Video: The Grænalón Trail

Erfahrungsaustausch mal ausführlich.
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Andi Schönberger
Herrscher des Nordmeeres
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Video: The Grænalón Trail

Beitrag von Andi Schönberger » Do 9. Sep 2010, 17:33

Hallo an Alle!

The Grænalón Trail

Ein faszinierender Trail der an Abwechslung und Naturschönheit keine Wünsche offen lässt. Über den Trail selbst und seine Eigenheiten ist an anderen Stellen bereits geschrieben worden, hier nun ein Video das die kurze Variante von Skaftafell nach Núpstaðarskógur im August 2010 zeigt.
Graenalon.JPG
Anmerkung: Die Luftaufnahmen sind aus dem Jahre 2006 und zeigen wie stark sich der Wasserspiegel seither abgesenkt und die Umgebung sich verändert hat

Link zum Video auf Vimeo > (15 Min)


Nachdem ich gerade vom Laugavegur gekommen bin blendet mich das Weiß des Hvannadalshnúkur und das Grün des Skaftafell Nationalparks.

Um 12:00 Uhr geht es los, vorbei an den Hütten der Mountain Guides und unzähligen Touristen. Heute steht der Aufstieg Richtung Blatindur (1177 Hm) am Programm. Nach einem Abstecher zum Svartifoss, der mittlerweile durch Absperrungen vor dem Touristenstrom geschützt wird geht es in’s Tal der Morsa bevor der Anstieg in die Berge folgt. Vorher nehme ich aber noch eine Dusche unter dem versteckten Wasserfall in der Retargil. Kleine Steinwarten zeigen den Weg, aber ich muss mich doch nach dem Laugavegur auf das weglose Gehen wieder einstellen da ich den Weg nicht immer erkennen kann. In 800 Höhenmeter auf einem Plateau angekommen und nach 7 Stunden Gehzeit genieße ich die Ruhe das wolkenlose Wetter und die Aussicht auf den Skeidararsandur vor dem Zelt.

Um 6:00 Uhr aufgestanden muß ich erkennen dass sich das Wetter entgegen aller Voraussagen, zwei Tage zuvor, stark verschlechtert. Die Wolken ziehen aus der Ebene die Berghänge empor und am Grat der zum Blatindur führt angekommen, beginnt es zu Regnen. Pfade sind nun wieder leichter zu erkennen. Man verliert sie zwar immer wieder, aber das GPS führt mich trotz schlechter Sicht wieder auf den Weg zurück. Nach 4 Stunden stehe ich im Nordurdalur am Balkon mit Ausblick auf den Skeidararjökull. Bereits um 11:00 beschließe ich das Zelt wegen des starken Regens wieder aufzubauen und auf besseres Wetter zu warten um den Gletscher zu queren. Nach 5 Stunden ist der Spuk vorbei und sogar die Sonne kommt am Abend hervor.

Perfektes Wetter am nächsten Tag. Um 5:00 Uhr aufgestanden zeichnen sich gerade die ersten Sonnenstrahlen an den Berggipfeln ab. Der Übergang zum Gletscher ist recht einfach. Direkt von festem Boden auf’s Eis geht es nun über 12,5 km Luftlinie Richtung WNW zum Grænafall. Im östlichen Bereich ca 4 km sind einige Spalten zu umgehen. Die Spalten liegen allerdings im Gegensatz zu den letzten 3 km im Westen nicht komplett quer zur Gehrichtung. Die Brücken zwischen den Spalten sind breit und gut zu gehen. Nach 3 Stunden ziehe ich die Grödel wieder aus um schneller vorwärts zu kommen. Große Spalten sind nun keine mehr zu sehen, allerdings kommt man dann in einen Bereich der Ablationskegel die einem Labyrinth ähneln. Selbst am Gletscher ist es ratsam sich an den GPS Track zu halten. Sobald ich davon abweiche muss ich feststellen dass es einfach schwieriger wird vorwärts zu kommen und mehr Hindernisse zu umgehen sind. Das Labyrinth ist geschafft und die Spaltenzone im Westen beginnt. Grödel wieder angezogen, gilt es nun die letzten 3 km alle 10 bis 20 m eine Gletscherspalte zu queren. Nach 9 Stunden hab ich wieder festen Boden unter den Füßen und denke zurück an die letzten Stunden die mich durch eine faszinierende Gletscherwelt führten. Nach einer weiteren Stunde bin ich am „Campingplatz“ am See angelangt. Gleich nebenan befindet sich die perfekte Dusche in Form eines kleinen Wasserfalls. Die Felswand darunter ist mit Moos überzogen sodass man sich da auch mal den Rücken abschruppen kann. Am Abend kommt der vorhergesagte starke Regen.

