Ein paar erschreckende Island-Momente habe ich auch schon erlebt - als Besitzer eines Sommerhauses auf der Insel.
Es fing ja schon an, als ich vor der eigentlichen Hausübergabe zwei Nächte dort schlafen durfte. Meine erste Aktion war, den Wasseranschluss aufzudrehen - und schon spritzte es aus einem
geplatzten Rohr in unserem Schuppen. Wie sich herausstellte, hatten auch noch eine Armatur im Badezimmer und der Hotpot
Frostschäden. Die Erben des Vorbesitzers hatten nicht gewusst, wie man das Haus winterfest macht, und so war alles Mögliche eingefroren und kaputtgegangen. Immerhin schickten die Vorbesitzer aber gleich am nächsten Tag einen Klempner vorbei, der die Schäden beseitigte.
Nur der Hotpot ließ sich nicht einfach reparieren. Das führte dann zu etwas Krach mit den Vorbesitzern, der darin gipfelte, dass ich das Haus wieder verlassen musste. So verbrachte ich einen Nachmittag mit meinem Rechner beim
Home-Office auf einer Parkbank an der Ölfusá in Selfoss, nicht wissend, wo ich die nächste Nacht verbringen würde. Am späten Nachmittag lenkten die Vorbesitzer schließlich doch noch ein, und abends wurde der Vertrag unterzeichnet und ich konnte in unser Häuschen ziehen.
Der nächste große Schreck kam dann, als wir erstmals im Winter bei unserem Haus ankamen. Wir hatten wohl die Heizung etwas zu niedrig eingestellt gehabt. Im Haus waren es nur noch 3°. Die Wasserleitungen hatte ich ja immerhin leer gemacht. So waren sie nicht geplatzt. Aber vor Kälte hatten sich die
Wasserleitungen verbogen und waren auseinandergegangen. Als ich diesmal das Wasser anstellte, spritzte es in der Küche und auf dem WC unter den Waschbecken. Immerhin reichte es, die Leitungen wieder zusammenzustecken.
Dann versuchte ich, den Hotpot in Gang zu setzen. Aber aus irgendeinem Grund sprang die Pumpe nicht an. Beim Herumrennen über die Terrasse ist dann noch eine
Terrassendiele gebrochen, die im Frost wohl spröde geworden war. Ich schlug mir das Knie auf und verlor meinen Schuh unter der Terrasse. Irgendwann in der Nacht sprang die Pumpe dann doch noch an. Mein Knie war verpflastert, der Schuh unter der Terrasse wieder hervorgeangelt, die Wasserleitungen dicht. Und am nächsten Abend war die Temperatur im Haus auch wieder im Normalbereich, so dass wir nicht mehr in Jacken herumlaufen mussten.
Als wir vom Flughafen zum Haus kamen, lag einiges an Schnee. Aber wir kamen problemlos durch - bis 200 m vor unserem Haus. Da dachte ich, mit genug Schwung werde ich schon durch die
Schneewehe durchkommen. Falsch gedacht. Also eben zum Haus laufen und die Schaufel holen. Als wir am Schaufeln waren, kam aber zufällig der Bauer vorbei, der bei uns den Schnee räumt, zog uns kurzerhand aus dem Schnee heraus und schob uns sogar noch einen Stellplatz frei.
Diesmal hatte der Bauer schon vor unserer Ankunft den Weg bis vors Haus freigeräumt. Aber ich habe dann noch 40 Minuten gebraucht, um mich so weit durch den
Schnee zu schaufeln, dass wir die Haustür und die Tür zum Schuppen öffnen konnten.
Als ich diesmal den Wasser aufdrehte, kam leider nichts. Offensichtlich war der
Wasseranschluss eingefroren. Damit wir wenigstens Wasser für die Klospülung hatten, mussten wir
Schnee im Kochtopf schmelzen. Nach 12 Stunden hatten wir mit Heizung im Schuppen und Heizkissen um die Rohre gewickelt den Anschluss wieder in Gang gebracht.
In den nächsten Tagen kamen noch mehr
Schnee und Schneeverwehungen dazu. Einen Nachmittag klopfte jemand an die Tür. Eine deutsche Touristin, die auf der Suche nach ihrer Ferienunterkunft knapp 200 m von unserem Haus entfernt im Graben gelandet war. Da konnte ich noch helfen. ihr Auto aus dem Tiefschnee freischaufeln und schließlich mit dem
Anschleppseil herausziehen.
Am nächsten Tag brauchte ich dann selber Hilfe.
-20° - Auto sprang nicht an. Ein Freund brachte uns einen Ersatzwagen. Als ich ihn zur Schranke begleiten wollte und rückwärts schnell hinter ihm her wollte, rutschte dieser frischen Ersatzwagen auf einmal seitlich weg, rutschte immer weiter und landete
im Graben neben unserer Zufahrt. Ich hatte wirklich Panik, dass das Auto umkippen könnte. Der Freund schaffte es trotz aller Bemühungen nicht, mich da wieder rauszuziehen. Also musste der Bauer mit seinem Traktor kommen und mir helfen.
Und dann noch ein Erlebnis, dass nichts mit Winter zu tun hat: Wir hatten mal wieder Nordlichter, und ich wollte mal eben ein Foto aus dem Fenster raus machen. Auf einmal machte es: "Rumms". Da war das
Fenster weg. Das Holz war wohl etwas morsch gewesen, und da hatte das Gewicht des offenen Fensters die Scharniere rausgerissen. Aber wieder einmal hatten wir Glück: Das abgestürzte Fenster lehnte komplett intakt an der Hauswand, als hätte es jemand dort abgestellt.
...
Bei solchen Ereignissen frage ich mich manchmal ja schon, was wir uns mit diesem Haus angetan haben. Aber eigentlich ist ja alles doch immer irgendwie gutgegangen.
Þetta reddast. Island ist einfach ein Abenteuerland.