Herdubreid
Herðubreið
Hallo nordi
Ich war 2004 auf der Herðubreið und meine Erfahrungen decken sich in etwa mit den bisherigen Berichten - vielleicht weniger extrem, aber wir hatten auch (zunächst)ganz annehmbare Witterungsbedingunen.
- Die Zufahrt ist mit einem soliden Geländewagen gut möglich; ein größeres Lavafeld ist mühsam und nicht markiert, danach führt eine Sandpiste halb um den Berg herum bis zum erwähnten Parkplatz.
Da stand damals ein VW-Bus; allerdings haben wir keinen der Insassen getroffen - ich fand das aber sehr mutig!
- Der Aufstieg ist mit einem Foto plus Skizze nur sehr ungenau markiert; wegen des vielen Gerölls, das ständig von oben herunterkommt, ist häufig kein "Pfad" zu sehen (oder nur sehr vage Reste desselben). Es ist also immer damit zu rechnen, daß man von der Idealroute abkommt.(siehe auch der o.g. Bericht von Dietmar Scholz). Auch uns ist das passiert, allerdings wars nicht ganz so krass.
- es ist sehr steil und sehr anstrengend; war aber rein technisch auch für mich Flachlandbewohner ohne Weiteres machbar. Ende August 2004 gabs kein Eis und so gut wie keinen Schnee. Nicht ganz ungefährlich ist es durch das sehr lose Geröll und das unberechenbare Wetter - wir bekamen "aus heiterem Himmel" plötzlich Nebel, der uns dann davon abhielt, die letzte Spitze auf dem Gipfelplateau zu erreichen.
- Jemanden dort zu treffen, halte ich für ausgemachte Glückssache - es ist sicher empfehlenswert, sich bei der letzten Hütte abzumelden.
Hoffe, die Tips helfen weiter. Wenn Du magst, kann ich Dir auch meinen ausführlichen Reisebericht mailen
Gruß, Barbara
PS: noch eine technische Frage: wollte noch weitere Bilder anhängen, funktioniert aber nicht.
Ich war 2004 auf der Herðubreið und meine Erfahrungen decken sich in etwa mit den bisherigen Berichten - vielleicht weniger extrem, aber wir hatten auch (zunächst)ganz annehmbare Witterungsbedingunen.
- Die Zufahrt ist mit einem soliden Geländewagen gut möglich; ein größeres Lavafeld ist mühsam und nicht markiert, danach führt eine Sandpiste halb um den Berg herum bis zum erwähnten Parkplatz.
Da stand damals ein VW-Bus; allerdings haben wir keinen der Insassen getroffen - ich fand das aber sehr mutig!
- Der Aufstieg ist mit einem Foto plus Skizze nur sehr ungenau markiert; wegen des vielen Gerölls, das ständig von oben herunterkommt, ist häufig kein "Pfad" zu sehen (oder nur sehr vage Reste desselben). Es ist also immer damit zu rechnen, daß man von der Idealroute abkommt.(siehe auch der o.g. Bericht von Dietmar Scholz). Auch uns ist das passiert, allerdings wars nicht ganz so krass.
- es ist sehr steil und sehr anstrengend; war aber rein technisch auch für mich Flachlandbewohner ohne Weiteres machbar. Ende August 2004 gabs kein Eis und so gut wie keinen Schnee. Nicht ganz ungefährlich ist es durch das sehr lose Geröll und das unberechenbare Wetter - wir bekamen "aus heiterem Himmel" plötzlich Nebel, der uns dann davon abhielt, die letzte Spitze auf dem Gipfelplateau zu erreichen.
- Jemanden dort zu treffen, halte ich für ausgemachte Glückssache - es ist sicher empfehlenswert, sich bei der letzten Hütte abzumelden.
Hoffe, die Tips helfen weiter. Wenn Du magst, kann ich Dir auch meinen ausführlichen Reisebericht mailen
Gruß, Barbara
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- Peter
- Islandreise Admin
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- Registriert: Fr 22. Apr 2005, 22:35
- Wohnort: Vöhringen (BaWü)
Pro Beitrag nur ein Bild. Wenn du mehrere Bilder einstellen möchtest, musst du für jedes einen neuen Beitrag erstellen. Grund hierfür ist, dass die Themenstränge nicht zu Fotogalerien ausarten sollen und nur das Wesentliche in einem Bild dargestellt wird.PS: noch eine technische Frage: wollte noch weitere Bilder anhängen, funktioniert aber nicht.
