Island 1864 beinahe deutsche Kolonie

Island ist mehr als nur ein Reiseland. In diesem Forum werden gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Themen diskutiert. Eben alles, was nicht unbedingt mit Tourismus und Reise zu tun hat.
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hwilbln
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Island 1864 beinahe deutsche Kolonie

Beitrag von hwilbln » Mi 25. Aug 2010, 23:25

Hallo,
ich weiss nicht, ob das Thema hier rein passt, aber es hat schon mit Politik zu tun.
Auf Iceland Review erschien vor einigen Tagen die Meldung, dass Island 1864 beinahe deutsche Kolnie geworden wäre, wenn der preussische König Wilhelm I. gewollt hätte:
Iceland Could Have Become German Colony in 1864

According to secret documents which Queen Margrethe II of Denmark recently gave the author Tom Buk-Swientys access to, King Christian IX of Denmark offered King Wilhelm I of Prussia to make Denmark part of the German Confederation in 1864. If he had accepted the offer, Iceland would have become a German colony.


Wäre ja schon eine verrückte Vorstellung, wenn Island vielleicht heue dann 17. Bundesland wäre (aber das ist ja angeblich eine andere Insel ;) )
Hier der Link zur ganzen Meldung:
http://icelandreview.com/icelandreview/ ... _id=366649
Herzliche Grüße aus Berlin.
Harald
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Re: Island 1864 beinahe deutsche Kolonie

Beitrag von Halldor » Do 26. Aug 2010, 14:38

Dieser Elch ist zum Glück an den Isländern vorbeigegangen. Unter Bedrohung standen und stehen sie nach wie vor - nicht nur von globalen Kapitalkraken.

Die deutschen Faschisten hatten genau wie auch die USA (noch immer) ein Auge auf diesen wichtigen geostrategischen Stützpunkt. Die Raumüberwachung haben sie inzwischen in den Weltraum verlegt. Aber es gibt da noch Rohstoffe...
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Peter
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Re: Island 1864 beinahe deutsche Kolonie

Beitrag von Peter » Do 26. Aug 2010, 15:07

Nur um keine Verwirung zu stiften: 1864 von deutschem Faschismus zu sprechen ist wohl nicht möglich. Zumal es gar keinen deutschen Nationalstaat gab.

In Vorbereitung zur Reichsgründung 1872 waren aber die unterschiedlichsten Kostellationen in den ohnehin verwandten Adelskreisen in Diskussion. Kleideutsch/Grossdeutsch (mit/ohne Österreich, mit/ohne Luxembourg...) und ohne. Wenn man jetzt noch bedenkt dass die der Preussisch/Österreichisch-Dänische Krieg 1864 um Schleswig ein Ausgangspunkt der Reichsgründung ("Einigungskrieg") war, ist es gar nicht so abwegig, wenn Dänemark und seine Kolonien zunächst an Preussen (bzw. fomell dem deutschen Bund) und dann an das deutsche Reich gefallen wäre.
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Re: Island 1864 beinahe deutsche Kolonie

Beitrag von Halldor » Do 26. Aug 2010, 17:42

Peter hat geschrieben:Nur um keine Verwirung zu stiften: 1864 von deutschem Faschismus zu sprechen ist wohl nicht möglich. Zumal es gar keinen deutschen Nationalstaat gab.

In Vorbereitung zur Reichsgründung 1872 waren aber die unterschiedlichsten Kostellationen in den ohnehin verwandten Adelskreisen in Diskussion. Kleideutsch/Grossdeutsch (mit/ohne Österreich, mit/ohne Luxembourg...) und ohne. Wenn man jetzt noch bedenkt dass die der Preussisch/Österreichisch-Dänische Krieg 1864 um Schleswig ein Ausgangspunkt der Reichsgründung ("Einigungskrieg") war, ist es gar nicht so abwegig, wenn Dänemark und seine Kolonien zunächst an Preussen (bzw. fomell dem deutschen Bund) und dann an das deutsche Reich gefallen wäre.
Langsam - so wurde es auch nicht von mir formuliert, Peter. Tatsache ist: die Bedrohung war und ist vorhanden. Über die damaligen "Konstellationen" und über das, was passiert "wäre", ließe sich ohnehin besser an anderer Stelle mit einem Gläschen Wein spekulieren, denke ich. Und hoffe, daß die IsländerInnen weise ihre Schlußfolgerungen aus den jüngsten Vorfällen am Markt und in der Politik ziehen.
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Re: Island 1864 beinahe deutsche Kolonie

Beitrag von MartinB » Fr 27. Aug 2010, 09:29

Selbst wenn sich Preußen damals DK nebst damaligen Provinzen einverleibt hätte, oder es Ende des 19. Jahrhunderts zu einer anderen Form des Zusammenschlusses gekommen wäre, wäre ISL heute wohl kaum ein weiteres Bundesland. Da waren ja irgendwie noch zwei Weltkriege mit einschlägigen Konsequenzen - nicht nur - für das deutsche Territorium. Auf die Inseln im Nordmeer hatten die Nazis zu ihrem Leidwesen keinen realen Zugriff - selbst nicht, als DK und N offizell besetzt waren. Ganz Gallien ist besetzt?
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Re: Island 1864 beinahe deutsche Kolonie

