft.
Langsam kommt die Stadt in Sicht, der Weg ist angenehmer und das Wetter freundlicher. Wir treffen eine quirlige Asiatin mit Daypack, welche uns freudig erklärt, dass wir es bald geschafft haben und es maximal noch zwei Stunden sind. 4 Stunden nachdem uns die Mädels mit 2-3 Stunden Hoffnung gemacht haben. Das drückt die Stimmung aber nicht, da der tolle Blick auf den Mývatn und die Vorfreude auf das, was uns erwartet keine schlechte Laune zulässt. Es macht Spaß, den Weg zu gehen und wir kommen gut voran. Bis wir falsch abbiegen und sich der Weg nach einer halben Stunde im Nichts verläuft. Wir entscheiden, uns querfeldein durchzuschlagen, da wir keine Muse haben, zurück zu gehen. Die Füße machen sich mittlerweile wieder deutlich bemerkbar. Wir steigen recht abenteuerlich einen relativ steilen Grasabhang hinunter, kommen näher und näher und lassen uns auch von einem "Dangerous animals"-Hinweis am Zaun nicht mehr abschrecken. So eine kreuzgefährliche Schafherde haben wir ohnehin schon früher am Tag souverän passiert.
Wir kommen auf der Straße an, Autos, Menschen. Es fühlt sich an, als wären wir wochenlang in der Wildnis gewesen. Wir laufen zügig zum Campingplatz, checken ein und suchen uns ein nettes Plätzchen nahe am Wasser. Wir bauen das Zelt auf und ich überlasse Emil kurz das Feld und humple zurück zur Rezeption, um in Erfahrung zu bringen, wo man hier am besten ein schönes kühles Bier bekommt, praktisch um sich etwas von den schmerzenden Füßen "abzulenken". Die Empfangsdame ist keine Isländerin und hat einen seltsamen Rhythmus beim Sprechen. Erinnert etwas an einen Anrufbeantworter. Als ich mich dann nach dem Bier erkundigte, gab sie ein "I – am – sorry – there – is – no – place – where – you – can – get – a – proper – beer – here." Etwas enttäuscht ziehe ich ab und werde vom Besitzer des Zeltplatzes beiseite genommen. Er bietet mir 4 Viking für 1500ISK. Ich finde das okay und willige ein. Strahlend marschiere ich zum Zelt zurück und präsentiere Emil meine Errungenschaft, worauf wir vereinbaren noch einen Abstecher in den Supermarkt zu machen, da es für die Pakete nun schon zu spät ist. Wir kaufen ein tolles Abendessen – Brot, Schinken, Käse, Bananen und (für jeden eine!!) Fanta. Wieder zurück freuen wir uns wie Kleinkinder auf das bevorstehende Festmahl.
Wir packen uns in unsere dicksten Klamotten und verbringen den Abend draußen am Tisch, stoßen auf die vergangenen Tage an und kramen alte Kamellen aus sämtlichen Epochen unseres Lebens heraus. Die Unterhaltung nimmt ungeahnte Dimensionen an und ehe wir uns versehen ist es 01.00Uhr. Es geht uns gut.
Zeitiger Start. Wir wollen Reykjahlíð möglichst zeitnah erreichen, da wir unsere Pakete noch abschicken möchten. Nach der üblichen Morgenzeremonie kehren wir der Krafla nach einem letzen Blick den Rücken und machen uns auf den Weg. Wir sind guter Dinge, der Weg ist gut, das Wetter freundlich. Ein wenig später stehen wir unserem ersten Lavafeld gegenüber. Der Weg ist nicht mehr gut. Steinig, holprig, sehr lockerer Untergrund – ziemlich anstrengend, voranzukommen. Wir treffen ein Pärchen, welchem es wohl ähnlich geht, mit dem Unterschied, dass die zwei nur kleine Rucksäcke mithaben. Nach einer guten Stunde machen wir eine Pause und ich gönne mir eine Zigarette. Einen kurzen, schreckhaften Moment später finde ich mich völlig verdreht in einem Loch wieder. Habe ich den verdammt lockeren Untergrund schon erwähnt?!
