10 abwechslungsreiche Tage im März 2018 auf der Ringstraße – viele Tipps
10 abwechslungsreiche Tage im März 2018 auf der Ringstraße – viele Tipps
vorab: Das wird jetzt kein klassischer chronologischer Reisebericht, sondern ich gehe auf einzelne Themen ein, die hoffentlich von allgemeinerem Interesse sind. Da ich erst 3-mal in Island war richten sich die Tipps vorrangig an Island-Neulinge ... Island-Cracks werden nichts/wenig neues erfahren.
Sommer oder Winter?
Nach zwei Aufenthalten im Sommer wollte ich mir dieses Mal Island im Winter anschauen. Begleitet hat mich meine 10jährige Tochter. Hauptmotivation waren die Nordlichter – zudem wollte ich die Ostfjorde „mitnehmen“, die ich bisher noch nicht gesehen hatte. Um es vorwegzunehmen: Polarlichter gab es gar nicht und von den Ostfjorden habe ich nebelbedingt kaum etwas gesehen. Eigentlich ein totaler Reinfall – dennoch fand ich den Urlaub sehr schön, was natürlich für das Reiseland spricht.
Insgesamt kann ich keine klare Empfehlung für eine Winter- oder Sommerreise aussprechen – außer vielleicht: sowohl als auch statt entweder oder
Hier meine Sammlung der Vor- und Nachteile eine Winterurlaubs in Island:
Vorteile
- Die verschneite Landschaft sieht noch mal ein bisschen besser aus als im Sommer. Der Schnee gibt der Landschaft eine zusätzliche Struktur. Wenn dann noch die Sonne drauf scheint, wird es märchenhaft.
- Auch die Gletscher gewinnen an Kontrast. Durch den vielen Schneefall sind sie sprichwörtlich schneeweiß, so dass sich die eingelagerten Ascheschichten noch deutlicher dagegen abheben.
- Selbst bekanntes zeigt noch mal ein ganz anderes Gesicht: An der Jökulsarlon-Lagune hatten sich bspw. an der Meeresküste (also jenseits der N1-Brücke) abertausende Eisbrocken abgelagert – von Schneeball- bis Auto-Größe und in allen erdenklichen Formen. Dazwischen rumzulaufen machte riesigen Spaß ... da kam Grönland-Feeling auf (vgl. aber auch Nachteile).
- Anders als im Sommer sind Eishöhlenbesuche möglich.
- Chance auf Polarlichter (wie gesagt: Leider keine Garantie)
- Weniger Touristen
- Günstigere Preise für Flüge und Mietwagen (vgl. aber auch Nachteile)
Nachteile
- Zelten fällt als Übernachtungsmöglichkeit weg, was den Urlaub erheblich teurer macht – Daumenregel für 2 Personen: 80 € statt 8 €/Nacht. Zur Erläuterung: Campingplätze haben zu und wild campen im Winter ist nur was für ganz Hartgesottene – je nach Wetter kann es sogar gefährlich werden.
- Weniger Tageslicht (ist im März eigentlich kein Thema mehr – nach der Tag-und-Nacht-Gleiche ist es sogar schon länger hell als in Deutschland)
- Einige Aktivitäten sind nicht möglich, da nur im Sommer geöffnet (z. B. Steinmuseum in Stöðvarfjörður, https://insidethevolcano.com/, Lýsuhólslaug etc.), Hochland ist komplett gesperrt.
- Straßenverhältnisse tendenziell schwieriger – viele kurzfristige Sperrungen möglich (wir kamen bspw. nicht nach Seyðisfjörður). Dazu ausführlicher weiter unten.
- Einige Sehenswürdigkeiten verlieren im Winter: Wasserfälle wirken weniger beeindruckend, da 1. wegen geringerer/keiner Schneeschmelze die Flüsse weniger Wasser führen, und 2. wegen schwierigerer Wetterverhältnisse viele Wanderwege gesperrt sind – dadurch kommt man nicht so nahe dran wie im Sommer. Die beiden Effekte haben sich v.a. beim Dettifoss und Gullfoss negativ ausgewirkt.
Die Jökulsarlon-Lagune war fast komplett vereist, was zur Folge hatte, dass das majestätische Gleiten der Eisberge über das Wasser entfiel.
Preise
Ein jahreszeitenunabhängiger Aufreger sind sicherlich die Preise ... ich lasse jetzt einmal die Luft ab und verspreche, im restlichen Bericht nicht mehr auf das Thema einzugehen (Leute mit reichem Erbe oder steilem Karrierepfad können den Abschnitt überspringen).
Das Ganze ist meines Erachtens nur psychologisch lösbar - ansonsten kommt man aus dem ärgern nicht mehr raus [****-Preise für JH-Niveau ... OMFG!]. Folgende Merksätze sind täglich mindestens 5mal und zusätzlich vor jedem Restaurantbesuch und jeder Hotelbuchung aufzusagen:
- Rechne ISK nie in € um!
- Stelle nie Preis-Leistungs-Überlegungen an!
- Vergleiche Island nicht mit anderen Reiseländern!
- Auch nicht mit der Schweiz!
- Wenn es so billig wie Mallorca wäre, wäre es so voll wie Mallorca!
- Du trägst mit jedem Einkauf dazu bei, die nächste isländische Finanzkrise zu verhindern!
- Bonus ist dein Freund!
Touristenmassen
Sich als Tourist über Touristenmassen zu beschweren ist eigentlich etwas wohlfeil ... dennoch muss ich zugeben, dass mir die anderen Touristen vereinzelt doch auf die Nerven gingen – insbesondere japanische Touristengruppen (Natürlich nicht der einzelne Japaner an sich sondern als Gruppe). Noch lange in Erinnerung bleiben wird mir die Reisegruppe in der JH in Grundarfjörður: An das von 18 – 21 Uhr dauernde Abendessen schloss sich – nach nur kurzer Verschnaufpause – eine von 22 Uhr bis 2 Uhr Nachts dauernde Duschorgie an. Als dann die letzte Duscherin nach vollbrachter Tat auch noch ihr sicherlich sehr schönes und langes Haar einer ausführlichen Warmlufttherapie unterzog, war meine Geduld dann doch so weit erschöpft, dass ich mein Bett verließ und durch deutliches Klopfen, das von einem uneingeweihten Betrachter wahrscheinlich als Versuch gewertet worden wäre, die Tür des Bades einzuschlagen, meinen Unmut zum Ausdruck brachte – begleitet durch das mir auf Englisch zur Verfügung stehende, leider stark eingeschränkte Schimpfwörter-Repertoire. Die Duscherin reagierte gefasst, fast provozierend gelassen, öffnete entschuldigend die Tür, verzog sich mit dem Fön auf ihr Zimmer und brachte dort die Haartrocknung in Ruhe zu Ende. Immerhin hatte sich durch meine Aktion das Lärmzentrum etwas verlagert...
