Ich weiß noch, wie ich mal in Verhandlung mit einem regionalen Busreiseveranstalter war, der unbedingt nach Island wollte und der soo unbedingt die Kreuzfahrt mit der Norröna wollte. All meine Erfahrungen, all mein Reden halfen nichts. Er ließ sich nicht davon überzeugen, dass diese "Kreuzfahrt" nicht das Gelbe vom Ei ist. Wir kamen nicht zusammen, da ich die Reiseleitung bei so einer Tour verweigerte. Ich war jahrelang Anfang Mai auf der Norröna nach Island unterwegs (und teils auch im April) ... ich hatte genügend Wetter und dessen Konsequenzen erlebt und ich hatte vor allem jahrelang auch diese "Kreuzfahrt" mitbekommen. Die Gästen taten mir meistens eher Leid, wurden halt ganz schön verschaukelt. Wenn ich die Reiseleiter sprechen hörte, musste ich schnell weggehen, um nicht aggressiv zu werden. Ich kann immer nur wieder davon abraten.
Ich hatte eigentlich im Kopf, dass es der Symrilline - zumindest zwischenzeitlich - untersagt war, diese Tour "Kreuzfahrt" zu nennen. Scheint nicht mehr so zu sein. Sie wird auf der Webseite aktuell so benannt.
Welche schönen Auswüchse eine solche Tour unter Winterbedingungen haben kann, ist aktuell wieder in den Nachrichten: https://www.icelandreview.com/de/natur-und-re ... rdur-fest/. Und nein, das ist kein Einzelfall .
Ich bekomme es für meinen Reisen nicht mehr zeitlich zu 100% geordnet, aber ich hatte im Winter (April, Mai) diverse Spielarten: 1 ganze Nacht auf dem Schiff im Hafen von Thorshavn, weil die Wellen unterwegs nach Island zu heftig fürs Schiff waren (= verspätete Weiterreise), mehrfach vorgezogene Abreise von Thorshavn nach Island wegen kommender Wellen, in Seydisfjördur Verbot, nach der Ankunft vom Schiff zu gehen (der Zoll kam nicht über den Pass, da der gesperrt war), warten in Seydisfjördur wegen gesperrten Passes, sehr vorzeitige Ankunft in Seydisfjördur mit und ohne gesperrten Pass, abgesagte Ausflüge wegen der Winterbedingungen in Island, ...
Augen auf, bei der Wahl der Reiseart / Reisezeit .
Monique
Norröna im Winter
Re: Norröna im Winter
Die Spielarten kenne ich auch. Verfrühte Abfahrt in Tórshavn, um dem Wetter davonzufahren und dann in quälenden 2 1/2 Stunden den Seyðisfjörður entlanggedümpelt; ein andermal bei solcherart verfrühter Ankunft in Sey. hatten wir Glück, der Zoll hatte es auch 1 Tag früher über den Pass geschafft (wir kamen auch noch rüber, aber saßen dann 2 Tage in Egilsstaðir fest); 2mal Anfang Mai (!) 1 bzw 2 Tage früher von Akureyri nach Sey gestartet, weil auf der Strecke Schnee angekündigt war.
Das Beste war vor ein paar Jahren im Januar ein Mitreisender, der eigentlich 2 Wochen auf Island bleiben wollte, aber nach 2 Schneesturmnächten in Sey direkt mit der Norröna wieder zurückfuhr
Das Beste war vor ein paar Jahren im Januar ein Mitreisender, der eigentlich 2 Wochen auf Island bleiben wollte, aber nach 2 Schneesturmnächten in Sey direkt mit der Norröna wieder zurückfuhr
Re: Norröna im Winter
Wie bekannt war diesen Winter alles anders: Die Norröna machte erstmalig Winterpause und fuhr erst letzten Mittwoch (22.03.) wieder.
Pünktlich zur ersten Tour kam dann ein richtiger Wintereinbruch.
Ich verfolge den lokalen Wetterbericht täglich und akribisch, jedoch mit der Erfahrung dass die Veðurstofa mehr würfelt als wissenschaftlich fundierte Aussagen trifft. Da ich derzeit täglich beruflich in Seyðisfjörður zu tun habe, war ich an besagtem Dienstag dann doch etwas überrascht, dass die Fjarðarheiði schon am Morgen gesperrt war - im Tal herunten war das Wetter noch durchaus passabel. Später war ich dann froh, dass der Pass schon so früh gesperrt wurde - ansonsten wäre auch ich in dem schönen Ort "gefangen" gewesen.
Am Mittwoch wurde das Wetter dann merklich besser, aber die Straße war immer noch gesperrt. Ich musste aber zur Fähre, einen Freund dort abliefern. Das verursacht dann doch einen etwas erhöhten Stresslevel. Ein Anruf bei Vegagerðin beruhigte etwas, es wird wie am Vortag versucht im Konvoi über den Pass zu fahren: Vorne weg der Schneepflug, in der Mitte die Björgunarsveitin (Rettungsmannschaft) mit dem Super-Jeep, und hinten als Schlusslicht ein Vegagerðin Fahrzeug.
