Fahrrad Tour August

[Erdnussflip]

Hallo alle zusammen


Für mich geht es am 2 August nach Island wo ich bis zum 24. August bleibe und versuchen
werde die Insel zu umrunden. Dafür brauch ich noch ein Paar Infos die man vielleicht hier im Forum
mehr oder weniger Aktuell findet, aber das wäre ja langweilig

1.
Im Internet hab ich des öfteren von einer Sandart Route gelesen. Ist das die Straße 1?
2.
Es ist meine erste Reise nach Island und deswegen möchte ich einen groben überblick gewinnen
und beim umrunden möglicht viel sehen. Würde also gerne den ein oder anderen Gletscher, Geysir
oder vielleicht einen Vulkan vor die Linse bekommen. Lässt sich das von der Route 1 bewerkstelligen
oder muss man große Umwege in kauf nehmen?
3.
Da dies meine erste Tour mit dem Fahrrad ist, hab ich nur ein Baumarkt Fahrrad und deswegen stellt sich mir
die Frage ob es nicht einfacher wäre sich günstig eins Vorort zu kaufen. Hab noch nie ein Fahrrad mit ins
Flugzeug genommen und weiß nicht wie umständlich das ist.
4.
Wie sieht es mit Versorgung und Übernachtungsmöglichkeiten unterwegs aus? Möchte zum großen Teil
im Zelt schlafen, aber nicht völlig auf den Luxus einer Warmen Dusche verzichten ^^
5.
Welche Karte oder welchen Reiseführer (ich mag die Bunten Bilder^^) könnt ihr empfehlen?

und zuletzt noch:
Wer mit will kann sich melden



Vieeelen Dank schon mal

Gruß
Martin

[Peturvilhjalmur]

Unter den von Dir geschilderten Voraussetzungen für eine Fahrradtour um Island herum, würde ich Dir zunächst einmal die Mühe des Lesens eines ordentlichen Reiseführers wie z.B."Ísland" von Willhardt - Sadler vom Michael Müller Verlag, ISBN 3-89953-313-5 empfehlen. Boshafte Zungen sagen, daß Radfahren in Ísland an Masochismus grenzt. Mit den von Dir im nächsten Thread geschilderten Voraussetzungen würde ich mich nicht nach Ísland trauen, schon gar nicht mit einem Baumarktrad und dann auch noch ohne die entsprechende Fitness. Ísland ist keine harmlose "Spielwiese", wo man problemlos durchradeln kann. In diesem Forum gibt es genügend Beiträge über Erfahrungen mit Rad in Ìsland. Da wirst Du auch einiges über die Wetterbedingungen wie z.B. Wetterumschwünge, Windgeschwindigkeiten, Sandstürme, Regen, der meistens waagerecht fällt sowie die Temperaturen vorfinden. Ob sie nun brandaktuell sind, haben sie doch in vielen Fällen ein Aussagewert, der nicht nur für den Augenblick gültig ist.
Ich würde in jedem Fall nicht mit einem Baumarktrad losfahren, da die Ansprüche an Stabilität und Verschleißfestigkeit durch die isländischen besonderen Bedingungen sehr hoch sind. Fängt z.B. auch schon bei den Reifen an. Es lohnt, sich der Mühe des Suchens nach Informationen in diesem Forum.
Gruß
Peturvilhjalmur

[snaefell]

Hallo,

Im Internet hab ich des öfteren von einer Sandart Route gelesen. Ist das die Straße 1?

Das hängt davon ab, wo du unterwegs sein willst. Zum umrunden der Insel wäre die 1 das einfachste.

Es ist meine erste Reise nach Island und deswegen möchte ich einen groben überblick gewinnen
und beim umrunden möglicht viel sehen. Würde also gerne den ein oder anderen Gletscher, Geysir
oder vielleicht einen Vulkan vor die Linse bekommen. Lässt sich das von der Route 1 bewerkstelligen
oder muss man große Umwege in kauf nehmen?

Geysir liegt nicht auf dem Weg, der Rest schon.