Aktuelle Informationen vor Ort
3 Internet-Adressen braucht der Island-Reisende – v.a. im Winter:
en.vedur.is: Wetter und vieles mehr – u.a. Polarlichtvorhersage; Hinweis: Im Winter fast wichtiger als die Temperatur ist der Wind – daher steht die Windgeschwindigkeit in m/s als 2. Wert in der Übersichtskarte (http://en.vedur.is/weather/forecasts/areas) mit dabei – ein Pfeil gibt die Windrichtung an ... ich dachte zunächst, das wären Tages-/Nachttemperaturen, kam dann aber bei Werten >20 ins Grübeln Anfängerfehler...
road.is: Straßenzustand/Straßensperrungen
safetravel.is: Reisewarnungen; Hinweis: Kann bei zu häufigen Gebrauch etwas paranoid machen (überall Lawinen- Steinschlag- und Überschwemmungs-Gefahr) ... ich habe daher Straßenverhältnisse meist nur auf road.is geprüft, wo die Darstellung neutraler/objektiver ist ... an einem Tag nach meiner Wahrnehmung aber zu neutral ... dazu später mehr ... also vielleicht doch besser immer auch hier checken...
Schwimmbäder
Die nationale Institution und wesentliche Freizeitbeschäftigung von allen Isländern. Selbst in kleinsten Dörfern gibt es daher oft erstaunlich große Schwimmbäder*. Zur Standardausstattung gehören ein Becken zum Bahnenschwimmen (~30o) und mehrere Hotpots (38 – 42o). Oft ist noch ein Dampfbad oder eine Sauna dabei. In den größeren Bädern zusätzlich Rutschen. Besonders gut hat mir eine Rutsche in Akureyri gefallen: Es geht zunächst steil bergab in eine Art riesige Waschtrommel ... dort dreht man ein paar Runden, bis man durch ein Loch in der Mitte zurück in den Pool gespült wird.
Da sich in 40o warmen Wasser nicht nur Menschen wohlfühlen, ist das vorherige, obligatorische Ganz-Nackt-Duschen inkl. abseifen an den relevanten Stellen – durch Schaubilder in allen Bädern verdeutlicht - keine Gängelei sondern notwendige Hygiene-Maßnahme.
Es gibt fast nur Freibäder – bei den Wassertemperaturen ist das aber kein Problem.
Aufgrund des unberechenbaren Wetters ist schwimmen gehen auch die wichtigste, praktisch immer mögliche Plan-B-Aktivität.
Damit man nicht immer die Sachen zusammensuchen muss empfiehlt sich, eine eigene Schwimmtasche bereit zu halten.
* Vielleicht das beste Beispiel dazu ist Hofsos: In diesem 200 (!!!) Einwohner-Dorf gibt es ein riesiges Designer-Schwimmbad mit spektakulärer Lage direkt am Fjord (Infinity-Pool-Effekt!). Wer die Halbinsel Tröllaskagi umrundet sollte dort unbedingt einen Zwischenstopp einlegen - übrigens üblicher Schwimmbadpreis und nicht die Mondpreise, die von Wellnessbädern aufgerufen werden.
Zum Wetter im Allgemeinen
Das Sprichwort „Wenn du unzufrieden mit dem Wetter in Island bist, warte 5 Minuten“ spielt korrekterweise auf das sehr, sehr wechselhafte Wetter in Island an ... ebenso korrekt an dem Sprichwort ist, dass es nicht weitergeht mit „, dann wird es besser sein“, denn es könnte auch (sogar mit höherer Trefferquote) weitergehen mit „, dann wirst du sehr unzufrieden sein“. Mit längeren Schlechtwetterperioden ist daher immer zu rechnen. Bei meinem 2. Urlaub hat mich es in Snæfellsnes erwischt (2 Tage Nebel), diesmal waren es die Ostfjorde. Daher nach Möglichkeit immer einen Plan B bereithalten (Schwimmbad, Museumsbesuch, schickes Essen...).
Die Wettervorhersage scheint auch deutlich schwieriger zu sein als in Deutschland. Meiner Wahrnehmung nach kann man sich in Deutschland auf die 3Tages-Vorhersagen schon sehr gut verlassen... in Island sind es maximal 1-2 Tage.
Straßenverhältnisse im Winter
Die ersten 6 Tage waren wettermäßig fast perfekt: Gute Sicht, immer wieder Sonne, kaum Niederschläge, wenig Wind. In Gedanken bereitete ich schon eine euphorische Winter-Empfehlung in meinem Reisebericht vor. Kam auch schon ins Grübeln, ob mein 4WD-Geländewagen mit Winterreifen und Spikes eine unnötige Investition eines übervorsichtigen Pessimisten darstellte. Dann kam die Fahrt vom Myvatn nach Egilsstaðir, die mir unterwegs die schlimmste Stunde in meiner rund 30jährigen Autofahrerkarriere bescherte. Der Straßenbelag war abwechselnd vereist, geschlossene Schneedecke und Schneematsch – teilweise auch alles gleichzeitig. Heftiger Seitenwind wehte Unmengen von Schnee über die Straße und erforderte ständiges Gegenlenken. Bei einzelnen Böen wurde das Auto dennoch deutlich zur Seite geschoben. Durch den aufgewirbelten Schnee war die Straße unsichtbar. Sinnvollerweise ist die Ringstraße durchgängig beidseitig mit gelben Stangen markiert - die Sichtweite betrug teilweise unter 1 Stange, d.h. man fuhr an einer Stange vorbei und sah dann erst langsam die nächste auftauchen ... besonders schlimm waren Abzweigungen, bei denen dann auf mehreren Hundert Metern die Stangen nur noch auf einer Seite standen – die Abzweigung selbst war nicht zu erkennen ...
Als Berliner fahre ich generell wenig Auto und habe auch keine Winterfahrerfahrung in den Alpen o. ä. – insofern kam mir das vielleicht übertrieben schlimm vor - ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass diese Straßenbedingungen irgendjemand Spaß machen...