Ich hab gehofft dass der Regen am nächsten Tag vielleicht nicht ganz so stark ausfällt. Meine Hoffnungen wurden leider nicht erfüllt. So regnet es den ganzen Tag und nochmals sehr stark in der darauf folgenden Nacht. Ich muss die ganze Zeit an mein letztes Hindernis bei dieser Tour, an die Nupsa denken. Nun gilt es allerdings einmal auf die nächsten Schritte aufzupassen. Entlang des Sees sind immer wieder weiche Stellen zu beobachten an denen man leicht versinkt. Da ist Vorsicht geboten wo man hintritt. Am Flussdelta furte ich den Zufluss zum See. Starker Regen setzt natürlich gerade zum ungünstigsten Moment ein. Wie ich mir da vorher so den ewig breiten Zufluss ansehe muss ich erkennen dass etwa doppelt Fussball große runde Steine in den einzelnen Rinnen mitgerissen werden. Die Strömung ist stark aber ich finde eine passende Linie durch die knietiefen und kalten Fluten. Nach einer ½ Stunde kommt mir ein Mountainguide mit einer Gruppe Franzosen entgegen. Er war erleichtert als ich ihm mitteilte dass ich von der anderen Seite des Flusses gekommen bin und nicht, wie er aufgrund des Regens angenommen hatte, umgekehrt bin. Ich glaube er hat dann 1 Stunde gebraucht um die gesamte Gruppe über den Fluss zu bringen. Mountainguides haben ein hartes Leben!
Nach 8 Stunden stehe ich am GPS Punkt „GR_GIL“. Die Schlucht die mich ins Núpstaðarskógur führt. Der Blick von oben hinunter durch die Schlucht fällt geradewegs auf die darunter liegende reißende Nupsa. Ein Pfad führt steil bergab durch das Geröll das in der engen Schlucht liegt. Nach einer weiteren Stunde durch vollkommen durchnässtes Gras und Gebüsch stehe ich am Nupsafoss. Der abschüssige Weg selbst ist zum Bach geworden. Das Zelt wird mit bester Aussicht auf die sich nach dem Tal erstreckende weite Ebene aufgestellt. Zur nächsten Wasserstelle sind es nur 30 cm. Jedes Loch ist angefüllt mit Wasser und alles schwimmt.

Die ganze Nacht regnet es bereits stark. Ich warte noch zu, da sich das Wetter bald bessern sollte. Gegen 11:00 war es dann soweit. Die Sonne kam wieder zum Vorschein. Nach einer letzten Runde zum Nupsafoss geht es nun weiter über die regennasse Felswand mit Hilfe der bereits berühmten Kette und weiter Richtung 1er zum letzten Hindernis. Der Regen der letzten Stunden hat einiges an Wasser mit sich gebracht. Die UTVIST Hütte ist umgeben von Wasser. Angekommen an der Nupsa Furt, verstaue ich zur Sicherheit die Kammera nochmals in einem wasserdichten Sack. Das Wasser reicht mir im letzten Drittel der Furt bis zur Hüfte. Die Skistecken vibrieren durch die Strömung. 10 Meter noch bis zum rettenden Ufer wird der Untergrund wieder seichter. Vorne bis kurz unter die Brust und hinten bis zum Rücken nass steige ich aus dem Wasser. Wenigstens scheint nun wieder die Sonne.

