Ein Island Neuling sucht Rat

[Bartho]

Aloah Forum,

ich hab etwas gezögert mit so einem "ungeplanten" Eintrag hier zu starten, riskiere es aber trotzdem mal - sollte es nicht auf wohlwollen treffen dürft ihr den Thread auch ins Nirvana verschieben

Ich (27) spiele schon ein Weilchen mit dem Gedanken Island zu besuchen, natürlich zu Fuß. Für 2012 habe ich Urlaub genommen, 21.07 - 18.18 habe ich Island im Visier.
Ausrüstungsmäßig stehe ich ganz brauchbar da (ein Zelt, Vaude Hogan o.ä, muss noch beschafft werden, aber solides Schuhwerk, Jacke, Rucksack,GPS, Schlafsack, etc.... ist vorhanden), und auch etwas Trekking Erfahrung (2011 in Neuseeland bin ich den Leslie Karamea Track sowie den Hollyford Track Track gelaufen und auch die Alpen kann ich durchaus begehen. Auch tagestouren von gut 20km sind für mich jetzt nicht problematisch, ohne das 1:1 auf Island übertragen zu wollen. Dennoch tu ich mich etwas schwer die Island Touren einzuschätzen. Z.T. liest es sich recht einfach, teilweise (Furten größerer Bäche, bisher erst 2x in NZ gemacht) stelle ich mir recht anspruchsvoll vor - u.a. weil ich alleine unterwegs sein werde. Umso mehr man liest, umso größer wird mein Respekt vor der Insel
Auch in welche Region ich gehe ist noch nicht gewissen, ebenso die Toureinteilung. Mache ich Eine Große Tour einmal Quer durch (z.B. Olaf 2005) oder Dieter 1995) oder lieber 2/3/4 Touren über jeweils 4 -5 Tage, einfach weil ich auf Island doch noch nicht so erfahren bin? Nach Dieters Definition würden mich die "alten Reitwege" reizen, den ganz wegelos trau ich mir dann doch nicht zu.

Was würden die Island erfahren Hasen einem Island Neuling empfehlen? Woran kann man sich Leitungsmäßig orientieren? Und welche Gebiete sind interessant und nicht so voll wie der Laugavegur anscheinend? Ich hab es in NZ genoßen wenn mir bzw uns grad mal eine Handvoll Leute am Tag begegnet sind.

Viel Text, ich danke jedem schon mal fürs Lesen der sich das antut und mich bei meinem vorhaben etwas unterstützen kann & will.

Reisefreudige Grüße
Martin

€: Und im Vorfeld auch ein Danke für Olaf & Dieter für ein Haufen Infos und dergleichen auf ihren Homepages

[Sigrid]

Hallo Bartho,
erstmal willkommen im Forum.
Dieters und Olafs Seiten kennst du also schon. Gut.
Ich möchte was über den viel gescholtenen Laugarvegur sagen:
vorletztes Jahr saß ich am Flughafen zufällig neben einem jungen Paar, welches auch recht offentsichtlich nach Island wollte. Wir kamen schnell ins Gespräch. Sie wollten von der Lónsöraefi zum Snaefell laufen. Sie zeigten mir auf einer Karte, wie sie gehen wollten. Waren recht entschlossen und freuten sich drauf. Ich stellte ein paar Fragen: wart ihr schon mal auf einem Gletscher (sie wollten über den Eyjarbakkarjökull)? Nein. OK. Wie haben sie sich das mit der Verpflegung vorgestellt? Mmh... Und dann zeigte ich auf den Gletscherfluß im Süden (Skydidalsá) durch den sie laufen wollten. Und sagte was von: lasst das mal lieber, da werden regelmäßig Autos drin versenkt. Sehr tief und reißend. Bitte nicht versuchen. Mmh...
Naja. Sie fragten dann nach einer Alternative. Und ganz dreist empfahl ich ihnen den Laugarvegur. Mmh... da stünde in ihrem Reiseführer, dass der so überlaufen sei. Nun ja. Es ist richtig, da laufen viele rum, aber es verläuft sich auch. Nun denn... sie würden es sich überlegen.
Gute zwei Wochen später stand der Junge braungebrannt (mmh... ich hatte nur Regen!!!???) im Café im Skaftafell Infozentrum neben mir. Er strahlte über das ganze Gesicht. Die Augen glänzten wie verrückt. Sie seien den Laugarvegur gelaufen und es war einfach genial. Total toll. Sie hatten zwar keine Watschuhe dabei, sind dann aber auf Socken durch die Flüsse gegangen. Er kam aus dem Grinsen gar nicht mehr raus.
Also für Ersttäter (und nicht nur für die!!!) ist der Laugarvegur ein hervorragender Einstieg. Steht bei mir auch immer wieder auf dem Programm...
Von dort könntest du z.B. weiter nach Landmannahellir laufen (das kenn ich nicht) oder mit den Bussen weiter...
Nun ist meine Antwort doch länger ausgefallen...tz...
Sigrid