Auf road.is wurde an diesem Tag für den Osten 20 m/s und „blowing snow“ vermeldet – ohne irgendwelche weiteren Hinweise ... d.h. für isländische Verhältnisse waren die Bedingungen offensichtlich so „normal“, dass kein expliziter Warnhinweis für nötig befunden wurde ... daher – auch wenn es teurer ist - im Winter unbedingt einen Geländewagen als Mietwagen buchen... mit einem normalen PKW hätte ich die Fahrt abbrechen müssen.
Im Süden waren es dagegen an diesem Tag sogar 25 m/s - da gab es dann schon den zusätzlichen Hinweis „bleiben Sie besser zu Hause, wenn Sie nicht unbedingt fahren müssen“.Bis wir in den Süden kamen war das Horrorwetter glücklicherweise vorbei, und - wie so oft nach schweren Unwettern – waren die Wetterverhältnisse optimal: Kein Wölkchen am Himmel, völlig staubfreie Luft, d.h. uneingeschränkte Fernsicht, absolute Windstille ... insgesamt allerbeste Fotobedingungen, so dass wir alle paar Minuten einen Fotostopp einlegten für das immer wieder beliebte „Berg spiegelt sich im Wasser“-Motiv
Praktisches zur Ringstraßentour
Wie viel Zeit muss ich einplanen?
Die Ringstraße ist rund 1.400 km lang, d.h. bei 10 Tagen Urlaub und normalen Straßenverhältnissen ergibt das weniger als 2h Autofahren am Tag. Das hört sich nicht viel an, ist aber reine Theorie, weil niemand so diszipliniert ist (und es auch nicht sein sollte), nur stur die Ringstraße abzufahren. Bei uns sind letztlich mit einigen Abstechern 2.500km zusammengekommen. Das ist eigentlich zu viel für 10 Tage – gegen Ende wurden die Tagesetappen auch immer länger ... wenn man Hetzerei umgehen will empfehle ich daher besser 14 Tage für eine Ringstraßentour einzuplanen.
Muss ich vorbuchen?
Meiner Erfahrung nach nicht notwendig und auch nicht zu empfehlen. Es war nie ein Problem, kurzfristig noch ein Zimmer über die einschlägigen Plattformen zu bekommen. Im Sommer wird das wahrscheinlich schwieriger sein, da kann man aber auf Zelten ausweichen, wobei ich im Sommer sowieso einen reinen Zelturlaub empfehlen würde.
Man ist ohne vorbuchen deutlich flexibler und kann kurzfristig entscheiden – für uns war das wesentliche Kriterium die Wettervorhersage. Wir entschieden uns bspw. erst vor Ort für eine Ringstraßentour im Uhrzeigersinn, da die Wettervorhersage für den Westen und Norden deutlich besser war, was sich auch bewahrheitete.
Sehenswürdigkeiten an der Ringstraße?
Die will ich im Einzelnen gar nicht aufzählen sondern nur die beruhigende Faustregel mitgeben: Die bekannten Naturschönheiten lohnen sich alle! Hier zeigt sich auch ein Vorteil der vielen Touristen: Sie sind ein sehr tauglicher Indikator für Sehenswürdigkeiten – wenn irgendwo viele Autos stehen, einfach hinfahren und nachschauen – meist gibt es was Schönes zu sehen. Am Kerið -Krater (N35 Richtung Gullfoss) wäre ich sicher achtlos vorbeigefahren, ohne die vielen Autos auf dem Parkplatz. Der Krater ist auch wieder ein schönes Beispiel für den Unterschied zwischen Sommer und Winter: Im Sommer hat man einen je nach Lichtverhältnissen blau/türkis/grün schimmernden Kratersee, im Winter eine riesige Eislinse, die wie ein überdimensioniertes Lutschbonbon in der Landschaft liegt.
Eine erste Orientierungshilfe für die Planung bieten bspw. die verschiedenen Ringstraßentouren-Angebote der isländischen JH-Vereinigung:
7 Tage (Ringstraße pur): https://www.hostel.is/hostel-and-car-co ... s---7-days
10 Tage (inkl. Snæfellsnes): https://www.hostel.is/hostel-and-car-co ... ---10-days
15 Tage (inkl. Snæfellsnes und Westfjorde): https://www.hostel.is/hostel-and-car-co ... ---15-days
Alle 3 Varianten sind meines Erachtens sehr vollgestopft, gerade wenn man versuchen würde, alles in Eigenregie nachzufahren. Die Kurzbeschreibungen sind aber sehr gut als Stichwortliste zu gebrauchen, von der aus man dann in die tiefere Recherche einsteigen kann. Für Spezialfragen gibt es dann noch das Forum hier
Welche Abstecher sind zu empfehlen?
Folgende Abstecher haben wir unternommen, die ich alle weiterempfehlen kann:
Snæfellsnes: War die große Enttäuschung bei meiner 2. Reise nach Island, da ich nebelbedingt praktisch nichts von der Halbinsel gesehen habe – das wollte ich diesmal unbedingt nachholen, auch wenn es schon ein heftiger „Umweg“ ist, für den man zwei Extra-Tage einplanen sollte. Bei gutem Wetter lohnt es sich aber auf jeden Fall – allein der Rundumblick auf dem Basaltfelsen vor Stykkishólmur über die Tausende Inseln des Breydarfjördur hinweg bis zu den Westfjorden ist es wert. Dann geht es weiter mit dem Kirkjufell, dem Snæfellsnesjökull, den Klippen bei Arnastapi und dem Robbenstrand bei Ytri-Tunga um mal nur die absoluten Highlights der Rundfahrt um die Halbinsel zu nennen. Wer sich für architektonische Skurrilitäten erwärmen kann sollte sich auch die Kirchen in Stykkishólmur und Olafsvik genauer anschauen.