Hallo Barbara,
danke für deine Antwort , gerne hätte ich deinen detaillierten Bericht per mail, wie auch ein Originalfoto der Wegbeschreibung.
Hallo Jutta,
der Scholz-link ist auch toll und ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen soll ( allein, ohne die angefragte Ausrüstung). Schön dass Dieter es doch heil geschafft hat, wenn auch hochdramatisch.
Vergangenes Wochende habe mich schonmal vorab umgesehen : Schutzhelme gibt es z.B. von Salewa schon ab ca 35,-€, Eispickel ab ca 50,-€, Eisen und Stöcke haben wir ja schon. Aber auch ein für ca 45 € 30m langes dünnes Bergsteigerseil wäre im Tandemaufstieg schon hilfreich.
Da ich den Parkplatz früh anfahren würde (oder besser schon am Vorabend) wäre ein früher Aufstieg mit reichlich Zeit doch eine Vorsorge. Klar alles nur bei guten Wetterprognosen und am besten vorheriger telefonischer Info der Herdubreidalindir-Besatzung starten. Ist denn dort überhaupt GSM-Netz, wie wir es rund um die Dreka-Hütte 2006 vorfanden ? Olaf, kannst du das bitte mit deinen is-Sprachkenntnissen in Erfahrung bringen.
Wünsche allen mutigen Gipfelstürmer viel Erfolg und hoffe einige Erfolsberichte im Herbst hier lesen zu können.
Viele Grüße, Heinz
danke für deine Antwort , gerne hätte ich deinen detaillierten Bericht per mail, wie auch ein Originalfoto der Wegbeschreibung.
Hallo Jutta,
der Scholz-link ist auch toll und ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen soll ( allein, ohne die angefragte Ausrüstung). Schön dass Dieter es doch heil geschafft hat, wenn auch hochdramatisch.
Vergangenes Wochende habe mich schonmal vorab umgesehen : Schutzhelme gibt es z.B. von Salewa schon ab ca 35,-€, Eispickel ab ca 50,-€, Eisen und Stöcke haben wir ja schon. Aber auch ein für ca 45 € 30m langes dünnes Bergsteigerseil wäre im Tandemaufstieg schon hilfreich.
Da ich den Parkplatz früh anfahren würde (oder besser schon am Vorabend) wäre ein früher Aufstieg mit reichlich Zeit doch eine Vorsorge. Klar alles nur bei guten Wetterprognosen und am besten vorheriger telefonischer Info der Herdubreidalindir-Besatzung starten. Ist denn dort überhaupt GSM-Netz, wie wir es rund um die Dreka-Hütte 2006 vorfanden ? Olaf, kannst du das bitte mit deinen is-Sprachkenntnissen in Erfahrung bringen.
Wünsche allen mutigen Gipfelstürmer viel Erfolg und hoffe einige Erfolsberichte im Herbst hier lesen zu können.
Viele Grüße, Heinz
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GSM Netz hast du da mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nirgendwo, außer der Wind weht mal grade ein paar elektromagnetische Wellen von den Kárahnjúkar oder vom Mývatn heran. Zumindest würde ich mich niemals darauf verlassen! Eine recht grobe Übersichtskarte gibts hier:
http://www.siminn.is/einstaklingar/fars ... eifikerfi/
http://www.siminn.co.uk/residential/mob ... e-network/ (englisch)
Andrerseits hatte ich mal unten in einem Tal keinen Handy-Empfang und 900m weiter oben auf dem Berg mit Sicht ins 20km entfernte Dalvík volle Leistung. Es gibt auch immer Leute, die auf irgendeinem Berg bei Landmannalaugar was empfangen haben wollen, aber ich hab das noch nie geschafft oder eingehender versucht.
Die Leute an den Hütten wissen übrigens oft auch nicht mehr über das Wetter, als man selber. Nachfragen und vor allem Abmelden kann trotzdem nicht schaden, vorzugsweise am Morgen vor dem Aufbruch. Ich glaub, dort hinten am Fuß vom Herðubreið zu zelten wird auch nicht so gern gesehen.
http://www.siminn.is/einstaklingar/fars ... eifikerfi/
http://www.siminn.co.uk/residential/mob ... e-network/ (englisch)
Andrerseits hatte ich mal unten in einem Tal keinen Handy-Empfang und 900m weiter oben auf dem Berg mit Sicht ins 20km entfernte Dalvík volle Leistung. Es gibt auch immer Leute, die auf irgendeinem Berg bei Landmannalaugar was empfangen haben wollen, aber ich hab das noch nie geschafft oder eingehender versucht.