[Bartho]

Ich habe um ehrlich zu sein fast vermutet das mir jemand doch Laugarvegur empfiehlt Und ich hab das auch noch nicht kategorisch ausgeschlossen. Man liest eben das man frühzeitig die Hütte buchen muss, und sowas widerstrebt mir schon mal etwas, den das bedeutet einfach das es voll ist. Und Zelten ist ja, wenn ich die Berichte lese, nur an den offizielen Zeltplätzen erlaubt

Gletscher habe ich im Sommer 2011 in den Alpen begangen, allerdings zu dritt. Eine Gletscher überquerung habe ich aufgrund von fehlenden Kenntnissen im Bezug auf Gletscher nicht vor.

[HDK]

Südlich der Tungnaá gibt es viel zu entdecken. Eine kleine Aufzählung:
- Hekla-Region
- Landmannalaugar + Laugavegur
- Maelifellssandur (naja, die Katla in der Nähe ...)
- Faxasund
- Eldgjá, Gjátindur, Skaelingur, Sveinstindur
- Langisjór-Region
- Laki
Da hat man Stoff für viele wunderbare Touren unterschiedlicher Länge.

[Sigrid]

Man liest eben das man frühzeitig die Hütte buchen muss, und sowas widerstrebt mir schon mal etwas, den das bedeutet einfach das es voll ist. Und Zelten ist ja, wenn ich die Berichte lese, nur an den offizielen Zeltplätzen erlaubt

Die Hütten sind ja um einiges kleiner und einfacher ausgestattet als die DAV Häuser in den Alpen, z.B. Wandern ist auch bei den Isländern sehr beliebt und die Gruppen sind meist etwas größer. Dann ist die Hütten halt gleich mal voll, wenn so ein Tross angerückt kommt.
Das mit dem Zelten an den Hütten ist schon sinnvoll. Dürfte ja in Neuseeland noch strenger gehandhabt werden?

HDK, hat nun noch ein paar nette Sachen in den Raum geworfen.

Den beiden hatte ich von Lónsöraefi - Snaefell (- Askja) abgeraten, weil sie mir gänzlich und total unerfahren vorkamen. Und ich habe ihnen nicht von der Fußgängerbrücke auf der anderen Seite des Flusses erzählt und nicht von dem "Taxi" Service von Stafafell. Über den Gletscher muß man "Dank" Staudamm am Eyjarbakkarfoss auch nicht mehr. Olaf hat den Weg ja sehr gut beschrieben.

[Johanni]

Hallo Bartho,

Island ist, in der richtigen Jahreszeit, gut machbar. Eine Übernachtung in den Hütten auf dem Laugarvegur zu bekommen, ist nicht selbstverständlich, aber Voranmeldung oder frühes Kommen erhöhen die Wahrscheinlichkeit deutlich. Und wenn nicht, ein Zeltplatz ist immer anbei, mit Temperaturen bei 0° muss man allerdings rechnen. Dass nicht mitten auf der Strecke gezeltet werden darf, ist schon sinnvoll, denn ein empfindliches Ökosystem wie Island, erholt sich nur sehr sehr langsam von zertretenen Pflanzen, gebuddelten Löchern, etc. Aber die Abstände zwischen den Hütten/Zeltplätzen sind vernünftig, zwischendrin zu zelten tut nicht not.

Anbei der Reisebericht eines Island-Erstlings, mit all den kleinen Fallen und Schwierigkeiten am Wegesrand, zugleich auch Vorschlag für drei Touren in 2,5 Wochen: http://www.qype.com/place/249980-Fimmvo ... -Reykjavik

[Andi Schönberger]

Hallo Bartho

willkommen im Forum!

des öfteren wird vom überlaufenen Laugavegur gesprochen. Ich war da jetzt schon 5 mal unterwegs. Nicht immer den ganzen Track aber doch hat sich mein Weg des öfteren mit dem Laugavegur gekreuzt so dass ich dann und wann doch eine oder mehrere Etappen dort unterwegs war. So auch letztes Jahr als wir von LDM nach Hranftinnusker unterwegs waren und dort oben gerade einmal 4 Zelte standen bevor wir nach Osten über die Gletscher abgebogen sind.

Ich finde den Laugavegur deshalb zum Eintieg so gut weil man sich so zu sagen sehr gut aklimatisieren kann und weil er eben sehr abwechslungsreich und schön ist. Da bekommt man auch den richtigen Zugang zum Hochland finde ich.

Wie Sigrid schon schreibt kann man den Track bis Landmannahellier und weiter bis Hrauneyar verlängern. Den Abschnitt sind wir letztes Jahr gelaufen, der ist ziemlich gut!

