
Die eiskalte Insel war schon lange auf meiner Liste, aber bisher wurde sie immer weiträumig umschifft. Norden war auch noch nie meine bevorzugte Himmelsrichtung, tendenziell zu kalt, zu weit, zu feucht, zu.............
Aber all dies wurde dann spontan von mir ignoriert, als im Flachbildschirm flimmerfrei ein längerer Bericht über Island auftauchte. Island - Feuer, Eis und Wasserfälle - Wunderschön - Sendung - Video - Mediathek - WDR.
Sicherlich keine "heissen" Tipps für Islandkenner, aber trotz der MTB Tour im Dauerregen die Keimzelle für meinen diesjährigen Langstreckenausflug.
Keine 10 Minuten nach Sendeschluss vor den Rechner gesetzt und über die Fähre informiert. Smyril Line - Mit der Fähre nach Island und auf die Färöer "Die" ist korrekt, weil das ist die einzige Fähre, die sich von Dänemark nach Island aufmacht. Aha, Fahrtzeit sind so 2 Tage und drei Nächte, kosten tut der Spass 690 EUR incl. einen Platz in einer innenliegenden 6/8 Mann Kabine und 2 Mittagessen.
Es gibt auch 4er Kabinen mit Fernsehen, "eigener" Toilette etc.. Die haben aber auch einen Nachteil, sie befinden sich in den oberen Etagen des Schiffes und da kann es bei Schlechtwetter schon deutlich mehr schaukeln wie in knapp über dem Maschinenraum mit beruhigenden Dieselbrummen. Also wurde gebucht.
Klar war, das es kein besonders abenteuerlicher Urlaub werden konnte. Im Mai sind garantiert noch alle Hochlandpisten geschlossen, was bedeutet, das ich mir das Geld für Anglerhosen und Wasserdurchfahrten sparen kann. Obwohl die KTM 690 das ideale Furtfahrzeug wäre, der Lufteinlass ist praktisch auf Höhe der Sitzbank. Außerdem ist ein Solotrip durch die Highlands keine so gute Idee.
Bleibt also nur die Runde entlang der Ringstrasse mit kleinen Abstechern zu den üblichen und unüblichen Verdächtigen, was dann fast genau so wie geplant ausgesehen hat. Islandliebhaber werden jetzt sagen, ohne das Hochland war man nicht in Island. Vorweg gesagt, ich fand es auch ohne die Highlands recht nett.

Wie gesagt, auf eigenen Reifen bin noch nie soweit nach Norden vorgestoßen, 1000 km sind es bis Hirtshals im dänigen Mark. Und gerüchteweise erwarten mich keine Berge, Serpentinen und Kurvenorgien. Also alles das, was einen die Fahrt in den Süden schon ab der Haustür vergnüglicher machen kann. So habe ich mir zwei Varianten zusammengeklickt und harre der Dinge, die mich dort erwarteten.
Der erste Urlaubstag war eher nicht vergnüglich. Ich mußte nach Berlin, um der Beerdigung meiner Kusine beizuwohnen. Wir waren fast gleich alt, das "ermutigt" einen geplante Dinge, wie z.B. eine Reise nach Island, nicht auf die lange Bank zu schieben; die könnte kürzer als man denkt sein.
Los gehts.
I. Köln Ellerau Hirtshals

Zwei Tage Zeit, pro Tag 500 km, da verschone ich die KTM und mich von der Autobahn und cruise über Landstrasse, so der Plan. Aber kaum aus dem Haus, scheinen mich die Schraubergötter verlassen zu haben. Mitten auf der Rheinbrücke baumelt die linke Schaltereinheit nur noch lustlos rum. Aber am Ende des Regenbogens, äh, der Brücke, befindet sich glücklicherweise der Herr KTM Köster und versorgt mich mit zwei neuen Schrauben. Auf meine Antwort, wohin die Reise gehen soll, erhalte ich ein "Sicheeer Jung".
Meine no highway Vorgabe kann mich durchs Ruhrgebiet nicht gerade begeistern, im Münsterland wird es besser und Hamburg auf Schleichwegen wird von einer gesperrten Brücke grob vereitelt. Kurz nach der Hansestadt beschliesse ich mich zur Ruhe zu begeben und in Ellerau wollte ich schon immer übernachten. Meine Bleibe war der Hotel Kramer´s Gasthof, Ellerau - Restaurant, Veranstaltungsräume, Kegelbahnen, Biergarten. Preis annehmbar, allerdings nur Bares ist Wahres und solche neumodischen Sachen wie WiFi kommen nicht ins Haus, trotzdem empfehlenswert.
Am nächsten Morgen wird unter Aufbietung aller Mittel das Büffet gestürmt und vernichtet. Die dänische Grenze kommt schneller als gedacht, wird erfolgreich überwunden und die Landschaft wird wie Keira Knightley, kaum Hügel, aber hübsch. Eine längere Gerade und eine kürzere Konzentrationsschwäche werden fast genutzt, um ein paar Strassenbegrenzungspfähle mitzunehmen. Mit starren Koffern wäre der Urlaub hier schon beendet gewesen. Wie ich später feststellte, wurde bei der Aktion das Kettenschloss von der Tasche abgestreift. Schwein gehabt.
Bei den Dänen kann man aber auch gut pausen.

und Wal gibt es nur hinter Glas.

aber hoffentlich sind sie mir nicht gram. Bin über 50, habe aber kein Spitzdach.

Also kein Fall für Inspektor Bolig.

Bisher war das Wetter höchst angenehm, aber je weiter ich nordwärts vorstosse, umso kühler und windiger wird es. Vorurteil bestätigt. Unter Missachtung von Herren Garmin, der meint, das man die Aggersund Brücke nicht befahren kann, nähere ich mich meinem Ziel.
Geschafft, Hirtshals erreicht. Aber vor der Nahrungsaufnahme hat der Herr den Bankomaten erschaffen, hier ist Kronenland. Papier wird gegen Pizza getauscht und ich quartiere mich auf dem Campingplatz in Tornby ein Camping und Stellplatz in Nordjütland Hirtshals. Das Zelt bleibt eingepackt, eine Hütte gönne ich mir, soll ja doch sowas wie Urlaub werden.
