Off-Road erwischt werden ist teuer in Island

Die anspruchsvollere Art, mit dem Auto durch Island zu reisen.
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Peter
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Re: Off-Road erwischt werden ist teuer in Island

Beitrag von Peter » Do 15. Sep 2011, 08:45

Das ist jetzt ernst gemeint, ich meine jetzt nicht optisch sondern ist die eine Spur schädlicher wie die andere?
Optisch: die Wahrnehmung des menschlichen Gehirnes bevorzugt linieare Strukturen bei der Wahrnehmung. Daher fallen lineare Reifenspuren bei gleicher Flächenverteilung deutlicher auf als einzelne Trampelspuren. Interessant zu beabachten z.B. bei den legendären Marskanälen.

Tatsächlich: Reifenspuren sind aus Sicht der Bodenerosion problematischer. Hier kann Wasser ablaufen und die Rinnenwirkung der Spuren durch Erosion vergrößern. Bei einzelnen Trampelspuren bildet sich eher kein Rinnsal. Dennoch sind die Erosionsfolgen durch Schafe natürlich erheblich und nicht zuz unterschätzen. Fahrspuren sind nur "noch schlimmer". Dahingestellt sein mal die Bewertung von Erosion in einer Wüste komplett ohne Vegetation.
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wantje
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Re: Off-Road erwischt werden ist teuer in Island

Beitrag von wantje » Do 15. Sep 2011, 09:49

Hallo zusammen,
jetzt melde ich mich auch mal zu Wort. Bin seit Samstag wieder im Lande und erkläre das nun folgende, zugegebener Maßen seeehr lange Pamphlet mal zu meiner offiziellen Rückmeldung nach einem ABSOLUT GENIALEN Urlaub.
Sigrid hat geschrieben:Ich habe dieses Jahr verschiedene Varianten gesehen, naja... eigentlich zwei.
Eins der Autos fährt je nach Breite der Piste entweder ganz oder halb auf den "Seitenstreifen" und bleibt dort so lange STEHEN bis der entgegenkommende Verkehr vorbei ist und fährt dann (in möglichst spitzem Winkel) wieder auf die Piste.
[...]
Wie machst du das?
Also bei uns gab's nur Variante 1. Und zwar in der Form, dass wir IMMER ganz brav auf der Straße fuhren (und wenn's dort schön war, auch immer gleich mitten auf der Straße gecampt haben - kam ja eh nie einer) und der Gegenverkehr (so es denn aller paar Tage mal welchen gab) wartete mit großen Augen schon Kilometer vorher in der von Sigrid in Variante 1 beschriebenen Manier dicht am Straßenrand darauf, dass wir irgendwann an ihm vorbeiziehen würden... Irgendwie muss unser Auto... unsere laut quietschenden Blattfedern... unsere ob der Kisten wohl recht beeindruckende Höhe und der im Wellblechozean schwankende Aufbau... oder was auch immer schon von Ferne soviel Eindruck gemacht haben, dass wir nur andächtig grübelnden (watn dat für ne Karre?) und anständig wartenden Gegenverkehr hatten. Ich sag's ja nur ungern, aber wer dem Gegenverkehr ausweichen muss, hat das falsche Auto! :mrgreen:

Kurz zurück zu den Moppedfahrern vom Anfang: ich werde den Verdacht nicht los, dass es sich bei den genannten 4 Personen um die 4 Tschechen mit ihren KTMs handeln KÖNNTE, die uns am 31.08. gegen 7 morgens an der Askja mit ihren (zugegebener Maßen sehr schön klingenden Auspuffen) aus dem Schlaf gerissen haben. Wir haben ihre frischen Spuren in den nächsten Tagen noch mehrfach auf unserem Weg Richtung Osten "bewundern" dürfen (sie selbst fuhren von der Askja westwärts). Wieso fährt man als Moppedfahrer (bin ich selbst auch) eigentlich (illegal) geradeaus, anstatt (legal) durch die wunderschön sandigen, zum Driften einladenden Kurven??? Ich fänd die Idee von Flamingo auch klasse: lasst sie Strafe zahlen UND drückt ihnen eine Harke in die Hand, mit der sie ihre Spuren beseitigen sollen. Das dürfte sie ein paar Urlaubstage kosten, denke ich!