In Hrauneyar oder LDM hättest Du ja dann die Möglichkeit Richutng Norden oder oder wie HDK schreibt eher Richtung Osten weiter zu machen. Verpflegung aufzunehmen und Batterien zu laden

Richtung Osten gehts eher bergig und verwinkelt weiter. Traumhaft! Richtung Norden wirds für eingefleischte Islandliebhaber interessant. Sag ich jetzt mal überspitzt.

Der Psychotrip durch den Sprengisandur. Oder per Bus bis Nyidalur. Von dort zur Askja und zum Myvatn. Da würde ich aber dann schon was stabileres als das Hogan empfehlen! Da kann dir das Wetter auch im Sommer ziemlich um die Ohren pfeifen.

Viel Spass beim Planen
Viele Grüße
Andi

[Bartho]

Ok, dann fasse ich Laugavegur mal doch genauer ins Auge und schau mir die Möglichkeiten an, das ganze zu verlängern.

Bezüglich Zelten auf dem Laugavegur bzw allgemein, das ist gar keine Frage. Die Natur ist - nicht nur dort - empfindlich, dessen bin ich mir sehr wohl bewusst. Stand ja auch auf der ein oder anderen Info Seite, inkl. Tipps worauf man beim Wild Campen achten muss (Untergrund, etwas ab vom Weg, etc...). Von Müll hinterlassen reden wir hier nicht, den das setze ich voraus
In NZ hatte ich kein Zelt dabei, sondern wir haben die Hütten benutzt. Allerdings ist das dort ein etwas anderes Prinzip, wenn es interessiert, ich erläutere es am Ende des Beitrages

Schlafsack ist ein Ajungilak Lahar 3-Season Schlafsack, der für Männer bis -7 (Komfortgrenze) angegeben ist.

Johanni, danke für den Reisebericht, werd ich mir mal durchschauen. Und auch an den Rest schonmal danke für eure Hinweise. Die Tage wird eine große Island Karte gedruckt und mal geschaut was so wohin geht, momentan mangelt es noch an gutem Kartenmaterial und mein MapSource stürzt mit den Islandkarten gerne ab

Andi, Für "Islandliebhaber" bedeutet das man durchaus eine gewisse Zeit die gleiche Landschaft durchwandert oder wie darf ich das verstehen? Da würde sich für mich als Neuling ja Richtung Osten fast interessanter anhören. Mal ganz wild über den Daumen gepeilt, wie viele Leute begegnen einem auf dem Laugavegur? Kann man das schätzen? Wird schwierig, vermute ich...

Hütten in NZ:
In der Regel nicht bewirtschaftet, sondern sehr einfach gehalten, vermutlich sehr ähnlich wie in Island. Einen anwesenden Hüttenwart gibt es nur auf den paar Hauptwanderwegen (sind wir nicht gegangen), der Großteil ist unbemannt und wird von den verschiedenen Sektionen in der nähe gepflegt. Das heißt ein paar Stockbetten und einfache Matratzen, eine Kochnische mit Spüle (Wasser aus dem Hahn aus dem Bach/Fluß) und Arbeitsplatte und je nach Ausstattung einen Holzofen. Und nahe der Hütte noch ein Plumpsklo.
Tickets konnte man einzeln für die Hütten in einem Office in den Städten kaufen oder man kaufte sich einen Halbjahres- oder Jahrespass. Basierte auch auf dem Prinzip der Ehrlichkeit, und nach einem Gespräch mit einem der Verkäufer der Organisation (Department of Conservation/DOC) funktioniert das auch recht gut in den meisten Gebieten.
Ich persönlich finde das deutlich angenehmer als die DAV Hütten. Gemütlicher, einfach "ursprünglicher". War auch ein schönes Erlebnis in NZ die Hütten meistens allein für uns gehabt zu haben
Ich habe mal schnell eine kleine Galerie mit ein paar Bildern der Hütten von innen und außen gemacht, falls sie jemand sehen möchte.
Und hier (Achtung, pdf!) findet ihr einen Flyer des DOC aus NZ, wo die Hütten und das Prinzip erklärt wird.

[Johanni]

Hallo Bartho,

in Sachen Karten mit MapSource habe ich mit der einfach zu installierenden Karte von Tom auf http://www.ourfootprints.de/gps/mapsource-island.html sehr gute Erfahrungen gemacht, es ist sicher die genaueste digitale Karte für Island, die Wandertracks sind auch bereits eingezeichnet. (An dieser Stelle auch nochmal vielen Dank an Tom für die Karte und die schöne Webseite überhaupt.) Für die Karte benutze ich einen Rechner mit Vista und MapSource Version 6.16.3

[Bartho]

Genau die Karten habe ich gemeint Die habe ich installiert, aber MapSource ist da 2 - 3x abgestürzt. Aktuell läufts aber.

Aber falls der Verfasser mitliest: Klasse Arbeit!



Und überhaupt, freut mich das man als Neuling hier doch so gut "unterstützt" wird! Danke dafür.