Zugang zu Naturschutzgebieten künftig kostenpflichtig?

Bedrohungen und Maßnahmen zum Schutz der isländischen Natur.
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Uwe
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Re: Zugang zu Naturschutzgebieten künftig kostenpflichtig?

Beitrag von Uwe » Mo 17. Okt 2011, 23:23

adam hat geschrieben:... Vielleicht hält es die Touristen ab, die immer noch rücksichtslos mit Leihwagen querfeldein über Lavafelder usw. toben, die gesteckten Pisten und Wege ignorieren. ...
Und du bist dir sicher das es nur Touristen tun? Also ich wäre mir da nicht so sicher.
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Chevyartictruck
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Re: Zugang zu Naturschutzgebieten künftig kostenpflichtig?

Beitrag von Chevyartictruck » Di 18. Okt 2011, 07:43

Moin
Es könnte für uns Radwanderer und Wanderer sehr viel angenehmer werden, ohne Staubwolken auf den Hochlandstrecken zu wandern. Naturschutz ist teuer, also warum nicht von Besuchern mitfinanzieren lassen?
Ich hätte auch nix dagegen wenn sie auf Wanderwegen Eintritt verlangen ;)
Außerdem würde ich auf F-Straßen Radfahrer und Trekker verbieten weil die der Grund sind das wir Onroader ausweichen müssen und zu Offroadern werden :mrgreen:

Gruß Chevy
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beorc
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Re: Zugang zu Naturschutzgebieten künftig kostenpflichtig?

Beitrag von beorc » Di 18. Okt 2011, 08:47

Nun ist sie also durch Adam wieder losgetreten die Diskussion um die Philosophie des Reisens. Sicher ist es als Radfahrer schön allein auf dieser Welt zu sein und nicht mal ein wenig Staub abzubekommen. Allerdings wusste ich das auf meinen Radtouren vorher das es staubig werden könnte und konnte mich mit diesen "Belästigungen" arrangieren. Auch das "nervige" Hinterherfahren hinter Radlern auf engen Strecken ist natürlich eine "Zumutung". Aber auch das kannte ich bevor ich meine Touren mit dem Auto durch Island machte. Ich denke hier müssen einfach alle akzeptieren dass es auch noch Mitmenschen gibt.

Aber etwas zurück zum Thema. Mit Eintrittsgeldern wird man sicher nicht die Belastung der Natur durch Autoverkehr, Motorrad- und Fahrradfahrer sowie Fussgänger regulieren. Wer als ausländischer Tourist die nicht ganz so billige Reise nach Island in Kauf nimmt wird sich auch nicht durch ein paar Kronen davon abhalten lassen gewisse Strecken (natürlich nur offizielle) zu benutzen.
Und echte Offroadfahrer (ob nun mit Auto, Motorrad oder Fahrrad) lassen sich dadurch doch sowieso nicht abschrecken. Die fahren ja jetzt schon mit dem Risiko hoher Strafen. Da wird sie etwas Eintrittsgeld nicht stören.
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Re: Zugang zu Naturschutzgebieten künftig kostenpflichtig?

Beitrag von gerneklein » Di 18. Okt 2011, 12:42

Hallo
adam hat geschrieben:Ich finde es richtig und sinnvoll, wenn in den geschützten Gebieten auf Island Eintritt, oder wie es auch immer genannt wird, erhoben wird. Schutz der in Europa einmaligen Landschaft der Insel ist aus meiner Erfahrung dringend notwendig.
Diese Aussage von Adam ist meiner Meinung vollkommen richtig. Natuerlich waere es schoen, wenn Island sich in der Lage sehen wuerde auch ohne diesen neuen Gedanken, den "Schutz der in Europa einmaligen Landschaft" durchzufuehren. Was hier einige Schreiber absolut nicht wahr haben wollen: Es ist dazu nicht in der Lage, es fehlen Gelder. Wo sollen diese Mittel herkommen?

Da ist doch der Gedanke mit Eintrittsgeldern und/oder Hochlandvignetten naheliegend.

Ein besserer Schutz der Landschaft beinhaltet wesentlich mehr Ranger die vor Ort praesent sind. Und da kann man schon einiges Offroadfahren verhindern - ganz egal ob nun von Islaendern und Touristen versucht. So gesehen hat Adam dort auch recht, indirekt verhindern Eintrittsgelder Offroadfahren. Und auch die Wanderwege und Hochlandpisten benoetigen mehr Pflege als heute gemacht wird.

Man kann auch den Zugang durch die Hoehe der Eintrittsgelder regulieren - aber das denke ich wird in Island nicht versucht werden.

Nun antwortet garantiert jemand mit der Frage: Ja, aber das ist ja total ungerecht! Es wird immer Moeglichkeiten geben, links und rechts am Kassenhaeuschen vorbei den Lavahang runter zu gehen. Oder ueber den Zaun zu klettern (wenn da ueberhaupt einer ist). Oder einfach ins Hochland ohne Vignette zu fahren. Und Wanderer koennen sehr einfach mogeln und ohne Vignette ins Hochland. Alles total ungerecht.

