12. Mai 2014 - 9 Tourtag
Aufstehen um 08:30 Ihr - also für meine Schlafgewohnheiten mitten in der Nacht.
Habe keinen rechten Appetit und noch satt vom gestrigen Abendbrot. Also packe ich lieber noch den ein oder anderen Energybar in meine Beintasche.
Das Wetter ist " Heiter bis Wolkig " also super im Vergleich zu den letzten Tagen. Mache mich soweit startklar und wusele unendlich lange durch die Hütte und kontrolliere beim packen des Rucksacks alles mehrfach ( jaaa nix vergessen ), ckecke auch die Hütte zum x-ten mal, bestätige mit einem letzten kurzen Eintrag im Hüttenbuch, das ich mich nun definitiv auf den Weg mache.
Gegen 11:30 Uhr steht der Rucksack draußen auf der Bank bereit. Entsprechendes Endgeld in die Hüttenkasse !
Ein letzter Blick ins Innere, dann verschließe ich die Hütte ordnungsgemäß, sattle draußen auf und schnalle die SS an. Stöcke in die Hand und loß geht's !
ENDLICH
Stapfe über den morastigen Boden und die kleinen Restschneefelder im direkten Umfeld der Hütte hinweg und halte direkt auf den Pass zu.
Ein letzter wehmütiger Blick zurück, dann sind meine Sinne wieder geradewegs nach vorne gerichtet. Als ich über den ersten Hügel hinweg bin und auf die Piste treffe, welche parallel zum Wanderpfad verläuft, kommt die Sonne vollends durch.
ACH.......jetzt geht mir das Herz auf und aller Missmut, Frustration und Furcht sind wie weggeblasen. Ich atme tiiiieeeefffff durch, blicke gen Himmel und danke den Göttern, die nun wohl doch ein Einsehen mit mir zu haben scheinen.
Richtig beschwingt marschiere ich vorwärts und versuche mich bis zum Anstieg hinauf langsam "einzulaufen".
Immer wieder blicke ich hinauf, und versuche den Pfad im Schnee bedeckten Berghang des Jökultungur mit bloßem Auge ausfindig zu machen, was mir aber nicht gelingt.
Nach einer guten halben bis dreiviertel Stunde treffe ich auf das erste richtig ausgedehnte Schneefeld, jetzt geht es nur noch bergan. Die Schneestärke nimmt fortan beständig zu. Als ich an die Stelle komme, wo normalerweise jedes Jahr tausende von Wanderern die Grashagakvisl queren und sich nasse Füße holen, ist von der Furt nichts zu sehen, bzw. verläuft mehrere Meter unter mir im Schnee verborgen.
Ich entscheide mich spontan, nicht hier in den Pass einzusteigen, sondern weiter auf meiner Seite der Furt an Höhe zu gewinnen. Der Schnee ist weich und entsprechend kräftezehrend zu laufen. Nach einiger Zeit "wechsele" ich dann doch die Seite, da ich plötzlich den gut ausgetretenen Pfad erkennen kann.
ENDLICH, ICH BIN DRAUF UND FOLGE IHM WEITER AUFWÄRTS

!
Zu meiner völligen Überraschung ist das Weg hier vollkommen schneefrei und zwar nicht nur für ein paar Meter, sondern soweit ich hinaufsehen und seinem Verlauf folgen kann.
Ich komme geradezu im Eiltempo voran. An vielen Stellen ist der Hang, bzw. der markierte Pfad aber derart ausgewaschen, das er eher einem kleiner Flussbett ähnelt. Kleine, große und einige riesige Felsbrocken ( in der Größe eines Smart's ) wollen "umlaufen" werden. Was müssen hier vor kurzer Zeit für riesige Wassermengen den Hang hinuntergeflossen sein, um derartigen Schaden anzurichten. Alle hölzernen Wegmarkierungen liegen umgeknickt oder gar abgebrochen am Wegesrand.
Auf mittlerer Höhe, mache ich die erste kurze Pause und freue mich nach Herzen, das es wider erwarten sooooo gut läuft. Außerdem ist der Blick in die Schneeebene unter mir wahrlich traumhaft.