Mehr als ein paar Kratzer trage ich aber nicht davon. Wir legen uns genervt ins Zeug, in der Hoffnung, den brösligen Lavauntergrund bald hinter uns lassen zu können. Ohne eine Menschenseele zu treffen, kommen wir nach knappen zwei Stunden am Ende des Feldes an und sind erleichtert. Wir treffen zwei Mädels, die uns hoffnungsschürend mitteilen, es seien nur noch 2-3 Stunden bis Reykjahlíð. Erleichterung macht sich breit und lenkt uns ein wenig von den doch recht schweren Knochen ab. Es fängt an zu nieseln.
Auf dem Weg zum Hlíðarfjall müssen wir ein paar kleinere Anstiege und einen größeren Abstieg meistern. Abstiege fallen Emil schwer, sein linkes Knie macht Probleme. Liegt wahrscheinlich an dem halben Stock – welcher sein Laufen zumindest für mich recht amüsant aussehen lässt. Auf halbem Weg um den Berg beschließen wir, eine richtige Mittagspause einzulegen, was uns an den Tagen zuvor mehr schlecht als recht gelungen ist. Das Wasser beginnt zu kochen, während sich das Nieseln nahezu zeitgleich zu recht heftigen Tropfen entwickelt. Wir gießen das Wasser zurück in die Flasche, begnügen uns mit einem Müsliriegel und laufen weiter, denn der zusätzliche Wind verwandelt die stärkende Funktion einer Pause ins Gegenteil.
Plötzlich sehen wir uns einer Gefahr gegenüber, vor der uns vorher niemand gewarnt hat (auch keiner hier im Forum!) – Schafe! Die äußerst grimmig dreinblickenden Kollegen machen keine Anstalten, sich aus dem Weg zu bewegen und veranlassen unser Vorstellungsvermögen, ein klares Bild von deren Hörnern in unseren Hinterteilen zu zeichnen. Wir fassen allen Mut, ignorieren Paranoia und Angst und laufen schnurstracks an dem grau-weißen Mob vorbei. Puh, geschafft.
Langsam kommt die Stadt in Sicht, der Weg ist angenehmer und das Wetter freundlicher. Wir treffen eine quirlige Asiatin mit Daypack, welche uns freudig erklärt, dass wir es bald geschafft haben und es maximal noch zwei Stunden sind. 4 Stunden nachdem uns die Mädels mit 2-3 Stunden Hoffnung gemacht haben. Das drückt die Stimmung aber nicht, da der tolle Blick auf den Mývatn und die Vorfreude auf das, was uns erwartet keine schlechte Laune zulässt. Es macht Spaß, den Weg zu gehen und wir kommen gut voran. Bis wir falsch abbiegen und sich der Weg nach einer halben Stunde im Nichts verläuft. Wir entscheiden, uns querfeldein durchzuschlagen, da wir keine Muse haben, zurück zu gehen. Die Füße machen sich mittlerweile wieder deutlich bemerkbar. Wir steigen recht abenteuerlich einen relativ steilen Grasabhang hinunter, kommen näher und näher und lassen uns auch von einem "Dangerous animals"-Hinweis am Zaun nicht mehr abschrecken. So eine kreuzgefährliche Schafherde haben wir ohnehin schon früher am Tag souverän passiert.
