Erfahrungen zu Work&Travel und praktische Tipps ?

[Björn1983]

Sæl og blessuð

Ich würde gerne mal folgende Frage in den Raum werfen:

Wer von euch hat schon Erfahrungen mit Work und Travel Vereinen gemacht, wie z.B. mit denen hier http://www.multikultur.info/work-and-travel-island.html ?

Mir persönlich wäre es quasi nicht wichtig, wo ich genau arbeiten sollte. Farm wäre auch ok für mich. Wobei ich fast vermute, dass ich mich eher für den Tourismus-Bereich qualifizieren würde (Spreche neben meiner Muttersprache, die Fremdsprachen Englisch, Französisch und Spanisch fließend), als für die Landwirtschaft (hab z.B. leider keinen Führerschein). Dabei würde ich gerne 4-12 Monaten gerne dort verbringen, wo ich der isländischen Sprache auch ein wenig mehr direkt ausgesetzt bin. Denn meine Hauptmotivation wäre für mich nicht unbedingt das Herumreisen, als vor allem das Üben und Anwenden der isländischen Sprache (lerne sie seit 3 Jahren sporadisch, aber halt weniger aktiv als passiv bislang).

Studiere zur Zeit noch (einen Master, romanische Sprachen), aber würde mir von der Uni dann 1 Jahr frei nehmen. Immerhin bin ich nun 27, bald 28 .. und am Ende meines Studiums wäre ich kurz vor 30 (das ist ein Ausscheidekriterium bei den Trägervereinen von Work & Travel). Darum würde ich es halt gern bereits ab nächstem Frühjar machen bzw. ab nächsten März.

Für hilfreiche Ratschläge wäre ich euch unendlich dankbar.

Með fyrirfram þökk (oha, wie förmlich )
Björn

[lena]

Erfahrung habe ich mit so einer Agentur keine, aber in Island kannst du auch gut ohne Agentur jobben.
Gemessen daran, daß man in Island als EU-Bürger sowas relativ einfach so machen kann, erscheinen mir die Programmkosten für aufgezählten Leistungen doch ein wenig, ähm, hoch. Dazu dann noch Probleme mit der Altersgrenze, nee, ich würde mir das ernsthaft überlegen, ob ich tatsächlich deren Kunde würde.

[Olaf]

Eine Bekannte war mal mit einer Organisation unterwegs, die Kurzzeit-Work-and-Travel Angebote vermittelt haben, ich glaube bis maximal 2 Monate oder so. Konkret musste sie am Ende mithelfen, den großen Fischtag in Dalvík zu organisieren. Ich weiß leider nicht mehr, was das genau für eine Organisation war, aber was ihr daran nicht gefallen hat war, dass das quasi eine Gruppe von ausländischen Hilfsarbeitern war, die überwiegend unter sich geblieben sind, und nur beschränkt mit den Isländern in Kontakt gekommen ist. Sowas solltest du also meiden, aber wenn du ohnehin 4-12 Monate bleiben willst, sollte das kien Problem sein.

Vor ein paar Jahren wurden ähnliche Anfragen hier im Forum öfters mal an die isländische Organisation Ninukot verwiesen, die allerlei Farmarbeit, Tourismusaushilfskräfte und Au-Pairs vermittelt haben. Habe lange nichts mehr von denen gehört, aber die Webseite gibt es noch: http://www.ninukot.is/

Ansonsten fällt es Isländern oft viel zu spät ein, dass sie eigentlich gerne seit gestern eine Hilfskraft für was auch immer hätten brauchen können. Wenn du schon ein paar mal dort warst, weißt du ja, dass das nicht immer so bis ins letzte durchgeplant wird, wie in Deutschland. Insbesondere im Sommer gibt es oft sehr spontante Angebote im Tourismusgewerbe, aber im Winter siehts außer Fischfabrik und Bauernhof eher mau aus.

...und bestimmt meldet sich gleich noch Monique bei dir...

[lena]

Ach und da du ja im Studium bist, sind für dich Auslandssemster oder -praktikum in Island eine Alternative?

[Björn1983]

Ah, cool. Es hat wer geantwortet. Danke, Olaf, für die kurze Schilderung deiner Bekannten und dem Verweis auf diese andere Organisation bzw. deiner Einschätzung halt im Allgemeinen.

Und danke auch an Dich, Lena. Das mit dem Studium oder Praktikum war auch mal ein Gedanke von mir gewesen. Allerdings weiß ich nicht, ob es zum Beispiel Stellen gibt, wo sie Lehrer für "Deutsch als Fremdsprache" oder so suchen (Wäre dafür auch nur indirekt qualifiziert, durch meinen Bachelor of Education in Frz./Spanisch).