Was soll man dazu antworten? Dass es immer kriminelle und schlechte Menschen gibt?

Ich versuche mal eine ganz andere Antwort: Jeder von uns kennt und schaetzt Supermaerkte. Und jeder von uns kennt und schaetzt diese offenen Ladenpassagen wo man einfach ohne Tueren und Glas von einem "Einkaufsbereich" in den naechsten schlendert. Das ist doch praktisch und niemand regt sich darueber auf, das man fuer die Kleidung dort und die Waren dort Preise zahlen muss, oder?

Ja, das ist aber komisch. Hat noch keiner gemerkt wie ungerecht das ist? 5 bis 20 Prozent aller Waren dort "verschwinden", werden von Menschen mitgenommen ohne das diese irgendetwas dafuer blechen muessen. Aufgrund der Gestaltung diese Einkaufsparks ist das sehr einfach - man muss es nur machen. Das ist ungeheuerlich!!! Und das beste: Du und ich bezahlen auch noch fuer diese Menschen weil dieser Verlust auf die Preise draufgeschlagen wird!

Ich finde daher dringend der Gerechtigkeit wegen, dass Kassen und Preisen in Laeden grundsaetzlich abgeschafft werden muessen.

viele Gruesse
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Re: Zugang zu Naturschutzgebieten künftig kostenpflichtig?

Beitrag von Chevyartictruck » Di 18. Okt 2011, 12:57

@Leon

...was natürlich noch dazu kommt, je nach dem wie teuer es wird, es wird weniger Leute geben die ins Hochland fahren. Das wiederum kommt ja der Natur zu gute. Die meisten heulen ja jetzt schon rum was ein Mietgeländewagen kostet.
Und auch die Wanderwege und Hochlandpisten benoetigen mehr Pflege als heute gemacht wird.
Die Pflege der Hochlandtracks würde ich ganz einstellen und an den Furten könnte ein Bagger etwas nachhelfen , dann wirds nochmal weniger :twisted:

.....wenn ich mir das so überlege werde ich auch Hochlandschützer :mrgreen:


gruß Chevy
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Re: Zugang zu Naturschutzgebieten künftig kostenpflichtig?

Beitrag von gerneklein » Di 18. Okt 2011, 13:20

Chevyartictruck hat geschrieben:@Leon

...was natürlich noch dazu kommt, je nach dem wie teuer es wird, es wird weniger Leute geben die ins Hochland fahren.
Hallo Chevy

wie ich geschrieben habe, man koennte den Zugang zum Hochland mit Preisen regeln. Das wird aber in Island meiner Einschaetzung nach nicht gemacht werden. Die Eintrittsgelder waeren im Vergleich zu anderen Kosten marginal.

Wuerde Dich eine Vignette von z.B. 50 Euro fuer Berufstaetige und 15 Euro fuer Studenten/Senioren fuer die Sommersaison abhalten ins Hochland zu wandern oder zu fahren?

viele Gruesse
Leon
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Re: Zugang zu Naturschutzgebieten künftig kostenpflichtig?

Beitrag von Chevyartictruck » Di 18. Okt 2011, 13:34

@Leon
Wuerde Dich eine Vignette von z.B. 50 Euro fuer Berufstaetige und 15 Euro fuer Studenten/Senioren fuer die Sommersaison abhalten ins Hochland zu wandern oder zu fahren?
Ich antworte jetzt mal als "Offroader":

Hmm.... schwere Frage für die üblichen Tracks z.B. die F26, F210 oder F910 auf die würde ich vllt. verzichten. Aber für die
Ferðaklúbburinn 4x4 Tracks auf keinen Fall.....da würd ich sogar etwas mehr zahlen :mrgreen:
Oder im Winter da würden mich die 50€ auch nicht anmachen ;)

Gruß Chevy
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Re: Zugang zu Naturschutzgebieten künftig kostenpflichtig?

Beitrag von Pitti » Di 18. Okt 2011, 15:43

ich werf mich mal mutig mit in die Diskussion.

Mich beschäftigt die Frage nach "nachhaltigem, verantwortungsvollem" Tourismus schon einige Zeit.
Das ist für mich nicht nur auf Island beschränkt, sondern durchaus ein globales Thema. Da brauche ich nur vor der Haustür schauen, wie sich meine Mitmenschen um mich rum benehmen.
Ich hege - wie ihr - für Island eine besondere Zuneigung und mir kocht die Galle über, wenn ich zertrampelte Flächen oder Müll mitten in der Pampa sehe.