Weiter geht's, .......wie eine Berggämse wuchte ich mich weiter aufwärts. Trotz der Schinderei bin ich schlicht glücklich, das es so gut läuft........UND ICH HABE MIR ZWEI TAGE LANG FAST IN DIE HOSE GEMACHT........

!
WEICHEI
Der Passausstieg ist in Sicht, als ein letztes ca. 30m breites Schneefeld ( schön steil.......viel zu steil ) mit den Weg versperrt. Das Ausgetretene Pfad verschwindet auf meiner Seite darunter und taucht auf der anderen Seite wieder auf.
Jetzt wirds doch nochmal etwas kritisch. Der Schnee ist weich und nachgiebig und fällt gute 100m steil ins Tal bergab.
Es oben herum umgehen geht auch nicht, da sich das Feld geschlossen auch bergan wieder im aufkommenden Nebel verliert.
Ich schnalle mir die SS wieder an, die ich für den Anstieg weiter unten abgenommen hatte und taste mich GAAAANNNNZZZ LANGSAM vorwärts. Bei jedem Schritt halte ich inne und höre bzw. fühle auf den Schnee, ob sich etwas bewegt, das sich tunlichst nicht bewegen sollte; zumindest nicht, solange ich gerade darauf stehe

.
Als ich drüben bin, purzelt mir der nächste Stein vom Herzen, den absofort wird es wieder horizontal und schneefrei. Dafür ist der gelblich, grauweiße Boden wie schmieriger weicher Lehm und bleibt sofort auf der Unterseite der SS kleben.
Ich blicke zurück zum Alftavatn und um es mit den Worten von Bilbo Beutlin zu sagen ......." Es bot sich mir ein Anblick wie nie zuvor "
ATEMBERAUBEND TRIFFT ES WIRKLICH NUR UNZUREICHEND !!!
Der Blick hinunter ist ja von unzähligen Fotos bestens bekannt und trotzdem immer wieder schön anzusehen. In echt natürlich noch tausendmal schöner.
ABER DAS HIER..........DAS WAR WIRKLICH ALLE BISHERIGEN STRAPAZEN WERT............SCHNEEFELDER, DURCHSETZT MIT FREIEN STELLEN, SCHNEEBEPACKTE HÜGEL, DER ZUGEFROHRENE ALFTAVATN......& " ALLE WELT VERLIERT SICH IM NEBEL AM HORIZONT "
Ich halte inne.........definitiv einer der besten 5 Momente meiner 25 jährigen Islandreisetätigkeit.
Ich krame das iphone raus ( es ist eigentlich unwürdig, diese Naturschönheit mit einem Smartphone abzuknipsen.......eine 4x5 Inch Plattenkamera wäre angemessener .......aber was soll ich machen ? )
.....schalte es ein und warte ( noch 9% Ladezustand ) . Geschwind mache ich 2-3 Bilder, schalte es sofort wieder aus, genieße noch kurz diesen Moment und drehe mich dann wieder meinem Ziel zu.
Die Sulfatarenfelder kommen in Sicht und Ihr Fauchen ist deutlich ( auch durch den Wind hindurch ) zu hören.
Rechts, linke, ein paar Meter rauf und wieder runter........gleich müßte die kleine Furt der Grashagakvisl kommen.
KEINE GROßE SACHE...........DENKSTE !
Jetzt taucht wieder geschlossener Schnee auf, es wird auf ein paar Meter abschüssig ( hatte ich bereits erwähnt, das der Schnee, pappig, schmierig und kräftezehrend zu gehen ist ).
Ich kann den Verlauf des kleinen Taleinschnitts in welchem die Furt verläuft sehen, taste mich vorsichtig nach vorn und das wars dann !!!
EINE NAHEZU SENKRECHT ABBRECHENDE SCHNEEKANTE, CA. 4-5m tief......unten der steinige, stark vereiste Wasserverlauf und dann gehts auf der anderen Seite wieder für 2-3 Meter steil bergauf.
