Iceland 2014 - Odyssey to the North
Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
Dem kann ich nur zustimmen, ich warte auch schon auf die Fortsetzung.
Günter
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Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
Teil 10 - Botni
Ein kurzer Blick aus dem Zelt verrät uns: Der Zauber vom Vorabend versteckt sich irgendwo hinter einer dicken grauen Wolkenwand und einem Vorhang aus leichtem Sprühregen. Wir ziehen das Frühstück in die Länge, vielleicht hört es in der Zeit auf zu regnen. Tut es tatsächlich auch und wir wandern los. Schnell finden wir uns direkt neben dem Sellandafjall wieder und folgen einem Bach. Der Himmel beginnt etwas aufzuziehen und wir beschließen, an einer kleinen Sandbucht eine Rast einzulegen. Wir trinken und essen einen Schokoriegel, ich durchwate das erste Mal ein wenig Wasser mit meinen Schuhen (sie halten dicht, juhu!), wir setzen noch ein, zwei Nachrichten an die Ladies ab und vergessen für einen Moment, dass wir noch ein gutes Stück vor uns haben, wollen wir es bis zur Hütte Botni schaffen.
Der dauernde Netzempfang ist zwar löblich in Hinsicht auf die isländische Infrastruktur zu erwähnen, jedoch erwischen wir uns recht häufig dabei, wie wir bei Pausen doch einen Blick auf die Telefone werfen, was das ursprüngliche Gefühl einer solchen Wanderung ein wenig trübt. Zum Glück nenne ich ein iPhone mein Eigen und somit wird sich dieses Problem relativ zeitnah für mich erledigt haben. Habe auch nicht vor, es wieder aufzuladen, für Notfälle habe ich noch ein Steinzeit-Handy dabei. Vor der Reise war eigentlich nicht geplant, 2 Telefone mitzuschleppen, aber wir haben uns dann doch dazu entschieden, will man Familie und die Frauen der Schöpfung ja nicht völlig im Dunkeln lassen (einfache SMS schienen uns hier zu kostenintensiv als ein paar MB für diverse Messenger, man spart ja, wo man kann).
Wir rappeln uns auf und nähern uns laut Karte langsam unserer ersten Furt. Lange sehen wir nichts, bis der Hagalækur hinter einem Hügel vor uns auftaucht. Ein Stück ist es noch, aber Moment: Was ist das? Wir machen eine kleine Gruppe Menschen aus, die gerade dabei sind, den Bach zu queren und obwohl wir ja eigentlich die Einsamkeit genießen wollen, legen wir einen Zahn zu, denn irgendwie freut man sich schon, wenn man Gleichgesinnte trifft. Am Wasser angekommen, lote ich behutsam sämtliche Stellen aus, die sich zum Furten eignen. Selbstbewusst und so tuend, als hätte ich Ahnung, teile ich Emil mit, welche Stelle ich für am geeignetsten halte. Da seine Schuhe nur wasserabweisend sind, beginnt er seine Schuhe zu wechseln. Ich bin der festen Überzeugung, dass ich den Bach in meinen Wanderschuhen durchqueren kann. Also los: Kamera verpacken, Hüftgurt auf und Start.
Ich stehe in der Mitte des Baches, das Wasser gefährlich nahe an den Rändern meiner Schuhe. Meine enorme Erfahrung hat mir hier wohl einen Streich gespielt und das Wasser war tiefer als erwartet. Das Wasser drückt ebenfalls stärker als angenommen, allerdings lässt sich diese Kraft gut mit den Wanderstöcken kompensieren. Wissend, dass sich meine Schuhe bei der kleinsten falschen Bewegung in Schöpfeimer verwandeln, drehe ich vorsichtig um und wate zurück zum Ufer. Emil ist mittlerweile schon auf der anderen Seite angekommen, während ich beginne, meine Schuhe zu wechseln. Wenigstens stellt sich gleich heraus, wie gut sich die Crocs machen, die ich mir für diesen Zweck angeschafft habe. Wir haben auch noch Neoprensocken, auf welche wir, auf Grund der Breite des Flüssleins, verzichten. Neuer Versuch. An der tiefsten Stelle reicht das Wasser bis kurz unter mein Knie. Es lebe mein Schätzungsvermögen.