Die Leute an den Hütten wissen übrigens oft auch nicht mehr über das Wetter, als man selber. Nachfragen und vor allem Abmelden kann trotzdem nicht schaden, vorzugsweise am Morgen vor dem Aufbruch. Ich glaub, dort hinten am Fuß vom Herðubreið zu zelten wird auch nicht so gern gesehen.
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- Herrscher des Nordmeeres
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Herðubreið 2000
Hallo Heinz,
ich war Anfang August 2000 mit einem Freund zusammen oben auf dem Herðubreið. Der Sommer war damals sehr gut und sehr warm gewesen.
Aber acht Jahre ist auch eine lange Zeit - wer weiss wie es heute mit dem Aufstieg aussieht?
Vieles in meiner Beschreibung ist bereits schon gesagt worden...nichtsdestotrotz:
Wir starteten zu Fuss direkt bei der Herðubreiðarlindir, also am Campingplatz. Wir hatten damals erstens kein Auto und zweitens wussten wir gar nicht dass man zum Startplatz fahren kann. Am Abend vorher hatten wir uns bei den Huettenwarten erkundigt ob das ganze machbar sei: Ja, sei kein Poblem, Wetter sei prima (d.h. uebersetzt nur, es ist kein ausgesprochenes Sturmtief im Anmarsch), Helme und Seile nicht noetig, Eisaxt und Steigeisen ebenfalls nicht. Steinschlaggefahr? Normal. Und es seien in den letzten Tagen vier Gruppen oder so erfolgreich wiedergekommen. Zwei Dinge sollten wir jedoch unbedingt beachten:
Erstens bis zu der richtigen Aufstiegstelle gehen, nicht eher versuchen hoch zu gehen. Zweitens die Abstiegstelle oben am Rund sehr gut merken. Sei eine Falle.
Am Morgen folgten wir also den abgesteckten Weg vom Campingplatz rueber zur Herðubreið. Nach so 5 oder 6 Kilometer suchten wir etwas unruhig die Aufstiegsstelle. Wo ist sie? Noch weiter laufen? Und waren erfreut dass sie so gut markiert war, da war ploetzlich ein Parkplatz mit einem Auto und ein deutliches Schild. Wie gesagt, ueber den Parkplatz haben wir uns gewundert aber immerhin wussten wir nun, dass das die richtige Stelle ist. Tatsaechlich konnte man weiter oben einen deutlichen Serpentinenpfad im Geroell erkennen. Und da war auch eine Gruppe von drei Leuten. Noch weiter oben war der Felsrand mit einer Scharte zu erkennen. Dort ging es dann rauf auf die Plattform - woanders war an einen Aufstieg gar nicht zu denken.
Relativ spaet, ich weiss es nicht mehr genau, vielleicht 11 -12 Uhr begannen wir mit dem Aufstieg. Wir naeherten uns zu unserer Verwunderung sehr schnell der Gruppe. Dann bemerkten wir dass die Gruppe permanent Steine lostrat, die auf uns niederrollten. Es war fast unmoeglich sich noch weiter der Gruppe zu naehern. Sie ging aber viel zu langsam. Wir riefen und beschwerten uns aber es nutzte nichts. Der Hang wurde immer steiler so dass es immer gefaehrlicher mit den losgetretenen Steinen wurde. Schliesslich machte die Gruppe oben eine Pause. Unser einzige Chance vorbeizukommen. Es stellte sich heraus, dass es ein islaendischer Bergfuehrer mit einem franzoesischen Paerchen war. Sie seilten sich gerade an um durch die Scharte auf die obere Plattform des Tafelbergs zu kommen. Angesichts der Ungeschicklichkeit mit der das Paerchen Tonnen von Geroell den Berg herruntergetreten hatte beeindruckte uns das Anseilen nicht. Auch der Bergfuehrer machte keinerlei Anstalten uns abzuhalten. So gingen wir als erstes die Scharte hoch. Es sah einfach aus: In der Mitte auf dem kleinen Schneefeld hoch, dann ein bisschen Geroell, das wars. Leider war das kleine Schneefeld hoffnungslos vereist. Wir kamen da keinen Meter hoch. Schlimmer noch, das Schneefeld war wohl uralt, selbst als wir auf das Geroell am Rand auswichen geriet das ganze Geroell wegen dem darunterliegenden Eis ins Rutschen. Das unsichtbare Eis streckte sich sehr weit in der Scharte aus. Schliesslich suchten wir uns unseren Weg ganz links direkt an der Wand der Scharte hoch. Unangenehm, der kleinste Stein haette uns direkt auf den Kopf getroffen. Oder gerade nicht weil wir ja direkt an der Wand entlang schleichten. Ausserdem wussten wir wenn wir hier ins Rutschen geraten rutschen wir erst in die Mitte der Scharte und dort wartete das blanke Eis....