Hraunfossar etc.: Den Hraunfossar hatte ich bisher links liegen lassen ... sah zwar auf Bildern sehr pittoresk aus ... ich scheute aber den „Umweg“. Das war in doppelter Hinsicht ein Fehler: 1. Sieht er vor Ort noch viel besser aus – das weitläufige Gelände kann man auf einzelnen Fotos gar nicht richtig erfassen, 2. Gibt es in der Ecke noch viel mehr zu sehen, so dass es sich mE dafür lohnt, einen Tag zu „opfern“:
- https://intotheglacier.is/ durchaus empfehlenswert, obwohl es sich um einen rein künstlich angelegten Tunnel handelt, mit Ausnahme einer Gletscherspalte, auf die durch Zufall beim Graben gestoßen wurde. Allein schon die Fahrt zum und auf dem Gletscher in umgebauten Nato-Raketenwerfern ist ein Erlebnis für sich. Zu den ausführlichen Erläuterungen auf der Führung gehörte natürlich zwangsläufig auch der Klimawandel. Ich will das gar nicht verdammen, erlaube mir aber darauf hinzuweisen, dass die Isländer hier mit gespaltener Zunge sprechen. Der künstliche Tunnel dient explizit dazu, (noch) mehr Touristen ins Land zu locken und allein der CO2-Fußabdruck, den ein einzelner der sehr zahlreich anreisenden Japaner – unsere Gruppe bestand knapp zur Hälfte aus Japanern - bereits durch den Flug hinterlässt, ist größer als der von Odins Pferd in der Asbyrgi-Schlucht.
- Wir erledigten auf dem Abstecher auch den wichtigsten Programmpunkt für meine Tochter: Ein Ausritt auf einem Islandpferd. Der Hof Sturlureykir ist dafür zu empfehlen. Für Leute, die nicht mitreiten wollen (also in diesem Fall mich) gibt es einen großen Aufenthaltsraum, in dem Hunderte von Trophäen ausgestellt sind. Wichtiger noch ist die Kaffee-Maschine, mit der man sich selbst versorgen kann. Auf dem Hof gibt es sogar einen sehr heißen hotpot – fast ein kleiner Geysir (es sprudelt in regelmäßigen Abständen stärker und schwächer). Ich unterhielt mich noch länger mit dem Hausherrn, der lange in Deutschland mit Islandpferden trainiert hat und daher hervorragend Deutsch spricht – Langeweile kam also nicht auf.
- Ausnahmsweise auch eine konkrete Übernachtungsempfehlung: Guesthouse Steindórsstadir. Auf einer kleinen Anhöhe gelegen mit einem schönen Blick über die hügelige Landschaft. Keinerlei Lichtverschmutzung, daher ideal für Nordlichtbeobachtungen, die man am schönsten in dem hauseigenen Whirlpool genießen kann (stelle ich mir jedenfalls so vor –hatte ich schon erwähnt, dass wir keine Nordlichter gesehen haben?). Wirklich außergewöhnlich ist aber der Hund des Hauses. Selten so ein aufgewecktes Tier gesehen und erlebt. Er spielte Reiseführer zu einem nahegelegen kleinen Canyon (sehr netter Abendspaziergang). Immer wieder rannte er weit voraus, schaute sich dann aber um und wartete geduldig, bis wir eintrafen. Die Wartezeit nutzte er zum Begrüßen von befreundeten (und ärgern von weniger netten) Pferden auf den Koppeln am Wegesrand. Mit einem zufällig vorbeifahrenden Auto lieferte er sich ein Wettrennen, bei dem er unglaubliche Geschwindigkeiten erreichte. Unnötig zu erwähnen, dass meine Tochter noch begeisterter war als ich.
Was die Ecke wirklich ideal für einen Abstecher macht, ist das mögliche Plan-B-Programm bei schlechtem Wetter (das wir nicht in Anspruch nehmen mussten): Reykholt ist kulturell und historisch sehr bedeutsam, man kann sich also einiges anschauen (Museum Snorrastofa, Kirchen...). Zudem hat man die Wahl zwischen 3 verschiedenen Lava-Höhlen (am bekanntesten ist Surtshellir) und mehreren heißen Quellen.
Litlanesfoss, Hengifoss: Die beiden pittoresken Wasserfälle wären sicherlich noch viel bekannter, wenn sie nicht dreifach abgelegen wären (Im Osten, von der Ringstraße aus gesehen am falschen Ende des Lagerfljot und dann ist auch noch ein längerer (aber einfacher) Fußmarsch erforderlich). Der Abstecher ist meines Erachtens selbst bei schlechtem Wetter zu empfehlen (nur bei sehr dichtem Nebel hat es gar keinen Sinn).
Südküste Reykjanes: Man kennt ja eigentlich nur die Nordküste, die man wohl oder übel durchfahren muss, um von Keflavik wegzukommen. Auf der halbstündigen Fahrt bis zur Ringstraße hat man dann auch nicht den Eindruck, viel verpasst zu haben. Wenn man es zeitlich einrichten kann, empfehle ich dagegen den Weg über die Südküste. Das ist landschaftlich viel schöner. Unterwegs kann man sich das Geothermalgebiet Krýsuvík anschauen, über die Brücke zwischen Amerika und Europa laufen und bei schöner Aussicht schick Essen im Hafið Bláa.
Sommer oder Winter?
Nach zwei Aufenthalten im Sommer wollte ich mir dieses Mal Island im Winter anschauen. Begleitet hat mich meine 10jährige Tochter. Hauptmotivation waren die Nordlichter – zudem wollte ich die Ostfjorde „mitnehmen“, die ich bisher noch nicht gesehen hatte. Um es vorwegzunehmen: Polarlichter gab es gar nicht und von den Ostfjorden habe ich nebelbedingt kaum etwas gesehen. Eigentlich ein totaler Reinfall – dennoch fand ich den Urlaub sehr schön, was natürlich für das Reiseland spricht.
Insgesamt kann ich keine klare Empfehlung für eine Winter- oder Sommerreise aussprechen – außer vielleicht: sowohl als auch statt entweder oder
Hier meine Sammlung der Vor- und Nachteile eine Winterurlaubs in Island:
Vorteile
- Die verschneite Landschaft sieht noch mal ein bisschen besser aus als im Sommer. Der Schnee gibt der Landschaft eine zusätzliche Struktur. Wenn dann noch die Sonne drauf scheint, wird es märchenhaft.
- Auch die Gletscher gewinnen an Kontrast. Durch den vielen Schneefall sind sie sprichwörtlich schneeweiß, so dass sich die eingelagerten Ascheschichten noch deutlicher dagegen abheben.
- Selbst bekanntes zeigt noch mal ein ganz anderes Gesicht: An der Jökulsarlon-Lagune hatten sich bspw. an der Meeresküste (also jenseits der N1-Brücke) abertausende Eisbrocken abgelagert – von Schneeball- bis Auto-Größe und in allen erdenklichen Formen. Dazwischen rumzulaufen machte riesigen Spaß ... da kam Grönland-Feeling auf (vgl. aber auch Nachteile).
