Island-Reise #1 - auf der Suche nach Natur und Abenteuer in 9,5 Tagen...

[blindpilot]

Hallo Island-Freunde,

ich habe mich soeben auf Empfehlung hier registriert und eröffne nun meinen ersten Thread in diesem Forum.

Leider bin ich absoluter Neuling was Island betrifft und kann erstmal nicht so viel geben wie ich erhoffe von euch zu bekommen. Aber so fängt wohl jeder an. In diesem Sinne schon einmal ein großes Danke an alle, die jetzt noch weiterlesen werden...

Das Vorhaben: Wir, eine Freundin aus Mexiko (28) und ich (31), möchten gerne Island entdecken.
Fokus: Natur, Trekking, Camping
Übernachtung: Ausschließlich camping (auch wildes campen ist kein Problem)
Fortbewegung: Wir haben einen Mietwagen (2WD), würden uns aber gerne überwiegend wandernd fortbewegen.
Ausrüstung: Trekking-Rucksack, Zelt, Camping-Ausrüstung, Island-taugliche Outdoor-Kleidung, GPS, Kamera...
Vorkenntnisse: Wir waren beide noch nie auf Island. Camping- und Trekking-Erfahrung ist aber vorhanden. Körperlich sind wir beide sehr fit.
Effektiver Reisezeitraum: Start am 14. Juni ca. 14 Uhr ab KEF, Ende am 23. Juni ca. 23 Uhr am KEF. Also 9,5 Tage die effektiv zur Verfügung stehen.

Ursprünglich wären wir gerne ins Hochland gegangen und wären auch sehr sehr gerne den Laugavegur gegangen. Dieses Vorhaben haben wir aber erst einmal ad acta gelegt, da wir dafür wohl zu früh dran sind.

Nach vielem hin- und her und Tipps in Foren haben es nun folgende Gebiete auf unsere Favoriten-Liste geschafft:

- Jökulsárlón
- Skaftafell
- Thorsmörk
- Snæfellsnes
- Hornstrandir

Leider mussten wir auch Hornstrandir ad acta legen, da es zeitlich wohl nicht zu schaffen ist.
Generell möchten wir gerne die absolut überlaufenen Attractionen meiden. Uns ist bewusst, dass wir nicht alleine auf der Insel sind und das ist ja auch alles in Ordnung. Uns geht es aber nicht darum die Top10 der Insel später in ein Fotoalbum kleben zu können, sondern die einmalige Landschaft Islands zu entdecken und zu genießen - ob es stürmt oder die Sonne scheint.

Je nachdem wie es zu schaffen ist, sind wir auch gewillt Mehrtagestouren zu wandern. Der Weg ist das Ziel.

Um auf den Punkt zu kommen, uns fehlen jetzt konkrete Ideen wie und wo genau sich diese Vorhaben erfüllen lassen. 9,5 Tage ist nicht viel und man neigt ja immer dazu, dass mann gleich alles sehen möchte. Eine gute Mischung und echte Natur erleben, vielleicht auch hier und dort das Gefühl zu haben man wäre (für einen Moment) allein mit der Natur - das würde uns schon reichen.

Mittlerweile habe ich auch das neue Buch von Uwe Grunwald: "Island - Naturparadies am Polarkreis: Die schönsten Wanderungen auf der größten Vulkaninsel der Erde"

Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, mich intensiv damit zu beschäftigen.
Vielleicht könnt ihr uns ja die ein oder andere Wanderung daraus empfehlen, die unsere Vorstellungen deckt und in die Reiseplanung passt?

Uns fehlt zur Zeit leider noch das Vorstellungsvermögen für eine solche Reise und deswegen fällt uns die Planung in dieser Phase gerade etwas schwer. Ich hoffe, dass uns der ein oder andere hier helfen kann zum Reisebeginn dann ein etwas vollständigeres Bild davon zu haben.

Vielen Dank & Gruß
Stefan

[Uwe]

Hallo Stefan,
zum Wandern ist es wirklich nicht viel Zeit, aber ich schreibe mal eine Möglichkeit auf wie ich es evtl. an eurer Stelle machen würde:

14.06. Anreise, Camping Reykjavík, ggf. Einkaufen und am Abend ins Bad (direkt neben Campingplatz)

15.06. mit dem Bus in Richtung Höfn, am Jökulsárlón aussteigen (Sterna ist ab etwa 14:30 Uhr dort); gegen 17 Uhr sollte ein Bus von Stræto in Richtung Reykjavík fahren, wobei ihr bei Skaftafell wieder aussteigen könntet.

16.06. Tagestour in Skaftafell

17.06. Fahrt nach Skógar, Beginn Wanderung über den Fimmvörðuháls; Übernachtung bei Baldvinsskáli oder Fimmvörðuskáli

18.06. Wanderung der zweiten Etappe: Fimmvörðuháls – Goðaland

19.06. mit dem Bus (Reykjavík Excursions) in Richtung Reykjavík fahren und bei der Zufahrtsstraße 378 zum Geothermalkraftwerk Hellisheiði aussteigen (ihr werdet in Hvollsvöllur den Bus wechseln müssen. Dort müsst ihr dann mit dem Busfahrer absprechen, wo ihr aussteigen wollt!!! Wie ich in dem Buch geschrieben habe, dort gibt es keine offizielle Haltestelle, aber die Busfahrer sind i.d.R. bereit an (fast) jeder beliebigen Stelle anzuhalten. Dort startet ihr dann die Wanderung (3-4 Tage) über die Hengill bis nach Hveragerði (wie in dem Buch beschrieben).

23.06. Fahrt von Hveragerði nach Reykjavík und irgendwann weiter nach Keflavík.


Ihr könntet auch Hengill weglassen und beispielsweise jeweils zwei Tage in Skaftafell sowie Þórsmörk/Goðaland bleiben. Dann hättet ihr auch noch einen Tag mehr für Reykjavík.

Aber wie gesagt, es gibt sicherlich noch andere Möglichkeiten. Aber Anfang/Mitte Juni liegt in den höheren Lagen (z.B. Fimmvörðuháls) auch sicherlich noch einiges an Schnee. Vielleicht wäre es auch von Vorteil die aktuelle Wettervorhersage der jeweils nächsten ca. zwei Tage sich anzusehen, also speziell für die Wanderung über den Fimmvörðuháls.

Uwe

[blindpilot]

Hi Uwe,

vielen Dank für Deinen ausführlichen Vorschlag.
Folgende Fragen habe ich nun dazu:

1) Könnten wir auf einen Mietwagen verzichten, wenn wir es so machen würden? Bis auf den 17.06. und dem 23.06. wären wir ja meistens mit dem Bus oder aber zu Fuss unterwegs. Vielleicht ließe sich ja alles ohne Mietwagen realisieren?

2) Þórsmörk wäre mit der Etappe Fimmvörðuháls – Goðaland abgedeckt?

3) Welche Alternative würdest Du empfehlen, wenn im Hochland noch zu viel Schnee liegt?

4) Wie stehst Du zu Snæfellsnes als Alternative?

Vielen vielen Dank!

Dein Buch wird auf jeden Fall dabei sein!


LG
Stefan

[Uwe]

Hallo Stefan,

Folgende Fragen habe ich nun dazu:

1) Könnten wir auf einen Mietwagen verzichten, wenn wir es so machen würden? Bis auf den 17.06. und dem 23.06. wären wir ja meistens mit dem Bus oder aber zu Fuss unterwegs. Vielleicht ließe sich ja alles ohne Mietwagen realisieren?

Ich muss zugeben, dass ich nicht gelesen hatte, dass ihr einen Mietwagen habt. Also ja, meinen Vorschlag sieht so aus, dass ihr nur mit dem Bus unterwegs seid und keinen Mietwagen nehmt. Das wäre auf jeden Fall sinnvoll, wenn ihr über den Fimmvörðuháls wandern wollt und ihr meinen Vorschlag mit der 3-4 tägigen Wanderung durch/über die Hengill wandert. Aber wie gesagt, in den höheren Lagen des Fimmvörðuháls und der Hengill wird Anfang Juni sicherlich noch Schnee liegen. Ich schreibe das bezüglich der früh morgens noch gefrorenen Hänge, deren Querung oder Abstieg möglicherweise problematisch sein kann. Lest euch das in den jeweiligen Kapiteln durch. Es ist machbar, aber ihr solltet darauf vorbereitet sein und ihr müsst entscheiden, ob ihr das bewältigen könnt. Die betrifft nach der Querung des Fimmvörðuháls den anschließenden Abstieg nach Brattafönn, die Querung des Heljarkambur und schließlich den Abstieg bei Heiðarhorn. Bei Hengill betrifft dies eigentlich nur ein Stück des Berghanges, wenn ihr die Strecke wandert, die als Tagestour zum Gipfel beschrieben ist (S. 70).

2) Þórsmörk wäre mit der Etappe Fimmvörðuháls – Goðaland abgedeckt?

Genau genommen nicht. Das Gebiet von Goðaland und Þórsmörk sind eigentlich zwei Gebiete. Goðaland ist das Gebiet südlich des Flusses Krossá und die Þórsmörk liegt auf der nördlichen Seite. Somit durchwandert man auf der Wanderung über den Fimmvörðuháls nur das Gebiet von Goðaland (siehe Karte 2 in dem neuen Buch). Im allgemeinen Sprachgebrauch wird aber immer nur vom Gebiet der Þórsmörk, welches das Gebiet von Goðaland mit einschließt

3) Welche Alternative würdest Du empfehlen, wenn im Hochland noch zu viel Schnee liegt?

Was das Wandern angeht, so ist das in der Tat nicht so ganz einfach. Ich würde dann wohl auf der Ringstraße bleiben, eine Rundreise machen und ggf. Tagestouren unternehmen. Also, z.B. Skaftafell, Lónsöræfi (bei Stafafell, wenige Kilometer östlich von Höfn) und die Mývatn-Region. Danach würde eure Zeit sowieso um sein.

4) Wie stehst Du zu Snæfellsnes als Alternative?

Anfang Juni auf Snæfellsnes ist es ähnlich wie anderswo auch. Eine sehr schöne Region, wo man entlang der Küste durchaus kleinere Wanderungen unternehmen kann. In den höheren Lagen wird noch viel Schnee liegen. Siehe dazu die Bilder, welche Mitte/Ende Juni aufgenommen wurden.

Uwe

[blindpilot]

Hallo Uwe,

1000 Dank bis hierhin!
Ich werde mir die entsprechenden Kapitel in Deinem Buch vornehmen und dann gegebenenfalls nochmal genauer nachhaken.

Eine Frage noch zum Thema Mietwagen vs. Bus.
Ich habe gehört, dass Bus fahren dort sehr teuer ist. Mir fehlt da jegliche Vorstellung, was letztendlich an Gesamtkosten für den Bus auf uns zukommen würde. Der Mietwagen würde uns 550€ kosten.
Ich nehme aber auch mal an, dass vor allem die Ziele im Hochland zu der Zeit nur mit dem Bus erreichbar sein werden?

LG
Stefan

[lena]

Ich habe gehört, dass Bus fahren dort sehr teuer ist. Mir fehlt da jegliche Vorstellung, was letztendlich an Gesamtkosten für den Bus auf uns zukommen würde.

Die Preise kannst du dir für die meisten Busunternehmen auf nat.is ansehen
und für Strætó hier.

Der Mietwagen würde uns 550€ kosten.

Plus Sprit.

[carlotta]

Für Mehrtagestouren ist ein Auto nicht zweckmäßig.
Für nur Tageswanderungen bist Du flexibler mit Auto.

Hochland: Mai und Juni = Frühjahrssperre.
Solange die Pisten gesperrt sind, fahren dort weder Bus noch Geländewagen (4x4 nötig). Es ist glattweg nicht erlaubt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass zu Deinem Reisezeitpunkt die Hochlandpisten freigegeben sind, ist sehr gering.

