Sandbleche notwendig?

Die anspruchsvollere Art, mit dem Auto durch Island zu reisen.
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Sandbleche notwendig?

Beitrag von Gast » Mi 11. Jun 2008, 15:52

Hallo Islandexperten,

nur noch knapp zwei wochen dann geht's los...
Dann geht es für uns das erste mal nach Island!

Ich bin gerade beim packen und bekomme echte Zweifel, ob ich den fetten High-Lift und die beiden Sandbleche wirklich fürs Hochland in meinem Landcruiser (mit MT's) packen soll. Platz ist sowieso nicht! Brauche ich die Sachen für meine Familienfahrt entlang der 210?

Was sind Eure Erfahrungen und Empfehlungen?

Danke für Hinweise.

Gruß Jörg
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Wilfired75
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Beitrag von Wilfired75 » Mi 11. Jun 2008, 23:37

Du hast dir die Antwort schon fast selbst gegeben: Genau, du brauchst keine Sandbleche und auch keinen fetten High-Lift, nicht für deine Familienfahrt auf der F210 und auch nicht für irgendeine andere Piste auf Island! In Island gibt es nämlich (hab ich jedenfalls noch nirgendwo im ganzen (Hoch-)Land gesehen) tiefen, bodenlosen Sand. Der isländische Lavasand bietet gute Traktion, allenfalls an den Stränden ist n bißchen weicherer Sand, wo man sich mit etwas gutem Willen wohl einbuddeln könnte. Am Meeresstrand bei der Jökulsárlón hatte ichs wohl mal etwas übertrieben und wäre beinahe noch steckengeblieben - vor den Augen der von außen in ihren SUVs zusehenden Touris, das wäre blamabel geworden; allerdings hatte ich ja noch net mal Luft aus den Reifen abgelassen, und bin sogar mit 2 bar dann doch noch rausgekommen; du siehst, man kann im dortigen Sand also fast gar nix falschmachen).
Mit deinen (extrem pannensicheren) MT-Reifen bist du vollkommen ausreichend ausgerüstet.
Viel Spaß auf der 210er Piste!
Lieber Leitwolf als Lemming
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Beitrag von Gast » Fr 13. Jun 2008, 16:55

Hallo,
ich sehe das anders....ich würde die Sandbleche immer mitnehmen, eine Schaufel, einen Bergegurt und einen Wagenheber. Wobei ich vom High-Jack nicht viel halte.
Es kommt aber sehr auf Deinen Anspruch an auch Eventualitäten meistern zu können. Festfahren kann man sich sehr wohl in Island auch wenn man es wahrscheinlich nicht tut!
Auf den Hauptpisten wird sich aber wahrscheinlich bald Hilfe finden. Es ist eine persönliche Entscheidung ob und wieviel Fremdhilfe man bei einer Reise fest einkalkuliert....ob man sich lieber selbst befreit oder auf Hilfe wartet...
Gruß Sönke
MartinB
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Beitrag von MartinB » Fr 13. Jun 2008, 20:31

Hallo Jörg,
da ich die 210 selbst noch nicht gefahren bin, kann ich zur Strecke selbst keine konkreten Aussage treffen. Da wären Andere gefragt.

Aber es gibt in Island sehr wohl unangenehme Sände - wie beispielweise Schwemmsandfelder. Die (Nicht-)Befahrbarkeit hängt stark vom Feuchtigkeitsgehalt (und damit der Zeit vor dem letzten Regen) ab und ist somit faktisch kaum vorhersagbar. Dort verkürzen Bleche im Festfahrfall die Zeit zum Befreien enorm. Man kann natürlich auch darauf setzen, dass in der Saison genügend zugstarke andere Fahrzeuge in der Nähe sind, die helfen.

Aber falls Du Dich mit Blick auf die 210 und die Fahrzeugdichte gegen eigene Bergungstechnik entscheidest, sollte Dir bewußt sein, dass Du Dich dann auch gegen mögliche Abstecher / Alternativen entschieden hast. Gerade mit Blick auf's isländische Wetter würde ich mir persönlich derartige Alternativen immer offen halten und mit entsprechender Ausrüstung (für Mesch und Auto) losfahren.