Ich stehe da und schaue entgeistert bergauf und bergab, kann aber nirgends eine Stelle sehen, wo ein Abstieg auch nur ansatzweise möglich wäre, ohne sich dabei nicht beide Beine zu brechen.
SCH**ßE...........jetzt habe ich aber echt die ARS**KARTE gezogen.
Ich werfe den Rucksack ab und stapfe 50-100 Meter grabenaufwärts Richtung Gletscher. KEINE CHANCE !!!!! Entweder zu steil, zu hoch, zu steinig, oder alles drei zusammen. Um da runter zu kommen, müßte ich Steigeisen, Pickel und vor allem ein entsprechendes Seil haben.
Also stapfe ich genervt zurück, passiere meinen Rucksack, der einen roten Kontrapunkt im weißen Einerlei bildet und verschwinde in der anderen Richtung bergabwärts im immer dichter werdenden Nebel.
Auch hier sieht es durchweg sehr schlecht aus.......tja was nun ???
Laufe zurück zu meinem Gepäck.....der Wind nimmt zu !
Dort wieder angekommen blicke ich zum Wasser hinunter und versuche meine Chancen abzuschätzen.........
DIESE SIND, DA MUß MAN EHRLICH SEIN, EINFACH NUR ALS RICHTIG MIES ZU BEZEICHNEN.
Setze mich auf meinen Gregory Pack und betrachte den Schlamassel.
Die Zeit, oder besser gesagt, das Wetter sitzen mir im Nacken, den selbiges wird immer schlechter.
Ich kann nicht anders uns stoße ein grimmiges Lachen aus, im Sommer, läufst Du 20Sek. hinunter, und mehr oder weniger genau solange wieder hinaus.
Ich aber sitze jetzt hier schon gute 30min und bin keinen Schritt weiter.
ICH FASSE ES EINFACH NICHT......EIN POPELIGER RINNSAL VERSPERRT MIR DEN WEG..........verdammt Kiste
Dann kommt mir plötzlich eine Idee
Ich schnalle einen der beiden SS ab und humple vor zur Abbruchkante.......ramme den Fuß "bergauf" tief in den Schnee und beginne mit dem SS die Kante wegzutreten, ohne dabei kopfüber hinunterzufallen. Das klappt leichter als gedacht, da ja alles recht weich ist. Nach gut 10min habe ich die Kante um gut 1m abgeflacht und der weggebrochene Schnee bildet seinerseits eine Rampe und kommt mir einen guten 1/2m entgegen.
Ich betrachte mein Werk, während ich kurz verschnaufe. Der Schweiß rinnt mir den Rücken hinunter.
Ich schnappe mir meinen Rucksack und werfe ihn hinab. JETZT GIBTS EH KEIN ZURÜCK MEHR

also weitertreten.
Nach weiteren 10min kann ich es wagen, schnappe mir den anderen SS und rutsche meine Rampe hinunter. Der abgebrochene Schnee fängt mich sanft auf.......GENIEUS
Laufe im Bachbett ein paar Meter stromaufwärts und finde eine ganz passable Stelle an welcher ich hinauf kraxeln kann.
Mein Puls rast und das Herz schlägt mir bis zum Hals , während ich mich einen schmierigen Hang gute 50m hinauf kämpfe.
OBEN !!!
NEBEL ......20m......15m......10m.......5m.......2m........WHITEOUT

!
NAAAA SUUUPPPEERR
Um mich herum faucht und blubbert es, ab aus welcher Richtung genau.....keine Ahnung
Stapfe ein paar Meter geradeaus, als ich durch den starken Wind kurze Zeit der Blick auf ein Stück schneefreie "Erde" erhaschen kann.
Der Boden ist - wie sollte es anders sein weich, aber es ist "Fester Boden" ! Ich setzt mich in den Dreck und ziehe Karte und GPS zu rate.
Durch meine erzwungene Kraxeleinlage bin ich fast 100m vom rechten Weg abgekommen. Normalerweise kein Problem, aber wer von Euch diesen Abschnitt kennt, weiß, das ich mich auf der falschen Seite der Sulfatarenfelder befinde. Beim Abstieg in Richtung Alftavatn hat man diese fast alle auf seiner rechten Seite.