Es beginnt wieder zu regnen und wir ziehen das Tempo, die anderen Wanderer immer im Blick. Wir kommen an eine Kreuzung und drehen in die Richtung, in die das Schild mit der Aufschrift "Askja" zeigt. Ehrfurcht macht sich breit. An der nächsten Kurve treffen wir auf die anderen Verrückten. Es stellt sich heraus, dass sie zu einer Gruppe von "British Exploring" gehören, eine Art Gesellschaft, die Abenteuerreisen organisiert und durchführt. Sie teilen uns mit, dass 16 ihrer Leute heute Nacht die Hütte Botni besetzen. Trotz der Freundlichkeit der Leute nehmen wir die Info mit gemischten Gefühlen auf. Wir verabschieden uns und machen uns auf zur Hütte.
Der Regen hat den Boden aufgeweicht, der Weg ist schlammig und holprig und zehrt sehr an den Kräften. Wir brauchen gefühlt doppelt so viel Kraft, um voran zu kommen. Die Entfernung auf dem GPS wird kleiner. Wir befinden uns nun wieder in einem Lavafeld. Der Weg wird noch ein wenig gröber und wir kämpfen uns voran. Beine und Füße schmerzen heftig. Wir passieren das Schild "Botni". Die aufkommende Freude wird durch einen stechenden Schmerz, der von den Beinen durch den gesamten Körper zuckt, im Keim erstickt. Unsere Augen wandern durch die graue Landschaft, aber es ist nichts zu sehen. Das GPS zeigt noch 400m. Keine Hütte ist in Sicht. Haben wir die richtigen Koordinaten eingegeben? Wieso kann man die verfluchte Hütte nicht sehen? UND WANN LÄSST DIESER BESCHISSENE REGEN NACH?!
Nach der nächsten Kurve steht sie auf einmal in ihrer vollen Pracht vor uns. Klein, aber fein, wie gerade aus dem Boden gesprießt. Davor geschätzt 9 Zelte und eine Menge Teenager, die sich an diesen versuchen. Wir begrüßen alle und bahnen uns den Weg zum Eingang. Extrem erleichtert wechseln wir schnell die Klamotten und hängen die nassen zum Trocknen auf. Innen liegt noch ein Spanier, der allerdings nur grinst und wenig bis gar nicht redet. Ich schlüpfe in meine schon wieder trockenen Gummilatschen und humple zum Ausgang. Die Engländer sind super unterwegs, alle im Alter zwischen 16 und 25 und haben so einiges mitzuteilen. Der "Chef" erzählt mir, dass sie zwar in der Hütte essen und sich aufhalten, allerdings draußen in ihren 14 Zelten (jaja, das Schätzungsvermögen) schlafen. Nach dem Essen liegen wir beide völlig geschafft auf dem Bett und genießen den Komfort der Hütte.
Es ist warm, trocken und die Atmosphäre ist dank der kartenspielenden Engländer ziemlich heiter. Der Regen lässt nach und wir erkunden noch etwas die nähere Umgebung (so ca. im Umkreis von 7m um die Hütte). Das kleine Toilettenhäuschen kommt witzig daher, allerdings ist es zu diesem Zeitpunkt nicht benutzbar, da der "Hügel" schon über dem Deckelrand stand. Finden wir noch etwas witziger. Gut amüsiert gönnen wir uns auf der "Veranda" noch eine Zigarette mit zwei unserer englischen Freunde und erhaschen sogar noch einen Blick auf die untergehende Sonne. Ein gelungener Abschluss für einen anstrengenden Tag. Keine zwei Minuten im Bett, befinden wir uns schon tief im Schlummerland.