Hatte nun mal bei der Uni so ne Anfrage online ausgefüllt und abgeschickt um zu erfahren ob es eine Möglichkeit gebe, dort was in meiner eigentlichen Richtung zu studieren (Bin ja kein Skandinavistik-Student). Wäre natürlich toll, wenn man da als ausländischer Student ne Chance auf so nen Wohnheimplatz für nen Semester hätte (wobei ich das wahrscheinlich alles falsch einschätze).
Meine Gegenfrage an Dich wäre nun: Hast du vielleicht selbst schon Erfahrungen mit außerfachlichen Praktika oder Uni-Kursen in Island gesammelt oder davon gehört, wie jemand anderes sich das organisiert hat ?

Dass ich auch ohne Trägerverein jobben darf bzw. theoretisch kann, weiß ich natürlich. Von 2 jungen Isländern über Facebook hatte ich allerdings die Information bekommen, dass de Joblage sehr mau ausschaut. Und die Frage ist natürlich als was kann man tatsächlich mit einem beschränkten Isländisch dort jobben kann? Sind ja eher so die Rand-Tätigkeiten sicherlich.

[ElisaF]

Ich war mit "TravelWorks" in Australien. Die haben aber leider kein Angebot für Island. Scheint ja an sich auch nicht so populär zu sein wie zB in Australien oder Kanada. Ich kann dir aber auf jeden Fall sagen, dass man so eine Organisation eigentlich nicht braucht. Alle Infos die du brauchst, findest du mit der richtigen Vorbereitung auch alleine und einen Job findest du auch. Und viel mehr bekommst du ja von einer Organisation auch nicht geboten.
Viel Erfolg und Spaß wünsch ich dir!

[Olaf]

Ich hab mal ein Auslandssemester in Akureyri verbracht - das ist dann eine ganz andere Schiene als Work&Travel. Ich hab Informatik studiert und in Akureyri gab es das als englischsparchigen Kurs. Somit war es relativ einfach die Formaliäten passend hinzubiegen, auch wenn es mir natürlich nicht ums Fachliche ging, sondern in erster Linie um Island im Winter. Für Romanistik ist Island aber wohl nicht ganz das richtige Land, und da müsstest du dann damit rechnen, alles aus eigener Tasche finanzieren zu müssen. Und ich glaube, so richtige Studentenwohnheime gibt es in Island auch nicht, eher Studenten WGs, oft auch in Gästehäusern die im Winter sonst keine Gäste bekommen.

Deutsch als Fremdsprache ist in Island recht verbreitet, aber um das unterrichten zu können wirst du wohl sehr gute Isländischkenntnisse nachweisen müssen. Die typischen Jobs für Ausländer, die gar kein Isländisch können, sind wie gesagt eher auf Bauernhöfen und in Fischfabriken, oder eben im Tourismusgewerbe zu finden. So genau verfolge ich das nicht, aber richtig beliebt sind solche Sachen wohl auch bei den Isländern nicht, so dass ich mir gut vorstellen könnte, dass es da immer noch jede Menge Möglichkeiten gibt.

[lena]

Plätze im Studentenwohnheim sind, zumindest in Reykjavík, knapp und die bekommst du nur als eingeschriebener Student und wenn es zu viele Interessenten gibt, vielleicht nicht einmal dann. In letzterem Falle hilft dann allerdings das internationale Büro bei der Zimmersuche wenn man beharrlich genug nachfragt, habe ich mir sagen lassen.

Prinzipiell kann man natürlich auch Romanistik in Island studieren, fragt sich halt nur, wie sinnvoll das ist. Wenn man denn eh plant bzw. bereit ist, ein, zwei Semester für einen Islandaufenthalt abzuhaken, dann kann man sich auch überlegen, ob man die Zeit nicht wenigstens durch einen Job finanziert.

[WERner]

Hallo Björn
Studium in Island, da kenne ich mich zuwenig aus...

