Finanzkrise in Island

Island ist mehr als nur ein Reiseland. In diesem Forum werden gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Themen diskutiert. Eben alles, was nicht unbedingt mit Tourismus und Reise zu tun hat.
BH

Beitrag von BH » Mi 5. Nov 2008, 17:52

Liebe Island. Seit kurzem gibt es neu Kronenscheine, die ja in einer solchen Inflation von Nöten sind:

Siehe hier:
http://frog.blog.is/blog/frog/entry/700362/
MartinB
Herrscher des Nordmeeres
Beiträge: 852
Registriert: Mo 15. Jan 2007, 13:45
Wohnort: 99326 Ilmtal

Beitrag von MartinB » Mo 10. Nov 2008, 17:36

Hallo allerseits,
stammt der 10.000 ISK Schein nicht aus einer Kunstaktion von Anfang dieses Jahres? Ich habe vor ein paar Tagen gelesen, dass damit an einer Supermarkt-Kasse bezahlt worden sei. Der Kassierer hat's nicht gemerkt und das Rückgeld rausgegeben. Die Polizei ermittelt - falls sie beim "in den Griff kriegen der Demonstrationen" noch dazu kommt.

Der mit dem International Währungsfond im Prinzip wohl ausgehandelte Kredit soll von den Niederlanden und GB blockiert werden. Jedenfalls wurde die für heute vorgesehene Entscheidung erneut (zum 3. Mal?!) vertagt. Angeblich bestehen die beiden Länder darauf, dass es den Kredit nur gibt, wenn (damit) die Einlagen bei Icesave zurück gezahlt werden ....

Gruß Martin
Antje
Svartifoss-Fischer
Beiträge: 46
Registriert: Mi 9. Aug 2006, 20:54

Beitrag von Antje » Mo 10. Nov 2008, 22:47

Ich verstehe leider den Inhalt des isländischen Artikels nicht. Aber es dürfte doch wohl eher ein Fake sein - oder glaubt ihr, dass Putin auf einem isländischen Schein drauf ist????
Benutzeravatar
Olaf
Weiser von Thule
Beiträge: 1212
Registriert: Sa 23. Apr 2005, 10:05
Wohnort: Graz

Beitrag von Olaf » Mo 10. Nov 2008, 23:17

@Antje:

Ja, das ist natürlich ein Fake. Genaugenommen beschwert sich der Blogger sogar, dass alle ein wenig kopflos sind und schreibt, dass "Geir und Davíð" die einzigen sind, die die Lage retten können. (Davið Oddsson ist der auf der 10000 ISK Banknote, derzeit Notenbankchef, war aber auch schon Präsident und Premierminister)
BH

Beitrag von BH » Mo 10. Nov 2008, 23:34

Ja, die Scheine sind eine Abschlussarbeit eines Kunststudenten.
Die Verzögerungen beim IWF werden in Island mit Sorge beobachtet. Man hat Hinweise darauf, dass Britanien und die Niederlande sich gegen die Gewährung des Kredites einsetzt, wenn die sogenannten Icesave Kontenangelegenheit nicht geregelt sein. Die gilt auch für einen Kreditantrag, den Island an die EU gestellt hat. Die isl. Regierung sieht in der Verknüpfung bilaterraler Differenzen mit einer Kreditgewährung als "Erpressung" auf die man nicht eingehen wird. Die Beziehung zu GB und den Niederlanden ist äußert gespannt. Durch den Eingriff der britischen Regierung auf der Grundlage von Antiterrorgesetzen sei nach isl. Auffassung ein sehr großer Schaden entstanden. Man ist sich nicht zuletzt deswegen nicht einig, wie es sich daher mit rechtlichen Verpflichtungen verhält. Man würde die Sache gerne gerichtlich klarstellen lassen. Für Island, so der Ministerpräsident, würden die von diesen beiden Ländern geforderten Verpflichtungen das Zweifache der Reparationszahlungen pro Kopf überschreiten, die man Deutschland nach dem 1. Weltkrieg auferlegt hat. Dies könne man der isländischen Allgemeinheit nicht aufbürden, abgesehen davon, dass es sich bei den isl. Banken um Privatbanken handelte. Man stellt zudem in Frage, ob eine europäische Finanzaufsicht sich nicht als fehlerhaft erwiesen habe, denn die Banken waren ja im europäischen Raum tätig. Mittlerweile sucht man überall nach Kreditzusagen. Färör und Polen haben Kredite zugesagt. Einen Russlandkredit wird nicht ausgeschlossen, und man hat auch Kina um einen Kredit gebeten. Auch Japan wird als Geldgeber angeführt. Man sucht also "neue Freunde", nachdem man von einigen in letzter Zeit sehr enttäuscht wurde. Einige Europäer und Natopartner, ebenso die USA haben sich gegenüber dem kleinen Land nicht sehr freundlich verhalten. Das vergisst man nicht so schnell. Obwohl die Diskussion über einen EU-Beitritt stark entbrannt ist und die Euroeinführung von vielen als Währungsalternative ins Feld geführt wird, bleibt es wohl spannend, wie sich Island demnächst orientieren wird. Da wird das kleine Land auch pokern. Erpressen lässt sich das Land schon allein wegen seiner Geschichte nicht.
dragonmaster

