gerneklein hat geschrieben:hier meine persoenlichen Erfahrungen im Winter
Hallo allerseits,
ich will Leon's persönlicher Erfahrung solange nicht widersprechen, wie klar ist, dass das SEINE Erfahrungen sind. Solange ER damit gut durch den isländischen Winter kommt, soll es mir recht sein.
Darüber hinaus kann ich aus meinen Erfahrungen nur unterstreichen, was die Vorredner bereits beschrieben haben: Ich halte seine Geschwindigkeitsempfehlungen für - sagen wir es vorsichtig - nicht nachvollziehbar, sowohl dass man bei "gelb" schneller fahren kann als bei "grün", wie auch für die Zahlen überhaupt.
Richtig und wichtig ist, dass "grün" im isländischen Winter keineswegs "freie Fahrt" bedeutet, sondern man mit lokal begrenzten Erschwernissen rechnen muss. Wie Chevy zutreffend anmerkt, spielt der WInd eine entscheidende Rolle. Er versucht nicht nur zuweilen, ob er Autos von den Straßen fegen kann (der Wind - nicht Chevy!) oder testet wie hoch er Schneewehen auftürmen muss, damit die Autos nicht mehr durchkommen, sondern er kühlt auch Straßenabschnitte - und so ist dann an der nächsten Ecke die vorher nur feuchte Straße plötzlich blankes Eis. Ohne Spikes hat man dann bei höheren Geschwindigkeiten die besten Chancen auf einen Ausrutscher in den Graben - wenn nicht gar auf einen Aus-Flug.
Bei der Wahl der richtigen Geschwindigkeit kommt es auf so viele unterschiedliche DInge an, dass ich eine pauschale Aussage (wie von Leon) für gefährdend halte.
Neben der Frage der Reifen (Spikes, Gummimischung, Profil) spielt die Erfahrung mit dem jeweiligen Fahrzeug meines Erachtens eine deutlich größere Rolle, als die Fahrwerks-Eigenschaften (GW, SUV, PKW). Wer sein Fahrzeug unter echten Winterbedingungen gut kennt, hat in kritischen Situationen deutlich bessere Karten, als wenn man das Auto nicht richtig kennt. Von daher sind die Mietwagenfahrer schon mal grundsätzlich im Nachteil. Und wie Peter richtig bemerkt, gibt es in D nur wenige Gegenden, wo man einschlägige Vorerfahrungen sammeln kann: Unter welchen Bedingungen beherrsche ICH MEIN Auto noch und ab wann ist Schlittenfahrt angesagt ...
Beispiel: Ich bin mal den völlig verschneiten Paß zwischen Seyðisfjörður und Egilsstaðir im Winter mit meinem Hecktrieb-VW-T3 "einfach so" gefahren - obwohl fast alle anderen gleich die Ketten aufgezogen / gebraucht haben. Nach 20 Jahren im Oberharz mit Hecktrieblern kann ich meine Autos nach Gehör fahren. Trotzdem würde ich unter den Witterungsbedingungen jedem der mich fragt, antworten: Gleich unten Ketten aufziehen! (@Chevy: Du würdest mich ja nicht fragen!)
Genug getextet. Kurz gesagt: Straßen im isländischen WInter sind deutlich tückischer als auf dem Festland. Im nord-schwedischen Winter kann man recht hohe Geschwindigkeiten sehr entspannt fahren. Das gibt es in Island meist nicht.
Allzeit gute Fahrt wünscht Martin, der auch schon im Spätsommer mit einem 4x4 nicht mehr weiter gekommen ist und sich nach einer Schaufelweile über einen "kleinen Jeep" gefreut hat, der die weitere Schaufelei deutlich abgekürzt hat!