Hallo zusammen,
jetzt melde ich mich auch mal zu Wort. Bin seit Samstag wieder im Lande und erkläre das nun folgende, zugegebener Maßen seeehr lange Pamphlet mal zu meiner offiziellen Rückmeldung nach einem ABSOLUT GENIALEN Urlaub.
Sigrid hat geschrieben:Ich habe dieses Jahr verschiedene Varianten gesehen, naja... eigentlich zwei.
Eins der Autos fährt je nach Breite der Piste entweder ganz oder halb auf den "Seitenstreifen" und bleibt dort so lange STEHEN bis der entgegenkommende Verkehr vorbei ist und fährt dann (in möglichst spitzem Winkel) wieder auf die Piste.
[...]
Wie machst du das?
Also bei uns gab's nur Variante 1. Und zwar in der Form, dass wir IMMER ganz brav auf der Straße fuhren (und wenn's dort schön war, auch immer gleich mitten auf der Straße gecampt haben - kam ja eh nie einer) und der Gegenverkehr (so es denn aller paar Tage mal welchen gab) wartete mit großen Augen schon Kilometer vorher in der von Sigrid in Variante 1 beschriebenen Manier dicht am Straßenrand darauf, dass wir irgendwann an ihm vorbeiziehen würden... Irgendwie muss unser Auto... unsere laut quietschenden Blattfedern... unsere ob der Kisten wohl recht beeindruckende Höhe und der im Wellblechozean schwankende Aufbau... oder was auch immer schon von Ferne soviel Eindruck gemacht haben, dass wir nur andächtig grübelnden (watn dat für ne Karre?) und anständig wartenden Gegenverkehr hatten. Ich sag's ja nur ungern, aber wer dem Gegenverkehr ausweichen muss, hat das falsche Auto!
Kurz zurück zu den Moppedfahrern vom Anfang: ich werde den Verdacht nicht los, dass es sich bei den genannten 4 Personen um die 4 Tschechen mit ihren KTMs handeln KÖNNTE, die uns am 31.08. gegen 7 morgens an der Askja mit ihren (zugegebener Maßen sehr schön klingenden Auspuffen) aus dem Schlaf gerissen haben. Wir haben ihre frischen Spuren in den nächsten Tagen noch mehrfach auf unserem Weg Richtung Osten "bewundern" dürfen (sie selbst fuhren von der Askja westwärts). Wieso fährt man als Moppedfahrer (bin ich selbst auch) eigentlich (illegal) geradeaus, anstatt (legal) durch die wunderschön sandigen, zum Driften einladenden Kurven??? Ich fänd die Idee von Flamingo auch klasse: lasst sie Strafe zahlen UND drückt ihnen eine Harke in die Hand, mit der sie ihre Spuren beseitigen sollen. Das dürfte sie ein paar Urlaubstage kosten, denke ich!
Ich bin der Meinung, es steht uns "Ausländern" nicht zu, Isländern vorzuschreiben, wie sie sich in ihrem Land zu verhalten haben. Wir sollten einfach die dort geltenden Gesetze achten, denn das gleiche verlangen wir ja auch von Leuten, die hierher nach Deutschland kommen. Ob die Spuren der Offroader (isländische Jungspunde aus REK, Farmer oder Touris, völlig egal) unser ästhetisches Empfinden stören, ist zunächst auch erstmal wurscht. Die Masse der Touris kommt trotzdem hin und über das, was in der entfernten Zukunft passiert, macht man sich auf Island tendenziell erstmal weniger Gedanken (siehe Auffüllung des Kárahnjúkar-Sees mit Erosionsmaterial). Es ist einfach verboten, abseits der Pisten zu fahren, fertig (zum Winter kann ich nichts sagen).
Schafe und Pferde machen mit Sicherheit nicht weniger "kaputt" als Motorrad- oder Autoreifen. Habe das selbst schon bei meinen unzähligen Ritten für einen Farmer in Nordisland festgestellt: weidende Pferde und Schafe wählen gern immer die gleichen Wege (keine einzelnen Trampelspuren!). Einen solchen Trampelpfad entlang zu reiten, macht diesen immer tiefer und zu einer perfekten Erosionsrinne, aber auch querfeldein hinterlässt immer Spuren. Mit einem beschlagenen Huf einen steilen Hang hinunter zu rutschen (um ein ausgebüchstes Schaf einzufangen), hinterlässt tiefe Rillen, genau wie ein blockierter MC-Reifen. Dass die Farmer gern Moppeds und Quads zum Viehtrieb einsetzen (wo es möglich ist!), ist auch verständlich: schließlich spart das Winterfutter, Sommerweidefläche, Training und Hufschmied für die benötigten Pferde (die übrigens kein Problem mit Fahrzeugen welcher Art auch immer haben, wenn man sie vernünftig dran gewöhnt hat, was auf den meisten Farmen automatisch dann geschieht, wenn die Pferde dicht am Hof gehalten werden). Wer sind wir, dass wir den Isländern aus romantischen Gründen vorschreiben wollen, mit rückständiger ("nachhaltiger"??!! pah!) Technik ihre Farmen zu bewirtschaften?
Ich denke, als Touri sollte man sich so gesetzestreu wie irgend möglich verhalten, um nicht zu riskieren, dass irgendwann wegen des Fehlverhaltens von Ausländern (das vermutlich stärker wahrgenommen wird, als das der Isländer) überall Verbotsschilder stehen. Wenn man - wie Chevy vermutlich - von Isländern (Landeigentümern?) zum Offroaden (auf dem eigenen Land?) eingeladen wird, ist das etwas anders als wenn man als Touri einer Spur nachfährt, "weil ja schon wer da lang gefahren ist". Die Folgen sind zwar die gleichen, aber einmal ist man eben Ausländer und einmal Gast eines Isländers.
So. Genug lamentiert. Wie Chevy schon schreibt: wir werden das Problem nicht lösen (immerhin sehen Isländer und einige Touris das Problem überhaupt als solches an, das hilft ungemein beim Entwickeln von Lösungsansätzen
)
Schöne Grüße
von der wantje