- Anders als im Sommer sind Eishöhlenbesuche möglich.
- Chance auf Polarlichter (wie gesagt: Leider keine Garantie)
- Weniger Touristen
- Günstigere Preise für Flüge und Mietwagen (vgl. aber auch Nachteile)
Nachteile
- Zelten fällt als Übernachtungsmöglichkeit weg, was den Urlaub erheblich teurer macht – Daumenregel für 2 Personen: 80 € statt 8 €/Nacht. Zur Erläuterung: Campingplätze haben zu und wild campen im Winter ist nur was für ganz Hartgesottene – je nach Wetter kann es sogar gefährlich werden.
- Weniger Tageslicht (ist im März eigentlich kein Thema mehr – nach der Tag-und-Nacht-Gleiche ist es sogar schon länger hell als in Deutschland)
- Einige Aktivitäten sind nicht möglich, da nur im Sommer geöffnet (z. B. Steinmuseum in Stöðvarfjörður, https://insidethevolcano.com/, Lýsuhólslaug etc.), Hochland ist komplett gesperrt.
- Straßenverhältnisse tendenziell schwieriger – viele kurzfristige Sperrungen möglich (wir kamen bspw. nicht nach Seyðisfjörður). Dazu ausführlicher weiter unten.
- Einige Sehenswürdigkeiten verlieren im Winter: Wasserfälle wirken weniger beeindruckend, da 1. wegen geringerer/keiner Schneeschmelze die Flüsse weniger Wasser führen, und 2. wegen schwierigerer Wetterverhältnisse viele Wanderwege gesperrt sind – dadurch kommt man nicht so nahe dran wie im Sommer. Die beiden Effekte haben sich v.a. beim Dettifoss und Gullfoss negativ ausgewirkt.
Die Jökulsarlon-Lagune war fast komplett vereist, was zur Folge hatte, dass das majestätische Gleiten der Eisberge über das Wasser entfiel.
Preise
Ein jahreszeitenunabhängiger Aufreger sind sicherlich die Preise ... ich lasse jetzt einmal die Luft ab und verspreche, im restlichen Bericht nicht mehr auf das Thema einzugehen (Leute mit reichem Erbe oder steilem Karrierepfad können den Abschnitt überspringen).
Das Ganze ist meines Erachtens nur psychologisch lösbar - ansonsten kommt man aus dem ärgern nicht mehr raus [****-Preise für JH-Niveau ... OMFG!]. Folgende Merksätze sind täglich mindestens 5mal und zusätzlich vor jedem Restaurantbesuch und jeder Hotelbuchung aufzusagen:
- Rechne ISK nie in € um!
- Stelle nie Preis-Leistungs-Überlegungen an!
- Vergleiche Island nicht mit anderen Reiseländern!
- Auch nicht mit der Schweiz!
- Wenn es so billig wie Mallorca wäre, wäre es so voll wie Mallorca!
- Du trägst mit jedem Einkauf dazu bei, die nächste isländische Finanzkrise zu verhindern!
- Bonus ist dein Freund!
Touristenmassen
Sich als Tourist über Touristenmassen zu beschweren ist eigentlich etwas wohlfeil ... dennoch muss ich zugeben, dass mir die anderen Touristen vereinzelt doch auf die Nerven gingen – insbesondere japanische Touristengruppen (Natürlich nicht der einzelne Japaner an sich sondern als Gruppe). Noch lange in Erinnerung bleiben wird mir die Reisegruppe in der JH in Grundarfjörður: An das von 18 – 21 Uhr dauernde Abendessen schloss sich – nach nur kurzer Verschnaufpause – eine von 22 Uhr bis 2 Uhr Nachts dauernde Duschorgie an. Als dann die letzte Duscherin nach vollbrachter Tat auch noch ihr sicherlich sehr schönes und langes Haar einer ausführlichen Warmlufttherapie unterzog, war meine Geduld dann doch so weit erschöpft, dass ich mein Bett verließ und durch deutliches Klopfen, das von einem uneingeweihten Betrachter wahrscheinlich als Versuch gewertet worden wäre, die Tür des Bades einzuschlagen, meinen Unmut zum Ausdruck brachte – begleitet durch das mir auf Englisch zur Verfügung stehende, leider stark eingeschränkte Schimpfwörter-Repertoire. Die Duscherin reagierte gefasst, fast provozierend gelassen, öffnete entschuldigend die Tür, verzog sich mit dem Fön auf ihr Zimmer und brachte dort die Haartrocknung in Ruhe zu Ende. Immerhin hatte sich durch meine Aktion das Lärmzentrum etwas verlagert...
Aktuelle Informationen vor Ort
3 Internet-Adressen braucht der Island-Reisende – v.a. im Winter:
en.vedur.is: Wetter und vieles mehr – u.a. Polarlichtvorhersage; Hinweis: Im Winter fast wichtiger als die Temperatur ist der Wind – daher steht die Windgeschwindigkeit in m/s als 2. Wert in der Übersichtskarte (http://en.vedur.is/weather/forecasts/areas) mit dabei – ein Pfeil gibt die Windrichtung an ... ich dachte zunächst, das wären Tages-/Nachttemperaturen, kam dann aber bei Werten >20 ins Grübeln Anfängerfehler...
road.is: Straßenzustand/Straßensperrungen
safetravel.is: Reisewarnungen; Hinweis: Kann bei zu häufigen Gebrauch etwas paranoid machen (überall Lawinen- Steinschlag- und Überschwemmungs-Gefahr) ... ich habe daher Straßenverhältnisse meist nur auf road.is geprüft, wo die Darstellung neutraler/objektiver ist ... an einem Tag nach meiner Wahrnehmung aber zu neutral ... dazu später mehr ... also vielleicht doch besser immer auch hier checken...
Schwimmbäder
Die nationale Institution und wesentliche Freizeitbeschäftigung von allen Isländern. Selbst in kleinsten Dörfern gibt es daher oft erstaunlich große Schwimmbäder*. Zur Standardausstattung gehören ein Becken zum Bahnenschwimmen (~30o) und mehrere Hotpots (38 – 42o). Oft ist noch ein Dampfbad oder eine Sauna dabei. In den größeren Bädern zusätzlich Rutschen. Besonders gut hat mir eine Rutsche in Akureyri gefallen: Es geht zunächst steil bergab in eine Art riesige Waschtrommel ... dort dreht man ein paar Runden, bis man durch ein Loch in der Mitte zurück in den Pool gespült wird.
