fragwürdige Reiseberichte /-artikel zur Reisezeit

Erfahrungsaustausch mal ausführlich.
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Monique
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fragwürdige Reiseberichte /-artikel zur Reisezeit

Beitrag von Monique » Do 23. Mär 2023, 21:30

Meinung

Ich gebe es zu, es gibt immer wieder Artikel/Sendungen, die mich mehr oder weniger in Rage bringen. Ich habe auch schon mal den TV-Sender Vox angeschrieben und mich über Inhalte einer Sendung beschwert, weil ein bestimmter Inhalt so dermaßen daneben war. Soweit kann es gehen! (Notiz: Vox antwortete nie :roll:). Der folgende Artikel gehört definitv dazu. Und auch hier bin ich kurz davor, mich mal nett an die Redaktion zu wenden. Ich hatte die Zeitschrift eigentlich "qualitativer" in Erinnerung, revidiere meine Meinung.

https://www.geo.de/reisen/reiseziele/is ... 84920.html

Es geht schlicht um die Frage: Wie komme ich am preiswertesten nach Island? Fahre ich halt im Winter! Flüge günstiger, Mietwagen günstiger, Unterkünfte günstiger, weniger Leute auf der Insel. Passt. Fazit: "Auf die Reisezeit kommt es an".

Ich erinnere mich an meine ersten Winterreisen (April und Nov 2008). Ich erinnere mich an meinen ersten Islandwinter - komplett von Oktober bis Ende Januar (bis zum Abflug meines Autos), damals als einziges Personal eines Hotels. Des einzigen Hotels zwischen Vík und Höfn, das im Winter geöffnet hatte! Leute, das ist noch gar nicht lange her: 2009/10. Im Winter machte Island damals dicht, nur wenig war offen. Und das hatte auch einen Grund: Island ist im Winter schlicht nicht das super Reiseziel, das es im Sommer ist. Das Land versinkt in beige-braun und grau, lange Zeit ist´s dunkel, die Straßen- und Wetterverhältnisse können absolut mies sein, das Hochland ist - außer bei Schnee und für entsprechende Fahrzeuge - gesperrt, viele Wanderungen kann man nicht machen, da die Wege nicht begehbar sind. Es gab (und gibt) Gründe, warum die Haupreisezeit im Sommer war und ist.

Natürlich gibt es Polarlichter und natürlich kann man sich Island auch im Winter anschauen ... wenn man weiß, worauf man sich einlässt. Und natürlich gab es schon immer Menschen, die auch im Winter in dieses Land reisten. Aber das Island im Winter ist bei Weitem nicht das Island, das man von den(Sommer-) Bildern kennt und das die meisten erwarten.

Dann kam die Finanzkrise (2008 - lang, lang ist´s her) und irgendwann der ultimative Marketingplan. Island wurde beworben bis zum Erbrechen: Island zu jeder Jahreszeit. Wir hatten es hier ausreichend diskutiert. Ich weiß noch, ich war ab Jan/Feb 2013 im Land in einem Hotel, als plötzlich und unerwartet der Wintertourismus über uns hereinbrach und seit dem nicht abebbte.

Soll jeder machen, ich bedaure niemanden. Ich war auch rein privat mehrfach im Winter dort. Ich finde es nur schade, welche Stellen die Werbung auslässt und was der "mündige" Reisende gerne alles überliest. Der aktuelle Winter, der in Island noch immer anhält, war und ist wieder ein schönes Beispiel dafür, worauf man sich bei Winterreisen in Island einstellen muss. Der deutschsprachigen Artikel dazu gab es viele. Man scrolle sich einfach nur mal hier durch die Wintermonate 2022/23: https://www.icelandreview.com/de/.

Zurück zum Artikel. Island im Winter einfach nur aufgrund des Preises zu wählen, finde ich einen ungeschickten Ansatz und erst recht keinen, den ich auch noch lauthals bewerben würde. Das ist meine ganz persönliche Meinung. Und wenn ich mir dann noch die "Spartipps" in diesem Artikel durchlesen, spätestens dann neige ich zu Anfällen:
  • Thermobeacher aus der Heimat mitnehmen, um den Teebeutel aus dem Hotel zu nutzen, statt teuren Tee im Tourizentrum zu kaufen.
  • 5-Minuten-Terrine aus dem Supermarkt statt ein Gericht im Restaurant
  • Nur Unterkünfte mit Frühstücke inklusive wählen. (Anmerkungen: Auch bei diesen ist das Frühstück hochpreisig eingerechnet ... schon mal ne Hotelübernachtung kalkuliert? Wer günstig reisen möchte, bucht Unterkünfte mit Kochgelegenheite (meist nur mit "shared facilities" erhältlich) und kauft sein Frühstück im Supermarkt ... und zwar nicht als belegtes Brot, sondern in zusammenbastelbaren Einzelteilen ... was für ein Luxusteil war da unterwegs? :roll:
  • Mietwagen mieten und selber fahren, statt Tagestouren buchen.
  • Lieber 3 Std. Whale Watching für 60 € als 3 Stunden Gletscher- oder Eishöhlentour für 150 €. - Yeah, absolut vergleichbar und alles absolut sinnvoll :roll:.
  • Lieber für 20 € in die Secret Lagoon als für 80 € in die Blue Lagoon. - Wenn hier noch mehr Äpfel mit Birnen verglichen werden, dann werfe ich die Pflaume ein: Ein gaaanz normales Schwimmbad :evil:.
So viel zum Thema "Qualitätsjournalismus". Ich freue mich irgendwie, dass sie dennoch 2.500 € für eine Woche zahlen musste. Keine Ahnung, wie man sich anstellen muss, um das zu schaffen.