Da dies meine erste Tour mit dem Fahrrad ist, hab ich nur ein Baumarkt Fahrrad und deswegen stellt sich mir
die Frage ob es nicht einfacher wäre sich günstig eins Vorort zu kaufen. Hab noch nie ein Fahrrad mit ins
Flugzeug genommen und weiß nicht wie umständlich das ist.

Ernsthaft: Lass es sein. Fahrradfahren in Island ist häufig kein grosser Spass, da gerade die weiten Flächen im Süden viel Freifläche für Wind sind. Du wirst vernünftige Ausrüstung brauchen. Der Biker, den ich mal im Sturm an der 1 aufgelesen habe, war jedenfalls sehr froh, raus zu sein aus dem Wind.
Fahrräder hier zu kaufen lohnt überwiegend nicht, da das hauptsächlich Massenware ist.


Gruss

Christian

[Peturvilhjalmur]

Ich habe eben eine längere "Epistel" verfasst, aber durch einen blöden Fehler das Ganze wieder gelöscht.
Was Christian Dir in wenigen Worten auf Deine Fragen geantwortet hat, ist absolut zutreffend. Informiere Dich sehr gut, was Du hier an Wetterbedingungen antreffen kannst (für Radfahrer viel wichtiger als für Autofahrer!!), kauf´ Dir ein solides Fahrrad, das Du auch notfalls selbst weitgehend reparieren kannst, und informiere Dich selbst über die von mir angedeutete Literatur. Mitteleuropa ist nicht mit Ísland vergleichbar. Kannst Du Dir vorstellen, von einer Sturmböe einfach so von der Straße geweht zu werden und 10m neben der Straße wieder auf "dem Boden der Tatsachen" aufzu"schlagen"? Wenn Du so etwas einmal erlebt hast, hast Du Natur erlebt. Oder, Du schiebst Dein Rad unter Aufbietung aller Deiner Kräfte gegen den Sturm an!? Wie schön ist es, dann einen Linienbus anhalten zu könne, der Dich zu Deinem gewünschten Ziel mitnimmt?
Denk´ mal darüber nach und ggf. storniere Deine Reiseabsichten.
Gruß
Peturvilhjalmur

[beorc]

Standardroute ist die 1. Wie schon erwähnt wurde musst du zum Geysir einen Abstecher machen wenn du ihn sehen willst.

Aber nun zum eigentlichen Thema. Ich war 4 mal auf Radtour in Island. Zweimal davon hatte ich auch nur ein Markenfahrrad mit recht schmalen Reifen (nannte man damals Rennrad). Aber es ging. Allerdings habe ich den ein oder anderen Bauern gefragt ob er schweissen kann. Denn ab und zu musste mal wieder nachgebessert werden. Speichen haben sich auch verabschiedet. So etwas muss man dabei haben und auch wechseln können. Die zwei weiteren Touren hatte ich dann ein Mountain-Bike. Und keine Frage, damit geht es wesentlich besser. Du sagst dass du noch nie eine Radtour gemacht hast? Wie sportlich bist du? Für Island solltest du top-fit sein. Wie schon geschrieben wurde ist der Wind nicht zu verachten. Er schiebt dich sogar beim Schieben von der Strecke. Da kann es eben schon sein dass du entweder mal einen Tag gar nicht fährst oder fast die ganze Strecke schiebst. Und das dann natürlich auch bergauf.
Solltest du das alles wollen campen war nie ein Problem. Selten musste ich mal so in der "Pampas" übernachten oder habe bei einem Bauern gefragt ob ich auf seinem Gelände zelten darf. Campingplätze sind eigentlich genug vorhanden und gut verteilt.
Alles in allem, bereite dich genau vor. Überdenke das mit dem Baumarktfahhrad, denn eine sehr gute Ausrüstung vergrössert den Spass. Und vor allem sei körperlich top-fit. Dann wirst du trotz manchmal mit vielen Flüchen belegten Tagen einen tollen Urlaub und einmaliges Erlebnis haben.