Wir kommen auf der Straße an, Autos, Menschen. Es fühlt sich an, als wären wir wochenlang in der Wildnis gewesen. Wir laufen zügig zum Campingplatz, checken ein und suchen uns ein nettes Plätzchen nahe am Wasser. Wir bauen das Zelt auf und ich überlasse Emil kurz das Feld und humple zurück zur Rezeption, um in Erfahrung zu bringen, wo man hier am besten ein schönes kühles Bier bekommt, praktisch um sich etwas von den schmerzenden Füßen "abzulenken". Die Empfangsdame ist keine Isländerin und hat einen seltsamen Rhythmus beim Sprechen. Erinnert etwas an einen Anrufbeantworter. Als ich mich dann nach dem Bier erkundigte, gab sie ein "I – am – sorry – there – is – no – place – where – you – can – get – a – proper – beer – here." Etwas enttäuscht ziehe ich ab und werde vom Besitzer des Zeltplatzes beiseite genommen. Er bietet mir 4 Viking für 1500ISK. Ich finde das okay und willige ein. Strahlend marschiere ich zum Zelt zurück und präsentiere Emil meine Errungenschaft, worauf wir vereinbaren noch einen Abstecher in den Supermarkt zu machen, da es für die Pakete nun schon zu spät ist. Wir kaufen ein tolles Abendessen – Brot, Schinken, Käse, Bananen und (für jeden eine!!) Fanta. Wieder zurück freuen wir uns wie Kleinkinder auf das bevorstehende Festmahl.
Wir packen uns in unsere dicksten Klamotten und verbringen den Abend draußen am Tisch, stoßen auf die vergangenen Tage an und kramen alte Kamellen aus sämtlichen Epochen unseres Lebens heraus. Die Unterhaltung nimmt ungeahnte Dimensionen an und ehe wir uns versehen ist es 01.00Uhr. Es geht uns gut.
"The greatness of a man is not in how much wealth he acquires, but in his integrity and his ability to affect those around him positively." - Bob Marley
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Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
Teil 9 - In die Wüste
So richtig kommen wir nicht in die Puschen. Es ist grau, unfreundlich draußen. Da ist die Verleitung natürlich groß, noch etwas zu lesen, noch eine Seite ins Tagebuch zu schreiben, noch…krampfhaft überlege ich, wie ich mich dem Start in diesen äußerst unangenehm anmutenden Tag entziehen kann. Duschen ist eine prima Idee, nach einer Dusche sieht immer alles viel besser aus. Wir frühstücken und kommen mit einem Schweizer ins Gespräch, der uns seine Zange ("guäte Zange" meint er, "düütsche Wertarbet") leiht, mit der wir Emils kaputten Stock reparieren können.
Etwas besser gelaunt machen wir uns auf den Weg, um unsere Pakete von der hiesigen EIMSKIP-Station abzuholen und zur Touristeninfo zu bringen, damit diese endlich auf den Weg geschickt werden können. Wir laufen ganz Reykjahlíð ab, am Schwimmbad vorbei bis zur Schule und wieder zurück. Die Häuser sind alle recht klein und einfach, dennoch erlaubt hier und da ein Fenster den Blick auf eine doch gemütliche Einrichtung. Daraus resultiert schließlich der Gedanke, ob man selbst hier leben möchte, beziehungsweise wie es wäre, hier zu leben. Ich persönlich hätte nichts dagegen, für ein paar Monate hier draußen zu bleiben. Fragt sich nur, ob es hier Arbeit für rastlose Gestalten wie mich gibt. Ein großer, rostiger EIMSKIP Behälter vor einer Autowerkstatt holt mich aus den Gespinsten zurück, in welchen ich mich grade begonnen hatte wohlzufühlen. Wir klopfen und ein etwas mürrischer Kerl öffnet die Tür. Wirkt genervt. Wir erklären ihm die Lage und werden mit einem, an ein Grunzen erinnernden Ton an den Chef verwiesen. Der Boss ist ein netter Kerl und führt uns gleich in die Abstellkammer, in der wir unzählige Pakete vorfinden. Gleich in der ersten Reihe stapeln unsere 4 roten Kartons. Der Weg zurück zur Info erweist sich als recht beschwerlich, da jede Box mindestens 10kg auf die Waage bringt und wir hellen Köpfchen unsere Rucksäcke für den Transport natürlich nicht dabei haben.