Immerhin war das Stueck relativ kurz und ploetzlich waren wir oben auf der runden Platform. Eine voellig andere Welt, Schneefelder, kleine vereiste Seen, kalter Wind. Eben noch voellig durchgeschwitzt in der windstillen Scharte fingen wir sofort an zu frieren. Wir konnten es uns nicht vorstellen unsere Wintersachen anzuziehen als wir sie einpackten aber nun war es bitter noetig. Der Rest der Besteigung war geradezu ein Kinderspiel: Auf den Gipfel zu stuermen und hoch. Ich habe selten so einen ausgesetzten Ort erlebt. Weit und breit kein anderer hoher Berg. Aussicht sagenhaft. Dann erblickten wir Wolken in der Ferne in unserer Hoehe die sich gemuetlich auf uns zu bewegten. Wir beschlossen den Rueckzug anzutreten. Schon lange als wir den eigentlichen Gipfel verlassen hatten trafen wir endlich die Gruppe mit dem Bergfuehrer. Zu diesem Zeitpunkt begann der Gipfel bereits im Nebel zu verschwinden. Unverdrossen setzte die Gruppe aber ihren Weg fort, der Bergfuehrer hatte GPS. Wir hatten kein GPS, ein Verhaengnis. Nach kurzer Zeit waren wir oben an der Scharte am Rand, nun sollte es wieder runter gehen. Aber irgendetwas stimmte nicht. War es das veraenderte Licht? Hier waren ueberall Steinmaennchen, aber war unseres dabei? Nach einigen Meter Abstieg stiessen wir auf eine senkrecht abstuerzende Wand. Wir waren in die Mausefalle gelaufen. Wir hatten nicht den richtigen Abstieg gefunden.
Wir kehrten um und stellten folgendes fest: Wir sind wirklich dumm. Extrem dumm. Hier sieht eine Scharte wie die andere aus. In einer Stunde oder weniger wird hier dickster Nebel sein. Und auf den Bergfuehrer warten? Bei dem Tempo der Gruppe wird wahrscheinlich schon der Nebel da sein. Wir wuerden die Gruppe im Nebel nicht finden koennen. Und zur Gruppe gehen? Wieder das Problem mit dem Nebel.
Wir beschlossen besonders klug zu sein und trennten uns: einer suchte rechts rum der andere links rum am Rand entlang. Ich musste lachen bei dem Gedanken dass wir uns auf der andere Seite des Kreises dann ja wieder treffen wuerden .... das Gehirn neigt in stressigen Situationen offenbar zu Humor. Ausserdem schien es mir besonders raffiniert bei Gefahr von Nebel sich auch noch zu trennen.
Ich hatte kein Glueck, die zwei naechsten Scharten waren auch nichts. Immerhin rueckte der Nebel nur sehr langsam naeher, offenbar eine Gnadenfrist fuer Dummkoepfe. Aber da rief und winkte mein Freund er haette die richtige gefunden. Es war nur eine Scharte weiter links. Und tatsaechlich da war unser Steinmaennchen - viel zu tief aufgebaut, nicht genuegend sichtbar. Ich war so erleichtert dass mir der eigentlich unangenehme Weg durch die Scharte - wieder entlang an der Wand - fast voellig egal war. Dann ging es problemlos den restlichen Weg runter. Wir hatten nicht einen einzigen Steinschlag vom Berg.
Unten angekommen war inzwischen die Platform nicht mehr zu sehen, sie war im dichten Nebel.
Wir liefen ausgesprochen langsam mit langen Pausen zum Zelt und waren erst um 22 Uhr oder so zurueck - der Auf- und Abstieg war doch sehr anstrengend.
