Chinesen und Olafur Arnalds, Bericht aus einer anderen Welt

[Juschka]

Slightly off topic....

Hallo Islandfreunde,

Ich sende Grüße aus einer Stadt, die ziemlich weit weg ist von Island und trotzdem habe ich vorgestern dort meinen ersten isländischen Vodka (Reyka) getrunken: Shanghai. Shanghai ist wohl etwas größer als Reykjavik, tatsächlich wohnen hier ungefähr 20 Millionen (!) Menschen. Wenn man also alle Isländer zusammenzählt und dann verdoppelt und das Ganze noch mal verdoppelt und das Ganze …. Allein in Shanghai wohnen etwa 60 Mal so viele Menschen wie in ganz Island. Und die nächste 10 Millionen Stadt ist nicht weit. Wenn Chinesen hier in der Gegend sagen, dass sie aus einer Kleinstadt kommen, dann meinen sie Orte unter 4 Millionen. Hmpf.
20 Millionen Menschen auf einer Fläche von 6340 qm2 gegen 370 000 Menschen auf einer Fläche von über 100 000 qm2. Das haut mich um. So viele Menschen…. Was für eine Welt.

Und nun kommt, abgesehen vom Vodka und der Tatsache, dass ich oft an Island denke, wo immer ich auch bin, der Teil, der nicht ganz off topic ist. Es klingt schier unglaublich, wen ich am Samstag im Mao Live House in concert gesehen habe: Olafur Arnalds! Was für eine Welt…

Ein großer Zufall, von dem ich glücklicherweise vor ein paar Wochen Kenntnis erlangt hatte und mir gleich Karten besorgt habe. Dass ich ihn gesehen habe, war wunderbar, die Formulierung sehen trifft es allerdings ziemlich genau, denn hören konnte man nur bedingt. Ich hatte vergessen, wie unglaublich laut Chinesen meist sind. Lautstarke Konversationen, Handytelefonate… Es war ein Club und an der Bar schienen sie ihre Getränkekisten neu zu sortieren, aus einer Billardecke dudelte teils andere Musik: Bumm bumm bumm bumm. Und das bei dieser zarten, weiten isländischen Musik. Olafur Arnalds und sein wunderbares Streichquartett haben mir noch mehr leid getan als ich mir, die ich diese Musik so sehr mag und ihr wirklich Gewalt angetan wurde. Dabei ist das mit ziemlicher Sicherheit nicht respektlos gemeint gewesen. Teils war es der falsche Ort und teils sind viele Chinesen einfach so. Letztes Jahr hat das Wiener Symphonieorchester, eines der großen Orchester dieser Welt, ein Konzert in Shanghai mittendrin abgebrochen, weil das Publikum zu laut war.

Wenn ich mir die Zahlen von oben anschauen und das, was ich derzeit hier erlebe, ist es eigentlich nicht überraschend, dass Chinesen ein anderes Verhältnis zu Stille haben. Der Kontrast zwischen dem Lebensalltag der Menschen in Shanghai und der Musik von Olafur ist einfach so groß.

Olafur Arnalds hat es tapfer durchgestanden, ein paar schüchterne und für ca. 10 Sekunden wirksame Shhhhs…. versucht. Aber Zugaben gab es dann doch und trotzdem gab es hinterher eine Traube von Fans, die hinterher vor der Garderobe wartete. Ich wünsche ihm trotzdem etwas leisere und achtsamere Konzerte.

Soweit mein Bericht aus einer anderen Welt …

Liebe Grüße aus Shanghai,
Juschka

[Andi Schönberger]

Letztes Jahr hat das Wiener Symphonieorchester, eines der großen Orchester dieser Welt, ein Konzert in Shanghai mittendrin abgebrochen, weil das Publikum zu laut war

Hi hi,

recht haben Sie, bei diesen Kulturbanausen Das würde in Reykjavik nicht passieren!

Soweit ich das gehört habe baut Henning Larsen mit Unterstützung von Olafur Eliasson ein neues Konzerthaus
UND DAS WIRD NICHT SCHLECHT!

http://www.detail.de/artikel_reykjavik- ... 474_De.htm

Ja die Wiener Philharmonie mit Blick über dem Nordatlantik...
das wird noch mal was!

Da wirst Du wahrscheinlich noch ein paar Vodka brauchen um Dein Heimweh zu bekämpfen

LG Andi