Wir schleppen die Kisten die letzten Meter über die Schwelle in das Infozentrum, kleben unsere bereits geschriebenen Briefe an die Hüttenwarte auf und markieren jedes Paket: Dreki, Nýidalur und zweimal Landmannalaugar. Letzteres fühlt sich seltsam an, da wir wissen, dass wir dieses Ziel in frühestens 3 Wochen erreichen. Allgemein macht sich eine eigenartige Stimmung breit, vorbereitend auf das, was uns erwartet. Wir lassen die Päckchen in dem Infohäuschen zurück, um unsere Sachen vom Campingplatz zu holen. Wieder zurück, klären wir noch ein paar Sachen mit dem anwesenden Ranger, wie das Versenden der Lebensmittelkisten und Wasservorkommen auf unserem Weg Richtung Dreki. Er setzt uns über eine Lawine am Herðubreið in Kenntnis, was unsere Route allerdings nicht beeinträchtigen sollte. Während wir unseren Routenplan an safetravel.is übermitteln und ein paar letzte Nachrichten verschicken, fängt es draußen heftig an zu regnen. Die Stimmung fällt plötzlich in den Keller und erreicht ihren Tiefpunkt, als man uns mitteilt, dass der letzte Bus heute ausfällt. Als wir uns gerade mit dem Gedanken anfreunden, noch eine Nacht hier bleiben zu müssen, meint der Ranger auf einmal, dass er noch einen Bus organisieren konnte und welcher in gut 20 Minuten hier sein müsste. Die Neuigkeiten und ein Hot Dog vom Stand gegenüber heben die Moral wieder auf gutes Mittelmaß.
Unser Freund steckt uns noch die Nummern der Hüttenwarte in Dreki zu und wir verabschieden uns, während wir in den Kleinbus steigen. Dieser ist bis auf den letzten Platz mit ausschließlich Rentnern besetzt und der Fahrer erzählt uns, dass sie nach Skútustaðir wollen und normalerweise untenrum fahren. Heute macht er aber eine Ausnahme, wegen uns. Wir finden das klasse und haben eine lustige Busfahrt und müssen fast jedem einzelnen Mitfahrer erzählen, ob es wahr ist, was sie über uns gehört haben (offenbar hat der Ranger vorhin unseren kompletten Plan über das Telefon an den Bus weitergegeben). Wir werden am Südende des Mývatn rausgelassen. Auf die Frage nach dem Fahrpreis winkt der Fahrer freundlich ab und wirft uns noch zwei Dosen Cola zu und wir werden winkend von einer Horde Menschen verabschiedet, die wir gerade seit 15 Minuten kennen. Der Himmel sieht auch gleich etwas freundlicher aus und wir sind zuversichtlich. Wir laufen los. Richtung Suðurárbotnar. Richtung Ódáðahraun. Richtung Abenteuer.
Ein am Grænavatn ansässiger Landwirt füllt unsere Wasserbehältnisse. Ursprünglich wollten wir Wasser direkt aus dem See nehmen, wovon uns der Bauer zuvor jedoch abgeraten hatte. Es ist schon nach 17.00Uhr, aber das stört uns nicht weiter. Der Himmel zieht weiter auf. Wir marschieren los, die Stimmung ist gut. Es dauert nicht lang und die letzten Anzeichen der Zivilisation verschwinden hinter den hügeligen Zügen der Landschaft.Sie ist wieder da, die große Weite. Eine Weile noch laufen wir durch relativ grasiges Areal, bis dieses urplötzlich in eine grobsteinige Wüste verwandelt.