Aber das ist auch ganz stark eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Gutes Überlegen.
Martin
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Wilfired75
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Beitrag von Wilfired75 » Fr 13. Jun 2008, 23:01

Fahre seit 6 Jahren jedes Jahr auf Island 4x4 und bin immerhin nun schon ALLE klassischen Touri-Tracks durch, Ergebnis: KEIN einziges Mal irgendwo festgefahrenn (selbst im Schnee gings notfalls immer noch rückwärts - in der bereits selbst plattgespurten Trasse - wieder raus), und ich hab noch net mal Sperren...

Aber mal ne Gegenfrage: Wer von euch hat sich schon mal in Island im Sand festgefahren und kam durch Einsatz von Sandblechen wieder raus? (außer Martin, der - ich staune! - tatsächlich jemanden kennt, dem das passiert ist, würd mich mal interessieren, auf welcher Piste das war)

Ich wollte ja selbst schon mal Sandbleche mit nach Island nehmen, bis ich dann doch noch registriert hatte, dass im Gegenzug zu manchen Festland-Touris die Isländer selbst keine Sandbleche benutzen, da dachte ich mir, die Profis werden schon wissen, warum sie die Dinger net brauchen...

Einer von euch schreibt, dass man sich sogar auf ner Hauptpiste festfahren kann...??? Unter Hauptpisten verstehe ich die Sprengisandur, die Askja, Landmannalaugar, usw. also die klassischen 4x4-"Offroader"-Pisten zum anfangen und üben, wo man ja schon gar nix falsch machen kann. Spreche aus eigener Erfahrung, weil ich genau auf den genannten Pisten 4x4-Fahren gelernt habe (autodidaktisch).

Also nochmal: Ich sammle hier Erfahrungsberichte, wer sich wo schon mal im isländischen Sand festgefahren hat, und wo ihm die Sandbleche bei der Befreiung geholfen haben! Auf gehts!

PS: @Sönke: Wenn du der Sönke bist, mit dem ich schon mal PN-Verkehr hatte bzgl. eines krassen Tracks, den du planst: Klar, da wo du langfährst bzw. langfahren willst, würde ich auch alles mitnehmen an Bergungsmaterial, was es überhaupt gibt! Aber der Fragesteller spricht ja nicht von irgendnem Extrem-Track, sondern von nem Familienausflug auf dem grade noch so Familienausflugs-geeigneten 210er Track. Im Ernst, wer von euch die 210er schon mal gefahren ist, da braucht man nur ne gscheite Untersetzung und gut is (ich würd da eher ne Wathose zum Flüsse-Vorwaten mitnehmen!).
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gerneklein
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Beitrag von gerneklein » Sa 14. Jun 2008, 00:32

Hallo

Wilhelm hat recht, die Islaender haben keine Sandbleche dabei. Sobald man ein Fahrzeug mit Sandblechen erblickt weiss man dass es ein auslaendisches Fahrzeug ist - das ist ganz praktisch weil man sich dann immer auf das schlimmste gefasst machen kann. ;-)
Islaender fuehren aber oft High-Jacks mit und haben oft fest installierte Luftpumpen an Bord. Mit den High-Jacks kommen sie aus tiefen Rinnen raus und auf weichen Boeden fahren sie mit verringerten Luftdruck.
Der erwaehnte Schwemmsand findet sich auch auf der F210 - beim Maelifell gehts ueber so eine Ebene mit vielen Baechen. Die Strecke fuehrt aber 2-3 Kilometer weit vom Gletscher drueber hinweg - ich bin mir gar nicht sicher ob man das noch als Schwemmsand bezeichnen kann in so einem Falle. Er war auch nur bisschen weich und man sollte nicht dort stehenbleiben. Beim Wandern habe ich schon anderen Sand kennengelernt - fast schon Quicksand - wenn man dort reingeraet mit dem Auto helfen einem Sandbleche wahrscheinlich auch nicht mehr: Der Sand ist ja fast fluessig. Graben duerfte dort wie im Wasser graben sein.
Mein Verdacht warum Islaender keine Sandbleche nehmen: Sie stecken niemals wegen des geringen Luftdrucks fest. Und wenn sie wirklich feststecken wuerden ihnen Sandbleche auch nicht mehr helfen.
Aber ich habe sie mal selbst gefragt und dabei wurden immer wieder folgende Punkte betont:
+ Luftpumpe. Zum schnellen Luftablassen zwei Ventilkanaele benutzen: Eins ist nur mit der Kappe verschlossen, das andere hat ein echtes Ventil.
Zwei Ventilstutzen pro Rad habe ich nicht, aber eine mobile Luftpumpe
(die billigste Loesung, aber mein ganzer Stolz).
+ High-Jack. Dafuer braucht man aber spezielle Ansatzpunkte oder speziellen Rahmen der unten am Auto drangemacht werden muss. Habe ich alles nicht.
+ Sehr lange Abschleppseile. Ueber 10 Meter mindestens. Jawohl. Und sogar schon gebraucht - um einem abgerutschten Islaender zu helfen (auch mein ganzer Stolz ;-))
+ Steck einen Trockner-Schlauch auf die Luftansaugung und fuehre ihn unter der Motorhaube nach hinten oben (Richtung Windschutzscheibe).
Gemacht. Keine Ahnung ob es beim Furten jemals nuetzlich war. Vermutlich. Beim Verlegen aufpassen ob Brandgefahr.
+ Steck eine Pappe direkt vor den Kuehler wenn es durch tiefe Fluesse geht. Eine Pappe!? Ausprobiert und funktioniert genial. Motor ist viel trockener als sonst. Uebrigens meinte der Islaender, ich solle bloss nicht vergessen die Pappe wieder wegzunehmen :-)
+ Spaten. Wer haette das gedacht....
Zum Steckenbleiben kann ich nur sagen, dass natuerlich manchmal Leute auch auf den Hauptstrecken stecken bleiben. Insbesondere Pickup-Modelle haben fast nie ein Mitteldifferential. Also fahren viele auf den Pisten nur mit Hinterradantrieb. Kommt dann eine Stelle wo man Vierrad braucht sind viele zu faul in Vierrad zu schalten (oder womoeglich sogar erst noch aussteigen und die Vorderraeder manuell sperren). Also denken sie "na, gaehn, das geht doch auch so...". Naja, und Pickups nur mit Hinterradantrieb wo kaum Gewicht drauf ist fahren sich offensichtlich schnell fest oder bleiben in Fluessen stecken. Faulheit ist also der Grund.
viel Spass
Leon
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Wilfired75
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Beitrag von Wilfired75 » Sa 14. Jun 2008, 14:45

gerneklein hat geschrieben: Aber ich habe sie mal selbst gefragt und dabei wurden immer wieder folgende Punkte betont:
+ Luftpumpe. Zum schnellen Luftablassen zwei Ventilkanaele benutzen: Eins ist nur mit der Kappe verschlossen, das andere hat ein echtes Ventil.
Zwei Ventilstutzen pro Rad habe ich nicht, aber eine mobile Luftpumpe
(die billigste Loesung, aber mein ganzer Stolz).
+ High-Jack. Dafuer braucht man aber spezielle Ansatzpunkte oder speziellen Rahmen der unten am Auto drangemacht werden muss. Habe ich alles nicht.
+ Sehr lange Abschleppseile. Ueber 10 Meter mindestens. Jawohl. Und sogar schon gebraucht - um einem abgerutschten Islaender zu helfen (auch mein ganzer Stolz ;-))
+ Steck einen Trockner-Schlauch auf die Luftansaugung und fuehre ihn unter der Motorhaube nach hinten oben (Richtung Windschutzscheibe).
Gemacht. Keine Ahnung ob es beim Furten jemals nuetzlich war. Vermutlich. Beim Verlegen aufpassen ob Brandgefahr.
+ Steck eine Pappe direkt vor den Kuehler wenn es durch tiefe Fluesse geht. Eine Pappe!? Ausprobiert und funktioniert genial. Motor ist viel trockener als sonst. Uebrigens meinte der Islaender, ich solle bloss nicht vergessen die Pappe wieder wegzunehmen :-)
+ Spaten. Wer haette das gedacht....

Leon
- die beiden Ventile pro Rad (eins davon eben OHNE Ventil, nur zum Luftablassen nach Deckelabschrauben) habe ich natürlich auch, weil mein Lappländer ja ein isländisches Fahrzeug ist. Allerdings habe ich anlässlich der Montage der neuen BFG MT-Reifen das jeweilige "ohne-Ventil"-Ventil mit einem Ventil ausstatten lassen. Einfach Kappe ab und schon flutscht die ganze Luft raus, das war natürlich sehr praktisch im Gelände, aber ständig ohne Ventile rumzufahren (nur mit ner läppischen Plastikkappe zur Verhinderung des Luftentweichens) war mir einfach net Idioten-sicher genig für mich als 4x4-Neuling. Für die Leute, die sich auskennen bzw. aufpassen bzw. eh nen Luftkompressor dabei haben (falls die Plastikkappe von selbst abfällt, steht man in der Wildnis nämlich innerhalb 1 min. mit nem Plattfuss da!), ist das aber ne gute Lösung!
- Luftpumpe? Meinst du ne Handluftpumpe? Bestimmt nicht! Den möchte ich sehen, der von Hand nen 35er Reifen von 1 auf 2 bar aufpumpt! (also das elektronische Gerät der Tanke um die Ecke braucht dafür sage und schreibe ne Viertel-Stunde für alle 4 Reifen, sehr zum Verdruss der ich-will-auch-mal Schlange hinter mir! :twisted:
Falls du doch höchstwahrscheinlich nen Kompressor meinst: Ich möchte mir schon lang mal einen zulegen, quasi wie die isländischen Profis halt, aber: für 35er Reifen muss ich da - lt. versch. Empfehlungen - mind. 400 Euro hinlegen (z. B. die heftigeren 400er/460er Modelle von Viair); du nennst "Luftpumpe" alias Kompressor also die billigere Variante gegenüber 4 zusätzlichen Ventilen pro Reifen? Ist doch genau andersrum! :roll:
- High-Jack: Es soll wohl Adapter geben, mit denen man den High-Jack bei modernen Geländewagen (die keine so rustikalen Rohr-Stoßstangen wie mein Lappländer haben) direkt in die Felgenlöcher einhängen kann. Keine Ahnung, ob das gut funktioniert...
- Luftansaugung höher und ne Pappe vor den Kühler sind freilich gute Ideen, mit denen man im Zweifelsfall immer etwas mehr auf der sicheren Seite ist... - allerdings bin ich bisher alle klassischen (und ne Menge unklassischer) Hochlandstrecken ohne Lufthöherlegung (ist bei mir eh auf knapp 1 m Höhe, die Flüsse der klassischen Touristrecken sind eigentlich gar net so tief, wie man immer befürchtet) und ohne Pappe vor dem Kühler gefahren - letztere Idee klingt aber billig und gut, das werde ich wohl mal ausprobieren...

Gruß und viel Spaß beim "Onroaden" auf Island

PS: Wo hattest du denn diesen quasi-Quicksand gehabt? Würde das auch mal gerne sehen... (gibts da nen Track hin? Du schriebst: "beim Wandern")
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Beitrag von Peter » Sa 14. Jun 2008, 14:56

Zum Vorschlag "Pappe vor den Kühler" hätte ich noch folgende Optimierung: dünnes Plexiglas auf die Richtigen Maße zusammenschneiden, doppeltseitiges Klett-Klebeband dort und an einem Geeigneten Teil am Fahrzeug anbringen und so mehrfach nutzen. An meinem Disco 2 ist der Kühler ja nicht wirklich einfach zugänglich und so hängt die Kunststoffhaube außerhalb vor den "Designrippen" dran. Hält erwiesenermaßen auch Island aus, ist mehrfach verwendbar und schnell an- und abzumontieren.
Zuletzt geändert von Peter am Sa 14. Jun 2008, 15:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Peter » Sa 14. Jun 2008, 15:00

Und hier noch der visuelle Nachtrag:
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Beitrag von Jürgen » Sa 14. Jun 2008, 22:52

Hallo,

zu der "Pappe" bzw. dem Plexiglas hätte ich eine Frage...nämlich wofür Ihr das braucht ? Zum zusätzlichen Schutz der Luftansaugung (liegt diese im Schwallwasser-gefährdeten Bereich ?), oder ist Euer Lüfter VOR dem Kühler angebracht und Ihr wollt damit verhindern, das das Lüfterrad sich durch den Wasserdruck in den Kühler fräst ? Ich vermute das Dein Discoverer, Peter, einen Visco-Lüfter hat, demzufolge müßtest Du Dir um den Lüfter an sich keine Sorgen machen.
Oder gibt es noch etwas, was ich nicht bedacht habe ?

Gruß, Jürgen

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