6. REISETAG 20.09.2024 GPS: N65`15.8793 W018`14.4601
Habe eigentlich ganz gut geschlafen......trotzdem das übliche Tabletten-Prozedere. Schaue gegen 07:00 einmal schnell aus dem Zelt für einen sehr zügigen Gang ins Sanitärhaus. Es liegt ziemlich ordentlich Nebel hier im Tal und fast kein Luftzug weht......ABER ES IST ECHT SCH**SSE KALT.!!!
Döse im Anschluss noch ein paar Stunden im Schlafsack weiter. Als ich dann doch endlich am sehr späten Vormittag aus dem Zelt krieche, fühle ich mich ziemlich gut.......wird es nun tätsächlich besser, oder sind das bloß die Medi`s. Schmeisse mich in meine Klamotten und lüfte den Schlafsack im Lehschatten "meiner Hütte" erstmal richtig aus. Krame in meinem Essensbeutel und schleppe alles was ich für mein Frühstück benötige in den Windschatten des Bade-& Sanitärhauses. Schmeiße den MSR Reactor an & zelebriere das Kaffee und Tee kochen. Dann Müsli mit Schoki-Peronin, Panzerkekse, Datteln, Schokolade in homeopatischen Mengen, da ich leider aus Gewichtsgründen nur 1 200gr. Tafel pro Woche habe
.
Die Sonne kämpft sichlangsam aus dem Nebel und es kommt Leben in die Bude. Meine zwei Wrangler Jeep Fahrer verabschieden sich. Ein englisches Paar in einem gemieteten Superjeep auf Mehrtagestour fährt vor.....und im Laufe des Tages herrscht ein wie ich finde reges Treiben, Kommen und Gehen. Ich sitze mittlerweile an der einzigen noch bereitstehenden Tisch-Bank-Combi und betreibe People-Watching. Möchte gar nicht wissen, was hier in der Hauptsaison im Sommer so alles los ist.
Am Nachmittag dann ein kleiner Convoi mit 3 4x4 Pickiups und einer bunten Truppe, welche sich schnell als Familie herausstellt.
Mit dem Junior, freundlich lächelnd und richtig gut drauf ( nur etwas jünger als ich selbst), komme ich sofort ins Gespräch.
Nachdem er mit Begeisterung meinen Tourenplan zur Kenntnis genommen hat, will er mich unbedingt seinem Vater vorstellen. Der Senior ist mittlerweile Ende der !!!! 70iger !!!! und hat alle langen Flüsse Islands von der Quelle bis zur Mündung abgewandert. War leltzte Woche noch in den Westfjörden unterwegs und um dort Gebirgszüge der Länge nach auf deren Pässen und Graden abzulaufen ( alleine ); macht solche Wanderungen seit 50 Jahren und kennt das Hochland daher wie seine eigene Westentasche, berichtet der Junior voller Stolz.
ALSO DEN MANN MUSS ICH KENNENLERNEN.....keine Frage
; ich wäre ja schön dumm, wenn nicht !
Der Senior spricht nur mässig englisch, von daher fungiert sein Sohn als Übersetzer.
Ich lege also meine ursprünglichen Planungen da, lasse das Rückenproblem nicht unerwähnt und deute an, das ich daran denke, soweit von meiner Route abzuweichen, das ich Nyidalur und die F26 nördlich von Versalir außen vor lasse. um statt dessen von der Bergvatnskvisl direkt weiter nach Süden zu laufen, bis ich auf die alte und kaum noch in Benutzung befindliche alte Sprengiasandsleit treffe.
Dieser dann nach südwesten folgen, bis ich nördlich des Kvislavatn auf deutlich besser ausgebaute Trackrouten treffe, welche mich zu den Hütten nach Versalir direkt an der F26 führen. Dort würde ich dann je nach Wetterlage und dem eigenen Wohlfühlfaktor entscheiden, ob ich wie geplant nach Western über erneut offenes Gelände bis zur Pjörsa und dann entlang der Wasserfäller z.B. Dynkur bis zum Burdahals laufe. Von dort würde ich über die Brücke der Tungnaa auf den Hellismannaleid zurück finden.
Ersatzweise bleibe ich im Notfall ab Versalir auf der F26 und marschiere auf kürzestem Weg nach Süden in Richtung Landmannalaugar oder, sollte es ganz schlimm kommen, um am Hrauneyjar Mountainhotel final vorzeitig abzubrechen.
Der Senior hört sich alles in Ruhe an, während wir zusammen in einer Gruppe von 4 Leuten eng um meine Papierkarte stehen. Sein Sohn interpretiert mein WISO; WESHALB; WARUM und übersetzt sichtlich rege zwischen mir und seinem Vater.
Dieser nickt......Ich könnte von hier aus auch direkt der nahegelegenen Hnjukskvisl folgen, bis diese ins Entstehungsdelta der Pjörsa südöstlich des Hofsjökull mündet, um dann bereits ab dort direkt der Pjörsa zu folgen......so seine Überlegung.
Aber da ich mich mit dieer Route gar nicht beschäftigt habe und auch nicht in Schlangenlinien durchs Hochland "torkeln"möchte, lehne ich dankend mit dem Hinweis ab, das diese Strecke in der Mitsommerzeit sicherlicht deutlich mehr Spaß machen könnte, als nun im Herbst, wo ich jeden Tag mit Wintereinbruch und schlechtem Wetter rechnen müsste. Von daher ......Time is Safety sozusagen !