[Erdnussflip]

Jetzt hab ich irgendwie angst bekommen ^^ Muss aber noch dazu sagen das Wind (wenn auch nicht ganz so stark wie von euch beschrieben) und Regen schon erlebt habe und von Blasen bis Durchfall hatte ich schon alles auf meinen Touren.
Fit bin ich also eigentlich, nur bin ich bis jetzt immer gewandert (Schottland, Schweden, Kanada ect.) also wird es eher für meinen Hintern ungewohnt und anstrengend als für mich selbst. Hört sich aber irgendwie nach recht heftigen Wetterverhältnissen an. Meine größte sorge war bis jetzt eigentlich der Regen und nicht der Wind. Natürlich besitze ich entsprechende Ausrüstung schon vom Wandern, aber nur regen ist ja auch etwas blöd.

Hab auch ein Mountain Bike das nicht aus dem Baumarkt stammt, nur da hab ich ja das Problem mit dem Gepäck und dem Fehlenden Gepäckträger. An sich wäre mir das natürlich wesentlich lieber. Bei euren Schilderungen stelle ich mir die frage wie gut oder eben schlecht die Straße 1 ausgebaut ist das ihr empfiehlt Ersatzspeichen mitzunehmen? Hab noch nie in meinem leben geschafft am Fahrrad eine Speiche kaputt zu machen, wobei ich ja nun auch nicht grade viel fahre.


Schon mal vielen Dank für eure Tipps und Anregungen!

[WERner]

gooooooogle mal nach "Radfahren in Island"....da findest du auf Anhieb einige Reiseberichte, lesen und dann nochmal überdenken...
Island ist eine Vulkan-Insel, der Lava-und Basalt-Staub beansprucht alle Verschleissteile mehr als in Mitteleuropa.
Bremsgummis sind im Nu runtergeschliffen, Bowdenzüge, Kette, Schaltung, Kettenräder, Achsen und Gelenke, Reifen etc.....und Fahrradersatz-Teile gibts, wenn überhaupt, nur in grossen Ortschaften... die Versorgungslage soll sich zwar gebessert haben, aber das kann ich selbst so nicht einschätzen, sowas berichten mir gelegentlich Radfahrer, die ich hier irgendwo treffe.

[beorc]

Also auf meinen vier Touren ist es mir einmal passiert dass Speichen kaputt gegangen sind. Aber es kann passieren. Du hast viel Gewicht auf dem Rad und die Strassen sind nicht immer die besten. Auch wenn die 1 inzwischen fast überall - ausser im Osten - asphaltiert ist wirst du auch mal Naturstrasse fahren müssen. Wie Werner schon schrieb solltest du passende Ersatzteile dabei haben. Insbesondere Bremsbeläge sind wichtig. Und diese müssen sehr gut sein damit sich dich auch bei steiler beragabfahrt im Regen zum Halten bringen können. Ich hatte als Ersatzteile immer Speichen, Bremsklötze und alle Bowdenzüge dabei.
Und um noch mal auf den Wind zu kommen. Ja, der kann sehr extrem sein. Ein Beispiel aus den Ostfjorden: In den Fjord rein hatte ich Gegenwind und an fahren war nicht zu denken. Also nur schieben. Aus dem Fjord heraus brauchte ich nicht mal zu treten, Der Rückenwind hat ausgereicht. Nun kam der Wechsel zum nächsten Fjord. Da hatte ich diesen Sturm als Breitseite. Fahren ging nicht da er mich gleich von der Strasse gepustet hätte. Also wieder nur schieben. Der Untergrund der Strasse war lockere Naturstrasse so dass es der Wind sogar schaffte mich inkl. Fahrrad aus dem Stand quer über die Strasse zu pusten. Aber, das war mein extremes Erlebnis mit Sturm. Nur es kann vorkommen. Angst würde ich mir nicht machen lassen. Du musst dich nur sehr gut vorbereiten und entsprechende Ausrüstung haben. Und du musst deinen Tourenplan flexibel gestalten dass du nicht auf Teufel komm raus unbedingt ein Ziel erreichen musst. Solltest du in Zeitprobleme kommen lässt sich das schnell mal mit einer Bustour aufholen. Ach so, dein Hintern gewöhnt sich nach drei bis vier Tagen schon dran. Ich habe übrigens auch schon Radler gesehen die sind auch mit Mountain-Bike ohne Gepäckträger unterwegs gewesen und hatten ihr Gepäck im Rucksack. Vielleicht ist das ja auch eine Alternative.