Da sich in 40o warmen Wasser nicht nur Menschen wohlfühlen, ist das vorherige, obligatorische Ganz-Nackt-Duschen inkl. abseifen an den relevanten Stellen – durch Schaubilder in allen Bädern verdeutlicht - keine Gängelei sondern notwendige Hygiene-Maßnahme.
Es gibt fast nur Freibäder – bei den Wassertemperaturen ist das aber kein Problem.
Aufgrund des unberechenbaren Wetters ist schwimmen gehen auch die wichtigste, praktisch immer mögliche Plan-B-Aktivität.
Damit man nicht immer die Sachen zusammensuchen muss empfiehlt sich, eine eigene Schwimmtasche bereit zu halten.
* Vielleicht das beste Beispiel dazu ist Hofsos: In diesem 200 (!!!) Einwohner-Dorf gibt es ein riesiges Designer-Schwimmbad mit spektakulärer Lage direkt am Fjord (Infinity-Pool-Effekt!). Wer die Halbinsel Tröllaskagi umrundet sollte dort unbedingt einen Zwischenstopp einlegen - übrigens üblicher Schwimmbadpreis und nicht die Mondpreise, die von Wellnessbädern aufgerufen werden.
Zum Wetter im Allgemeinen
Das Sprichwort „Wenn du unzufrieden mit dem Wetter in Island bist, warte 5 Minuten“ spielt korrekterweise auf das sehr, sehr wechselhafte Wetter in Island an ... ebenso korrekt an dem Sprichwort ist, dass es nicht weitergeht mit „, dann wird es besser sein“, denn es könnte auch (sogar mit höherer Trefferquote) weitergehen mit „, dann wirst du sehr unzufrieden sein“. Mit längeren Schlechtwetterperioden ist daher immer zu rechnen. Bei meinem 2. Urlaub hat mich es in Snæfellsnes erwischt (2 Tage Nebel), diesmal waren es die Ostfjorde. Daher nach Möglichkeit immer einen Plan B bereithalten (Schwimmbad, Museumsbesuch, schickes Essen...).
Die Wettervorhersage scheint auch deutlich schwieriger zu sein als in Deutschland. Meiner Wahrnehmung nach kann man sich in Deutschland auf die 3Tages-Vorhersagen schon sehr gut verlassen... in Island sind es maximal 1-2 Tage.
Straßenverhältnisse im Winter
Die ersten 6 Tage waren wettermäßig fast perfekt: Gute Sicht, immer wieder Sonne, kaum Niederschläge, wenig Wind. In Gedanken bereitete ich schon eine euphorische Winter-Empfehlung in meinem Reisebericht vor. Kam auch schon ins Grübeln, ob mein 4WD-Geländewagen mit Winterreifen und Spikes eine unnötige Investition eines übervorsichtigen Pessimisten darstellte. Dann kam die Fahrt vom Myvatn nach Egilsstaðir, die mir unterwegs die schlimmste Stunde in meiner rund 30jährigen Autofahrerkarriere bescherte. Der Straßenbelag war abwechselnd vereist, geschlossene Schneedecke und Schneematsch – teilweise auch alles gleichzeitig. Heftiger Seitenwind wehte Unmengen von Schnee über die Straße und erforderte ständiges Gegenlenken. Bei einzelnen Böen wurde das Auto dennoch deutlich zur Seite geschoben. Durch den aufgewirbelten Schnee war die Straße unsichtbar. Sinnvollerweise ist die Ringstraße durchgängig beidseitig mit gelben Stangen markiert - die Sichtweite betrug teilweise unter 1 Stange, d.h. man fuhr an einer Stange vorbei und sah dann erst langsam die nächste auftauchen ... besonders schlimm waren Abzweigungen, bei denen dann auf mehreren Hundert Metern die Stangen nur noch auf einer Seite standen – die Abzweigung selbst war nicht zu erkennen ...
Als Berliner fahre ich generell wenig Auto und habe auch keine Winterfahrerfahrung in den Alpen o. ä. – insofern kam mir das vielleicht übertrieben schlimm vor - ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass diese Straßenbedingungen irgendjemand Spaß machen...
Auf road.is wurde an diesem Tag für den Osten 20 m/s und „blowing snow“ vermeldet – ohne irgendwelche weiteren Hinweise ... d.h. für isländische Verhältnisse waren die Bedingungen offensichtlich so „normal“, dass kein expliziter Warnhinweis für nötig befunden wurde ... daher – auch wenn es teurer ist - im Winter unbedingt einen Geländewagen als Mietwagen buchen... mit einem normalen PKW hätte ich die Fahrt abbrechen müssen.
Im Süden waren es dagegen an diesem Tag sogar 25 m/s - da gab es dann schon den zusätzlichen Hinweis „bleiben Sie besser zu Hause, wenn Sie nicht unbedingt fahren müssen“.Bis wir in den Süden kamen war das Horrorwetter glücklicherweise vorbei, und - wie so oft nach schweren Unwettern – waren die Wetterverhältnisse optimal: Kein Wölkchen am Himmel, völlig staubfreie Luft, d.h. uneingeschränkte Fernsicht, absolute Windstille ... insgesamt allerbeste Fotobedingungen, so dass wir alle paar Minuten einen Fotostopp einlegten für das immer wieder beliebte „Berg spiegelt sich im Wasser“-Motiv
Praktisches zur Ringstraßentour
Wie viel Zeit muss ich einplanen?
Die Ringstraße ist rund 1.400 km lang, d.h. bei 10 Tagen Urlaub und normalen Straßenverhältnissen ergibt das weniger als 2h Autofahren am Tag. Das hört sich nicht viel an, ist aber reine Theorie, weil niemand so diszipliniert ist (und es auch nicht sein sollte), nur stur die Ringstraße abzufahren. Bei uns sind letztlich mit einigen Abstechern 2.500km zusammengekommen. Das ist eigentlich zu viel für 10 Tage – gegen Ende wurden die Tagesetappen auch immer länger ... wenn man Hetzerei umgehen will empfehle ich daher besser 14 Tage für eine Ringstraßentour einzuplanen.
Muss ich vorbuchen?
Meiner Erfahrung nach nicht notwendig und auch nicht zu empfehlen. Es war nie ein Problem, kurzfristig noch ein Zimmer über die einschlägigen Plattformen zu bekommen. Im Sommer wird das wahrscheinlich schwieriger sein, da kann man aber auf Zelten ausweichen, wobei ich im Sommer sowieso einen reinen Zelturlaub empfehlen würde.
