Es machte durchaus Spaß


In Dimmuborgir habe ich mich glatt verlaufen. Man könnte meinen, das gehört zu einem Labyrinth dazu, aber bei diesem hier gibt es ja nun mal markierte Wege, die ein Verlaufen verhindern. Wenn man sie denn findet. Da die Markierungspfosten nirgends zu entdecken waren, folgte ich den Spuren, die schon einige vor mir genommen hatten und wie bestimmt alle anderen vor mir rannte ich im Bereich der „Kirche“ im Kreis. Nanü – hier warst du schon mal! Also noch mal und dieses Mal besser aufgepasst. Aber es half nichts, auch beim zweiten Mal führten sämtliche Spuren über Lavageröll, das bestimmt nicht als Weg gedacht war. Naja, bevor mich die isländischen Weihnachtstrolle, die dort hausen sollen, irgendwann kaschen, dachte ich mir nach der zweiten Kreisrunde: Gehste mal den gleichen Weg wieder zurück. Es ist tatsächlich so still dort – man hört die Flöhe husten oder halt die Trolle flitzen

Am 7. Jan war ich bei erneut wolkenfreiem Himmel am Námafjall. Zwei Tage hatte zuvor hatte ich ihn bereits von der Straße aus bestiegen (hin über die Jeeppiste, zurück über den Fußweg zur Straße), was mit Schnee grundsätzlich besser geht als ohne, weil man nicht direkt auf diesem rutschigen Boden läuft. Ist nur die Frage, was besser ist: tief im Schnee versinken oder ausrutschen

Im Anschluss wagte ich noch einen Abstecher zum Leirhnjúkur. Von einer anderen Touristin hatte ich erfahren, dass sie ein oder zwei Tage zuvor mit einem Guide dort war und da ich deren Spuren noch erahnen konnte, folgte ich ihnen. Ansonsten ist dort ein riesiges Schneefeld und mangels erkennbarer Markierungspfosten kann man auch nicht sehen, wo man lang laufen muss. Auch hier wieder teilweise knietiefes Einsinken im Schnee, mindestens aber bis über die Knöchel. Nicht tragisch aber schweißtreibend. Den Brettersteg konnte man von den Konturen her recht gut erkennen, obwohl er zum Teil unter 40 cm Schnee lag. Ich bin allerdings nur bis zur Holzkonstruktion an dem einen Geothermalfeld. Der weitere Weg hätte in die Lava geführt, wo nicht nur der Steg, sondern auch die Spuren aufhörten. Außerdem begann die Sonne bereits unterzugehen.
An meinem letzten Tag vor Ort wollte ich noch auf den Hverfjall, aber das Wetter ließ mich erst spät rausgehen … zu spät für den Berg, denn ich brauchte Ewigkeiten, bis ich durch den Tiefschnee überhaupt zum Fuße des Berges vorgedrungen war. Außerdem verkündeten die Wolken – auch wenn sie extrem faszinierend waren – nichts Gutes. Der Wind wehte streng waagerecht und verwischte alle Spuren nach nur wenigen Minuten. Nicht der beste Tag, um auf den Berg zu gehen

Die tollen Wolken brachten jedoch nicht mehr Schnee, sondern über Nacht Sturm und Tauwetter. Während ich erst später erfuhr, dass im Süden schon die ganzen Tage Plusgrade herrschten und sich der Schnee längst verzogen hatte, waren diese heftigen Temperaturschwankungen im Norden schon eine Sache, mit der man erstmal umgehen muss. In den acht Tagen, die ich insgesamt unterwegs war, wanderte das Thermometer von -3 über -12 bis -20 und dann wieder noch bis +5 Grad.
So kurz nach Jahresbeginn an den Myvatn zu reisen, kann ein schwieriges Unterfangen werden. Viele Unterkünfte hatten geschlossen, einige antworteten gar nicht erst auf Anfragen und auch das Visitor Center schloss wegen Wartungsarbeiten seine Tore. So konnte ich nicht mal nach dem Wetter fragen, was im Winter ja doch ab und an angebracht ist. Aber es klappte auch so und ein paar Tage ohne Internet übersteht man auch nach mehreren Monaten Island