Ich bin der Meinung, es steht uns "Ausländern" nicht zu, Isländern vorzuschreiben, wie sie sich in ihrem Land zu verhalten haben. Wir sollten einfach die dort geltenden Gesetze achten, denn das gleiche verlangen wir ja auch von Leuten, die hierher nach Deutschland kommen. Ob die Spuren der Offroader (isländische Jungspunde aus REK, Farmer oder Touris, völlig egal) unser ästhetisches Empfinden stören, ist zunächst auch erstmal wurscht. Die Masse der Touris kommt trotzdem hin und über das, was in der entfernten Zukunft passiert, macht man sich auf Island tendenziell erstmal weniger Gedanken (siehe Auffüllung des Kárahnjúkar-Sees mit Erosionsmaterial). Es ist einfach verboten, abseits der Pisten zu fahren, fertig (zum Winter kann ich nichts sagen).

Schafe und Pferde machen mit Sicherheit nicht weniger "kaputt" als Motorrad- oder Autoreifen. Habe das selbst schon bei meinen unzähligen Ritten für einen Farmer in Nordisland festgestellt: weidende Pferde und Schafe wählen gern immer die gleichen Wege (keine einzelnen Trampelspuren!). Einen solchen Trampelpfad entlang zu reiten, macht diesen immer tiefer und zu einer perfekten Erosionsrinne, aber auch querfeldein hinterlässt immer Spuren. Mit einem beschlagenen Huf einen steilen Hang hinunter zu rutschen (um ein ausgebüchstes Schaf einzufangen), hinterlässt tiefe Rillen, genau wie ein blockierter MC-Reifen. Dass die Farmer gern Moppeds und Quads zum Viehtrieb einsetzen (wo es möglich ist!), ist auch verständlich: schließlich spart das Winterfutter, Sommerweidefläche, Training und Hufschmied für die benötigten Pferde (die übrigens kein Problem mit Fahrzeugen welcher Art auch immer haben, wenn man sie vernünftig dran gewöhnt hat, was auf den meisten Farmen automatisch dann geschieht, wenn die Pferde dicht am Hof gehalten werden). Wer sind wir, dass wir den Isländern aus romantischen Gründen vorschreiben wollen, mit rückständiger ("nachhaltiger"??!! pah!) Technik ihre Farmen zu bewirtschaften?

Ich denke, als Touri sollte man sich so gesetzestreu wie irgend möglich verhalten, um nicht zu riskieren, dass irgendwann wegen des Fehlverhaltens von Ausländern (das vermutlich stärker wahrgenommen wird, als das der Isländer) überall Verbotsschilder stehen. Wenn man - wie Chevy vermutlich - von Isländern (Landeigentümern?) zum Offroaden (auf dem eigenen Land?) eingeladen wird, ist das etwas anders als wenn man als Touri einer Spur nachfährt, "weil ja schon wer da lang gefahren ist". Die Folgen sind zwar die gleichen, aber einmal ist man eben Ausländer und einmal Gast eines Isländers.

So. Genug lamentiert. Wie Chevy schon schreibt: wir werden das Problem nicht lösen (immerhin sehen Isländer und einige Touris das Problem überhaupt als solches an, das hilft ungemein beim Entwickeln von Lösungsansätzen ;) )

Schöne Grüße
von der wantje
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Re: Off-Road erwischt werden ist teuer in Island

Beitrag von Monique » Do 15. Sep 2011, 10:36

@Wantje: Ein sehr schönes Schlusswort - ich stimme dir voll zu. Danke dafür!
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Ute
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Re: Off-Road erwischt werden ist teuer in Island

Beitrag von Ute » Do 15. Sep 2011, 10:43

Hallo Wantje,
danke, daß du das Ganze mal auf den "Punkt" gebracht hast.
Schreibst du einen Reisebericht von deinem "genialen" Urlaub?
Bitte!!!!

liebe Grüße
Ute
gerneklein
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Re: Off-Road erwischt werden ist teuer in Island

Beitrag von gerneklein » Do 15. Sep 2011, 11:59

Hallo Wantje

erstmal Danke das Du ohne Wenn und Aber das Offroadfahren verurteilst und Dich fuer die haerteste aller Strafen, das Beseitigen der Spuren, aussprichst. Wenn man sich das im Ernst ueberlegt duerfte das sogar in manchen islaendischen Schotter wo die Steine sich schoen flach nebeneinander gesetzt haben eine ziemich heikle Aufgabe werden.