Man ist ohne vorbuchen deutlich flexibler und kann kurzfristig entscheiden – für uns war das wesentliche Kriterium die Wettervorhersage. Wir entschieden uns bspw. erst vor Ort für eine Ringstraßentour im Uhrzeigersinn, da die Wettervorhersage für den Westen und Norden deutlich besser war, was sich auch bewahrheitete.
Sehenswürdigkeiten an der Ringstraße?
Die will ich im Einzelnen gar nicht aufzählen sondern nur die beruhigende Faustregel mitgeben: Die bekannten Naturschönheiten lohnen sich alle! Hier zeigt sich auch ein Vorteil der vielen Touristen: Sie sind ein sehr tauglicher Indikator für Sehenswürdigkeiten – wenn irgendwo viele Autos stehen, einfach hinfahren und nachschauen – meist gibt es was Schönes zu sehen. Am Kerið -Krater (N35 Richtung Gullfoss) wäre ich sicher achtlos vorbeigefahren, ohne die vielen Autos auf dem Parkplatz. Der Krater ist auch wieder ein schönes Beispiel für den Unterschied zwischen Sommer und Winter: Im Sommer hat man einen je nach Lichtverhältnissen blau/türkis/grün schimmernden Kratersee, im Winter eine riesige Eislinse, die wie ein überdimensioniertes Lutschbonbon in der Landschaft liegt.
Eine erste Orientierungshilfe für die Planung bieten bspw. die verschiedenen Ringstraßentouren-Angebote der isländischen JH-Vereinigung:
7 Tage (Ringstraße pur): https://www.hostel.is/hostel-and-car-co ... s---7-days
10 Tage (inkl. Snæfellsnes): https://www.hostel.is/hostel-and-car-co ... ---10-days
15 Tage (inkl. Snæfellsnes und Westfjorde): https://www.hostel.is/hostel-and-car-co ... ---15-days
Alle 3 Varianten sind meines Erachtens sehr vollgestopft, gerade wenn man versuchen würde, alles in Eigenregie nachzufahren. Die Kurzbeschreibungen sind aber sehr gut als Stichwortliste zu gebrauchen, von der aus man dann in die tiefere Recherche einsteigen kann. Für Spezialfragen gibt es dann noch das Forum hier
Welche Abstecher sind zu empfehlen?
Folgende Abstecher haben wir unternommen, die ich alle weiterempfehlen kann:
Snæfellsnes: War die große Enttäuschung bei meiner 2. Reise nach Island, da ich nebelbedingt praktisch nichts von der Halbinsel gesehen habe – das wollte ich diesmal unbedingt nachholen, auch wenn es schon ein heftiger „Umweg“ ist, für den man zwei Extra-Tage einplanen sollte. Bei gutem Wetter lohnt es sich aber auf jeden Fall – allein der Rundumblick auf dem Basaltfelsen vor Stykkishólmur über die Tausende Inseln des Breydarfjördur hinweg bis zu den Westfjorden ist es wert. Dann geht es weiter mit dem Kirkjufell, dem Snæfellsnesjökull, den Klippen bei Arnastapi und dem Robbenstrand bei Ytri-Tunga um mal nur die absoluten Highlights der Rundfahrt um die Halbinsel zu nennen. Wer sich für architektonische Skurrilitäten erwärmen kann sollte sich auch die Kirchen in Stykkishólmur und Olafsvik genauer anschauen.
Hraunfossar etc.: Den Hraunfossar hatte ich bisher links liegen lassen ... sah zwar auf Bildern sehr pittoresk aus ... ich scheute aber den „Umweg“. Das war in doppelter Hinsicht ein Fehler: 1. Sieht er vor Ort noch viel besser aus – das weitläufige Gelände kann man auf einzelnen Fotos gar nicht richtig erfassen, 2. Gibt es in der Ecke noch viel mehr zu sehen, so dass es sich mE dafür lohnt, einen Tag zu „opfern“:
- https://intotheglacier.is/ durchaus empfehlenswert, obwohl es sich um einen rein künstlich angelegten Tunnel handelt, mit Ausnahme einer Gletscherspalte, auf die durch Zufall beim Graben gestoßen wurde. Allein schon die Fahrt zum und auf dem Gletscher in umgebauten Nato-Raketenwerfern ist ein Erlebnis für sich. Zu den ausführlichen Erläuterungen auf der Führung gehörte natürlich zwangsläufig auch der Klimawandel. Ich will das gar nicht verdammen, erlaube mir aber darauf hinzuweisen, dass die Isländer hier mit gespaltener Zunge sprechen. Der künstliche Tunnel dient explizit dazu, (noch) mehr Touristen ins Land zu locken und allein der CO2-Fußabdruck, den ein einzelner der sehr zahlreich anreisenden Japaner – unsere Gruppe bestand knapp zur Hälfte aus Japanern - bereits durch den Flug hinterlässt, ist größer als der von Odins Pferd in der Asbyrgi-Schlucht.
- Wir erledigten auf dem Abstecher auch den wichtigsten Programmpunkt für meine Tochter: Ein Ausritt auf einem Islandpferd. Der Hof Sturlureykir ist dafür zu empfehlen. Für Leute, die nicht mitreiten wollen (also in diesem Fall mich) gibt es einen großen Aufenthaltsraum, in dem Hunderte von Trophäen ausgestellt sind. Wichtiger noch ist die Kaffee-Maschine, mit der man sich selbst versorgen kann. Auf dem Hof gibt es sogar einen sehr heißen hotpot – fast ein kleiner Geysir (es sprudelt in regelmäßigen Abständen stärker und schwächer). Ich unterhielt mich noch länger mit dem Hausherrn, der lange in Deutschland mit Islandpferden trainiert hat und daher hervorragend Deutsch spricht – Langeweile kam also nicht auf.