Wir meldeten uns zurueck und berichteten auch von der Bergfuehrergruppe. Aber diese hatte sich selbst schon zurueckgemeldet und auch von uns berichtet mit der Aussage "sehr wahrscheinlich vor dem Nebel den Berg erfolgreich abgestiegen, nicht mehr angetroffen".
In den alten islaendischen Sagen ist von der Burg der Goetter die Rede mit einem Aufgang im Westen. Der einzige Aufgang zur Herðubreið liegt im Westen. Dieser Zusammenhang ist aber nicht von mir aufgedeckt worden
So oder so: Die Goetter meinten es gut mit uns.
viel Spass
Leon
ich war Anfang August 2000 mit einem Freund zusammen oben auf dem Herðubreið. Der Sommer war damals sehr gut und sehr warm gewesen.
Aber acht Jahre ist auch eine lange Zeit - wer weiss wie es heute mit dem Aufstieg aussieht?
Vieles in meiner Beschreibung ist bereits schon gesagt worden...nichtsdestotrotz:
Wir starteten zu Fuss direkt bei der Herðubreiðarlindir, also am Campingplatz. Wir hatten damals erstens kein Auto und zweitens wussten wir gar nicht dass man zum Startplatz fahren kann. Am Abend vorher hatten wir uns bei den Huettenwarten erkundigt ob das ganze machbar sei: Ja, sei kein Poblem, Wetter sei prima (d.h. uebersetzt nur, es ist kein ausgesprochenes Sturmtief im Anmarsch), Helme und Seile nicht noetig, Eisaxt und Steigeisen ebenfalls nicht. Steinschlaggefahr? Normal. Und es seien in den letzten Tagen vier Gruppen oder so erfolgreich wiedergekommen. Zwei Dinge sollten wir jedoch unbedingt beachten:
Erstens bis zu der richtigen Aufstiegstelle gehen, nicht eher versuchen hoch zu gehen. Zweitens die Abstiegstelle oben am Rund sehr gut merken. Sei eine Falle.
Am Morgen folgten wir also den abgesteckten Weg vom Campingplatz rueber zur Herðubreið. Nach so 5 oder 6 Kilometer suchten wir etwas unruhig die Aufstiegsstelle. Wo ist sie? Noch weiter laufen? Und waren erfreut dass sie so gut markiert war, da war ploetzlich ein Parkplatz mit einem Auto und ein deutliches Schild. Wie gesagt, ueber den Parkplatz haben wir uns gewundert aber immerhin wussten wir nun, dass das die richtige Stelle ist. Tatsaechlich konnte man weiter oben einen deutlichen Serpentinenpfad im Geroell erkennen. Und da war auch eine Gruppe von drei Leuten. Noch weiter oben war der Felsrand mit einer Scharte zu erkennen. Dort ging es dann rauf auf die Plattform - woanders war an einen Aufstieg gar nicht zu denken.
Relativ spaet, ich weiss es nicht mehr genau, vielleicht 11 -12 Uhr begannen wir mit dem Aufstieg. Wir naeherten uns zu unserer Verwunderung sehr schnell der Gruppe. Dann bemerkten wir dass die Gruppe permanent Steine lostrat, die auf uns niederrollten. Es war fast unmoeglich sich noch weiter der Gruppe zu naehern. Sie ging aber viel zu langsam. Wir riefen und beschwerten uns aber es nutzte nichts. Der Hang wurde immer steiler so dass es immer gefaehrlicher mit den losgetretenen Steinen wurde. Schliesslich machte die Gruppe oben eine Pause. Unser einzige Chance vorbeizukommen. Es stellte sich heraus, dass es ein islaendischer Bergfuehrer mit einem franzoesischen Paerchen war. Sie seilten sich gerade an um durch die Scharte auf die obere Plattform des Tafelbergs zu kommen. Angesichts der Ungeschicklichkeit mit der das Paerchen Tonnen von Geroell den Berg herruntergetreten hatte beeindruckte uns das Anseilen nicht. Auch der Bergfuehrer machte keinerlei Anstalten uns abzuhalten. So gingen wir als erstes die Scharte hoch. Es sah einfach aus: In der Mitte auf dem kleinen Schneefeld hoch, dann ein bisschen Geroell, das wars. Leider war das kleine Schneefeld hoffnungslos vereist. Wir kamen da keinen Meter hoch. Schlimmer noch, das Schneefeld war wohl uralt, selbst als wir auf das Geroell am Rand auswichen geriet das ganze Geroell wegen dem darunterliegenden Eis ins Rutschen. Das unsichtbare Eis streckte sich sehr weit in der Scharte aus. Schliesslich suchten wir uns unseren Weg ganz links direkt an der Wand der Scharte hoch. Unangenehm, der kleinste Stein haette uns direkt auf den Kopf getroffen. Oder gerade nicht weil wir ja direkt an der Wand entlang schleichten. Ausserdem wussten wir wenn wir hier ins Rutschen geraten rutschen wir erst in die Mitte der Scharte und dort wartete das blanke Eis....
