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von greulix » Do 20. Apr 2017, 11:26
Ich war vor ein paar Wochen in einem Multivisions-Vortrag des Fotografen Dirk Bleyer zum Thema Island. Dirk Bleyer vertrat eine etwas andere Ansicht zum Thema Tourismus in Island:
Er sah vor allem die Umweltzerstörung durch Wasser- und Geothermiekraftwerke sowie Aluminiumwerke kritisch. Sie zerstören die Landschaft. In der Umgebung von Geothermiekraftwerken werden erhöhte Schadstoffbelastungen gemessen, verursacht durch das Wasser, das aus großen Tiefen zu Tage geholt wird. ...
Einziger Ausweg seiner Meinung nach: Die Isländer müssen sehen, wie einzigartig und auch wie lukrativ ihre Landschaft ist. Und das heißt: Mehr Tourismus. Er fordert quasi auf, noch mehr Menschen dazu zu bringen, nach Island zu reisen, damit die Isländer vom Tourismus besser leben können als von der Ausbeutung der Natur durch Kraftwerke.
Ich weiß nicht, wie ich selbst dazu stehe. Mir gefallen Aluminiumwerke, Stauseen im Hochland, Stromtrassen und Straßen zum Kraftwerken usw. auch nicht. Über die Schadstoffbelastung durch Geothermie hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht. Aber mir gefällt auch der Massentourismus nicht. Ist das jetzt die Wahl zwischen Pest und Cholera?
Ich hoffe, die Isländer sehen ein, dass sie keinen Raubbau an ihrer Landschaft betreiben dürfen - weder durch Kraftwerke noch durch Hotels. Ich würde mir die Ausrufung großflächiger Naturschutzgebiete im Hochland wünschen. Der Massentourismus ist da und wird sich wohl nicht so schnell ändern. Noch beschränkt er sich aber im Wesentlichen auf den Golden Circle und die Ringstraße. Pläne für ein Hotel in Hveravellir finde ich furchtbar. Ansonsten kann man wohl nur versuchen, den Massentourismus in vernünftige Bahnen zu lenken. Parkranger, die die Leute ermahnen, auf den Wegen zu bleiben, nicht über Abperrungen hinwegzuklettern, ... Ein Bademeister im Seljavallalaug, der dafür sorgt, dass so eine Verdreckung nicht passiert, und dafür vielleicht auch Eintritt kassiert? Wenn im Reykjadalur auch ein Bademeister stehen würde, der Eintritt kassiert, dann ginge da aber schon sehr viel des Reizes verloren.
Der Tourismus in Island hat sich seit meiner ersten Reise vor 13 Jahren sehr verändert. Bei den Touristenzahlen an den Hauptsehenswürdigkeiten geht es wohl ohne Aufpasser nicht mehr. Das finde ich sehr schade. Aber ich sehe keine andere Möglichkeit. Noch gibt es aber viel unberührte Natur und Einsamkeit, sobald man sich etwas von den Haupttouristenwegen entfernt. Ich hoffe sehr, dass das so bleiben wird.