Finanzkrise in Island

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mánaljós
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Beitrag von mánaljós » Do 16. Okt 2008, 11:09

Zu den Russen: Habe gerade ein Nachricht von einer Freundin aus Island bekommen. Ja, es wurde in der Tat verhandelt und die Bedingungen sind, dass die Russen im Gegenzug zur finanziellen Unterstützung einen Militärstützpunkt auf Island haben wollen. :evil:
Findet jemand hierzu vielleicht einen Zeitungsartikel?
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HDK
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Beitrag von HDK » Do 16. Okt 2008, 12:56

Militärstützpunkt
o natürlich! das Naheliegendste ... (hab ich völlig übersehen)
dann ist natürlich klar, dass sich die EU Gedanken machen muss.
_____________
Nachtrag
Findet jemand hierzu vielleicht einen Zeitungsartikel?
kein Zeitungsartikel, ein Fundstück im Internet:
Finzanzkrise
Verhandlungen für russischen Kredit an Island vertagt
16/10 08:52 CET


Russland und Island haben eine erste Verhandlungsrunde über die Gewährung eines Notkredits an den nordatlantischen Inselstaat am Mittwoch abgeschlossen. Russland will die Anfrage nach 4 Milliarden Euro wohlwollend prüfen. Wann die Gespräche fortgesetzt werden, wurde nicht mitgeteilt.

Wegen der internationalen Kreditkrise steht Island vor dem Staatsbankrott. Der im Ausland hochverschuldete Inselstaat hatte in der vergangenen Woche seine Banken durch eine Verstaatlichung vor dem Zusammenbruch retten müssen. Gestern senkte die isländische Notenbank den Leitzins um 3,5 Prozentpunkte auf zwölf Prozent. In den nächsten Tagen will Reykjavik dem Internationalen Währungsfonds einen Rettungsplan vorlegen.

Die Lebensmittelvorräte Islands reichen nach Angaben der Importeure noch für etwa vier Wochen. Allerdings fehlen die Devisen für Nachschub, da der Devisenhandel fast zum Erliegen gekommen ist. Die isländische Krone ist ins Bodenlose gefallen.

Bis auf Fisch, Fleisch und Milchprodukte muss Island so gut wie alle Lebensmittel importieren.

Quelle:
http://www.euronews.net/de/article/16/1 ... to-moscow/
Weitere links:
http://www.russland.ru/schlagzeilen/mor ... item=45607
http://www.sedlabanki.is/?PageID=287&NewsID=1917
Central Bank of Iceland
.
MartinB
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Beitrag von MartinB » Do 16. Okt 2008, 17:47

Dann könnte meine (eigentlich nur halbernste) US-Kasernen-Immobilien-Vermutung ja sogar richtig sein. Ernsthafter hatte ich eher daran gedacht, dass die 200-Meilen-Fischerei-Zone für die Russen aufgehoben werden soll. Aber ein Stützpunkt der Roten-Armee in einem NATO-Mitgliedsland wäre natürlich auch eine "nette" Putinsche Antwort auf die Beitritte / Beitrittsverhandlungen ehemaliger Warschauer-Vertrags-Staaten in die NATO... Aber das wird vermutlich nicht öffentlich verhandelt.
sgm

Beitrag von sgm » Do 16. Okt 2008, 19:49

mánaljós hat geschrieben:Zu den Russen: Habe gerade ein Nachricht von einer Freundin aus Island bekommen. Ja, es wurde in der Tat verhandelt und die Bedingungen sind, dass die Russen im Gegenzug zur finanziellen Unterstützung einen Militärstützpunkt auf Island haben wollen. :evil:
Findet jemand hierzu vielleicht einen Zeitungsartikel?
Nichts substantielles ... außer den Meldungen hier:

euronews: Verhandlungen für russischen Kredit an Island vertagt
Welt online: Islands Börse stürzt ins Bodenlose
Tagesanzeiger: Russland gewährt Island noch keinen Kredit

Da in den Meldungen ja gerne vom "hochverschuldeten Staat" die Rede ist, der Staat Island selber würde normal sehr gut dastehen und hat auch, soweit ich weiss, keine oder nur geringe Auslandsschulden.
Trotz geringer Schuldenquote steht Island vor der Pleite
MartinB
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Beitrag von MartinB » Do 16. Okt 2008, 19:59

Vielleicht ist die Formulierung "...vor der Pleite" schon überholt, die Financial Times Deutschland meldet:
http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktie ... 27188.html

Gruß Martin
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Beitrag von HDK » Do 16. Okt 2008, 22:46

Trotz geringer Schuldenquote steht Island vor der Pleite
Beim Lesen dieses Artikels werde ich das Gefühl nicht los, dass der Autor nicht präzise zwischen Haushaltsdefizit und Auslandsverschuldung unterscheidet. Ich bin mir zwar nicht sicher, aber die legendäre Schuldenuhr in N.Y. zeigt doch das Haushaltsdefizit: 10,2 billion USD (zu Deutsch: 10,2 Milliarden). Das Außenhandelsdefizit der USA liegt weit höher, so um die 60 billion USD (genau weiß ich das nicht).