Ein kurzer Blick aus dem Zelt verrät uns: Der Zauber vom Vorabend versteckt sich irgendwo hinter einer dicken grauen Wolkenwand und einem Vorhang aus leichtem Sprühregen. Wir ziehen das Frühstück in die Länge, vielleicht hört es in der Zeit auf zu regnen. Tut es tatsächlich auch und wir wandern los. Schnell finden wir uns direkt neben dem Sellandafjall wieder und folgen einem Bach. Der Himmel beginnt etwas aufzuziehen und wir beschließen, an einer kleinen Sandbucht eine Rast einzulegen. Wir trinken und essen einen Schokoriegel, ich durchwate das erste Mal ein wenig Wasser mit meinen Schuhen (sie halten dicht, juhu!), wir setzen noch ein, zwei Nachrichten an die Ladies ab und vergessen für einen Moment, dass wir noch ein gutes Stück vor uns haben, wollen wir es bis zur Hütte Botni schaffen.
Der dauernde Netzempfang ist zwar löblich in Hinsicht auf die isländische Infrastruktur zu erwähnen, jedoch erwischen wir uns recht häufig dabei, wie wir bei Pausen doch einen Blick auf die Telefone werfen, was das ursprüngliche Gefühl einer solchen Wanderung ein wenig trübt. Zum Glück nenne ich ein iPhone mein Eigen und somit wird sich dieses Problem relativ zeitnah für mich erledigt haben. Habe auch nicht vor, es wieder aufzuladen, für Notfälle habe ich noch ein Steinzeit-Handy dabei. Vor der Reise war eigentlich nicht geplant, 2 Telefone mitzuschleppen, aber wir haben uns dann doch dazu entschieden, will man Familie und die Frauen der Schöpfung ja nicht völlig im Dunkeln lassen (einfache SMS schienen uns hier zu kostenintensiv als ein paar MB für diverse Messenger, man spart ja, wo man kann).
Wir rappeln uns auf und nähern uns laut Karte langsam unserer ersten Furt. Lange sehen wir nichts, bis der Hagalækur hinter einem Hügel vor uns auftaucht. Ein Stück ist es noch, aber Moment: Was ist das? Wir machen eine kleine Gruppe Menschen aus, die gerade dabei sind, den Bach zu queren und obwohl wir ja eigentlich die Einsamkeit genießen wollen, legen wir einen Zahn zu, denn irgendwie freut man sich schon, wenn man Gleichgesinnte trifft. Am Wasser angekommen, lote ich behutsam sämtliche Stellen aus, die sich zum Furten eignen. Selbstbewusst und so tuend, als hätte ich Ahnung, teile ich Emil mit, welche Stelle ich für am geeignetsten halte. Da seine Schuhe nur wasserabweisend sind, beginnt er seine Schuhe zu wechseln. Ich bin der festen Überzeugung, dass ich den Bach in meinen Wanderschuhen durchqueren kann. Also los: Kamera verpacken, Hüftgurt auf und Start.
Ich stehe in der Mitte des Baches, das Wasser gefährlich nahe an den Rändern meiner Schuhe. Meine enorme Erfahrung hat mir hier wohl einen Streich gespielt und das Wasser war tiefer als erwartet. Das Wasser drückt ebenfalls stärker als angenommen, allerdings lässt sich diese Kraft gut mit den Wanderstöcken kompensieren. Wissend, dass sich meine Schuhe bei der kleinsten falschen Bewegung in Schöpfeimer verwandeln, drehe ich vorsichtig um und wate zurück zum Ufer. Emil ist mittlerweile schon auf der anderen Seite angekommen, während ich beginne, meine Schuhe zu wechseln. Wenigstens stellt sich gleich heraus, wie gut sich die Crocs machen, die ich mir für diesen Zweck angeschafft habe. Wir haben auch noch Neoprensocken, auf welche wir, auf Grund der Breite des Flüssleins, verzichten. Neuer Versuch. An der tiefsten Stelle reicht das Wasser bis kurz unter mein Knie. Es lebe mein Schätzungsvermögen.