Einstehen

Beitrag von dragonmaster » Mi 12. Nov 2008, 11:52

Wer sich den Wohlstand von anderen finanzieren läßt muß auch für das Fremdkapital einstehen.

Wenn Island dies nicht kann oder will, dann ist Island pleite, ob es will oder nicht.
dragonmaster

Beitrag von dragonmaster » Mi 12. Nov 2008, 11:56

Ihr könnt euch ja neue Freunde suchen, aber die neuen Freunde wollen ihr Geld auch mit Zins wieder haben.

Wenn ihr die neuen Freunde genauso verprellt wie die Alten, dann sehe ich langfristig schwarz für Island.

Sorry ist ebenso.
BH

Beitrag von BH » Mi 12. Nov 2008, 14:36

Wen meinst Du denn mit "ihr"? Ackermann und Co? Viele Leute auf Island haben viel Geld und ihr ganzes Eigentum in der Bankenkrise verloren und die Aussichten der nächsten Jahre sind nicht rosig. Man weiss doch, dass Anlagen mit hoher Verzinsung eine hohes Risiko in sich bergen. Wer so spekuliert, muss sich über den möglichen Verlust im Klaren sein. Eine andere Sache ist die Einlagesicherung. Wer ist verantwortlich für isländische Privatbanken im Ausland bzw. im EWR. Hier scheint es keine klare rechtliche Klarheit zu geben. Der isländische Staat , warum auch, fühlt sich nicht verpflichtet für die Finanzgeschäfte von Privatinstitutionen und Privatleuten in anderen Länder des EWRs, die ihre Finanzmärkte in der Weise öffnen. Dem ungehinderte Finanzfluss einer freiheitlichen Wirtschaftsordnung wurden ja wohl seine Grenzen aufgezeigt. Kann man deswegen einen einzelnen Staat dafür zur Rechenschaft ziehen, was sich in einem größeren Wirtschaftsraum vollzieht? Der britische Staat hat mit eine Antiterrorgesetzgebungen den Besitz isl. Banken kassiert und damit wertlos gemacht, welcher nach Insiderangaben für die Sicherung der Einlagen ausgereicht hätte. Isländische Banken, die neuen Terroristen. Ein Natopartnerstaat als neuer Feind. Im kommenden Dezember sollten die Briten als Natopartner die Lufthoheit der Insel auf deren Kosten überwachen. Die Stimmen mehren sich, auch im Parlament, diese feindlichen Partner auszuladen.
dragonmaster

Beitrag von dragonmaster » Mi 12. Nov 2008, 16:03

Niemand hat die Isländer gezwungen soviel schulden zu machen und solch riskante Finanzgeschäfte abzuschließen.

Wenn man von Dingen (Finanzgeschäften) keine Ahnung hat, dann muß man sie sein lassen.
Dummheit schützt vor Strafe nicht, das gilt auf der ganzen Welt
BH

Beitrag von BH » Mi 12. Nov 2008, 16:46

Sehr pauschal.

"Ihr" "die Isländer" "Holocaust und die Deutschen" "Lehmannbrüder ausgewanderte Juden aus Deutschland".
Gilt deine Aussage auch für die deutschen Banken, die in Island investiert haben und die deutschen Anleger bei Kaupthing, die Deutschen?
"Wenn man von Dingen (Finanzgeschäften) keine Ahnung hat, dann muß man sie sein lassen.
Dummheit schützt vor Strafe nicht, das gilt auf der ganzen Welt "

Der isländische Staatshaushalt war eben NICHT verschuldet und die Verschuldung der Allgemeinheit war berechenbar.

Viele haben auch direkt nichts verloren. Wenn du besser differenzierst, können wir weiterreden.

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste