Freunden in der Not muss man helfen, Feste soll man feiern wie sie fallen, Sonnenschein in Island sollte man nutzen … und das alles auch dann, wenn der Rückwärtsgang des Autos gerade den Dienst versagt. Denn: Nichts ist unmöglich.
Apropos. Ist das eigentlich der Grund, warum die Isländer so auf Toyota stehen? Glauben sie etwa der Werbung oder hält Toyota tatsächlich, was sie versprechen? Egal. Ohne Rückwärtsgang durch Island – das ist auf jeden Fall möglich.
Als mir das Malheur das erste Mal passierte, stand ich gerade in Reykjavík vor einem Fotogeschäft und hatte den ersten Teil meiner insgesamt 17-stündigen Tagesetappe Klaustur – Reykjavík – Landmannalaugar – Keflavík – Klaustur hinter mir. Ich gehe nicht darauf ein, warum ich das alles gefahren bin, da es hier nicht von Belang ist. Nur so viel: Es musste sein

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Ich stand also vor diesem Geschäft, natürlich schön vorwärts eingeparkt, und nichts ging mehr. Zehn Minuten malträtierte ich meine Gangschaltung, denn wir hatten einen engen Zeitplan, aber es tat sich nichts!
Als ich in einer meiner Bütten einst eine Fahrschülerin mimte, gab ich zum Besten, dass frau in Pannensituationen eigentlich nur ein funktionierendes Handy und eine ADAC-Karte bräuchte. In belebten Gegenden würde sogar ein Mini-Rock reichen, um das Warndreieck zu ersetzen, was dann ungefähr so aussähe:

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Alles andere ergäbe sich von selbst
Nun, in Reykjavík konnte ich auf den Einsatz des Mini verzichten, denn die hilfsbereiten Isländer konnten mir hilfloser Frau auch so keinen Wunsch abschlagen

. Und schwupps war ich wieder in Vorwärtsrichtung auf der Straße.
Als ich dann meinen ersten Passagier vom Hotel abholte und er nach einem kritischen Blick auf mein Auto meinte „Und damit wollen wir es bis nach Landmannalaugar schaffen?“, verschwieg ich die Schwäche des Rückwärtsgangs zunächst. Man muss ja nicht gleich alles sagen, denn prinzipiell fuhr es ja noch

. Als wir ca. eine Stunde später zur menschlichen Grundversorgung an einer Tanke stoppten, musste ich dann jedoch mit der Sprache rausrücken, denn mein Parkstil in Fahrtrichtung, der jede vorgegebene Parkordnung missachtete, hätte sich sonst nur mit „Frauenparkuntüchtigkeit“ erklären lassen. Und an der Stelle war es dann auch egal, denn wir unterwegs und es gab kein Zurück.
Wir sind gut bis Landmannalaugar gekommen, auch wenn ich an dieser Stelle ganz ausdrücklich betonen möchte, dass ich weder meinem Auto noch mir in einem normalen PKW sitzend noch einmal die F 208 antun möchte. Es ist machbar, aber eine Zumutung für Mensch und Auto. Allerdings zeigte mir mein auf afrikanischen Pisten erprobter Bekannter auf der Rückfahrt, dass man auch mit einem normalen PKW über Wellblech fliegen kann, ohne abzuheben. Mann, war ich stolz auf meine Auto

. In Landmannalaugar hieß es jedoch zunächst erneut extrem unpraktisch zu parken und wer den Parkplatz kennt, weiß, wie dämlich aus der Reihe parkende Autos dort im Wege stehen. Doch alles geht vorüber und man kommt auch ohne Rückwärtsgang gesund nach Hause.
Meine neue Werkstatt des Vertrauens hier in Klaustur reparierte mir den Schaden zu einem absoluten Freundschaftspreis. Oder sollte ich sagen: Tapte? So wie sie in Island so manches tapen … Kotflügel, Blechteile, Rost. Man nehme ein bisschen Panzertape und ... der deutsche TÜV würde wohl die Hände überm Kopf zusammenschlagen

. Keine Ahnung, was mein Auto betrifft. Ein original Mitsubishi-Ersatzteil wurde zumindest eingebaut. Es hieß, es war kein großer Schaden, der Gang funktionierte grundsätzlich noch, ich hätte mich nur jedes Mal zum Schalten unters Auto legen müssen. Na, wenn es weiter nichts ist! Mein Bekannter meinte anschließend: „Also dass du aber auch so unflexibel bist, und nicht zum Schalten unters Auto kriechst

.“ Jaja, ich hatte noch mehr Häme einzustecken. Wenn in Geirland das Thema auf meine Auto kam, dann deuten sie pantomimisch und mit leicht dreckigem Grinsen im Gesicht an, dass ich ja nur im Kreis fahren könne. Haha, wer den Schaden hat …. Doch alles geht vorüber und schon bald konnte mein Auto auch wieder rückwärts fahren.
Jedoch nur knappe vier Monate. Als ich nämlich kürzlich Elkü in Vík besuchte und wir an der Tanke standen, fiel der Rückwärtsgang von eben auf jetzt wieder aus. Ach nöööö! An dem Tag war das Problem kein großes, nur wollte ich kurze Zeit später zum Kindergeburtstag nach Reykjavík. Was tun??? Okay, Nachdenken hilft. Island ist nicht Hamburg, denn da verreckt man ohne Rückwärtsgang oder nutzt wahlweise gleich den ÖPNV. Aber in Island … im Geiste bin ich selbst in Rvk alle erforderlichen Strecken abgefahren und kam zu der Entscheidung, dass ich den Rückwärtsgang nicht bräuchte, nicht mal zum Abstecher ins große Schwimmbad. Und so kam ich heile nach Rvk und auch wieder zurück.
Nur einen Tag später versprach der Wetterbericht Sonne ohne Ende und wer einmal den Herbst und Winter in Island erlebt hat, weiß, dass man hier jede Sonne ausnutzen muss. Also kurz überlegt: Ja, auch Skaftafell ist problemlos ohne Rückwärtsgang erreichbar und selbst Parken in Vorwärtsrichtung ist um diese Jahreszeit kein Problem. Also ab dafür.
Erst danach brachte ich meine Auto wieder in die Werkstatt und Gunnar meinte noch: Jaja, das haben wir gleich.
Aus dem Gleich sind inzwischen 1,5 Wochen geworden. Nein, it´s not a big problem, aber ganz so einfach dann wohl doch nicht. Inzwischen ist mein Auto schon wieder in der Lage, rückwärts zu fahren und ich durfte es auch für zwei Tage nach Hause holen (ohne Auto ist man hier so gut wie tot!), aber nun hat sich der fünfte Gang verabschiedet und Gunnar muss erst mal verstärkende Hilfe aus Rvk abwarten. Wer fährt schon Mitsubishi? Hier fährt man Toyota! Schön, dass meine Auto-Minderheit dennoch nicht diskriminiert wird

. Und ich hoffe, dass ich es bald ganz und dann auch bis zum Ende meines Aufenthalts mit nach Hause nehmen darf … treuer Freund!