Es beginnt wieder zu regnen und wir ziehen das Tempo, die anderen Wanderer immer im Blick. Wir kommen an eine Kreuzung und drehen in die Richtung, in die das Schild mit der Aufschrift "Askja" zeigt. Ehrfurcht macht sich breit. An der nächsten Kurve treffen wir auf die anderen Verrückten. Es stellt sich heraus, dass sie zu einer Gruppe von "British Exploring" gehören, eine Art Gesellschaft, die Abenteuerreisen organisiert und durchführt. Sie teilen uns mit, dass 16 ihrer Leute heute Nacht die Hütte Botni besetzen. Trotz der Freundlichkeit der Leute nehmen wir die Info mit gemischten Gefühlen auf. Wir verabschieden uns und machen uns auf zur Hütte.
Der Regen hat den Boden aufgeweicht, der Weg ist schlammig und holprig und zehrt sehr an den Kräften. Wir brauchen gefühlt doppelt so viel Kraft, um voran zu kommen. Die Entfernung auf dem GPS wird kleiner. Wir befinden uns nun wieder in einem Lavafeld. Der Weg wird noch ein wenig gröber und wir kämpfen uns voran. Beine und Füße schmerzen heftig. Wir passieren das Schild "Botni". Die aufkommende Freude wird durch einen stechenden Schmerz, der von den Beinen durch den gesamten Körper zuckt, im Keim erstickt. Unsere Augen wandern durch die graue Landschaft, aber es ist nichts zu sehen. Das GPS zeigt noch 400m. Keine Hütte ist in Sicht. Haben wir die richtigen Koordinaten eingegeben? Wieso kann man die verfluchte Hütte nicht sehen? UND WANN LÄSST DIESER BESCHISSENE REGEN NACH?!
Nach der nächsten Kurve steht sie auf einmal in ihrer vollen Pracht vor uns. Klein, aber fein, wie gerade aus dem Boden gesprießt. Davor geschätzt 9 Zelte und eine Menge Teenager, die sich an diesen versuchen. Wir begrüßen alle und bahnen uns den Weg zum Eingang. Extrem erleichtert wechseln wir schnell die Klamotten und hängen die nassen zum Trocknen auf. Innen liegt noch ein Spanier, der allerdings nur grinst und wenig bis gar nicht redet. Ich schlüpfe in meine schon wieder trockenen Gummilatschen und humple zum Ausgang. Die Engländer sind super unterwegs, alle im Alter zwischen 16 und 25 und haben so einiges mitzuteilen. Der "Chef" erzählt mir, dass sie zwar in der Hütte essen und sich aufhalten, allerdings draußen in ihren 14 Zelten (jaja, das Schätzungsvermögen) schlafen. Nach dem Essen liegen wir beide völlig geschafft auf dem Bett und genießen den Komfort der Hütte.
Es ist warm, trocken und die Atmosphäre ist dank der kartenspielenden Engländer ziemlich heiter. Der Regen lässt nach und wir erkunden noch etwas die nähere Umgebung (so ca. im Umkreis von 7m um die Hütte). Das kleine Toilettenhäuschen kommt witzig daher, allerdings ist es zu diesem Zeitpunkt nicht benutzbar, da der "Hügel" schon über dem Deckelrand stand. Finden wir noch etwas witziger. Gut amüsiert gönnen wir uns auf der "Veranda" noch eine Zigarette mit zwei unserer englischen Freunde und erhaschen sogar noch einen Blick auf die untergehende Sonne. Ein gelungener Abschluss für einen anstrengenden Tag. Keine zwei Minuten im Bett, befinden wir uns schon tief im Schlummerland.
"The greatness of a man is not in how much wealth he acquires, but in his integrity and his ability to affect those around him positively." - Bob Marley
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Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
Letzte Klausur am Freitag, danach gehts weiter!