Monique
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NeitherErnie
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Re: fragwürdige Reiseberichte /-artikel zur Reisezeit

Beitrag von NeitherErnie » Do 23. Mär 2023, 21:44

Monique hat geschrieben:
Do 23. Mär 2023, 21:30
]Lieber für 20 € in die Secret Lagoon als für 80 € in die Blue Lagoon. - Wenn hier noch mehr Äpfel mit Birnen verglichen werden, dann werfe ich die Pflaume ein: Ein gaaanz normales Schwimmbad :evil:.
Aber... aber... ich muß doch in eine von diesen Lagunen gehen, die es auf Island gibt! :cry:
Zwischen Seyðisfjörður und Keflavík liegt nunmal eine kleine unwegsame lnsel namens Ísland (WERner)
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lena
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Re: fragwürdige Reiseberichte /-artikel zur Reisezeit

Beitrag von lena » Do 23. Mär 2023, 22:12

Vor ein paar Jahren fragte eine Amerikanerin in einer allgemeinen Labergruppe eines Nischen sozialen Netzwerkes nach Erfahrungen mit Winterreisen in Island, sie wollte mit ihrer vierköpfigen Familie für eine Woche Ende Februar hin und hatte eine self-drive Rundreise einmal rund um Island im Blick. Ich riet deutlich davon ab und erklärte, weshalb ich es für eine dumme Idee hielt, im Winter in einer Woche mit dem Auto einmal rund um die Insel zu fahren, zumal noch mit zwei Kindern und kassierte dafür eine sehr unfreundliche Reaktion. Das spezialisierte Reisebüro würde das schließlich anbieten, deshalb könne das gar nicht schlecht sein. Tja, was soll man dazu sagen...
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Monique
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Re: fragwürdige Reiseberichte /-artikel zur Reisezeit

Beitrag von Monique » Do 23. Mär 2023, 22:21

Tja, wenn das Reisebüro das sagt … da kommst du halt nicht gegen an. Die haben eben immer Recht.

Ich freue mich immer für alle, die Island nicht von der „sonnigen“ Seite kennen lernen dürfen. Und würde mich noch mehr freuen, wenn sie diese anderen Facetten auch in die Welt streuen würden. Aber vielleicht ist es verpönt, davon zu berichten, wenn der Urlaub anders als erwartet lief . Wer weiß …

Monique
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Re: fragwürdige Reiseberichte /-artikel zur Reisezeit

Beitrag von Lösche Nutzer 5780 » Do 23. Mär 2023, 22:21

Hab mir den Artikel durchgelesen.

Ich denke nicht, dass es bei der GEO Reportage um eine Anleitung geht, den Leuten Island im Winter schmackhaft zu machen. Gebucht wird von den meisten doch sowieso in der Hautreisezeit. Entweder pauschal oder jeder Tag ist seit Monaten exakt verplant. Die haben die Autorin dort eine Woche hingeschickt mit dem Auftrag, Mal wieder was zum Thema Island zu bringen, mehr nicht.

Natürlich kann man beim Mietwagen im Winter sparen, aber dafür lassen sich viel weniger Orte besuchen. Die Autorin schreibt dann: "In der Summe kostete mich der einwöchige Urlaub im eisigen Norden rund 2500 Euro."

Das finde ich für einen "Sparurlaub im Winter" immer noch ziemlich happig. In meinen Augen: rausgeschmissenes Geld. Geld sparen kann man in Island, in dem man auf Hotels, gebuchte Touren, Flüge und Restaurants verzichtet. Ich war im letzten Sommer vier Monate in Island. Geld gespart hab ich auf Campingplätzen für 15 Euro die Nacht, Müsli zum Frühstück, Getränke selber machen und nicht kaufen. Mit 2.500 kommt man dann locker drei Monate über die Runden, nicht eine Woche. Wer im April anreist oder erst im September wieder fährt profitiert zudem von günstigeren Preisen für die Fähre.
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Re: fragwürdige Reiseberichte /-artikel zur Reisezeit

Beitrag von Monique » Do 23. Mär 2023, 22:23

NeitherErnie hat geschrieben:
Monique hat geschrieben:
Do 23. Mär 2023, 21:30
]Lieber für 20 € in die Secret Lagoon als für 80 € in die Blue Lagoon. - Wenn hier noch mehr Äpfel mit Birnen verglichen werden, dann werfe ich die Pflaume ein: Ein gaaanz normales Schwimmbad :evil:.
Aber... aber... ich muß doch in eine von diesen Lagunen gehen, die es auf Island gibt! :cry:
Sorry, ich vergaß. Wie komme ich nur auf die Idee, dass ein profanes Freibad ausreicht. Tssss. Asche auf mein Haupt Bild.