Beitrag von Peter » Fr 27. Aug 2010, 11:10

Die Besetzung Dänemarks im WK II hatte ja ein weiteres Kuriosum zur Folge: Die Unabhängigkeitserkläung Islands gegenüber einem Staat der nur noch mit eine Exilregierung in London vertreten war.
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Re: Island 1864 beinahe deutsche Kolonie

Beitrag von Halldor » So 29. Aug 2010, 09:24

Was will uns der Dichter damit sagen?
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Re: Island 1864 beinahe deutsche Kolonie

Beitrag von Andreas » So 29. Aug 2010, 09:39

Als ich diese Überschrift hier im Forum las, kam mir etwas anderes in den Sinn: Jemand hatte sich mal zum König von Island proklamiert. Ich habs dann gefunden:

http://de.wikipedia.org/wiki/Jørgen_Jür ... d.E2.80.9C

Aber Jørgen Jürgensen war ein Däne, der sich vor 201 Jahren zum Hundstagekönig wurde.
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Re: Island 1864 beinahe deutsche Kolonie

Beitrag von Sigrid » So 29. Aug 2010, 10:59

Der Titel erinnerte mich an eine Passage in Laxness "Die Islandglocke"; spielt im 17. Jahrhundert. Hab´s sogar recht schnell gefunden. Im dreizehnten Kapitel wird darüber gesprochen, dass die Dänische Krone Island sowohl England (Heinrich VIII, 15.Jahrhundert) als auch den "Hamburgern" (Handlung im Buch) zum Kauf angeboten habe. Ob Laxness Kenntnis von den jetzt bekanntgewordenen Unterlagen hatte oder ist die Geschichte in Island ein alter Hut?
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Ein paar meiner Bilder gibt´s da -->Flickr
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Re: Island 1864 beinahe deutsche Kolonie

Beitrag von hwilbln » So 29. Aug 2010, 13:47

Hallo,
ich bin ja erstaunt, welche Diskussion der Artikel in Gang gesetzt hat. aber ich hoffe, dass der zwinkernde Smiley nicht übersehen wurde, wenn ich von der Vorstellung Island als potentielles 17. Bundesland geschrieben habe. :?
@Sigrid
Interessante Frage, da muss ich in der Islanglocke noch einmal nachlesen. Ist schon etwas länger her, dass ich das Buch gelesen habe. Andererseits steht in dem Artikel ja seccret documents also wohl nicht der Allgemeinheit zugänglichem Material.

Natürlich ist die historische Entwicklung so wie sie ist. Trotzdem finde ich es spannend zu überlegen, wie Island sich entwickelt hätte, wenn in der Geschichte einige Entscheidungen anders getroffen worden wären. Ob nach dem ersten Weltkrieg Island als deutsche Kolonie wieder verloren gewesen wäre, hätte wohl auch sehr stark davon abgehangen, welches Interesse die Siegermächte an Island gehabt hätten.

Zwischen 1933 und 1945 sind die nordischen Länder ja mehr oder weniger alle unter den Einfluss der Nazis geraten. Ob und welches Interesse die Nazis militärisch oder rassenideologisch an Island hatten, weiß ich nicht. Andere nordische Länder, wie z. B. Finnland, das ja lange Zeit glaubte, neutral bleiben zu können, wurde dann in den Krieg hineingezogen, weil es militärisch für die Nazis bedeutend war. Auch Norwegen war ja wegen der Häfen im Norden für die Nazis wichtig. Und so ist ja die ganze Nordkalotte in den II. Weltkrieg verwickelt worden. Und welche dramatischen Folgen das für die Länder hatte, kann man ja z. B. in Rovaniemi sehen. Als die Nazis Russland nicht mehr aufhalten konnte, gingen sie beim Rückzug zur Politik der verbrannten Erde über, was Rovaniemi zu 90 % zerstörte.

Und auch Island wurde ja 1940 durch die Briten mehr oder weniger in den II. Weltkrieg hineingezogen, wenn auch die Briten meinten, dass im Sinne Islands getan zu haben. Und wie wäre wohl die Geschichte Islands verlaufen, wenn Island für die Amerikaner im kalten Krieg nicht die strategische Bedeutung gehabt hätte?

Wie stark die Amerikaner das gesellschaftliche Leben Islands geprägt haben, sieht man ja an vielen Quellen nachvollziehen.
Ich kann da z. B. das Freilichtmuseum Arbaejarsafn in Reykjavik empfehlen. (Literatur z. B. Karasons Trilogie oder Kristin Marja Baldursdottir Möwengelächter).

Ob Island in der gegenwärtigen politischen Lage sich entscheidet, sich näher an Europa zu binden, bleibt abzuwarten. Spannend belibt es allemal.
Herzliche Grüße aus Berlin.
Harald

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