Ein Anruf bei der Smyril-Line schafft mehr Zeitpolster, die Fähre legt später ab.
Der erste Konvoi von Egilsstaðir nach Seyðisfjörður war dann für 15:00 angesagt, rund 10 Minuten später kam dann auch Vegagerðin. Es warteten etwa 15 Fahrzeuge vor dem Sperr-Schranken, 2 Blue Water LKW ganz vorne.
Alle Fahrer wurden einzeln der Reihe nach instruiert, dicht beim Vordermann zu bleiben, Nebel-Schlussleuchte und Warnblinkanlage zu aktivieren - und es wurden die Fahrzeuge kurz auf Winter-Tauglichkeit geprüft.
Irgendwann gegen kurz vor 16:00 ging es dann tatsächlich los. Im Tal herunten war es kaum noch windig, aber weiter oben war es doch noch sehr stürmisch. Die Sichtweite betrug teilweise weniger als 5m - man war froh über die Warnblinker des Fahrzeuges welchem man folgte.
Die Überfahrt nach Seyðisfjörður war dann auch kein Problem, und ich hatte durchaus ein Grinsen im Gesicht als ich die ganzen warteten Fahrzeuge im Ort drüben sah. Nur blöd - ich musste doch auch wieder retour, und den Konvoi durfte ich nicht verpassen. Also brav in die Schlange eingeordnet...
Die Rückfahrt nach Egilsstaðir war dann nicht so entspannt. Einige Fahrzeuge wurden aussortiert - zu hoch, sprich zu gefährlich bei dem Wind. Und einige Fahrer haben sich selber aussortiert - eine Weise Entscheidung, seine eigenen Grenzen sollte man in solchem Wetter nicht überschreiten.
Retour wurde jeder Konvoi auf rund 20 Fahrzeuge beschränkt, und obwohl wieder alle Fahrer einzeln instruiert wurden, klappte das überhaupt nicht. Viele Fahrer ließen zu großen Abstand zum Fahrzeug vor ihnen, und so brach die Kette mehrmals. Ohne erkennbares blinkendes Licht als Orientierungshilfe war man dann in einer weißen sich schnell bewegenden Wand gefangen. Vegagerðin hatte die Sache aber unter Kontrolle, und wartete immer wieder sodass der Konvoi wieder eine kompakten Kette bildete.
Alles in allem dauerte die Hin- und Rückfahrt für mich ziemlich genau 4,5 Stunden - wobei natürlich viel gewartet werden musste. Selbstverständlich hatte ich mein Fahrzeug vorher zu 101% voll getankt, und für den Notfall Schneeanzug, Wolldecke und Schlafsack im Auto.
So kann Winter hier in Island sein - und das ist keine Ausnahme, sondern sehr oft eher die Regel!
Noch ein Wort zur Winterpause der Fähre:
Dies mag für Smyril-Line wohl wirtschaftlicher sein, bereitet aber für Reisende sowie in Island wohnhafte Europäer durchaus auch logistische Probleme.
Ein Arbeitskollege beispielsweise musste mit seinem in Europa zugelassenen Auto wieder aufs Festland fahren, da die Erlaubnis ohne Fahrzeug-Import ja nur für 12 Monate gilt. Da die Fähre aber nicht fuhr, bekam er eine Sondergenemigung vom Zoll - allerdings mit der Auflage, gleich mit der ersten Fähre am 22.03. das Land zu verlassen. Er war durchaus angespannt, als es zu Mittag immer noch nicht ganz klar war ob er zur und mit der Fähre fahren kann oder nicht...
(vom Konvoi sieht man wenig, und das war keineswegs der winterlichste Moment)
Pünktlich zur ersten Tour kam dann ein richtiger Wintereinbruch.
Ich verfolge den lokalen Wetterbericht täglich und akribisch, jedoch mit der Erfahrung dass die Veðurstofa mehr würfelt als wissenschaftlich fundierte Aussagen trifft. Da ich derzeit täglich beruflich in Seyðisfjörður zu tun habe, war ich an besagtem Dienstag dann doch etwas überrascht, dass die Fjarðarheiði schon am Morgen gesperrt war - im Tal herunten war das Wetter noch durchaus passabel. Später war ich dann froh, dass der Pass schon so früh gesperrt wurde - ansonsten wäre auch ich in dem schönen Ort "gefangen" gewesen.
Am Mittwoch wurde das Wetter dann merklich besser, aber die Straße war immer noch gesperrt. Ich musste aber zur Fähre, einen Freund dort abliefern. Das verursacht dann doch einen etwas erhöhten Stresslevel. Ein Anruf bei Vegagerðin beruhigte etwas, es wird wie am Vortag versucht im Konvoi über den Pass zu fahren: Vorne weg der Schneepflug, in der Mitte die Björgunarsveitin (Rettungsmannschaft) mit dem Super-Jeep, und hinten als Schlusslicht ein Vegagerðin Fahrzeug.
Ein Anruf bei der Smyril-Line schafft mehr Zeitpolster, die Fähre legt später ab.