Wir sind noch knapp 4 Stunden unterwegs, bis wir uns entscheiden, das Camp aufzuschlagen. Es ist der perfekte Zeitpunkt. Die langsam untergehende Sonne taucht den steinigen Untergrund in einen angenehmen Gold-Orange-Ton und südlich vor uns senken sich die Wolken am Sellandafjall. Im Westen können wir beobachten, wie sich eine weiße Wolkendecke wie Watte über die Bláfjallsfjallgarður legt. Wir schlagen rasch unser Camp auf und bereiten das Abendessen zu. Den Rest des Abends sitzen wir vorm Zelt und kosten den atemberaubenden Anblick voll aus. Es geht ein recht zügiges Lüftchen und dennoch herrscht eine angenehme Ruhe. Spätestens jetzt wissen wir: Wir sind da.
So richtig kommen wir nicht in die Puschen. Es ist grau, unfreundlich draußen. Da ist die Verleitung natürlich groß, noch etwas zu lesen, noch eine Seite ins Tagebuch zu schreiben, noch…krampfhaft überlege ich, wie ich mich dem Start in diesen äußerst unangenehm anmutenden Tag entziehen kann. Duschen ist eine prima Idee, nach einer Dusche sieht immer alles viel besser aus. Wir frühstücken und kommen mit einem Schweizer ins Gespräch, der uns seine Zange ("guäte Zange" meint er, "düütsche Wertarbet") leiht, mit der wir Emils kaputten Stock reparieren können.
Etwas besser gelaunt machen wir uns auf den Weg, um unsere Pakete von der hiesigen EIMSKIP-Station abzuholen und zur Touristeninfo zu bringen, damit diese endlich auf den Weg geschickt werden können. Wir laufen ganz Reykjahlíð ab, am Schwimmbad vorbei bis zur Schule und wieder zurück. Die Häuser sind alle recht klein und einfach, dennoch erlaubt hier und da ein Fenster den Blick auf eine doch gemütliche Einrichtung. Daraus resultiert schließlich der Gedanke, ob man selbst hier leben möchte, beziehungsweise wie es wäre, hier zu leben. Ich persönlich hätte nichts dagegen, für ein paar Monate hier draußen zu bleiben. Fragt sich nur, ob es hier Arbeit für rastlose Gestalten wie mich gibt. Ein großer, rostiger EIMSKIP Behälter vor einer Autowerkstatt holt mich aus den Gespinsten zurück, in welchen ich mich grade begonnen hatte wohlzufühlen. Wir klopfen und ein etwas mürrischer Kerl öffnet die Tür. Wirkt genervt. Wir erklären ihm die Lage und werden mit einem, an ein Grunzen erinnernden Ton an den Chef verwiesen. Der Boss ist ein netter Kerl und führt uns gleich in die Abstellkammer, in der wir unzählige Pakete vorfinden. Gleich in der ersten Reihe stapeln unsere 4 roten Kartons. Der Weg zurück zur Info erweist sich als recht beschwerlich, da jede Box mindestens 10kg auf die Waage bringt und wir hellen Köpfchen unsere Rucksäcke für den Transport natürlich nicht dabei haben.
Wir schleppen die Kisten die letzten Meter über die Schwelle in das Infozentrum, kleben unsere bereits geschriebenen Briefe an die Hüttenwarte auf und markieren jedes Paket: Dreki, Nýidalur und zweimal Landmannalaugar. Letzteres fühlt sich seltsam an, da wir wissen, dass wir dieses Ziel in frühestens 3 Wochen erreichen. Allgemein macht sich eine eigenartige Stimmung breit, vorbereitend auf das, was uns erwartet. Wir lassen die Päckchen in dem Infohäuschen zurück, um unsere Sachen vom Campingplatz zu holen. Wieder zurück, klären wir noch ein paar Sachen mit dem anwesenden Ranger, wie das Versenden der Lebensmittelkisten und Wasservorkommen auf unserem Weg Richtung Dreki. Er setzt uns über eine Lawine am Herðubreið in Kenntnis, was unsere Route allerdings nicht beeinträchtigen sollte. Während wir unseren Routenplan an safetravel.is übermitteln und ein paar letzte Nachrichten verschicken, fängt es draußen heftig an zu regnen. Die Stimmung fällt plötzlich in den Keller und erreicht ihren Tiefpunkt, als man uns mitteilt, dass der letzte Bus heute ausfällt. Als wir uns gerade mit dem Gedanken anfreunden, noch eine Nacht hier bleiben zu müssen, meint der Ranger auf einmal, dass er noch einen Bus organisieren konnte und welcher in gut 20 Minuten hier sein müsste. Die Neuigkeiten und ein Hot Dog vom Stand gegenüber heben die Moral wieder auf gutes Mittelmaß.