[Olaf]

Meine ersten drei Radtouren in Island hab ich auch mit einem Baumarktrad gemacht, allerdings sind nach und nach fast alle Teile ausgetauscht worden, so dass es am Ende ein recht gutes Reiserad war. Ist sicher nicht ideal, funktioniert aber. Das mit Wind und Wetter kann zwar auch durchaus ein bisschen ungemütlich werden, aber das macht auch nichts. Das allerwichtigste auf einer Islandreise ist es, die richtige Einstellung mitzubringen, und bei allen Widrigkeiten irgendwie das beste draus zu machen. Soll ja schließlich ein unvergessliches Erlebnis und ein bisschen ein Abenteuerurlaub werden, oder?

Ich würde dir allerdings raten, wirklich stabile Gepäckträger und Lowrider ans Rad zu bauen (Tubus, Old Man Mountain, ...) weil die Dinger regelmäßig kaputt gehen. Auch würde ich dir die berühmt berüchtigten Packtaschen aus LKW-Plane von Ortlieb, Vaude oder ähnlichen Herstellern ans Herz legen. Es macht doch etwas mehr Spaß, wenn man abends dann seine trockenen Sachen rausholen kann und sich in einen trockenen Schlafsack legen kann. Ich selbst hab einen Bob-Yak Anhänger, den man an fast jedes Rad montieren kann, und hab damit bisher alle Transportprobleme gut bewältigen können...

Werkzeug und Ersatzteile und ein bisschen Bastelfertigkeit grob nach Wichtigkeit sortiert: Reifenflicken, Bremsklötze, Speichen, Seilzüge, Kette tauschen. Ansonsten kann man auch mit Kabelbindern, Isolierband und ähnlichem alles mögliche improvisieren, z.B. einen gebrochenen Gepäckträger mit Zeltheringen verstärken usw. . Je nach Route kannst du dir auch überlegen, wo und wie du dich per Bus retten lassen kannst...

Die Standardroute folgt der Ringstraße entlang der Süd-, Ost- und Nordküste, biegt dann aber ins Hochland über die Kjölur-Route ab. Dann sind auch Geysir und Gullfoss auf der Strecke und du bekommst einen sehr guten Überblick über die Insel. Wenn du nur 3 Wochen Zeit hast, wirst du wohl oder übel einzelne Strecken per Bus zurücklegen müssen, und der beliebteste Busabschnitt ist in den Ostfjorden von Höfn nach Egilsstaðir.

Nützliche Links:
http://members.ziggo.nl/erens/icelinks.htm
http://www.bikingiceland.com/de.html

[Peturvilhjalmur]

Hej Erdnussflipp,
was Werner und Olaf Dir mitgeteilt bzw. auf dem "Silbertablett" serviert haben ist wirklich die Essenz. Ohne jetzt noch mal auf Ausrüstung usw. einzugehen ist ein Punkt ganz entscheidend: Dein Wille und eine (unter Umständen notwendige) Leidensfähigkeit, d.h. der Wille den inneren Schweinehund zu bekämpfen. Wenn Du alleine unterwegs bist, ist es schon schwer. Hast Du einen Kumpel, mit dem Du Dich aber blind verstehen musst, ist manches leichter. Aber fliege ruhig alleine los, wenn Du nicht zur Kontaktarmut neigst, wirst Du bestimmt bald auf Deiner Strecke Radfahrer antreffen, denen Du Dich ja vielleicht anschließen kannst. Wichtig ist, daß Du bei Ankunft in der Touristinformation nach dem Wetter Dich erkundigst und z.B. bei vedurstofa Dir einen Überblick über die nächsten 3-5Tage verschaffst. Regnet es im Süden, fahr in den Norden und umgekehrt.
Radfahren bei Regen in Ísland ist ein ganz "besonderes Vergnügen".
In diesem Sinne: Nur Mut!
Gruß Peturvilhjalmur