Immerhin war das Stueck relativ kurz und ploetzlich waren wir oben auf der runden Platform. Eine voellig andere Welt, Schneefelder, kleine vereiste Seen, kalter Wind. Eben noch voellig durchgeschwitzt in der windstillen Scharte fingen wir sofort an zu frieren. Wir konnten es uns nicht vorstellen unsere Wintersachen anzuziehen als wir sie einpackten aber nun war es bitter noetig. Der Rest der Besteigung war geradezu ein Kinderspiel: Auf den Gipfel zu stuermen und hoch. Ich habe selten so einen ausgesetzten Ort erlebt. Weit und breit kein anderer hoher Berg. Aussicht sagenhaft. Dann erblickten wir Wolken in der Ferne in unserer Hoehe die sich gemuetlich auf uns zu bewegten. Wir beschlossen den Rueckzug anzutreten. Schon lange als wir den eigentlichen Gipfel verlassen hatten trafen wir endlich die Gruppe mit dem Bergfuehrer. Zu diesem Zeitpunkt begann der Gipfel bereits im Nebel zu verschwinden. Unverdrossen setzte die Gruppe aber ihren Weg fort, der Bergfuehrer hatte GPS. Wir hatten kein GPS, ein Verhaengnis. Nach kurzer Zeit waren wir oben an der Scharte am Rand, nun sollte es wieder runter gehen. Aber irgendetwas stimmte nicht. War es das veraenderte Licht? Hier waren ueberall Steinmaennchen, aber war unseres dabei? Nach einigen Meter Abstieg stiessen wir auf eine senkrecht abstuerzende Wand. Wir waren in die Mausefalle gelaufen. Wir hatten nicht den richtigen Abstieg gefunden.
Wir kehrten um und stellten folgendes fest: Wir sind wirklich dumm. Extrem dumm. Hier sieht eine Scharte wie die andere aus. In einer Stunde oder weniger wird hier dickster Nebel sein. Und auf den Bergfuehrer warten? Bei dem Tempo der Gruppe wird wahrscheinlich schon der Nebel da sein. Wir wuerden die Gruppe im Nebel nicht finden koennen. Und zur Gruppe gehen? Wieder das Problem mit dem Nebel.
Wir beschlossen besonders klug zu sein und trennten uns: einer suchte rechts rum der andere links rum am Rand entlang. Ich musste lachen bei dem Gedanken dass wir uns auf der andere Seite des Kreises dann ja wieder treffen wuerden .... das Gehirn neigt in stressigen Situationen offenbar zu Humor. Ausserdem schien es mir besonders raffiniert bei Gefahr von Nebel sich auch noch zu trennen.
Ich hatte kein Glueck, die zwei naechsten Scharten waren auch nichts. Immerhin rueckte der Nebel nur sehr langsam naeher, offenbar eine Gnadenfrist fuer Dummkoepfe. Aber da rief und winkte mein Freund er haette die richtige gefunden. Es war nur eine Scharte weiter links. Und tatsaechlich da war unser Steinmaennchen - viel zu tief aufgebaut, nicht genuegend sichtbar. Ich war so erleichtert dass mir der eigentlich unangenehme Weg durch die Scharte - wieder entlang an der Wand - fast voellig egal war. Dann ging es problemlos den restlichen Weg runter. Wir hatten nicht einen einzigen Steinschlag vom Berg.
Unten angekommen war inzwischen die Platform nicht mehr zu sehen, sie war im dichten Nebel.
Wir liefen ausgesprochen langsam mit langen Pausen zum Zelt und waren erst um 22 Uhr oder so zurueck - der Auf- und Abstieg war doch sehr anstrengend.
