Wie Islaender furten (Fortsetzung von "Video Island 20

Die anspruchsvollere Art, mit dem Auto durch Island zu reisen.
gerneklein
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Wie Islaender furten (Fortsetzung von "Video Island 20

Beitrag von gerneklein » Sa 13. Sep 2008, 00:40

Hallo

dies ist quasi die Fortsetzung des Threads "Video Island 2007" aus den Reiseberichten Forum.

Dort wird ja gelaestert, dass man entweder ein Tourist oder ein mit einem schwachen Auto ausgestatteter Zeitgenosse ist wenn man zu Fuss die Furt vorher durchlaeuft bevor man sein geliebtes Gefaehrt in die Fluten versenkt.

Da ich so gut wie immer als Einzelfahrzeug unterwegs bin gibt es fuer mich kaum eine Alternative. Erstens muss das Auto es alleine schaffen und zweitens wenn ich wider Erwarten wirklich steckenbleibe sollte eine Moeglichkeit bestehen das Auto im Fluss verlassen zu koennen. Tatsaechlich habe ich es bisher immer geschafft - die Pruefmethode ist also ziemlich sicher.

Als wandernder Autofahrer oder autofahrender Wanderer habe ich sowieso immer Furtausruestung dabei: Teva-Sandalen und Wanderstoecke, das wars. Ich kann beim Wandern keine Anglerhose mitschleppen. Kommt dann ein Auto ueberraschend hinzu freuen sich die weiblichen Insassen immer ueber meine todschicke Unterhose. Das ist der erotischste Moment im ganzen Islandurlaub. Ein echter Mann kaempft mit den schmutzigen grauen Fluten, sein Gesicht zeugt von Entschlossenheit, in seinen Augen funkelt der gewisse Irrsinn, die nackten Beine zeichnen stahlharte Muskeln, Narben erzaehlen von vergangenen Schlachten....so stiehlt man den Maennern in ihren Riesengefaehrten die Show. Durchfahren kann ja schliesslich jeder. ;-)

Aber jetzt kommts: Islaender lernen "neuerdings" dass auch sie zu Fuss durch den Fluss gehen sollten. Es gibt im Fruehjahr oder/und im Herbst Lehrgaenge fuer Jeepfahrer. Die Methodik ist dabei ungewoehnlich:
Man nimmt eine(!) Stahlstange mit und klettert in eine Angelhose. So eine Stahlstange auf eine Wanderung mitzunehmen waere eine gute Idee. :-)
Damit kann man auch Eisbaeren erschlagen und Wale harpunieren.
Hier ist ein Foto von Guðmundur Lýðsson wie das aussieht:
http://www.gopfrettir.net/myndir/030111 ... adleit.jpg
Quelle und Copyright hier:
http://www.gopfrettir.net/myndir/030111 ... #GL_myndir
Das Foto zeigt keinen tiefen Fluss. Ich habe schon Fotos gesehen wo es bis zum Bauchnabel geht - aber ich finde sie nicht mehr ;-)

Ich persoenlich halte von dieser Technik mit einer einzigen Stange rein gar nichts.
Es sieht so aus dass man sich ganz gut an einer Stelle halten kann aber wie soll man weiterkommen? Wo stuetze ich mich ab wenn ich die Stange umsetze? Vielleicht habe ich es auch nicht verstanden wie das geht.
Also: Duchlaufen ist der "neueste" Hype.

(Nachtrag im Ernst: Ich glaube es sind zu viele toedliche Unfaelle passiert die auf leichtsinniges Reinfahren in Fluesse beruhten deswegen gibt es wohl diese Kurse)

viel Spass
Leon
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Beitrag von Soenke » Sa 13. Sep 2008, 18:13

unser Auto hat sicherlich mehr Wattiefe als wir, besonders bei Strömung, aber wenn man es zu Fuß nicht mehr schafft hat man auch kaum Sicherheitsreserven. Auch kann man in bösen Löchern verschwinden wenn die Furt nicht genau bekannt ist.