Fakt ist, dass die Besucherzahlen für Island jedes Jahr steigen. Fakt ist, dass diese Devisen für das Land bitter nötig sind.
Fakt ist leider auch, dass wo viele Menschen sind, auch immer einige "schwarze Schafe" darunter sind, die mit der sie umgebenden Lanschaft nicht verantwortungsvoll umgehen. Nach dem Motto: "ich wohn hier ja nicht, was geht es mich an, da räumt schon einer auf, hauptsache, ich hab einen geilen Urlaub".
Dieses Phänomen haben sicherlich schon mal alle weiblichen Wesen unter uns erlebt, die öffentliche Damentoiletten besuchen mussten. Ich nenn das immer das "nach mir die Sintflut"-Verhalten. (eigentlich hab ich einen anderen Namen dafür, aber das ist nicht jugendfrei :x )

Leider habe ich dafür keine Patent-Lösung. Meiner Meinung nach spielt die Erziehung schon eine Rolle, wie sich später ein Mensch gegenüber seiner Umwelt verhält. Ich kenne Familien, wo es die Eltern schaffen, eine Vorbildfunktion zu übernehmen und den Respekt vor der Natur und den Mitmenschen vorzuleben. Kinder ahmen nach. Auch Schulen könnten viel ausrichten, um die Neugierde und die Begeisterung für den Erhalt der Natur zu wecken.

Eintrittsgelder allein werden das Problem nicht lösen können. Die Leute werden die Gebühren murrend zahlen und sich totzdem daneben benehmen - "ich hab ja schließlich bezahlt, dann will ich auch die Sau rauslassen können". Vielleicht gibt es auch einige, denen ihr Handeln gar nicht bewusst ist - "das mache ich daheim doch auch immer so!"
Ich bin der Meinung, dass die Isländer ihre eigenen passenden Konzepte für nachhaltigen Tourismus erabeiten müssen/sollten.
Ich glaube - und ihr könnt mir gerne widersprechen - dass nur ein gesunder Mix aus Aufklärungsarbeit, sinnvoll platzierten Gebühren und geführtem, teilweise begrenztem und kontrolliertem Zugang zu den Sehenswürdigkeiten auf Dauer für alle Beteiligte was bringt.
Bei den Besuchern muss das Bewusstsein geschaffen werden für den respektvollen Umgang mit der Natur: "was hab ich davon?" "warum sollte ich das oder jenes nicht machen". Nur Verbote auszusprechen bringt nix.

Die Leute müssen kappieren, was die Konsequenzen für ihr Handeln sind ("wenn'de noch mal 20 mal über die Blaubeere latscht, kannste dir die Fotos mit den niedlichen Schneehühnern abschminken. Außerdem wirste Zwangspate von "Schneehuhn-in-Not.is") Manche Gebiete sind so strapaziert, dass der Zugang nur kontrolliert mit Guides sinnvoll ist - um die Regeneration zu ermöglichen. Dann geht das eben nur mit Guides!
Und um die finanziellen Mittel für den Erhalt der Gebiete zu beschaffen, sind Gebühren durchaus legitim - sofern die Gelder auch wirklich in den Topf fließen! Guides kosten Geld, das "Aufräumen" kostet Geld und der Erhalt der Gebäude/Anlagen ist auch nicht für lau.

Und warum nicht eine Vignette? Aber bitte für alle Straßen und von allen Leuten. Die Norweger erheben ja auch erfolgreich Wege(-lagerer-)geld! Die Vignette hält keinen vom Fahren ab, aber mir geht es darum, die Kohle für die Erhaltungsmaßnahmen zu beschaffen.
Denkbar wäre auch eine Art "Kurtaxe": einen Obulus, wie ihn die Hotels und Unterkünfte in den hiesigen Kurstädten erheben. Oder eine "Island-Card", die den Zugang zu den Orten ermöglicht (mit obligatorischem Einführungskurs für den Verhaltens-Codex).
Bei den Maßnahmen nehme ich die Isländer nicht aus: ich kann nicht beurteilen, ob die Auswärtigen allein das Problem darstellen. In Deutschland gibt's auch genug Hirnis, die ihren Schrott im eigenen Wald abladen. :evil:

Ich spinne hier nur rum. Jeder von euch mag andere Ansätze und Ideen bevorzugen. Wichtig ist, dass die Isländer auf Dauer ein Konzept für sich finden, mit dem sie zurecht kommen und das unterm Strich auch erfolgreich ist.
Das Bewusstsein, dass die Landschaft das größte Kapital* für Island ist, ist ja noch am Wachsen ... (*nach den Energievorkommen)
sgm

Re: Zugang zu Naturschutzgebieten künftig kostenpflichtig?

Beitrag von sgm » Di 18. Okt 2011, 19:38

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Zuletzt geändert von sgm am So 10. Jun 2012, 16:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zugang zu Naturschutzgebieten künftig kostenpflichtig?

Beitrag von Uwe » Di 18. Okt 2011, 20:00

sgm hat geschrieben:Genau ein Kozept für SICH - und bitte kein typisch deutsches Konzept mit Zäunen, Absperrungen, Vignetten oder anderem Käse.
Ach, ist das typisch Deutschland? Vielleicht hilft es auch einmal ein paar andere Länder zu besuchen.
Uwe

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