Kommunalwahl in Rv

[kaeltezone]

@ BEH: Vielen Dank für die detaillierten Informationen!

Bin schon sehr gespannt wie es sich weiter entwickelt.

Gruß Stefan

[BEH]

Heute Nachmittag gab es eine Pressekonferenz auf dem Dach eines Hauses in Breiðholt (Anm. 108 Reykjavík) auf der Jón Gnarr von Besti flokkurinn und Dagur von den Sozialdemokraten ihre Übereinkunft hinsichtlich der Stadtregierung bekanntgaben. Jón Gnarr wird demnach nächster Bürgermeiser von Reykjavík und Dagur übernimmt den Vorsitz des Stadtrates. Bei den Koalitionsverhandlungen habe es sehr viel Übereinstimmung gegeben. Als die Journalisten nachfragten, ob es den gar keine Differenzen gäbe, kam an den Tag, dass Dagur immer noch nicht "The Wire" gesehen habe. Das, so Dagur, müsse wohl warten bis nach der WM. Jón Gnarr betonte, dass viel Freude herrsche und er ein lustiger (skemmtilegur) Bürgermeister sein werde.

[marled]

Hmmm, vielleicht sollten wir ja hier in Deutschland Guildo Horn als Präsidenten vorschlagen..............
Marled

[Blacky]

Hmmm, vielleicht sollten wir ja hier in Deutschland Guildo Horn als Präsidenten vorschlagen..............
Marled

Schon passiert: http://www.volksfreund.de/totallokal/re ... 29,2459510


Es wäre auch sehr kostensparend, man müsste z.B. die Briefköpfe nicht ändern, schließlich heißt der Meister in Realität auch Horst Köhler.

[BEH]

Auf eine Neuerung hinsichtlich der Mitbestimmung in Reyjavík haben die neuen Regenten der Stadt immer wieder hingewiesen. Es gibt jetzt eine Bürgerwebseite auf die Bürger ihre Vorschläge und Anregungen vorbringen können : http://betrireykjavik.is/ . Andere können wiederum dies bewerten. Dies soll zu einer stärkeren direkten Demokratie in der Stadt führen und wird bisher schon rege genutzt. Zwei Punkte, die bei der Pressekonferenz bei Jón Gnarr noch vorkamen: es soll keine politischen motivierte Einstellungen für städtische Ämter mehr geben, und Jón möchte einen Eisbären für den Haustiergarten haben, also eine Art Knut.

[greulix]

Hallo zusammen,

ich freue mich ja immer noch über die lockere Art der Reykjaviker. Dass sie einen Komiker zum Bürgermeister gewählt haben, war ein Höhepunkt dieser Einstellung. Jetzt ist er bald ein halbes Jahr im Amt, und da interessiert mich ja schon, wie er sich da so macht.

Ich habe dazu folgenden Artikel gefunden: http://kurier.at/nachrichten/2037619.php
Solche Aktionen finde ich ja schon sehr amüsant:

In einem Blümchenkleid, mit blonder Perücke und knallrot geschminkten Lippen eröffnete der Bürgermeister im August das Homosexuellen-Festival in seiner Stadt.

oder

Er führte einen "Guten-Tag"-Tag ein, an dem sich alle Reykjaviker besonders freundlich grüßen sollten.
"Ich versuche etwas zu machen, was außerhalb der Ordnung liegt", sagt Gnarr, ... Nach dem vielversprechenden Start mit dem "Guten-Tag"-Tag ist nun auch ein "Guten-Abend"-Abend in Planung.

Bei allem Witz und auch wenn mir solche Aktionen gefallen und sie sicherlich die Stimmung im Land heben, frage ich mich trotzdem immer noch, was sich wohl an den "ernsten" Themen des kommunalpolitischen Alltags in Reykjavik geändert hat und wie dieser Jon Gnarr solche Aufgaben bewältigt.

Schöne Grüße,
greulix

[MichaMobil]

Ja, bei der Neugier schließe ich mich gerne an. Vielleicht lebt ja hier aus dem Forum jemand in Rv und kann "live" berichten.