Ich habe ein ganz gutes optisches Gedächnis. Wenn ich also einmal irgendwo hin gefahren, oder gelaufen bin, kann ich mich auch noch nach Jahren an den genauen Wegverlauf erinnern.
Um jetzt zu navigieren, rufe ich mir die Bilder meines Abstiegs von vor 2 Jahren ( Mitte Juni bei leichtem Restschnee ) ins Gedächtnis, muß diese Bilder aber im Kopf "umdrehen", da ich ja nun in die andere Richtung laufe. Zudem liegt jetzt soviel Schnee, das vieles nicht mehr erkennbar ist......ich bemühe mich also, das "IST" mit dem spiegelverkehrten "SOLL" in Einklang zu bekommen.....und mir so vorzustellen, wo im dreidimensionalen Raum ich mich gerade befinde könnte..........ließ sich bestimmt total bescheuert, aber ich weiß nicht, wie ich es sonst besser beschreiben sollte.
Die Karte hilft da auch nicht wirklich weiter, dazu ist der 1:100tsd Maßstab einfach zu grob.
Also halte ich auf den nächsten Navipunkt zu ( ca. 300m ) und stapfe so langsam und vorsichtig vor mich hin. Dann geht es plötzlich kräftig für ein paar Meter bergab und ich kann ein großes Loch von der Größe einer Doppelgarage vor mir erkennen. Die Schneedecke bricht vertikal um gute 3-4m vor mir ob und unten ist schemenhaft eine dampfende Quelle zu erkennen.
O.K.......DAS IST JETZT WIRKLICH ERNST........

! Ich befinde mich sozusagen in einem imaginären Minenfeld, überall tiefe Löcher, die ich erst dann sehen kann, wenn ich bereits mit einem Bein über die Abbruchkante bin. Sollte es hier kleinere Quellen haben, die es nicht geschafft haben, sich durch den meterdicken Schnee zu schmelzen, so werden sie sich doch mindestens eine Kaverne geschmolzen haben, welche einbrechen könnte, sobald ich oben auf stehe.
Mit allen Sinnen versuche ich meinen Navipunkt tu erreichen, ohne mir den Hals zu brechen. Jeder kurze Abschnitt, wo plötzlich wieder "Erde" vor mir auftaucht nutze ich und nehme auch kurze Umwege in Kauf, Hauptsache ich habe festen Grund unter meinen SS.
Im Zeitlupentempo taste ich mich vorwärts. Mal reist der Nebel kurzzeitig auf und ich kann vielleicht 20m sehen.......(ALLES WEIß).....einen Augenblick später erkenne ich dann kaum wieder den Boden vor meinem Füßen. Sobald ich wieder eine meiner ERDINSELN unter mir habe, halte ich inne und lausche um nach Gehör die genaue Lage der Sulfataren lokalisieren zu können.........mit unbefriedigendem Ergebnis.
Schließlich erreiche ich doch Navipunkt Nr. 8 nach Alftavatn und weiß mich ab hier auf sicherem Terrain. Rufe auf dem Garmin Punkt Nr. 9 auf und stapfe im weißen Nichts die nächsten 200m in die gewünschte Richtung.
Der Nebel reißt auf und ich habe wieder 20-30m Sicht. GPS Koordinate Nr.9 erreicht ! Noch ein paar Meter weiter und ich stehe an einer Plateau Abbruchkante und schaue gute 30Meter ordentlich steil bergab.........nicht vertikal wie vorhin, aber doch so ordentlich, das ich da nicht einfach mal so runterkraxeln könnte.
"Also in meiner Errinnerung war das beim Aufstieg aber nicht derart hoch und steil.......Schnee hin oder her" !
Irgendetwas stimmt hier nicht. Checke das Garmin........hmmm, das ist einer der paar Punkte, welche von den Russen stammen. Rufe die nächste Koordinate auf, welche von mir stammt und siehe da, der Routenpfeil zeigt gute 300m nach Osten.