Aber
mit deinen Sprachkenntnissen, speziell französisch und spanisch, hast du recht gute bis sehr gute Chancen bei einer Hotelkette einen Job zu finden.
Ich kenne eine Deutsche, englisch und französisch fliessend, die vor einigen Jahren sofort einen Job bei Foss-Hotel bekam, von Mitte/Ende April bis September.
Eine andere Alternative wäre tatsächlich die "Fischverarbeitung", falls du das auch möchtest und nicht vor Ekel davon läufst .
Genau kenne ich da nur die Situation in Höfn bei http://www.sth.is/nyr.asp ( ich arbeite dort seit einigen Jahren):
Die Firma stellt immer wieder Leute ein, langfristig und temporär, Unterkunft im Winterhalbjahr ( von "etwa" Ende August/Anfang Sept. bis +/- Mai) ist in einem Gästehaus, Kostenpunkt wären, soweit ich mich erinnere, +/- 35.000 Kr., das Geld wird vom Monatslohn einbehalten. Ausserhalb dieser Zeit (Saison im Tourismus) müsstest du dich selbst um eine Unterkunft bemühen.
Die Verpflegung bei Sk/Th ist "kostenlos" (allerdings auch sehr isländisch), aufgrund einer internen Absprache zwischen Arbeitnehmern und dem Arbeitgeber: alle zwei Stunden 20 Minuten Pause, d.h. 100 Minuten arbeiten - 20 Minuten Pause, ein "Springer übernimmt usw.....

Interessant wäre das vielleicht aus mehreren Gründen:
*Finanziell: in der Fischverarbeitung kommt zum "Grundlohn" noch ein Bonus hinzu, das sind jetzt bei mir 200 bis 260 Kr. pro Stunde. Durchschnittlicher Verdienst, soweit ich das überhaupt von anderen kenne (40 Stunden plus 20 Überstunden), sind 200 bis 250 tsd. Kr. im Monat, Netto, plus Urlaubsgeld bei "unausgebildeten" Arbeitskräften.
Es fallen etliche Überstunden an, 80% Zuschlag. Nachteil sind oft "laaange" Arbeitstage.
Der Ausländeranteil ist relativ gering gegenüber anderen Firmen in Island, geschätzt unter einem Drittel, Polen, Bosnier, einige Philippinen, ein Senegalese, ein Kenianer, eine Litauerin und ich . Einige der Polen und Bosnier und zwei der Asiaten sind hier "voll" integriert, teilweise bis zu 20 Jahren schon hier. Knackpunkt ist "Sprache und Familie".

*Hier in Höfn sind jedes Jahr im Frühjahr abends Sprachkurse für Ausländer, Teil 1 und 2 (für Anfänger), im vergangenen Herbst war Teil 3 und wenns klappt dieses Jahr ein Kurs 4 (wir sind nur drei Teilnehmer ).
Die Lehrerin spricht mehrere Sprachen, englisch, dänisch, norwegisch, auch recht gut deutsch (war mal am Bodensee längere Zeit) und kann auch etwas polnisch aufgrund einer Sprachreise nach Polen.

--In der Vergangenheit sind drei junge deutsche Frauen direkt nach dem Abitur über den Umweg "Kartoffel-Farm" bei "uns" gelandet und eine ist gleich da geblieben... hat jetzt ein Kind und arbeitet im Kindergarten...

Ich will dich da nicht anwerben , sowas mach ich aus Prinzip schon nicht , nur mal aufzeigen wie ich die Situation sehe.

Viel Erfolg

Werner

[Björn1983]

@Olaf: Tja, vielen Dank noch mal fürs Reagieren, Olaf. Dein Studium in Akureyri war bestimmt eine tolle Zeit für dich gewesen.

@Lena: Im Grunde genommen, hatte ich die Idee ja auch schon verworfen.Die Auslandssemester hätte ich mir so oder so selbst finanzieren müssen, weil ich bereits zwei Semester per Erasmus-Stipendium in Spanien war, und man mehr nicht subventioniert kriegt. Abgesehen von der Ausrichtung meines Studiums und der Frage, ob es überhaupt durchführbar gewesen wäre. Du hast sicherlich Recht, wenn du meinst, dass es sinnvoller ist den Aufenthalt durch einen Job zu unterstützen. Danke noch mal fürs Antworten!

@Werner: Schönen Dank für deine Einschätzung und den ausführlichen Einblick in die Grundbedingungen deines Arbeitsumfeldes. Das klingt aus der Ferne schon mal alles ganz interessant und aufschlussreich. Gut zu wissen, was es für Möglichkeiten gebe. Ich denke ich werde einfach mal Bewerbungsmappen an Hotels abschicken und schauen, ob die vielleicht nach ein paar Monaten reagieren All zu kurzfristig wollte ich eh nicht los stürmen. Wer weiß - vielleicht mach ich auch erst noch die nächsten 3 Semester meines Masters erst fertig bevor ich nach Island losziehe. Und wenn ich bis dahin keine Antworten bekommen habe, bleibt ja immer noch die Option hartes "Schuften" in der Fischfabrik.