Meint der Autor nun das Haushaltsdefizit Islands, wenn er von einer "... Verschuldungsquote nur rund 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP)" spricht? Die Verschuldung der 3 großen isländ. Banken ist sicher von anderem Zuschnitt. In folgendem Artikel vom 07.10. "Der Kanarienvogel in der Goldmine" ist die Rede von Auslandsverschuldungen Islands in Höhe von 312% des BIPs - wobei 80% davon auf die isländischen Banken entfallen. Die Banken sind verstaatlicht. Da wird der Staat Island ja auch die Schulden mitverstaatlicht haben.

"What can a poor boy do, except to ..." explore the internet nach Zahlen, meist ohne Quellenangaben geliefert. So bleibt die Unsicherheit darüber, ob die auch zuverlässig sind ...
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Jeroen
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Beitrag von Jeroen » Fr 17. Okt 2008, 00:11

HDK hat geschrieben:die legendäre Schuldenuhr in N.Y. zeigt doch das Haushaltsdefizit: 10,2 billion USD (zu Deutsch: 10,2 Milliarden).
Beim Lesen dieses Artikels werde ich das Gefühl nicht los, dass der Autor vor Großzahlen perplex ist.
Wäre die Amerikanische Schuld wirklich nur 10 Milliarden, so hätten die das leicht zahlen können. Es sind aber 10000 Milliarden; zu Deutsch: 10 Billionen, und zu Amerikanisch: 10 Trillionen.

Zurück zum Topic: es ist gerade dieses number-numbness, die so viele Leute dazu gebracht hat, ihr Geld nach Icesave zu bringen. Hier in den Niederländen ist es gerade ein Thema, das manches Gemeinde und Provinz Icesave-Kontos hatten, zu einer Gesamtsumme von mindestens 250 Mio. Das die Isländische Staat die diese Kontos garantierte weniger Einwohner hat als genannte Gemeinden zusammen, haben die zuständige Behörde sich wohl nicht gedacht.
sgm

Beitrag von sgm » Fr 17. Okt 2008, 13:25

Der Artikel hier aus der FAZ von heute ist recht informativ und versucht auch mal die Hintergründe zu erklären.

FAZ.net: Trotzige Zuversicht in Island
MartinB
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Beitrag von MartinB » Fr 17. Okt 2008, 14:05

Ich vermute mal, dass es sich bei den beiden 200 Mill € Krediten im FAZ-Artikel um Kredite handelt, die auf der im Mai dieses Jahres zwischen der isl. Zentralbank und drei nordischen Zentralbanken (DK, N, S) vereinbarten Kreditlinie von je 500 Mill € beruhen. Ist bekannt, ob das die ersten Kredite dieser Vereinbarung sind, oder ob die Kreditlinie bereits vorher in Anspruch genommen wurde?

Gruß Martin
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Beitrag von HDK » Fr 17. Okt 2008, 19:54

sgm hat geschrieben:Der Artikel hier aus der FAZ von heute ist recht informativ und versucht auch mal die Hintergründe zu erklären.
Da kann ich nur zustimmen, absolut lesenswert!!!

@MartinB
Soweit ich das verfolgt habe, ist das die erste Inanspruchnahme der Kreditlinie. Iceland Review Online hat am 15.10. davon berichtet: Iceland Activates Currency Swap Agreements

Über den Begriff "Currency Swap Agreement" hab ich mir ein bißchen den Kopf zerbrochen:

Agreement, Abkommen
"... reached between the Nordic countries in May this year."

Currency Swap
, Devisentauschgeschäft
hmmm, vielleicht dies: es handelt sich in diesem Fall um einen EURO-Kredit (fester Zinssatz?), der zur Fälligkeit aber nicht in EURO getilgt wird, sondern in ISK (fließender Wechselkurs?). Das nähme bei der Rückzahlung den Druck von Island, die knappen Devisenvorräte anzutasten.

Die akute Verknappung an ausländ. Währungen in Island wird dadurch erst mal gelindert, aber nicht auf Dauer behoben.
Martin hat geschrieben:Es bleibt spannend
.

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