So ist die Tour bis zum letzten Meter spannend geblieben! Den letzten Schluck 80%igen Rum hab ich mir da redlich verdient ;)

Link zum Video auf Vimeo > (15 Min)

Viel Spass damit und viele Grüße
Andi
Zuletzt geändert von Andi Schönberger am Fr 10. Sep 2010, 09:11, insgesamt 1-mal geändert.
Island Bildergallerie: http://www.andreas-schoenberger.at
Video Portal http://vimeo.com/user1390856/videos
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Uwe
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Re: Video: The Grænalón Trail

Beitrag von Uwe » Do 9. Sep 2010, 18:09

Hallo Andi,
leider kann ich das Video im Moment nicht ansehen, da der Flash Player auf meinem alten Mac nicht läuft. Allerdings werde ich in wenigen Tagen wieder in Deutschland sein und kann mir den Film dann zu Hause ansehen. Sowohl der Bericht als auch das Einstiegsbild sehen aber schon sehr vielversprechend aus. Danke schon mal im voraus!

Uwe
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Re: Video: The Grænalón Trail

Beitrag von Steirer » Do 9. Sep 2010, 19:32

Hallo Andi,

dein Video ist, wie von dir nicht anders zu erwarten, sehr eindrucksvoll und von bestechender Qualität. Nur Vimeo hat unsere Texte völlig durcheinander geworfen.

Herzliche Grüße vom
Steirer Sigi
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Re: Video: The Grænalón Trail

Beitrag von Dieter » Do 9. Sep 2010, 20:07

Hallo Andi,

Danke für das Super-Video! Besonders die Bilder vom Skeiðarárjökull haben mich wieder sehr beeindruckt.
Schade, daß Du zum Schluß so ein Wetterpech gehabt hast. Bei meiner "klassischen" Grænalón-Runde Mitte Juli dieses Jahres, hatte ich 6 Tage Sonne pur :D

Viele Grüße,

Dieter
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Reiner
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Re: Video: The Grænalón Trail

Beitrag von Reiner » Do 9. Sep 2010, 21:10

Hallo Andi
Ein wirklich faszinierendes Video. Die Überquerung des Skeiðarárjökull zeigt sehr schön die grandiose Gletscherwelt, aber auch die Gefahr die da lauert. Gerade so eine Solotour erfordert unglaublich viel Erfahrung, extrem gute Vorbereitung und große mentale Stärke.Vor allen Dingen dann, wenn das Wetter umschlägt.Also ich habe eine absolute Hochachtung von Dir und Dieter,der ja da auch unübertroffen ist.Da mir eine Gletscherüberquerung allein doch zu heikel ist, war die Passage von dort für mich sehr beeindruckend und sehr aufschlußreich.
Danke das Du uns mit dem Video teilnehmen läßt. :D
Viele Grüße Reiner
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Re: Video: The Grænalón Trail

Beitrag von Jutta » Fr 10. Sep 2010, 13:20

Hallo Andi,
herzlichen Dank für das großartige Video!
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Monique
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Re: Video: The Grænalón Trail

Beitrag von Monique » Fr 10. Sep 2010, 16:10

Hi Andi,

beeindruckende Aufnahmen!

Monique
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Kati
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Re: Video: The Grænalón Trail

Beitrag von Kati » Sa 11. Sep 2010, 17:39

Hallo Andi,

ein fesselnder Bericht und ein sehr schönes Video!!!
Freue mich schon auf einen Liv-Bericht und auf deinen Vortrag auf dem IS-Treffen in Heilbronn.

Liebe Grüße
Katrin
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Sigrid
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Re: Video: The Grænalón Trail

Beitrag von Sigrid » So 12. Sep 2010, 11:24

Der letzte Schluck aus der Pulle war bestimmt der leckerste. Danke für den Bericht. Bis bald. Grüße Sigrid
The sky maybe falling down, but the stars look good on you ... himininn er að hrynja, en stjörnurnar fara þér vel

Ein paar meiner Bilder gibt´s da -->Flickr
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Reiner
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Beitrag von Reiner » So 12. Sep 2010, 12:25

Hallo Kati
Eure Panos muß man unbedingt gesehen haben.Einfach Klasse.
Gruß Reiner

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