Senior schaut mich eindringlich an, überlegt kurz und nickt dann zustimmend.
In diesem Fall sollte ich dann nun einfach der Piste von Laugafell nach Süden bis zur Bergvatnskvisl folgen. Diese dann an der Furt queren ( ACHTUNG....könnte bis Hüfttiefe haben) um auf der anderen Uferseite für 6-7 Kilometer über offenes Gelände direkt nach Süden bis zur besagten alten Sprengiasandsleit zu kommen. Ich könnte, wenn ich auf Nummer sicher gehen will, ab der Furt auch der Piste in Richtungs Fjördungsvatn nach Osten folgen, um dann, nur 1-2 Kilometer, bevor diese am See in die F26 mündet, auf besagte alte Treckroute zu stoßen, welche von dort abzweigt.
Querfeldein erspart mir aber zusätzliche 8-10km !!! Aber ich solle auf jeden Fall aufmerksam sein, denn die alte Route sei wirklich stellenweise nur eine ganz einfache Fahrspur im Aschesand, aus der Etntfernung daher entsprechend schlecht bis gar nicht zu sehen und größtenteils zudem unmarkiert, bzw. alte Holzpflöcke liegen nur noch flach auf dem Boden oder deren ursprüngliche Farbmarkierungen sind vom Wind längst abgeschliffen, so es diese den wie gesagt überhaupt noch gibt. Wenn es Schnee hat, kann sie ganz schnell mal komplett "unsichtbar" werden und somit gänzlich verschwinden. Es SEI ALSO AUF JEDEN FALL VORSICHT & entsprechende Weitsicht geboten !!!
Aber da ich ja nun schon viele Touren hier im Hochland gemacht hätte, würde das schon hinbekommen, grinzt er.
NA DAS KLINGT DOCH SEHR EINLADEND ....... ICH GLAUBE GENAU DIE NEHME ICH !
Ich hole mein Smartphone heraus und starte die Garmin EXPLORE App mit welcher ich all meine Routenplanung gemacht habe. Wenn ich nahe genug heranzoome, taucht aber doch tatsächlich selbst dieser alte Treck auf und ich kann in wenigen Minuten mit dem Finger eine neue Route ziehen, an entsprechenden Stellen meine Campsites markieren und Treckingspoints hinzufügen, mit deren Hilfe ich mich optisch vereinfacht durch mein tägliches Marschpensum hindurch arbeite. Senior und Familie begutachten mein tun und nachdem ich alles abgespeichert und wieder per Bluetooth auf das Garmin Etrex Se rübergezogen habe, wird dies von meinem "Beraterstab" wohlwollend abgenickt und mit einem Daumen hoch sowie breitem Grinsen gutiert.
Der Senior gibt mir einen Klopfer auf die Schulter undverabschiedet sich höflich......die Gruppe quatiert sich in der oberen Etage des Badehauses für die Nacht ein. Man seht sich sicherlich später noch im Pool, meint der Junior zum Schluss.
Bei meinen täglichen Tagesrouten habe ich normalerweise immer zusätzlich 4 einzelne Datenpunkte pro Tag abgespeichert, welche ich schnell und unkompliziert auch ohne farbliches Grafikdisplay aufrufen kann 1.) Den Startpunkt, 2.) einen erster Waypaoint nach ca. 45-50% der Tagesstrecke ( psychisches Bergfest sozusagen), 3.) dann nochmals einen ca. 7-5km vor dem Ziel und zu guter Letzt, 4.) meinen neuen Campsite für den jeweiligen Abend.
Solange die Route gut sichtbar ist, reicht mir das normaler Weise als Navigation. Sollte es schlimmer kommen, kann ich ja die Route selbst auch auf der App farbig als Topokarte aufrufen und hätte dann sozusagen einen imaginären Leitfaden, dem ich folgen kann. Im Garmin lässt sich zudem sagar eine Art Abweichungsspielraum hinterlegen, welchen ich frei definiert nach Links oder Rechts verlassen kann, wird die Abweicheung dann aber zu groß, ertönt ein Warnsignal mit entsprechendem Hinweis auf dem Display. Bei Fahrten im Pkw oder mit Ski im Whiteout oder Wanderrouten im steileren Gebirge sicherliche eine nützliche Funktion, aber hier im flachen Gelände nicht unbedingt von Nöten.
ICH BIN BEI SOWAS AUCH GERNE EIN FAN VON KEEP IT SIMPLE !
Meine Vorbereitungen für den nächdsten Tag sind somit getroffen und abgeschlossen, ich genieße ein Abendessen wieder im Windschatten besagten Badeshauses und schaue mir den schönen Sonnenuntergang über dem Hofsjökull an, während ich eine halbe Tuscani "Soldati" rausche, einen starken Kaffee dazu trinke und an einer der kleinen Fläschchen Reykjavik Rum nippe.
DAS LEBEN KANN SO SCHÖN SEIN !
Im Anschluss geht es wieder ins heiße Bad, wo ich erneut für gute 1,5h verweile.
Dann im Dunkeln zurück ins Zelt. Wecker stellen. Aufstehen möglichst gegen 08:00 und Start spätestens gegen 10:00 Uhr herum. Na ab das so klappen wird.......
Ich liege im warmen Schlafsack und höre dem Flattern des Zeltstoffes zu, welcher mit der Zeit immer mehr abnimmt. Dann noch etwas J.S.Bach hören und schließlich gegen 22:00 Uhr Augen zu.