[greulix]

Hallo zusammen,

hier nochmal ein Artikel über den komischen Bürgermeister, diesmal aus der Financial Times Deutschland:
http://www.ftd.de/lifestyle/outofoffice ... 86854.html

Er scheint tatsächlich nicht nur durch Scherzaktionen zu glänzen, sondern auch in der normalen Politik einiges voranzutreiben:

Nicht einmal ein halbes Jahr ist Gnarr im Amt und hat doch schon mehr Akzente gesetzt als andere Lokalpolitiker in ihrer gesamten Amtszeit. So hat sich der fünffache Familienvater auf die Fahne geschrieben, alle städtischen Busse von Benzin auf den reichlich vorhandenen Ökostrom umzustellen. Kinder haben nun freien Eintritt in Reykjaviks Schwimmbäder. Und dazu beteiligt sich die Stadt an der Fertigstellung des Konzerthauses: einer unvollendeten Bauruine am Hafen, die Islands pleitegegangene Tycoons hinterlassen haben.
...
Er will seine Stadt mit Konzerten und Literaturfestivals als Kulturmetropole weltweit vermarkten und so Tourismusdollars an Land ziehen. Vor ein paar Wochen hat er deshalb bei der Unesco den Antrag gestellt, Reykjavik den Titel "Literaturstadt" zu verleihen.

Und offenbar kommt das bei den Bürgern sehr gut an:

... und die Reykjaviker scheinen davon noch begeisterter zu sein als am Wahltag. Gnarr genießt mittlerweile Zustimmungsraten von weit über 50 Prozent - mehr als jeder seiner Vorgänger.

Irgendwie wird man ja schon ein wenig neidisch auf die Reykjaviker...

Schöne Grüße,
greulix

[Sæmundur]

Und offenbar kommt das bei den Bürgern sehr gut an:

... und die Reykjaviker scheinen davon noch begeisterter zu sein als am Wahltag. Gnarr genießt mittlerweile Zustimmungsraten von weit über 50 Prozent - mehr als jeder seiner Vorgänger.

Ich frage mich, auf welcher statistischen Erhebung diese Aussage beruht.

Mir ist aus der letzten Zeit eine seriöse Meinungsumfrage bekannt, der zufolge 42 Prozent der Isländer mit der Amtsführung von Jón Gnarr weder zufrieden noch unzufrieden sind, während 18 Prozent sehr zufrieden, 23 Prozent eher zufrieden und 17 Prozent unzufrieden sind. Die Unzufriedenheit ist in der Stadt (20 Prozent) größer als am Land (14 Prozent). Bei der Umfrage, die von Capacent (Partner von Gallup International) durchgeführt wurde, wurden 6.324 Personen befragt. Eine Zusammenfassung ist auf der Website von Capacent verfügbar, Berichte sind auch bei RÚV, Vísir und DV zu finden.

Wenige Tage zuvor hatte MMR das genau gegenteilige Ergebnis einer Umfrage unter 875 Personen veröffentlicht. Von diesen wollten 21,5 Prozent ihre Meinung über den Bürgermeister nicht preisgeben. Die übrigen Befragten waren zu 77,6 Prozent eher oder sehr zufrieden, zu 22,4 Prozent eher oder sehr unzufrieden. Ein Bericht darüber ist auch bei mbl.is zu finden.

Beide Umfragen wurden nicht nur unter Einwohnern von Reykjavík durchgeführt, sondern beziehen sich auf die Bevölkerung Islands. Man möge sich aussuchen, welches Ergebnis einem besser gefällt!

[greulix]

Hallo Sæmundur,

so unterschiedlich sind die Umfragen doch gar nicht. Wenn Du die unentschiedenen Stimmen rausrechnest, liegt die Zustimmung für Gnarr bei beiden von Dir genannten Umfragen bei über 70 %. Wenn man dann noch bedenkt, dass die Zustimmung in der Stadt - sprich in Reykjavik - höher ist als auf dem Land, dann deutet das ja doch auf einen recht großen Rückhalt des Bürgermeisters in seiner Bevölkerung hin - wie aussagekräftig solch Umfragen mit ein paar Hundert oder ein paar Tausend Befragten auch immer sein mögen.

Gruß,
greulix