Ich hab mal in Akureyri zwei Austausschülerinnen getroffen, eine aus Deutschland, die andere aus Österreich. Ich selbst war da als Austauschstudent an der Uni, das ist wohl nochmal was anderes. Eine der beiden ist mit AFS nach Island gekommen, bei der anderen weiß ich nicht mehr, welche Organisation das war. Soweit ich weiß, hatten sie je einen kleinen Isländisch-Vorbereitungskurs, konnten bei ihrer Ankunft aber nicht viel mehr als ich. Da sie aber in isländischen Gastfamilien untergebracht waren und die Kinder dort (wer hätte das erwartet) untereinander fast ausschließlich Isländisch sprechen, hab ich Woche für Woche zuschauen können, wie die beiden mehr und mehr Sprachkenntnisse aufgegabelt haben als ich in meinen englischsprachigen Uni-Kursen. Das fand ich echt ein bisschen frustrierend!
Wenn du halbwegs aufgeweckt bist und vor allem aus eigenem Antrieb dahinter her bist, Isländisch zu lernen, dann solltest du ein Austauschjahr als Chance nutzen und nicht davor zurückschrecken! Eventuelle Sprachtests für die Anmeldung solltest du dann eher als Formalität betrachten, um den Organisatoren zu zeigen, dass du auch wirklich Interesse daran hast, die Sprache zu lernen.
Das einzige, worüber du dir vielleicht Gedanken machen solltest, ist ob das Schuljahr in irgendeiner Form zu Hause an deiner Heimatschule anerkannt wird, oder ob du danach eine Klasse "wiederholen" musst. Im schlimmsten Fall wirst du eben ein Jahr später mit der Schule fertig, aber wenn du sagen kannst, dass du nicht sitzengeblieben bist, sondern dafür ein Jahr im Ausland warst, dann wird das wohl eher als Bonus gewertet und bestimmt nicht negativ angekreidet!
Im Nachhinein betrachtet hätte ich gerne mal so ein Austauschjahr gemacht und verstehe ehrlichgesagt nicht, warum da irgendjemand auch nur ein bisschen skeptisch sein kann oder dir vielleicht sogar ganz vage und vorsichtig abraten würde. Mach das, mach was draus und genieße es!
Achja, das Schulsystem, soweit ich da einen Einblick hatte: Das Schuljahr geht wohl so etwa von Ende August bis Ende Mai, und in der Zeit sind nur relativ wenige Ferien. In der Regel fahren Kinder von den einsamen Höfen übers Wochenende mit dem Bus oder den Eltern nach Hause auf den Hof, wohnen unter der Woche aber in internatsartigen Schulen. Anders lässt sich das bei den Entfernungen einfach nicht machen. Die Schulen sind dann meist in den größeren Städten, manchmal aber auch einfach mitten am Land (schonmal jemand am Ljósavatn vorbeigefahren?). Als Austauschschüler(in) wirst du wahrscheinlich nicht in so einem Internat untergebracht, sondern in einer Gastfamilie in einer größeren Ortschaft. Damit solltest du dann automatisch sowas wie eine Ersatz-Familie haben. Wenns eine kleinere Ortschaft ist oder z.B. das wunderschöne Akureyri, dann hast du vielleicht mehr davon als in Reykjavík, wo es bestimmt eher mal ein bisschen großstadtmäßig und anonym zugehen kann.
Von der 1. bis zur 10. Klasse gibts in Island eine allgemeine Schulpflicht in der "grunnskóli" ("Grundschule"), danach kann man für 4 Jahre aufs Gymnasium gehen ("menntaskóli" = "Bildungsschule"). Nachdem das zusammengenommen 14 Jahre sind im Gegensatz zu den 12 (oder 13) Jahren in Deutschland, ist nicht so ganz klar definiert, wo genau du dann mit abgeschlossener 10. Klasse in das isländische System eingeordnet wirst. Ich würde aber stark vermuten, dass es eine Menntaskóli wird, und womöglich wird das sogar von hinten gezählt, also "noch 2 Jahre bis zum Schulabschluss in Deutschland" (11. Klasse) = "noch 2 Jahre bis zum Schulaschluss in Island" (13. Klasse)... Ist auch egal, weil die Lehrpläne völlig verschieden sind und es sich wohl nicht vermeiden lässt, dass du das eine oder andere Mal etwas doppelt lernen musst, oder vielleicht ein paar Grundlagen nachholen musst, die in Deutschland einfach nicht behandelt werden. Ist nicht immer leicht, aber das wäre sonst ja auch langweilig!
Lustig fand ich, dass die Österreicherin im Deutschunterricht in Island nicht besonders gut abgeschnitten hat. Sie hat stock und steif behauptet, "Die Äpfel hängen auf dem Baum" und nicht "an dem Baum"...
Ich würde mich einfach mal mit so einer Schüleraustauschorganisation in Verbindung setzen, dann kommt das alles ins Rollen und wird schon irgendwie klappen!