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Re: fragwürdige Reiseberichte /-artikel zur Reisezeit

Beitrag von Monique » Do 23. Mär 2023, 22:29

25u.de hat geschrieben:
Do 23. Mär 2023, 22:21
[...] Ich denke nicht, dass es bei der GEO Reportage um eine Anleitung geht, den Leuten Island im Winter schmackhaft zu machen. [...]
Das würde ich auch nicht behaupten. Ich finde halt die Aussage des Artikels fragwürdig: Wenn du Geld sparen willst, fahr doch im Winter.

Ich weiß es nicht, aber ich vermute, dass die große Martekingwelle zu "Island zu jeder Jahreszeit / Island im Winter" vor deiner Zeit lag. Das war schon krass, was da damals abging. Da hatten selbst die Isländer mit den Ohren geschlackert. Ich hatte es bisweilen hautnah vor Ort erlebt. Klar, irgendwann kam die - ebenfalls typische - Isländerreaktion: "Money, money, money :twisted:." Da wirft man schon mal sämtliche Bedenken über den Haufen. Da ist so Standard in Island ;-).

Monique
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Re: fragwürdige Reiseberichte /-artikel zur Reisezeit

Beitrag von Lösche Nutzer 5780 » Do 23. Mär 2023, 22:53

Ne diese Marketingwelle ist tatsächlich an mir vorbei geschwappt. Zum Glück.

Wenn es in dem Artikel tatsächlich um "Geld sparen in Island" gehen würde ständen da ja ganz konkrete Tips. Aber das ist nicht der Fall. "Hotel mit Frühstück buchen" ist kein Tip zum Geld sparen, den die Kosten für das Frühstück hat der Hotelanbieter ja eingepreist bzw aufgeschlagen. Hotel = sehr teuer.

Auf dem Campingplatz für 15 Euro übernachten und beim Bonus eine Tüte Müsli für 300 Kronen (2,50 Euro) und eine Tüte Milch für 1,80 Euro kaufen wäre dagegen eine ganz konkrete Anweisung Geld in Island zu sparen. Im Sommer wie im Winter. Genau sowas steht dafür dann in meinem Blog (einfach "Geld sparen in island" bei google eintippen, ist auf der ersten Seite)

Der GEO Beitrag ist daher einfach nur Werbung getarnt als Reisereportage.
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Re: fragwürdige Reiseberichte /-artikel zur Reisezeit

Beitrag von Monique » Do 23. Mär 2023, 22:55

P. S. Um Missverständnissen vorzubeugen (der "Ton" in einem schriftlichen Text ist ja durchaus mehrdeutig), editiere ich einen Teil meines Textes wie folgt:

[Ironiemodus an :twisted: ]Ich freue mich irgendwie, dass sie dennoch 2.500 € für eine Woche zahlen musste. Keine Ahnung, wie man sich anstellen muss, um das zu schaffen. (Ironiemodus aus :twisted:]

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Re: fragwürdige Reiseberichte /-artikel zur Reisezeit

Beitrag von Monique » Do 23. Mär 2023, 23:02

25u.de hat geschrieben:
Do 23. Mär 2023, 22:53
Wenn es in dem Artikel tatsächlich um "Geld sparen in Island" gehen würde ständen da ja ganz konkrete Tips. Aber das ist nicht der Fall. "Hotel mit Frühstück buchen" ist kein Tip zum Geld sparen, den die Kosten für das Frühstück hat der Hotelanbieter ja eingepreist bzw aufgeschlagen. Hotel = sehr teuer.

Auf dem Campingplatz für 15 Euro übernachten und beim Bonus eine Tüte Müsli für 300 Kronen (2,50 Euro) und eine Tüte Milch für 1,80 Euro kaufen wäre dagegen eine ganz konkrete Anweisung Geld in Island zu sparen. Im Sommer wie im Winter. Genau sowas steht dafür dann in meinem Blog (einfach "Geld sparen in island" bei google eintippen, ist auf der ersten Seite)

Der GEO Beitrag ist daher einfach nur Werbung getarnt als Reisereportage.
Du lieferst praktische Beispiele, warum der ganze Artikel - aus meiner Sicht - dämlich ist. Wobei die Autorin sich im Winter sicher nie auf einen Zeltplatz verirrt hätte. Und Reisereportagen sind irgendwie immer Werbung und als Leser bekommt man nicht immer mit, wer der Auftraggeber war. Wichtig ist doch, aus meiner Sicht, nicht alles ungefragt hinzunehmen.

P.S. Eine Reisereportage über eine Sommerreise, bei der ich die Reise leitete, landete mal in einem Tiermagazin. Da hatte ich komplett den Zusammenhang vermisst, aber immerhin waren die beiden Autoren nett, die auf der Tour waren, und der Artikel auch :).

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