Ich stapfe also in besagte Richtung und versuche möglichst Abstand zum Grad zu halten. Auf einmal taucht ein gelber Holzpflock vor mir auf..........
WEITER WEITER
Jetzt wird es zunehmend flacher ( also der abfallende Grad zu meiner linken ) und dann habe ich endlich eine schöne 45Grad Schneerutsche hinab vom Grad vor mir.
Lasse den Rucksack hinunter rutschen und schmeiße die SS gleich hinterher. Setzte mich auf meinen Mors und rodle mit den Beinen voraus hinab.
Unten angekommen, verschnaufe ich, esse und trinke etwas und sehe ins mehr oder minder wieder weiße NICHTS !
Mein Navi gibt mir gute 3,6km bis zur Hütte an. Habe noch 4 weitere Wegpunkte davor gespeichert, aber die einfache Kartendarstellung zeigt mir einen mehr oder minder geraden Wegverlauf an, von daher überspringe ich einen Wegpunkt und halte auf diesen zu. Sicht wieder 2-3m max. Der Schnee ist elendiglich pappig und klebt zum ersten mal bei jedem Schritt unter den SS fest.
Meine Stiefel wiegen gute 2kg/Paar, die SS ihrerseits auch 2,2kg und jetzt pappt auch noch ein gutes Kilo an der Unterseite. Ich muß also bei jedem einzelnen Schritt gute 3kg an meinen Füßes extra bewegen.
DAS NERV EINFACH TIERISCH
Dampfquellenloch links .......Dampfquellenloch rechts......mal geht es rauf mal runter. Da die Leki keine Schneeteller haben versinken diese bei jedem erneuten Aufsetzen 30-50cm im Schnee und müssen mit Kraft erstmal wieder herausgezogen werden.
PLÖTZLICH FLUTSCHT BEIM ZIEHEN MEIN LETZTER CARBONSTICK AUS DEM SCHNEE. Der dazugehörige Teller ist abgegangen und steckt irgendwo unter mir.
ACH........LECK MICH DOCH AM A****
Gottlob habe ich noch den anderen Leki als Ersatz am Rucksack, aber jetzt sind es nur noch 2,5km .....da habe ich echt keinen Bock mehr den auch noch wieder abzufrickeln.
Ich hole das Navi wieder raus und peile in weiße Nichts......lasse das Gerät an und an seiner Sicherungsschnur einfach an mir runterbaumeln.
Versuche wieder die Richtung zu halten, was, wie Ihr Euch denken könnt GRANDIOS SCHEITERT
Nach rechts laufen......nein....nach links du Dössbattel........nein nicht soooweit nach links......mehr nach rechts...........ja soooweit nach rechts auch wieder nicht
Noch 1,5km bis Hrafntinnusker !!!
Der Weg zieht sich wie Kaugummi.....und das Laufen in diesem Papp geht mir einfach nur noch tierisch auf den Sa** ......
HERR LASS ENDLICH ABEND WERDEN ! Ich schwitze und friere zugleich........noch 1km.
Letzte Pause auf einem scheefreien kurzen Stück. Nehme nochmals einen kräftigen Schluck aus der Buddel ( eiskalt...mit Stückchen.....obwohl ich heute Mittag sehr heißes Wasser eingefüllt hatte ).
Es geht merklich bergauf....noch 500m !
Ich beschleunige meine Schritte.........400m !
Bei gutem Wetter kann man die Hütte bereits von der anderen Seite des Passes sehen......ich aber bin froh, das ich 3-4m vor mir den Boden erkennen kann !
200m .........sagt Herr Garmin zu mir .......
100m........ und ich sehe immer noch nichts.......70m........GLEICH GESCHAFFT..........ALS SICH PLÖTZLICH EIN RIESEN MORDSMÄßIG GROßES LOCH VOR MIR AUFTUT...........SOZUSAGEN "DIE MUTTER ALLER SCHNEELÖCHER".......
Ein Einfamilienhaus hätte da locker drin Platz..........