Unser Freund steckt uns noch die Nummern der Hüttenwarte in Dreki zu und wir verabschieden uns, während wir in den Kleinbus steigen. Dieser ist bis auf den letzten Platz mit ausschließlich Rentnern besetzt und der Fahrer erzählt uns, dass sie nach Skútustaðir wollen und normalerweise untenrum fahren. Heute macht er aber eine Ausnahme, wegen uns. Wir finden das klasse und haben eine lustige Busfahrt und müssen fast jedem einzelnen Mitfahrer erzählen, ob es wahr ist, was sie über uns gehört haben (offenbar hat der Ranger vorhin unseren kompletten Plan über das Telefon an den Bus weitergegeben). Wir werden am Südende des Mývatn rausgelassen. Auf die Frage nach dem Fahrpreis winkt der Fahrer freundlich ab und wirft uns noch zwei Dosen Cola zu und wir werden winkend von einer Horde Menschen verabschiedet, die wir gerade seit 15 Minuten kennen. Der Himmel sieht auch gleich etwas freundlicher aus und wir sind zuversichtlich. Wir laufen los. Richtung Suðurárbotnar. Richtung Ódáðahraun. Richtung Abenteuer.
Ein am Grænavatn ansässiger Landwirt füllt unsere Wasserbehältnisse. Ursprünglich wollten wir Wasser direkt aus dem See nehmen, wovon uns der Bauer zuvor jedoch abgeraten hatte. Es ist schon nach 17.00Uhr, aber das stört uns nicht weiter. Der Himmel zieht weiter auf. Wir marschieren los, die Stimmung ist gut. Es dauert nicht lang und die letzten Anzeichen der Zivilisation verschwinden hinter den hügeligen Zügen der Landschaft.Sie ist wieder da, die große Weite. Eine Weile noch laufen wir durch relativ grasiges Areal, bis dieses urplötzlich in eine grobsteinige Wüste verwandelt.
Wir sind noch knapp 4 Stunden unterwegs, bis wir uns entscheiden, das Camp aufzuschlagen. Es ist der perfekte Zeitpunkt. Die langsam untergehende Sonne taucht den steinigen Untergrund in einen angenehmen Gold-Orange-Ton und südlich vor uns senken sich die Wolken am Sellandafjall. Im Westen können wir beobachten, wie sich eine weiße Wolkendecke wie Watte über die Bláfjallsfjallgarður legt. Wir schlagen rasch unser Camp auf und bereiten das Abendessen zu. Den Rest des Abends sitzen wir vorm Zelt und kosten den atemberaubenden Anblick voll aus. Es geht ein recht zügiges Lüftchen und dennoch herrscht eine angenehme Ruhe. Spätestens jetzt wissen wir: Wir sind da.
"The greatness of a man is not in how much wealth he acquires, but in his integrity and his ability to affect those around him positively." - Bob Marley
- kilosierra
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- Registriert: Mo 13. Jan 2014, 20:32
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Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
Mach bloss weiter, ich bin schon ganz ungeduldig.
Dein Bericht liest sich wirklich gut, es ist fast als wäre man dabei.
Danke dafür.
Kerstin
Dein Bericht liest sich wirklich gut, es ist fast als wäre man dabei.
Danke dafür.
Kerstin
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