Ach, der Laki! 2006 stand ich schon einmal davor, doch er war nicht zu sehen – wir hatten wohl das übelste Wetter, dass man sich dort vorstellen kann. Es gab nicht mal ein Foto, nur die stille Sehnsucht, diese Kraterreihen nördlich und südlich des Laki einmal zu sehen.
Nun bin ich zwar dieses Jahr eigenmotorisiert in Island, aber mein PKW hat es dennoch nur bis vor die erste Furt auf der F 206 geschafft. Dort musste ich ihn stehenlassen und zu Fuß bis zum Fagrifoss wandern (nicht auf der Piste – an der Geirlandsá entlang ist es ein wunderschöner, pfadloser Weg!). Doch bei nur zwei Tagen Frei ist diese Art der Fortbewegung doch recht mühselig und langatmig, wenn man bis zum Laki möchte.
Aber ich brauchte meinen Wunsch gar nicht sooo oft zu äußern, denn schon bald stand das Angebot, dass ich Erlas RAV 4 für diesen Ausflug, auch für zwei Tage, nutzen könnte. Yeah! Als es dann tatsächlich soweit war, zeigte Gísli sein ganz großes Herz und für mich völlig überraschend durfte ich seinen Land Cruiser nehmen! Man hätte mir das freudige Grinsen in diesem Moment schon aus dem Gesicht meißeln müssen – es war einfach nicht zu übersehen

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Meine Einweisung in das Auto bekam ich in Isländisch und wusste damit hinterher genauso viel wie vorher. Also Vorwärtsgang rein und los! Wow, wie anders fuhr sich die F 206 mit so einem Auto unterm Hintern! Bei meinem PKW hatte ich das Gefühl, er würde jeden Moment auseinanderfallen oder zumindest die Reifen würden bald das Zeitliche segnen. Aber so – so machte Fahren Spaß!
Als die erste richtige Furt anstand (die Geirlandsá; das Wässerchen davor ist ja nur eine Pfütze, aber eine die zu tief für meinen PKW ist), hieß es dreimal kräftig durchatmen. Ich bin schon oft genug durch Furten gefahren … worden. Ja, eben nie selber und nie allein. Und die erste Furt so alleine, das ist ja dann doch aufregend. Ich hatte kurz vor der Abfahrt noch mit meinem Offroader des Vertrauens

telefoniert, aber da er mir etwas von erstem Gang erzählte, während ich erst später erfuhr, dass ich mit Automatik unterwegs sein würde, war mir dann doch etwas mulmig. Gangschaltung hat ja doch etwas für sich – bei Automatik hatte ich in den unteren km/h-Bereichen immer das Gefühl, absolut untertourig zu fahren, was mir manchmal nicht ganz passend erschien. So auch in dem Fluss. Aber was soll ich sagen: Die erste Probe war bestanden, danach wurde ich mutiger und der Fahrspaß hörte gar nicht mehr auf!
Da ich zwei Tage bleiben wollte, baute ich zunächst mein Zelt am Zeltplatz auf und fuhr dann (rechts herum) zum Parkplatz am Laki. Dort traf ich unweigerlich auf den Ranger, der schnell locker wurde, als er hörte, dass ich volle zwei Tage Zeit hätte, alle Trails laufen wollte und auch noch auf Geirland arbeite. "Ah Erla!"
Also rauf auf den Laki, rum um den Laki, rein in die Krater, rum um die Krater, rein in die Höhle, mit dem Auto zum nächsten Parkplatz, hin zum Tjarnagígur und auch dort die ganze zweistündige Runde gedreht.
Die Piste, wenn man vom Laki aus entgegen dem Uhrzeigersinn weiterfährt, wurde übrigens – wie ich später erfuhr – im Herbst 2008 neu präpariert und wirkte in Teilen wie eine Autobahn. Eine Wüstenautobahn. Mann, das machte Spaß, da zu fahren! Und an der nächste Furt gab es zusammen mit einer deutschen Familie eine kleine Foto- und Videosession unserer Durchfahrten. Gemeinsam sind wir stark
Auf dem Zeltplatz traf ich dann den Ranger wieder, der dort über Sommers wohnte, sich als Kári herausstellte und mich doch glatt zum Abendessen einlud. Als ich mich gerade häuslich in meinem Zelt eingerichtet hatte, kam der 11-jährige Syndrí auf mich zu, der sich als Káris Enkel entpuppte und dort eine Woche bei seinem Großvater verbrachte. Syndrí hatte Bock zum Quatschen, Kári auch und sie waren beide unglaublich nett. Während Kári das Essen brutzelte (Kassler auf dem Grill, Pellkartoffeln, Salat), haben Syndrí und ich uns im Speerweitwurf und Kugelstoßen geübt. Werfen war noch nie mein Ding und ich war auch an diesem Tag wieder völlig unterlegen. Aber Kugelstoßen, das konnte ich schon immer gut

. Gewonnen! Die Speere waren selbstgeschnitzt aus alten Besenstielen, die Kugeln halbwegs runde Steine unterschiedlicher Größe. Was braucht man mehr? Es war jedenfalls ein sehr, sehr netter Abend.
Kári erzählte mir übrigens, dass jährlich ca. 8.000 bis 9.000 Besucher nach Lakagigar kämen und dass das ganz schön viel, fast zu viel für diese Gegend / die Natur dort sei. Pro Tag kämen durchschnittlich 20 bis 25 Autos, der Linienbus und manchmal noch ein, zwei Busse mit Gruppen. Ist schon krass, oder? Das hört sich absolut nicht viel an, ist aber laut Ranger die Grenze dessen, was die Natur dort vertragen kann, ohne ernsthaft geschädigt zu werden. Jaja, in Deutschland kaum vorstellbar.
Am nächsten Tag saß ich kurz nach 6 Uhr im Auto, denn im Gegensatz zum Vortag schien die Sonne vom blauen Himmel und das Foto-Herz schlug höher. Viele Fotostopps später stand ich erneut auf dem Laki, konnte aber DAS Foto nicht schießen, da es trotz Sonne und blauem Himmel irgendwie diesig war. Naja, alles Gute ist nicht beisammen. Ich traf noch ein paar holländische Frühaufsteher (vielleicht hatte ich sie auch geweckt, denn beim Anfahren machte „mein“ Auto merkwürdig laute Geräusche – ich würde mal Keilriemen sagen, wenn er so was hat) und nach einem kurzen Schwätzchen setzte jeder seinen Weg fort. Als ab 10 Uhr immer mehr Wolken das Gebiet bevölkerten, fuhr ich zurück zum Zeltplatz, holte ein wenig Nacht nach und fuhr anschließend zurück nach Geirland, glücklich, endlich diesen wundervollen und faszinierenden Flecken Erde gesehen zu haben. Dass ich seit der Tour noch trauriger bin, kein hochlandtaugliches Auto mein Eigen zu nennen, versteht sich von selbst

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An einem der Krater:

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Zwei weitere Fotos findet ihr
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