Wir meldeten uns zurueck und berichteten auch von der Bergfuehrergruppe. Aber diese hatte sich selbst schon zurueckgemeldet und auch von uns berichtet mit der Aussage "sehr wahrscheinlich vor dem Nebel den Berg erfolgreich abgestiegen, nicht mehr angetroffen".
In den alten islaendischen Sagen ist von der Burg der Goetter die Rede mit einem Aufgang im Westen. Der einzige Aufgang zur Herðubreið liegt im Westen. Dieser Zusammenhang ist aber nicht von mir aufgedeckt worden
So oder so: Die Goetter meinten es gut mit uns.
viel Spass
Leon
- Wilfired75
- Herrscher des Nordmeeres
- Beiträge: 529
- Registriert: Sa 22. Sep 2007, 01:09
- Wohnort: Freising
Hallo Leon,
vielen Dank, du hast dir mit der tollen Beschreibung viel Mühe gegeben. Genau für solche Berichte bin ich (auch im Namen anderer Aspiranten) sehr dankbar.
Dass ein kleines GPS-Gerät -z.B wegen Trackaufzeichnung den Rückweg wiederzufinden - dabei gute Dienste leisten kann, hat sich bei meinem Garmin Quest2 (das ich schon 2006 in IS mit hatte) schon gezeigt. Das hat sich mittlerweile bei mehreren meiner Berg-Wanderungen schon bestens bewährt. Mit dem Map-Source-Programm die Karten aufspielen und ab gehts.
Ist jemand bekannt, ob es für den Herdubreid ein noch genaueren Kooordinatensatz gibt wie den in meinem im Eingangsartikel abgebildeten Trail von http://www.ourfootprints.de/gps/mapsource-island.html ?
Liebe Grüße ,
Heinz
vielen Dank, du hast dir mit der tollen Beschreibung viel Mühe gegeben. Genau für solche Berichte bin ich (auch im Namen anderer Aspiranten) sehr dankbar.
Dass ein kleines GPS-Gerät -z.B wegen Trackaufzeichnung den Rückweg wiederzufinden - dabei gute Dienste leisten kann, hat sich bei meinem Garmin Quest2 (das ich schon 2006 in IS mit hatte) schon gezeigt. Das hat sich mittlerweile bei mehreren meiner Berg-Wanderungen schon bestens bewährt. Mit dem Map-Source-Programm die Karten aufspielen und ab gehts.
Ist jemand bekannt, ob es für den Herdubreid ein noch genaueren Kooordinatensatz gibt wie den in meinem im Eingangsartikel abgebildeten Trail von http://www.ourfootprints.de/gps/mapsource-island.html ?
Liebe Grüße ,
Heinz
-
- Herrscher des Nordmeeres
- Beiträge: 761
- Registriert: Fr 23. Nov 2007, 21:36
- Wohnort: Ganznahe
Hallo Willi
Equipment? Tja, kein Seil, kein Helm, keine Stoecke, kein Eispickel, keine Steigeisen, keine Groedel, kein GPS, einfache Tagesruecksaecke. Immerhin Gletscherbrille und sehr warme und vollstaendige Winterkleidung. Genuegend Wasser und Futter. Aber natuerlich kein Biwaksack, kein Telefon, kein Notsender oder sonstiges. Lange haetten wir da oben nicht bleiben koennen.
Kurz und gut: Trekkingausstattung aber keine Bergsteigerausstattung. Wir hatten auch gar nichts anderes in Island ohne Auto dabei.
Das war auch schon ziemlich komisch wie wir die sehr gut ausgestattete Bergfuehrergruppe getroffen haben - kam mir vor wie mit einem Golf auf einer Formel 1 Strecke oder wie in Badehose im Kasino
Aber der Bergfuehrer dachte wie gesagt gar nicht daran uns mit einem Donnerwetter wieder runter zu jagen. Ich hatte das befuerchtet. Ich gehe persoenlich nicht sehr gerne weiter wenn mir ein Bergfuehrer hinterherrufen wuerde "Ich habe Euch gewarnt"
Viele Gruesse
Leon
Ja, ganz genau, ich habe auch bei Deiner Beschreibung gedacht: Siehe an, die gleichen Probleme wie bei uns. Das Eis. Die Mausefalle.Wilfired75 hat geschrieben:Dein Aufstieg verlief der Beschreibung nach wohl ziemlich ähnlich wie meiner. Wohl dieselben Probleme, Haftung für Hände und Füße zu finden auf dem Eis während des steilen Stücks bis hoch zum Plateau. Auf der Rückkehr die mehr oder weniger verzweifelte Suche nach der einzigen Abstiegsstelle. Und Equipment hattest du wohl auch gegen Null dabei...?