Danke fürs Lesen!
Viele Grüße
Danke fürs Lesen!
Viele Grüße
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Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
einfach nur toll geschrieben der bericht
freue mich auf die fortsetzung am samstag.
vielen dank!!!
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vielen dank!!!
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Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
Leute, sorry, dass noch keine Fortsetzung kam, ich bin diese Woche spontan nach Prag gefahren und hatte kein ordentliches Internet! Fahre morgen zurück, dann gehts weiter!
Viele Grüße
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Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
Teil 11 - Regen
Heftige Regenschauer wecken uns um 08.30Uhr. Starke Winde peitschen unbarmherzig gegen die Hütte. Wir sind froh, im Trockenen zu sein, so starten wir wenigstens trocken in den Tag. Unser spanischer Mitbewohner ist schon weg. Abwechselnd kommen mehr oder weniger verzweifelte Engländer herein. Einige beschweren sich über ihr Zelt, welches durch Regen und Wind mittlerweile unbewohnbar ist, andere freuen sich über das Unwetter. Wir erfahren, dass sie nur noch ein paar Kilometer bis zum Basecamp haben und ihre Wanderung dann vorbei ist. Im Grunde sollten wir sie bemitleiden, da ihr Abenteuer schon vorbei ist. Ein Blick nach draußen erschwert dies jedoch ungemein.
22km sind es bis Dyngjufell, dem heutigen Tagesziel. Da es sich allerdings größtenteils um Piste handelt, sehen wir den Tag nicht allzu pessimistisch. Ein Gang nach draußen ändert dies unverzüglich. Mit solchem Wetter hatten wir es bis jetzt noch nicht zu tun. Starkregen, Sturm. Die Moral sackt blitzartig in den Keller und überlegen, ob wir diesen Tag nicht doch lieber aussitzen wollen. Einen Ruhetag wegen schlechtem Wetter? In Island? Da könnten wir auch gleich mit den Engländern wieder zurück wandern. Außerdem müssen wir sowieso mal unsere Schlechtwetterausrüstung testen. Gegenseitig Mut zusprechend, packen wir unsere 7 Sachen und hüllen uns in unsere Regenklamotte: Regenjacke, Beinlinge, Kraxenponcho. Wie Indiana Jones sehen wir nicht gerade aus, allerdings ist es ein gutes Gefühl, im Regen zu stehen und trocken zu bleiben. Dennoch blicken wir in einige schmunzelnde Gesichter, als wir uns von den Engländern verabschieden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, den richtigen Weg zu finden, befinden wir uns etwa eine viertel Stunde später auf der Piste gen Dyngjufell.
Wir kommen gut voran, wir haben Rückenwind. Unterhaltungen sind so gut wie unmöglich, der Wind ist viel zu laut. Den Rest erledigen die Kapuze und der Poncho. Dafür hält er dicht. Es macht sich eine Art Trance breit, wie wir es vorher noch nicht festgestellt haben. Durch die fehlende Kommunikation und das dauernde Geprassel des Regens und das Pfeifen des Windes, stellt sich eine Monotonie ein, welche nicht unbedingt unangenehm ist. Man schweift ab und beim nächsten Blick auf die Uhr sind auf einmal 2 Stunden vergangen. Wir legen eine kurze Pause ein, merken aber schnell, dass diese relativ wenig Erholung bringt.