Unten dampft und faucht es .........und ich stehe entgeistert davor.
DAS IST EINFACH NICHT FAIR......50m bis zur Hütte........JA SPINN ICH ODER WAS.....???
Rechts verschwindet dieser 5m tiefe Graben im Nebel und rechts ist es auch nicht besser.
Runter ist kein Großes Problem, aber in diesem Schmierseifenschnee wieder rauf.......dazu reicht meine Kraft nicht mehr.
Jeder Schritt ist einfach nur noch MÖRDEANSTRÄNGEND........
Ich schalte mein Kopfnavi wieder ein und erinnere mich, das dies die heiße Quelle sein muß, welche von der Hütte aus betrachtet, rechts verläuft und zum heizen der Räume genutzt wird......also laufe ich in östlicher Richtung bis ich an dessen Ende komme und habe nun Hrafntinnusker direkt voraus. Jedenfalls sagt das das Navi......sehen kann ich vom Haus nichts.......und die Bude ist ja nun alles andere als klein.
30m........immer noch nichts.......20m........hmm ok, da scheint irgendwas zu sein.......15m........JUPPP......DAS SIEHT DOCH WIE EIN DACHGIEBEL AUS.......
10m ......ich kann die Fenster erkennen.....und dann stehe ich der Holzterrasse........besser gesagt, ich stehe über Ihr.
Die Schneedecke reicht bis zu den Fenstern.......der Eingang ist rechts herum......da kucken umgekippte Holzbänke aus dem Schnee und dann....................
KEINE TÜR.........NUR EIN RIESEN BERG SCHNEE.....ICH KRAXLE RAUF UND STEHE AUF HÖHE DES OBEREN TÜRRAHMENS, DER GERADESO ANSATZWEISE AUS DEM SCHNEE KUCKT.
ACH .......DAS IST DAS SCH**ßE .......
Ich sinke mit den Knien voran und sitze einfach nur noch so da.....!
Es hilft nix......ich fange mit den SS an zu graben .....nach einer knappen 1/2h bin ich so tief, das plötzlich ein Holzstiel hervorlugt.
Den buddle ich frei und habe eine Schaufel in der Hand......damit geht es deutlich besser.
Gute 1,5qm später habe ich die eine Seite der Außentür zur Hälfte frei gelegt und kann diese nach außen öffnen. Die Innentür ist nicht abgeschlossen und läßt sich aufstoßen.
Ein dunkles Loch öffnet sich. Ich schlage Stufen in den Schnee und verbreitere den Eingang derart, das ich nach gut 1h den Rucksack ins dunkle Innere plumpsen lassen kann, dann steige ich selbst hinab.
DRINNEN.......
Ich bin total am AR*** !
Im inneren ist es kalt und feucht. Der Boden ist aus Beton und nur mit Gummimatten ausgelegt in denen gefrorenes Wasser steht.
Egal.....ich packe aus, blase die Thermomatte auf, lofte den Schlafsack und koche mir einen heißen Tee.
Es ist 18:30 Uhr ........7h Gewaltmarsch !
Die Außentür lasse ich offen und nehme die Schippe mit nach drinnen.
Sollte es anfangen zu schneien, kann kann ich mich trotzdem wieder von Innen nach Draußen wieder freigraben.
Wechsle die Kleidung und bin derart fertig mit der Welt, das ich erstmal in den Schlasa krieche und sofort in meinem dunklen Loch einschlafe.
Wache gegen 22:00 wieder auf, stehe auf und mache mir ein FETTES MEGA ABENDESSEN !
Krabble nach draußen.......ein rosaroter abendzimmel mit traumhaftem Blick hinüber zum Pass.......meine Spur, die ich mit den SS GEZOGEN HABE KANN ICH NOCH IN KILOMETERN SEHEN.
SIE SIEHT AUS, ALS OB EIN BETRUNKENER SIE GEZOGEN HÄTTE........IM WILDEN ZICKZACK BIS HIERHER.
ICH KRIECHE ZURÜCK.....UND DIE WELT KANN MICH MAL GERNE HABEN !