Wir haben dieses Jahr auch mal eine Angelhose ausprobiert und es erscheint bei Tiefen ab Oberschenkel und Strömung ganz schön gefährlich zu stürzen und vollzulaufen.
Werden deshalb wohl wieder zum Trockenanzug vom Paddeln zurückkehren, da ist man selbst nach Sturz und Abtreiben geschüzt. Auch wenn das Umkleiden deutlich umständlicher ist..

Am besten sind natürlich adequate Rettungsmittel an Bord.... :wink:
Bild
Gruß Sönke
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Beitrag von Wilfired75 » So 14. Sep 2008, 09:13

Die "Stangen-Fußfurt"-Technik hab ich schon vor langer Zeit gesehen, allerdings nur auf einem Foto: im isl. Offroadbuch des 4x4-Klubburinn (Buchtitel "Ekith um óbyggdir").
Da hatte der Isländer sogar ein Seil an seiner tollen Stange befestigt - wohl um im worst-case von seinen Kumpels am Ufer wieder herausgezogen werden zu können :D

Die Klanghörmethode der Steinchen, die Chevy angesprochen hatte, würde mich übrigens doch noch eingehender interessieren, klingt ja wie n Zaubertrick (und ich muss mir vielleicht nicht mehr die Hosen nass machen - wegen Fussfurten natürlich, wer denkt da an was anderes?)
Lieber Leitwolf als Lemming
Jürgen

Beitrag von Jürgen » So 14. Sep 2008, 13:50

Mit Steinen kann man sicherlich die ungefähre Tiefe einer Furt rausfinden. Genau im Sinne von Metern und Zentimetern ist das natürlich nicht.
Wenn es also grenzwertig wird, bleibt einem wohl nichts anderes übrig wie mal durchzuwaten. Bei Flüssen mit starker Strömung ist das natürlich nur bedingt möglich.

Gruß, Jürgen
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Beitrag von Soenke » So 14. Sep 2008, 15:04

genau, das alles, ob Wathose oder Unterhose, Stange oder Stöcke, Steine schmeißen etc hilft nur bei Flüssen, die man sowieso mit einem vernünftig aufgebauten Geländewagen durchfahren kann. Ein Durchwaten dient nur der Trassenerkundung und verhindert nur in ein Loch oder auf einen großen Stein zufahren.

Da wo wir zweifeln, ob ein Furten überhaupt möglich wäre, ist es breit, tief und trübe mit viel Strömung.
Hier helfen alle diese Methoden der Erkundung nicht. Dort würde ich, wenn überhaupt, auch nur mit Trockenanzug, Wurfsack bzw Leinensicherung und Schwimmweste rein gehen. Bislang haben wir solche Projekte aber meist ausgelassen oder am frühen Morgen leichter gefurtet.

...alternativ könnte man ein Auto anleinen und sich vorsichtig reintasten. Sollte es zu tief werden Motor aus, Gang raus und gleich mit einem zweiten, am Ufer stehenden Auto zurückziehen wenn es zu tief wird...ausprobiert haben wir diese Methode noch nicht, keiner wollte erster sein :roll:
@Dirk, Alle, habt Ihr so schon Flüsse getestet und hat die "Rückwärtsbergung" funktioniert?

Vor heiklen Furten prüfe ich die Luftansaugung mit Schnorchel auf Undichtigkeiten mit Startpilot im Standgas. Falls Nebenluft (also in der Furt Wasser) gezogen wird, dreht der Motor durch den Startpiloten höher. Ein Bergegurt befestigen wir hinten, bzw vorne beim zweiten Auto bereits an Land, dann muß man ggf später nicht in den kalten Fluten nach der Bergeöse tauchen....