Wir laufen weiter. Das Zeitgefühl verschwindet völlig. Kann nicht mehr einschätzen, ob meine Hose nass vom Regen oder vom Schweiß ist. Interessiert mich auch nicht wirklich, da es zwar unangenehm, jedoch nicht kalt ist. Es regt mich unheimlich auf, dass Emil auf meine Rufe nicht reagiert, auch wenn ich weiß, dass er sie wahrscheinlich einfach nicht hört. In der Ferne komm das Tal in Sicht, in der wir die Hütte vermuten. Für einen Moment suchen wir Schutz im Windschatten eines Felsens und lassen den Blick über die endlose Weite der Landschaft streifen. Unsere Laune ist unerklärlicherweise sehr gut. Wir genießen die Einsamkeit noch einige Augenblicke und machen uns anschließend auf, um den Tag zu Ende zu bringen. Ein heranrollender Geländewagen reißt uns aus unseren Tagträumen. Die Insassen schießen wild Fotos von uns, als wären wir eine seltene isländische Tierart. Als "Belohnung" erhalten wir den Hinweis, dass es zur Hütte nur noch etwa 2km sind. Sehen können wir sie noch nicht, worauf wir aber seit gestern auch keinen Wert mehr legen. Mittlerweile sind wir komplett durchgeweicht, weshalb es keinen Unterschied macht, ob wir nun noch 2km oder 4km zu gehen haben.
Doch tatsächlich kommt die Schutzhütte nur kurze Zeit später in Sicht und wir ziehen das Tempo an. Wir kommen durchnässt an der Hütte an und bemerken erst jetzt, dass auch dieser Tag seine Spuren hinterlassen hat. Erschöpft streifen wir die nassen Sachen ab und hängen sie im Vorraum der Hütte auf. Sie sind komplett nass, sowie von außen, als auch von innen. Der Rucksack ist allerdings trocken, also handelt es sich wahrscheinlich um Schweiß, der einfach durch den Poncho nicht nach draußen gelangen kann. Im Inneren treffen wir den Spanier wieder, der uns mit einem Lächeln begrüßt. Dazu noch zwei Österreicher, welche ebenfalls nicht für ein Gespräch zu begeistern sind. Liegt wahrscheinlich daran, dass diese gerade mit ihrem Kocher den Rauchalarm der Hütte ausgelöst haben und damit beschäftigt sind, die Sichtverhältnisse im Inneren wieder herzustellen.
Wir stehen auf der Schwelle der Hütte, gerade noch im Trockenen und rauchen eine Zigarette. Ungläubig schauen wir nach draußen, in die raue, trostlose und unfreundliche Umgebung und sind unheimlich dankbar, einen trockenen Satz Kleidung dabei-, sowie eine Hütte am Ende eines solchen Tages zur Verfügung zu haben. Plötzlich donnert noch ein Geländewagen heran. Es steigen zwei nette Geologen aus, die abwechselnd, mit sämtlichen Lebensmitteln gefüllte Kisten in die Hütte schaffen. Wieder drinnen, hat sich die Hütte binnen Minuten in ein 5 Sterne Restaurant (inklusive den damit verbundenen Düften) entwickelt. Mit Neid erfüllte Blicke unsererseits ragen über unsere, mit einer "asiatischen" Reispampe gefüllten Becher, hinüber zu auf die Teller der Geologen, auf welchen gerade die frisch gebratenen Steaks neben frischem Gemüse und Kartoffeln ihren Platz finden. Wir ziehen uns zurück und beenden diesen mürrischen und nassen Tag mit einer Tafel Oreo Milka. Wie schnell man doch so ein Steak vergessen kann.
Heftige Regenschauer wecken uns um 08.30Uhr. Starke Winde peitschen unbarmherzig gegen die Hütte. Wir sind froh, im Trockenen zu sein, so starten wir wenigstens trocken in den Tag. Unser spanischer Mitbewohner ist schon weg. Abwechselnd kommen mehr oder weniger verzweifelte Engländer herein. Einige beschweren sich über ihr Zelt, welches durch Regen und Wind mittlerweile unbewohnbar ist, andere freuen sich über das Unwetter. Wir erfahren, dass sie nur noch ein paar Kilometer bis zum Basecamp haben und ihre Wanderung dann vorbei ist. Im Grunde sollten wir sie bemitleiden, da ihr Abenteuer schon vorbei ist. Ein Blick nach draußen erschwert dies jedoch ungemein.