Genau aus dem Grund ist Uwes Vorschlag am ehesten realisierbar, wenn Du mehrere Tage wandern möchtest.

Die Þórsmörk-Godaland-Piste ist in der Regel ist erste, die geöffnet ist und passt von daher zu Deinen Reisewünschen.
Ja, musst Du den Bus nehmen ansonsten geht es nur mit großem Geländewagen. Umstieg/Zustieg Seljalandsfoss oder Hvollsvöllur.
Und die Fimmvörðuháls Etappe liegt ja genau in der Mitte Deines Reisezeitraums. Falls Du Dich vor Ort dagegen entscheiden würdest, wäre halt Zeit für andere Dinge.
Ich könnte für den Fall jetzt noch die Reyjanes-Halbinsel als Abschluss in die Waagschale werfen. Auch schöne Wandermöglichkeiten und gut von Reykjavik aus zu erreichen.

carlotta

[carlotta]

Nachtrag, weil ich nicht mehr ändern kann:

Code: Alles auswählen

Ich könnte für den Fall jetzt noch die Reyjanes-Halbinsel als Abschluss in die Waagschale werfen. Auch schöne Wandermöglichkeiten und gut von Reykjavik aus zu erreichen bzw.

Wäre meines Erachtens sogar von Hveragerði aus möglich.

[carlotta]

Hi Stefan,
Zu meinem Nachtrag. Ich muss mich leider berichtigen. Der Wander-Weg über die Reykjanes Halbinsel ist wohl zeitlich nicht zu machen. Das betrifft zum Teil den Reykjavegur und alleine bis zur blauen Lagune bzw. Reykjanes Leuchtturm wohl nur in 5/6 Etappen zu schaffen.
War ne blöde Idee von mir.

[Uwe]

Hi Stefan,
Zu meinem Nachtrag. Ich muss mich leider berichtigen. Der Wander-Weg über die Reykjanes Halbinsel ist wohl zeitlich nicht zu machen. Das betrifft zum Teil den Reykjavegur und alleine bis zur blauen Lagune bzw. Reykjanes Leuchtturm wohl nur in 5/6 Etappen zu schaffen.
War ne blöde Idee von mir.

Carlotta, deine Idee mit dem Reykjavegur ist schon nicht schlecht und genau genommen ist die Tour auch zu schaffen. Für die offizielle Strecke – von Reykjanesviti bis zum Geothermalkraftwerk Nesjavellir benötigt man etwa 7 Tage. Die Wanderung auf dem Reykjavegur ist für Anfang Juni sogar sehr zu empfehlen. Normalerweise herrscht auf der gesamten Strecke Wassermangel, aber Anfang Juni kommt man vielleicht noch an einigen Schneefeldern vorbei, wo man etwas Schmelzwasser auffangen kann.
Hauptproblem beim Reykjavegur ist allerdings, dass es keine öffentlichen Verkehrsmittel zu den offiziellen Endpunkten der Strecke gibt. Reykjanesviti ist nur durch zwei Möglichkeiten erreichbar: 1. Mit dem Bus nach Grindavík fahren und von dort auf der Straße 425 nach Reykjanesviti trampen oder laufen. 2. Mit dem Bus von Reykjavík über Keflavík bis zur kleinen Ortschaft Hafnir fahren und von dort aus wiederum trampen oder laufen. Was Nesjavellir angeht, so kann man als Ersatz die Ortschaft Hveragerði ansteuern.
Ich habe allerdings den Reykjavegur nicht mit erwähnt, weil Stefan zum ersten Mal in Island sein wird und diese Wanderroute nicht gerade die erste Wahl ist, um Island kennenzulernen. Es gibt sicherlich ein paar schöne Ecken, aber im Großen und Ganzen bietet der Wanderweg nicht besonders viel Abwechslung. Wer allerdings gerne alleine unterwegs ist, für den ist der Reykjavegur durchaus zu empfehlen.

Uwe