Bemerkenswert finde ich jedoch folgende Aussage:
wantje hat geschrieben: Ich bin der Meinung, es steht uns "Ausländern" nicht zu, Isländern vorzuschreiben, wie sie sich in ihrem Land zu verhalten haben.
Lebst Du noch im Zeitalter der Nationalstaaten?
Wir und die Welt schreiben den Islaendern schon laengst vor wie sie sich zu verhalten haben.
Island zaehlt zu den Unterzeichnern des Koyoto Protokolls um nur das bekannteste aller internationalen Abkommen zu nennen.
Es gibt die UNO. Es gibt die Unesco.

Wenn die Mehrheit der Menschen in Dresden sich von der Unesco nicht "vorschreiben" lassen will, dass sie keine Bruecke ueber die Elbe bauen duerfen dann ist das nur traurig, ein Skandal und eine Schande fuer Deutschland. Die Leute sind einfach noch nicht in der Gegenwart angekommen.

Was ist der Unterschied ob ein Russe, ein Amerikaner, ein Deutscher oder ein Islaender in Island Offroad faehrt?
Island "gehoert" den Islaender genausowenig wie uns Deutschland oder den Suedamerikanern der Urwald oder Afrika die Wueste.
Das ist alles eine Welt und eine Menschheit. Du kannst Dir frei in Europa aussuchen, wo Du arbeitest und wohnst. Kein Islaender kann Dich aus "seinem" Land ausweisen genausowenig wie Du verhindern kannst das sich ein islaendischer Arzt bei Euch niederlaesst. Das ist 2011.
Haben Islaender das Recht einzufordern Deutschland soll gefaelligst weniger Quecksilber in seine Fluesse und somit in das Meer einleiten? Aber natuerlich.
Haben Deutsche das Recht einzufordern dass Island das Hochland schuetzen soll? Aber natuerlich.
Die Natur schert sich doch einen Dreck um sowas anachronistisches wie Landesgrenzen.
Globales vernetztes Denken ist angesagt.

viele Gruesse
Leon

Edit: Beispiel Dresden eingefuegt, verschiedene Grammatik Fehler beglichen (heute nicht mein Tag)
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Re: Off-Road erwischt werden ist teuer in Island

Beitrag von wantje » Do 15. Sep 2011, 17:58

gerneklein hat geschrieben: Globales vernetztes Denken ist angesagt.
Hallo Leon! Eigentlich meinte ich mit uns "Ausländern" auch erstmal nur uns kleine "unwichtige" Touris und zwar jeden einzelnen für sich auf seiner/ihrer ganz eigenen Urlaubsreise. Der/die kann mit gutem Beispiel vorangehen oder zeigen, wie man es als Touri eher nicht machen sollte. Die vier Moppedfahrer machen eben in meinen Augen eher letzteres. Klar haben die Handlungen vieler Einzelner Einfluss auf das große Ganze, keine Frage. Aber ich wollte hier nicht über Sinn oder Unsinn von globaler Politik referieren (das dauert dann noch länger, da ich einige Aspekte davon kritisch sehe, ohne aber "im Zeitalter der Nationalstaaten" hängen geblieben zu sein, wie Du es nennst). Vielleicht hätte mein letzter Satz im vorigen Post ja auch schon ausgereicht, das wichtigste zu sagen.

@Ute: für einen "Punkt" ein bisschen lang ;) Aber schön, dass Du mir folgen konntest. Einen kleinen (kurzen...) Reisebericht mit Bildern wollte ich auf jeden Fall einstellen, sobald ich Zeit habe. Auch als Dankeschön an alle hier, die mir so tolle Tipps für unsere Reise gegeben haben.