Der erste Konvoi von Egilsstaðir nach Seyðisfjörður war dann für 15:00 angesagt, rund 10 Minuten später kam dann auch Vegagerðin. Es warteten etwa 15 Fahrzeuge vor dem Sperr-Schranken, 2 Blue Water LKW ganz vorne.
Alle Fahrer wurden einzeln der Reihe nach instruiert, dicht beim Vordermann zu bleiben, Nebel-Schlussleuchte und Warnblinkanlage zu aktivieren - und es wurden die Fahrzeuge kurz auf Winter-Tauglichkeit geprüft.
Irgendwann gegen kurz vor 16:00 ging es dann tatsächlich los. Im Tal herunten war es kaum noch windig, aber weiter oben war es doch noch sehr stürmisch. Die Sichtweite betrug teilweise weniger als 5m - man war froh über die Warnblinker des Fahrzeuges welchem man folgte.
Die Überfahrt nach Seyðisfjörður war dann auch kein Problem, und ich hatte durchaus ein Grinsen im Gesicht als ich die ganzen warteten Fahrzeuge im Ort drüben sah. Nur blöd - ich musste doch auch wieder retour, und den Konvoi durfte ich nicht verpassen. Also brav in die Schlange eingeordnet...
Die Rückfahrt nach Egilsstaðir war dann nicht so entspannt. Einige Fahrzeuge wurden aussortiert - zu hoch, sprich zu gefährlich bei dem Wind. Und einige Fahrer haben sich selber aussortiert - eine Weise Entscheidung, seine eigenen Grenzen sollte man in solchem Wetter nicht überschreiten.
Retour wurde jeder Konvoi auf rund 20 Fahrzeuge beschränkt, und obwohl wieder alle Fahrer einzeln instruiert wurden, klappte das überhaupt nicht. Viele Fahrer ließen zu großen Abstand zum Fahrzeug vor ihnen, und so brach die Kette mehrmals. Ohne erkennbares blinkendes Licht als Orientierungshilfe war man dann in einer weißen sich schnell bewegenden Wand gefangen. Vegagerðin hatte die Sache aber unter Kontrolle, und wartete immer wieder sodass der Konvoi wieder eine kompakten Kette bildete.
Alles in allem dauerte die Hin- und Rückfahrt für mich ziemlich genau 4,5 Stunden - wobei natürlich viel gewartet werden musste. Selbstverständlich hatte ich mein Fahrzeug vorher zu 101% voll getankt, und für den Notfall Schneeanzug, Wolldecke und Schlafsack im Auto.
So kann Winter hier in Island sein - und das ist keine Ausnahme, sondern sehr oft eher die Regel!
Noch ein Wort zur Winterpause der Fähre:
Dies mag für Smyril-Line wohl wirtschaftlicher sein, bereitet aber für Reisende sowie in Island wohnhafte Europäer durchaus auch logistische Probleme.
Ein Arbeitskollege beispielsweise musste mit seinem in Europa zugelassenen Auto wieder aufs Festland fahren, da die Erlaubnis ohne Fahrzeug-Import ja nur für 12 Monate gilt. Da die Fähre aber nicht fuhr, bekam er eine Sondergenemigung vom Zoll - allerdings mit der Auflage, gleich mit der ersten Fähre am 22.03. das Land zu verlassen. Er war durchaus angespannt, als es zu Mittag immer noch nicht ganz klar war ob er zur und mit der Fähre fahren kann oder nicht...
(vom Konvoi sieht man wenig, und das war keineswegs der winterlichste Moment)
Re: Norröna im Winter
Viele meiner Fahrten mit der Norröna verliefen nicht ganz nach (Fahr-) Plan, egal zu welcher Jahreszeit.
Einmal kreuzten wir für einen halben Tag im Windschatten der Färöer Inseln, bevor sich der Sturm dann soweit gelegt hatte dass wir in Tórshavn anlegen konnten.
Einmal waren wir pünktlich und bei gutem Wetter vor der Küste Dänemarks, konnten aber für mehrere Stunden nicht in Hirtshals anlegen da dort noch eine weitere Fähre lag welche ein technisches Problem hatte.
Einmal gab es einen medizinischen Notfall, bei dem dann ein schottischer (?) Hubschrauber der Küstenwache in einer halsbrecherischen Aktion einen Patienten per Seil von Bord der Norröna zog, bei geschätztem Wellengang jenseits der 6m Marke.
Laut Rückmeldung meines Bekannten war die See bei der letzten Überfahrt wieder so unruhig, dass es ihn in der Nacht mehrmals aus dem Bett geschmissen hat. Das erinnerte mich an meine Überfahrten in 2010: Hinfahrt nach Island 12m Wellen - Rückfahrt nach Dänemark dann bis zu 14m, die Norröna war laut Radar das einzige Schiff weit und breit dass im Nordatlantik unterwegs war.
Auch wenn die Norröna eine Fähre ist, so hat sie seit den letzten Umbauten doch etwas den Charakter eines Kreuzfahrtschiffes bekommen. Dennoch muss man sich klar darüber sein, dass sie nahe an arktischen Gewässer unterwegs ist, und die See selbst im Sommer manchmal sehr rauh sein kann.
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