22km sind es bis Dyngjufell, dem heutigen Tagesziel. Da es sich allerdings größtenteils um Piste handelt, sehen wir den Tag nicht allzu pessimistisch. Ein Gang nach draußen ändert dies unverzüglich. Mit solchem Wetter hatten wir es bis jetzt noch nicht zu tun. Starkregen, Sturm. Die Moral sackt blitzartig in den Keller und überlegen, ob wir diesen Tag nicht doch lieber aussitzen wollen. Einen Ruhetag wegen schlechtem Wetter? In Island? Da könnten wir auch gleich mit den Engländern wieder zurück wandern. Außerdem müssen wir sowieso mal unsere Schlechtwetterausrüstung testen. Gegenseitig Mut zusprechend, packen wir unsere 7 Sachen und hüllen uns in unsere Regenklamotte: Regenjacke, Beinlinge, Kraxenponcho. Wie Indiana Jones sehen wir nicht gerade aus, allerdings ist es ein gutes Gefühl, im Regen zu stehen und trocken zu bleiben. Dennoch blicken wir in einige schmunzelnde Gesichter, als wir uns von den Engländern verabschieden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, den richtigen Weg zu finden, befinden wir uns etwa eine viertel Stunde später auf der Piste gen Dyngjufell.
Wir kommen gut voran, wir haben Rückenwind. Unterhaltungen sind so gut wie unmöglich, der Wind ist viel zu laut. Den Rest erledigen die Kapuze und der Poncho. Dafür hält er dicht. Es macht sich eine Art Trance breit, wie wir es vorher noch nicht festgestellt haben. Durch die fehlende Kommunikation und das dauernde Geprassel des Regens und das Pfeifen des Windes, stellt sich eine Monotonie ein, welche nicht unbedingt unangenehm ist. Man schweift ab und beim nächsten Blick auf die Uhr sind auf einmal 2 Stunden vergangen. Wir legen eine kurze Pause ein, merken aber schnell, dass diese relativ wenig Erholung bringt.
Wir laufen weiter. Das Zeitgefühl verschwindet völlig. Kann nicht mehr einschätzen, ob meine Hose nass vom Regen oder vom Schweiß ist. Interessiert mich auch nicht wirklich, da es zwar unangenehm, jedoch nicht kalt ist. Es regt mich unheimlich auf, dass Emil auf meine Rufe nicht reagiert, auch wenn ich weiß, dass er sie wahrscheinlich einfach nicht hört. In der Ferne komm das Tal in Sicht, in der wir die Hütte vermuten. Für einen Moment suchen wir Schutz im Windschatten eines Felsens und lassen den Blick über die endlose Weite der Landschaft streifen. Unsere Laune ist unerklärlicherweise sehr gut. Wir genießen die Einsamkeit noch einige Augenblicke und machen uns anschließend auf, um den Tag zu Ende zu bringen. Ein heranrollender Geländewagen reißt uns aus unseren Tagträumen. Die Insassen schießen wild Fotos von uns, als wären wir eine seltene isländische Tierart. Als "Belohnung" erhalten wir den Hinweis, dass es zur Hütte nur noch etwa 2km sind. Sehen können wir sie noch nicht, worauf wir aber seit gestern auch keinen Wert mehr legen. Mittlerweile sind wir komplett durchgeweicht, weshalb es keinen Unterschied macht, ob wir nun noch 2km oder 4km zu gehen haben.
Doch tatsächlich kommt die Schutzhütte nur kurze Zeit später in Sicht und wir ziehen das Tempo an. Wir kommen durchnässt an der Hütte an und bemerken erst jetzt, dass auch dieser Tag seine Spuren hinterlassen hat. Erschöpft streifen wir die nassen Sachen ab und hängen sie im Vorraum der Hütte auf. Sie sind komplett nass, sowie von außen, als auch von innen. Der Rucksack ist allerdings trocken, also handelt es sich wahrscheinlich um Schweiß, der einfach durch den Poncho nicht nach draußen gelangen kann. Im Inneren treffen wir den Spanier wieder, der uns mit einem Lächeln begrüßt. Dazu noch zwei Österreicher, welche ebenfalls nicht für ein Gespräch zu begeistern sind. Liegt wahrscheinlich daran, dass diese gerade mit ihrem Kocher den Rauchalarm der Hütte ausgelöst haben und damit beschäftigt sind, die Sichtverhältnisse im Inneren wieder herzustellen.