Bild

ich hoffe Ihr seht mir meine momentane Neigung bunte Bildchen anzuhängen nach...habe gerade erst kapiert wie es funktioniert....
Gruß Sönke
Jürgen

Beitrag von Jürgen » So 14. Sep 2008, 18:26

Die Luftansaugung kann man natürlich auch durch einfaches zuhalten der Luftansaugung auf Undichtigkeiten testen. Beim Schnorchel ist das natürlich nicht so einfach.
Eine Frage Soenke: Hat Dein Wagen keine "Wasserfalle" direkt vor dem Luftfilter ? Bei meinem Wagen habe ich das, und der recht groß dimensionierte Luftfilter würde notfalls auch noch einen Schluck Wasser zurückhalten. Ausprobieren möchte ich das aber ungern... :wink:

Gruß, Jürgen
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Beitrag von Soenke » So 14. Sep 2008, 18:46

Hallo Jürgen
unser aktueller Wagen hat keinen Platz mehr im Motorraum für das orginal Filtergehäuse, ist jetzt einem platzsparenden aber komplett dichtem System mit Volumenfilter aus dem Rallye Bedarf hinter dem Zyklon gewichen. Da kann nichts rein, aber auch eventuell angesaugtes Regenwasser nicht raus...Ein kleiner Schluck würde aber auch im Filtergehäuse bleiben. Eine Wasserfalle vor dem Filter ist aber eine gute Idee :lol: , :idea: werde das System aber geschlossen lassen und die Falle durchsichtig machen, daß man eingedrungenes Wasser entdeckt.
Das orginal Toyota-Filtergehäuse, so auch bei unserem alten HZJ weiter oben, ist offen und hat am tiefsten Punkt einen Ablauf, verdeckt durch ein Gummilappen außen, der als Ventil fungieren soll. Der hält aber beim Furten nicht dicht :!: und muß mit tape oÄ verschlossen werden...
Gruß Sönke
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Beitrag von Wilfired75 » So 14. Sep 2008, 22:14

Soenke hat geschrieben:
...alternativ könnte man ein Auto anleinen und sich vorsichtig reintasten. Sollte es zu tief werden Motor aus, Gang raus und gleich mit einem zweiten, am Ufer stehenden Auto zurückziehen wenn es zu tief wird...ausprobiert haben wir diese Methode noch nicht, keiner wollte erster sein :roll:
@Dirk, Alle, habt Ihr so schon Flüsse getestet und hat die "Rückwärtsbergung" funktioniert?
Hey, Soenke, die Idee mit dem Fahrzeuge-Anleinen, Vorsichtig-Vorantasten und bei Bedarf Rückwärts-wieder-Rausziehen ist nicht neu, das praktizieren die Isländer doch schon! Guck mal unter YouTube in paar Videos zum Thema Iceland und Winter-Offroad (oder hatten die da Onroad geschrieben? :) )

Möchte wetten, dass Chevy-Dirk das - wenn nicht selbst ausprobiert - so doch bestimmt schon mal in echt gesehen hat... - aber der tut ja grad so, als ob er schnell nochmal nach Island gefahren und von daher nicht zu Hause wäre und hält sich elegant aus der Diskussion raus! :evil:
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Beitrag von Soenke » So 14. Sep 2008, 22:21

ja, genau das ist die Frage, ist diese Art auch für Reisefahrzeuge praktikabel???
Ich möchte auf Reise nicht unbedingt "die nicht erwähnenswerten kleinen Reparaturen" eines isländischen hardcore Offroaders durchführen müssen.
Gruß Sönke
Jürgen

Beitrag von Jürgen » So 14. Sep 2008, 23:09

Soenke hat geschrieben:Das orginal Toyota-Filtergehäuse, so auch bei unserem alten HZJ weiter oben, ist offen und hat am tiefsten Punkt einen Ablauf, verdeckt durch ein Gummilappen außen, der als Ventil fungieren soll. Der hält aber beim Furten nicht dicht :!: und muß mit tape oÄ verschlossen werden...
Hm...das ist ja weniger gut gelöst. Bei meinem Daihatsu Feroza ist die Wasserfalle so gearbeitet, das das eventuell angesaugte Wasser zwangsweise dort reinläuft. Und damit man nicht alles anschließend auseinandernehmen muß gibt es am tiefsten Punkt ein winziges Loch. Sobald der Motor abgestellt wird, läuft das Wasser da wieder raus. Beim Furten ist das Loch wiederum so klein, das nichts eindringen kann.

Gruß, Jürgen

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