- Ausnahmsweise auch eine konkrete Übernachtungsempfehlung: Guesthouse Steindórsstadir. Auf einer kleinen Anhöhe gelegen mit einem schönen Blick über die hügelige Landschaft. Keinerlei Lichtverschmutzung, daher ideal für Nordlichtbeobachtungen, die man am schönsten in dem hauseigenen Whirlpool genießen kann (stelle ich mir jedenfalls so vor –hatte ich schon erwähnt, dass wir keine Nordlichter gesehen haben?). Wirklich außergewöhnlich ist aber der Hund des Hauses. Selten so ein aufgewecktes Tier gesehen und erlebt. Er spielte Reiseführer zu einem nahegelegen kleinen Canyon (sehr netter Abendspaziergang). Immer wieder rannte er weit voraus, schaute sich dann aber um und wartete geduldig, bis wir eintrafen. Die Wartezeit nutzte er zum Begrüßen von befreundeten (und ärgern von weniger netten) Pferden auf den Koppeln am Wegesrand. Mit einem zufällig vorbeifahrenden Auto lieferte er sich ein Wettrennen, bei dem er unglaubliche Geschwindigkeiten erreichte. Unnötig zu erwähnen, dass meine Tochter noch begeisterter war als ich.
Was die Ecke wirklich ideal für einen Abstecher macht, ist das mögliche Plan-B-Programm bei schlechtem Wetter (das wir nicht in Anspruch nehmen mussten): Reykholt ist kulturell und historisch sehr bedeutsam, man kann sich also einiges anschauen (Museum Snorrastofa, Kirchen...). Zudem hat man die Wahl zwischen 3 verschiedenen Lava-Höhlen (am bekanntesten ist Surtshellir) und mehreren heißen Quellen.
Litlanesfoss, Hengifoss: Die beiden pittoresken Wasserfälle wären sicherlich noch viel bekannter, wenn sie nicht dreifach abgelegen wären (Im Osten, von der Ringstraße aus gesehen am falschen Ende des Lagerfljot und dann ist auch noch ein längerer (aber einfacher) Fußmarsch erforderlich). Der Abstecher ist meines Erachtens selbst bei schlechtem Wetter zu empfehlen (nur bei sehr dichtem Nebel hat es gar keinen Sinn).
Südküste Reykjanes: Man kennt ja eigentlich nur die Nordküste, die man wohl oder übel durchfahren muss, um von Keflavik wegzukommen. Auf der halbstündigen Fahrt bis zur Ringstraße hat man dann auch nicht den Eindruck, viel verpasst zu haben. Wenn man es zeitlich einrichten kann, empfehle ich dagegen den Weg über die Südküste. Das ist landschaftlich viel schöner. Unterwegs kann man sich das Geothermalgebiet Krýsuvík anschauen, über die Brücke zwischen Amerika und Europa laufen und bei schöner Aussicht schick Essen im Hafið Bláa.
Re: 10 abwechslungsreiche Tage im März 2018 auf der Ringstraße – viele Tipps
Ich fand deine Zusammenfassung auch als Vielfachtäter sehr gut, war angenehm überrascht. "Berufsbedingt" lese ich so etwas immer unter dem Aspekt: "Welche Erwartungshaltung hatten die Reisenden?", die nicht unbedingt in genau der Beantwortung dieser Frage ausgedrückt wird, sondern dadurch, was man so denn als / in dem Bericht schreibt.
Besonders gut und allen ans Herz zu legen, sind deine Merksätze zum Thema "Preise". Ich sage meinen Gästen auch immer nur 1x zu Beginn der Reise, wie der Umrechungskurs ist und dass sie doch besser ab sofort nicht mehr umrechnen sollen, weil das einfach nur wehtut - schließlich habe man Urlaub, der Reisepreis ist bezahlt und wer immer mit Karte bezahlt, kann sich den Schock für die Zeit nach dem Urlaub aufheben .
Dass ihr keine Probleme hattet, spontan Übernachtungen zu finden, stimm mich froh. Dieser "Luxus" war ja eine Zeit auch im Winter in Gefahr.
Steindorsstaðir kenne ich auch + mag diese Unterkunft. Abends dort im Hot Pot zu sitzen, ist einfach genial. Schön, dass sie ihn wieder in Betrieb haben.
Monique
Besonders gut und allen ans Herz zu legen, sind deine Merksätze zum Thema "Preise". Ich sage meinen Gästen auch immer nur 1x zu Beginn der Reise, wie der Umrechungskurs ist und dass sie doch besser ab sofort nicht mehr umrechnen sollen, weil das einfach nur wehtut - schließlich habe man Urlaub, der Reisepreis ist bezahlt und wer immer mit Karte bezahlt, kann sich den Schock für die Zeit nach dem Urlaub aufheben .
Dass ihr keine Probleme hattet, spontan Übernachtungen zu finden, stimm mich froh. Dieser "Luxus" war ja eine Zeit auch im Winter in Gefahr.
Steindorsstaðir kenne ich auch + mag diese Unterkunft. Abends dort im Hot Pot zu sitzen, ist einfach genial. Schön, dass sie ihn wieder in Betrieb haben.
Monique
Re: 10 abwechslungsreiche Tage im März 2018 auf der Ringstraße – viele Tipps
Der Hund ist wirklich außergewöhnlich. Die drolligen Hüpfer auf dem Hof, wenn man in Steindorsstadir eintrifft, sind das eine (wir vermuten manchmal, dass dort irgendwas begraben ist, weil er immer auf derselben Stelle so drollig hüpft). Als er noch ganz klein war, war er so begeistert, dass wir im Hotpot lagen, dass er gleich mal mit reingesprungen kam Dann sprang er raus und klaute das Handtuch, anschließend einen Schuh Dann kam die Hausherrin und hat dem wilden Treiben ein Ende gemacht.Theo hat geschrieben: Wirklich außergewöhnlich ist aber der Hund des Hauses. Selten so ein aufgewecktes Tier gesehen und erlebt. Er spielte Reiseführer zu einem nahegelegen kleinen Canyon (sehr netter Abendspaziergang). Immer wieder rannte er weit voraus, schaute sich dann aber um und wartete geduldig, bis wir eintrafen. Die Wartezeit nutzte er zum Begrüßen von befreundeten (und ärgern von weniger netten) Pferden auf den Koppeln am Wegesrand. Mit einem zufällig vorbeifahrenden Auto lieferte er sich ein Wettrennen, bei dem er unglaubliche Geschwindigkeiten erreichte. Unnötig zu erwähnen, dass meine Tochter noch begeisterter war als ich.
Wir freuen uns jedesmal, wenn wir auf dem Hof einbiegen und der Hund uns begrüßt
Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.
Re: 10 abwechslungsreiche Tage im März 2018 auf der Ringstraße – viele Tipps
zur Abrundung noch ein paar Bilder ...
Re: 10 abwechslungsreiche Tage im März 2018 auf der Ringstraße – viele Tipps
sorry, mehr als 5 Fotos gleichzeitig geht anscheinend nicht ...
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