Equipment? Tja, kein Seil, kein Helm, keine Stoecke, kein Eispickel, keine Steigeisen, keine Groedel, kein GPS, einfache Tagesruecksaecke. Immerhin Gletscherbrille und sehr warme und vollstaendige Winterkleidung. Genuegend Wasser und Futter. Aber natuerlich kein Biwaksack, kein Telefon, kein Notsender oder sonstiges. Lange haetten wir da oben nicht bleiben koennen.
Kurz und gut: Trekkingausstattung aber keine Bergsteigerausstattung. Wir hatten auch gar nichts anderes in Island ohne Auto dabei.
Das war auch schon ziemlich komisch wie wir die sehr gut ausgestattete Bergfuehrergruppe getroffen haben - kam mir vor wie mit einem Golf auf einer Formel 1 Strecke oder wie in Badehose im Kasino
Aber der Bergfuehrer dachte wie gesagt gar nicht daran uns mit einem Donnerwetter wieder runter zu jagen. Ich hatte das befuerchtet. Ich gehe persoenlich nicht sehr gerne weiter wenn mir ein Bergfuehrer hinterherrufen wuerde "Ich habe Euch gewarnt"
Viele Gruesse
Leon
- Wilfired75
- Herrscher des Nordmeeres
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- Registriert: Sa 22. Sep 2007, 01:09
- Wohnort: Freising
Dass der isländische Bergführer euch „Badehosenträger“ nicht zurückgepfiffen hat, wundert mich überhaupt net. Die isländischen Bergführer sind nämlich völlig schmerzfrei. Und wenn man dann noch n bisschen selbstbewusst und survival-erfahren auftritt, dann ist man gleich „Mitglied im Bunde“.gerneklein hat geschrieben: Aber der Bergfuehrer dachte wie gesagt gar nicht daran uns mit einem Donnerwetter wieder runter zu jagen. Ich hatte das befuerchtet. Ich gehe persoenlich nicht sehr gerne weiter wenn mir ein Bergfuehrer hinterherrufen wuerde "Ich habe Euch gewarnt"
Viele Gruesse
Leon
N Kumpel und ich war´n mal Eisklettern auf diesem Svínafellsjökull (der „Eiskletter-Gletscherzunge“ direkt neben dem Skaftafell-Nationalpark). Natürlich haben wir uns brav nen Bergführer genommen: „Einar“. Ansonsten waren wir eher „unheimlich cool unterwegs“, so frisch von der 3-jährigen Bundesgrenzschutz-Ausbildung und sage und schreibe hier im Ausland in unserer bundesdeutschen Outdoor-Uniform (verbotenerweise schön mit Bundesadler überall drauf! ). Na wartet, dachte sich Einar bestimmt, euch kriege ich schon, zog seine Steigeisen an und wanderte uns voraus über die Gletscherspalten. Anfangs noch vollkommen überdreht ihm hinterhergesprungen, meldeten wir uns nach ner Weile – mitten auf der Gletscherzunge! – mit der zaghaften Anfrage bei ihm, wann wir denn endlich mal unsere unter dem Arm getragene (!!!) Sicherheitsausrüstung (bestehend aus Helm und Seil) verwenden würde, das wäre doch jetzt beim Weg über das blanke Eis zwischen den Spalten bestimmt angebracht. Ach so, stimmt, wenn wir wollten, könnten wir jetzt unsere Helme ausetzen und uns anseilen. Oh ja, wir wollten! Ich hab heut noch das mulmig-verdutzte Gesicht meines Kumpels vor Augen, als er dann später am Seil ne senkrechte Spalte hochkletterte und es genau in diesem Augenblick im Hintergrund einen gewaltigen Rumms gab.
A propos Svínafellsjökull: Im August letzten Jahres wurde man ja von jedem Isländer, der einen als Deutschen identifizierte, nach Hinweisen zum Verbleib der auf selbigem Gletscher am Skaftafell-Nationalpark verschwundenen beiden Deutschen gefragt; weiß hier irgendjemand, was letztendlich mit denen passiert ist (und warum)?
(Oder steht das schon irgendwo im Forum?)
Lieber Leitwolf als Lemming
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