Wir stehen auf der Schwelle der Hütte, gerade noch im Trockenen und rauchen eine Zigarette. Ungläubig schauen wir nach draußen, in die raue, trostlose und unfreundliche Umgebung und sind unheimlich dankbar, einen trockenen Satz Kleidung dabei-, sowie eine Hütte am Ende eines solchen Tages zur Verfügung zu haben. Plötzlich donnert noch ein Geländewagen heran. Es steigen zwei nette Geologen aus, die abwechselnd, mit sämtlichen Lebensmitteln gefüllte Kisten in die Hütte schaffen. Wieder drinnen, hat sich die Hütte binnen Minuten in ein 5 Sterne Restaurant (inklusive den damit verbundenen Düften) entwickelt. Mit Neid erfüllte Blicke unsererseits ragen über unsere, mit einer "asiatischen" Reispampe gefüllten Becher, hinüber zu auf die Teller der Geologen, auf welchen gerade die frisch gebratenen Steaks neben frischem Gemüse und Kartoffeln ihren Platz finden. Wir ziehen uns zurück und beenden diesen mürrischen und nassen Tag mit einer Tafel Oreo Milka. Wie schnell man doch so ein Steak vergessen kann.
"The greatness of a man is not in how much wealth he acquires, but in his integrity and his ability to affect those around him positively." - Bob Marley
-
- Hüter des Gullfoss
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- Registriert: Di 3. Jun 2008, 03:50
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Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
Hey Supertramp,
bitte....... wann geht's hier den mal weiter
Die Wäsche müßte doch mittlerweile längst trocken sein
bitte....... wann geht's hier den mal weiter
Die Wäsche müßte doch mittlerweile längst trocken sein
Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
Er steckt ebenso wie ich in der Klausurphase
- Supertramp
- Svartifoss-Fischer
- Beiträge: 30
- Registriert: Mi 12. Mär 2014, 21:14
Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
Hallo liebe Leute,
tut mir sehr leid, dass so lang nichts kam, aber denbat92 hat schon Recht. Mittlerweile ist die Klausurphase zwar vorbei, aber es wollen noch einige Belege fertig gemacht und nebenbei Geld für das nächste Abenteuer verdient werden
@PolarpicsHH: Die Wäsche ist leider schon viel zu lange trocken..
Ich schreibe den Bericht -definitiv- in naher Zukunft weiter, ich hoffe, das Interesse ist noch da.
Hier mal noch der Zeitungsartikel für die Interessenten. Bitte nicht alles auf die Goldwaage legen, bei einigen Infos frage ich mich selbst, wo die die her hatten..
Bis bald und viele Grüße
tut mir sehr leid, dass so lang nichts kam, aber denbat92 hat schon Recht. Mittlerweile ist die Klausurphase zwar vorbei, aber es wollen noch einige Belege fertig gemacht und nebenbei Geld für das nächste Abenteuer verdient werden
@PolarpicsHH: Die Wäsche ist leider schon viel zu lange trocken..
Ich schreibe den Bericht -definitiv- in naher Zukunft weiter, ich hoffe, das Interesse ist noch da.
Hier mal noch der Zeitungsartikel für die Interessenten. Bitte nicht alles auf die Goldwaage legen, bei einigen Infos frage ich mich selbst, wo die die her hatten..
Bis bald und viele Grüße
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Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
wir freuen auf die fortsetzung
gut ding will weile haben.
wir üben uns in geduld
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