@Monique: auch Dir danke für die Zustimmung! :)

Schöne Grüße
von der wantje
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Re: Off-Road erwischt werden ist teuer in Island

Beitrag von gerneklein » Do 15. Sep 2011, 19:45

Hallo Wantje

duerfte ich eine einfache Frage stellen, die irgendwie die ganze Zeit durchscheint und
die wahrscheinlich der Schluessel unserer unterschiedlichen Sichtweisen ist:

Wenn Du einen Islaender Offroad fahren siehst, wuerdest Du ihn (als Auslaender) darauf ansprechen
oder denken er kann ja in "seinen" Land machen was er will und ich halt mich da raus?

Wuerdest Du ueberhaupt jemanden - ganz egal welche Nationalitaet - ansprechen?

viele Gruesse
Leon
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Re: Off-Road erwischt werden ist teuer in Island

Beitrag von sgm » Fr 16. Sep 2011, 22:04

--
Zuletzt geändert von sgm am So 10. Jun 2012, 16:10, insgesamt 1-mal geändert.
MartinB
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Re: Off-Road erwischt werden ist teuer in Island

Beitrag von MartinB » Fr 16. Sep 2011, 23:24

gerneklein hat geschrieben:Natuerlich kann man alles differenzieren, soweit, dass am Ende keine Aussage steht.
Natürlich kann man alles vereinfachen, soweit, dass am Ende eine fundamentalistische Aussage steht.

Ich lebe übrigens in einem Nationalstaat - meistens sogar ganz gern. Vor langer Zeit gab es den Spruch: "Global denken, lokal handeln." Der mag etwas eingestaubt sein - ich finde ihn aber immer noch gut.

@wantje: Netter Beitrag!
@chevy: Unterschätze mal meinen Hecktriebler nicht. Ich bin ja selbst erstaunt, wo der überall hin kommt.
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Re: Off-Road erwischt werden ist teuer in Island

Beitrag von wantje » Sa 17. Sep 2011, 10:16

gerneklein hat geschrieben:duerfte ich eine einfache Frage stellen, die irgendwie die ganze Zeit durchscheint und
die wahrscheinlich der Schluessel unserer unterschiedlichen Sichtweisen ist
Einfache Frage, einfache Antwort: Es kommt drauf an! :mrgreen:
Wahrscheinlich war das jetzt in Deinen Augen die falsche Antwort, aber auf so eine Frage kann man eigentlich auch keine richtigen Antworten geben. Hätte ich - wie sgm - gesagt, ich will nicht den Oberwachtmeister spielen, würdest Du mir Prinzipienlosigkeit vorwerfen. Würde ich sagen, klar, ich spreche Leute immer auf ihr Fehlverhalten an, würdest Du mir vermutlich - nennen wir es mal freundlich - Flunkerei unterstellen. Und eine Antwort wie meine ist Dir dann wahrscheinlich nicht präzise genug. Aber so ist das Leben, Schwarz und Weiß sind zwei Extreme, und dazwischen gibt es viel Grau.
- ganz egal welche Nationalitaet -
Verrätst Du mir, wie Du einen Isländer von einem Ausländer unterscheidest, wenn Du ihn oder sie abseits der Piste fahren siehst (nur nebenbei: die meisten Ausländer fahren Autos mit isländischem Kennzeichen)? Das fänd ich jetzt doch spannend! :roll:

Nochmal: ich bin der Meinung, jeder Touri (und das sind wir doch alle) kann selbst mit gutem Beispiel vorangehen oder auch nicht. Das bleibt jedem selbst überlassen. Und ich denke, DAS ist der Schlüssel zu unseren unterschiedlichen Sichtweisen: es kommt nicht auf die Politik oder die Globalisierung oder das Verbessern der ganzen Welt an. Sondern es geht einfach nur darum, selbst so zu handeln, wie es die Vernunft vorgibt. Dazu passt auch der von MartinB genannte, "eingestaubte", aber durchaus sinnige Spruch.

Schöne Grüße
von der wantje
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